Unruhen in der Ukraine - reloaded
06.02.2015 um 20:03Bisweilen erobern die Ukies sogar nen Panzer...
Seit dem Beginn der russischen Intervention in der Ukraine ist fast ein Jahr vergangen. Aber noch immer hinken die westlichen Rezepte im Umgang mit Moskau den Realitäten hinterher. Kommentar von Andreas Rüeschhttp://www.nzz.ch/international/kommentare/der-weg-ins-zweite-kriegsjahr-1.18477536
Vor dreissig Jahren weckte der überraschende Aufstieg Michail Gorbatschows an die Spitze des Sowjetimperiums Hoffnungen auf ein Ende der Ost-West-Konfrontation. Mit seiner Idee eines «gemeinsamen europäischen Hauses» deutete der neue Kremlchef die Bereitschaft an, Misstrauen auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs abzubauen und festgefügte geopolitische Realitäten infrage zu stellen. Das «gemeinsame Haus» war ein vages Konzept, aber es reichte, um der Imagination Flügel zu verleihen. Gorbatschows Bekenntnis zu einem Europa der gemeinsamen Werte, «vom Atlantik bis zum Ural», verlor schon bald seinen utopischen Charakter, als der kommunistische Ostblock zerfiel. Das Haus, mit Zimmern für alle seine Völker und mit gemeinsamen Regeln, schien bereit zum Bau. Die westliche Politik folgte jahrelang der Annahme, dass auch das neue Russland einen Teil dieses Hauses beziehen und sich wie alle anderen Bewohner dem Modell einer liberalen Demokratie verschreiben werde. Rückschritte auf diesem Weg wurden mit den Phantomschmerzen einer untergegangenen Grossmacht erklärt, imperialistisches Gehabe gegenüber den Nachbarn mit endloser Geduld behandelt. Selbst als Russland 2008 in Georgien einfiel, blieb dies für Moskau folgenlos – dem Westen war es wichtiger, die Fiktion einer Partnerschaft mit Russland aufrechtzuerhalten.
Abkapselung vom übrigen Europa
Die Militärintervention in der Ukraine hat jedoch endgültig klargemacht, dass Russland nicht ein Partner des freien Europas ist, sondern ein Gegner. Mit der Annexion fremden Territoriums und der Anwendung brutaler Gewalt gegen ein Nachbarland hat sich Moskau über konstitutive Regeln des «gemeinsamen Hauses» hinweggesetzt. Der Kreml versucht sich damit zu rechtfertigen, dass der Westen Russlands Interessen in der Ukraine missachtet habe und dafür nun die Quittung erhalte. Die Argumentation ist entlarvend, da sie illustriert, wie sich Russland ein Mitspracherecht bei Angelegenheiten seiner «Zimmernachbarn» ausbedingt. Der Entscheid der Ukraine für eine Annäherung an die Europäische Union ist jedoch einzig und allein Sache der Bürger dieses Landes. Auch Russlands Bewohnern sollte dieser Weg offenstehen; ohne den kulturellen Reichtum, die Erfindungsgabe und schöpferische Kraft der Völker Russlands wäre das «gemeinsame Haus» viel ärmer. Solange es Präsident Putin jedoch vorzieht, seine Untertanen mit chauvinistischer Lügenpropaganda für dumm zu verkaufen und sein Land abzukapseln, bleibt eine solche Gemeinschaft eine Illusion. Europa kann sich in dieser Situation nur damit behelfen, die vom Moskauer Regime ausgehende Gefahr einzudämmen, so gut es geht.Das erfordert keine Rückkehr zum Kalten Krieg, aber die Rückbesinnung auf einige seiner Lehren. Es gilt, einen langen Atem zu bewahren, konsequent zu sein und Putin hohe Kosten für seine Aggression aufzuerlegen. Die Dreistigkeit seiner Machtpolitik erklärt sich aus der Einschätzung, dass der Westen feige, zerstritten und profitsüchtig sei. Man muss ihm folglich das Gegenteil beweisen. Ob die westlichen Führer den Ernst der Lage wirklich erkannt haben, ist zweifelhaft. Präsident Obama erklärte vor zwei Wochen in seiner «State of the Union»-Rede mit voreiligem Triumphgeheul, dass Russland isoliert sei und seine Wirtschaft am Boden liege. Das hinderte die russische Seite freilich nicht daran, eine neue Offensive in der Ostukraine zu lancieren und die Minsker Waffenstillstandsgespräche platzen zu lassen. Auch Deutschland und Frankreich, die nun mit einer diplomatischen Feuerwehraktion das Schlimmste abzuwenden versuchen, haben sich überrumpeln lassen. In beiden Ländern gibt es starke Widerstände gegen die Russland-Sanktionen, weil diese mit Geschäftsinteressen kollidieren. Präsident Hollande plädierte Anfang Jahr höchstpersönlich für eine Lockerung. Solche Äusserungen signalisieren dem Kreml, dass es am Willen fehlt, die erzielten Gebietsgewinne rückgängig zu machen. Sie sind ein Zeichen westlicher Schwäche, die den Appetit auf weitere Eroberungen nur zusätzlich anregt. Dasselbe gilt für den neuen deutsch-französischen Friedensplan, der Kiew zwänge, weitere Gebietsverluste zu akzeptieren.Um Putin die Stirn zu bieten, braucht es keinen Nato-Einsatz, aber schärfere Sanktionen. Wie verwundbar die russische Wirtschaft ist, haben die letzten Monate gezeigt. Als Folge des Ölpreiszerfalls und der Sanktionen hat der Rubel die Hälfte seines Werts verloren, ist Russlands Bonität auf Ramsch-Niveau gesunken und hat die Kapitalflucht einen Rekordstand erreicht. Dank seinen Währungsreserven ist Russland aber nicht unmittelbar vom Bankrott bedroht. Die Ausweitung der Sanktionen auf weitere Wirtschaftszweige würde den Druck auf den Kreml erhöhen. Nötig sind aber auch Schritte, die das Kräfteverhältnis im Konfliktgebiet ändern. Der Verzicht auf jegliche Waffenhilfe an die Ukraine lässt sich nicht länger rechtfertigen. Das Land ist Opfer einer Aggression und muss sich verteidigen dürfen. Zwar wäre es unklug, Kiew zu einer Rückeroberungsaktion zu ermuntern. Es wird nie möglich sein, die abtrünnigen «Volksrepubliken» militärisch zu besiegen, solange Moskau ihnen mit modernstem Kriegsgerät beisteht. Aber die ukrainische Abwehrfähigkeit muss dringend gestärkt werden, etwa mit Artillerie-Radar und Panzerabwehrwaffen. Der Einwand, dass selbst die Lieferung von Defensivwaffen Moskau provozieren würde, wäre überzeugender, wenn die Gegenseite sich dieselbe noble Zurückhaltung auferlegen würde. Putin liest das Nein aus Washington und Berlin zu Waffenhilfe gewiss nicht als versöhnliche Geste, sondern als Zeichen der Unentschlossenheit. Insofern ist die westliche Haltung tatsächlich provozierend – sie erhöht den Anreiz des Kremls, militärisch rasch weitere Fakten zu schaffen.
@ChavezWie wäre es bspw. mit Punkt 10 in Verbindung mit dem Namen Isa Munayev bzw. dem "Dudayev-Bataillon"?
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Die Ukrainer verletzten das Abkommen vermutlich durch ihre bloße Anwesenheit im eigenen Land...
canales schrieb:Wieviele Offensiven gab es denn seit Minsk?würden unsere Nachrichten das zeigen was so oft hier rein gestellt wurde, wäre ich mir nicht sicher ob die Umfragen dann so ausfallen würden wie sie es tun.
Bei solchen Argumenten wird für mich immer klarer weshalb sich eine immer größere Mehrheit in der BRD gegen Putin wendet...
Die unverzügliche beiderseitige Unterbrechung der Anwendung von Waffengewalt zu gewährleisten.Welche Gruppen sind ungesetzlich bewaffnet?
Das Monitoring und die Überprüfung der Waffenruhe durch die OSZE zu gewährleisten.
Die Dezentralisierung der Macht in der Ukraine zu verwirklichen, unter anderem durch die Verabschiedung eines ukrainischen Gesetzes "Über die vorübergehende Ordnung der lokalen Selbstverwaltung in bestimmten Regionen der Donezker und Lugansker Gebiete" (Gesetz über den Sonderstatus).
Das ständige Monitoring an der russisch-ukrainischen Staatsgrenze und die Überprüfung seitens der OSZE zu gewährleisten, mit der Bildung einer Sicherheitszone in den Grenzkreisen der Ukraine und der Russischen Föderation.
Sofort alle Geiseln und ungesetzlich festgehaltenen Personen zu befreien.
Das Gesetz über die Nichtzulassung der Verfolgung und der Bestrafung von Personen in Zusammenhang mit den Ereignissen zu übernehmen, die in einzelnen Kreisen der Donezker und Lugansker Gebiete der Ukraine geschehen sind.
Den inklusiven nationalen Dialog fortsetzen.
Maßnahmen zur Verbesserung der humanitären Situation im Donbass zu ergreifen.
Die Durchführung vorgezogener Kommunalwahlen zu gewährleisten, entsprechend dem ukrainischen Gesetz "Über die vorübergehende Ordnung der lokalen Selbstverwaltung in den gesonderten Kreisen der Donezker und Lugansker Gebiete" (Gesetz über den Sonderstatus).
Die ungesetzlichen bewaffneten Formationen, die Militärtechnik sowie die Freischärler und Söldner aus der Ukraine herauszuführen.
Ein Programm des wirtschaftlichen Wiederaufbaus des Donbass und der Wiederherstellung der Lebensfunktionen der Region zu beschließen.
Die Garantie der persönlichen Sicherheit der Teilnehmer der Konsultationen zu gewähren.
KIEV, Ukraine, February 6 (UNHCR) – The UN refugee agency reported on Friday that fighting in eastern Ukraine's Donetsk region is creating new displacement and pushing the number of registered internally displaced people (IDP) close to the 1 million mark.http://www.unhcr.org/54d4a2889.html
Ukraine's Ministry of Social Policy puts the number of registered IDPs countrywide at 980,000 – a figure that is expected to rise as more newly uprooted people are being registered. In addition, some 600,000 Ukrainians have sought asylum or other forms of legal stay in neighbouring countries, particularly the Russian Federation, but also Belarus, Moldova, Poland, Hungary and Romania, since February 2014.
canales schrieb:Welche Offensive, der Versuch der Rückeroberung des Airports?Du unterschlägst sie jedenfalls ohne mit der Wimper zu zucken.
Naja, die Geländegewinne seit 09/14 gehen allesamt auf die Kappe der Sepas...ich meine man kann das auch negieren...
canales schrieb:Bei solchen Argumenten wird für mich immer klarer weshalb sich eine immer größere Mehrheit in der BRD gegen Putin wendet...Bei solchen "Argumenten" wird mir vor allem klar, daß Du Dir mehr Zeit fürs Essen lassen solltest.
canales schrieb:Die meisten sind doch dem Innenministerium unterstellt.Deinem Innenministerium?
The Ukrainian military high command has almost no control over these people. The way they fight the enemy confuses, bewilders and even angers both military professionals and the civil government. For example, they place artillery and mortar weapons right in the middle of the economically vital urban infrastructure like electric power stations, as happened some days ago at Shaste. When the pro-Russian separatists’ positions were shelled from there, the return fire put out electricity and water supply for the whole Kiev-controlled part of Luhansk region with population of around 300,000 people –in winter.http://observer.com/2015/01/ukraine-on-her-knees/ (Archiv-Version vom 08.02.2015)
Some of their military goals seem irrational at best. They blow up bridges, railroads, mine roads, and block the roads in front of convoys with humanitarian cargo.
On January 23, Governor of Luhansk region Gennady Moskal said that the troops from the battalion ‘Dnipro-1,’ controlled by the oligarch Kolomoisky, mined the railroad tracks and blew up a freight train that was loaded with coal from the separatist controlled area and on its way to the electric power plant stationed in a Kiev controlled town.
canales schrieb:Wer erobert ist der Agressor...das gilt vor allem, wenn ein Waffenstillstand vereinbart wurde.Lustig. Ja gut, erzähl das dem Innenministerium oder den Oligarchen, die schon die erste "einseitige" Waffenruhe brachen. Wir wollen doch fair bleiben?