Unruhen in der Ukraine - reloaded
13.07.2014 um 15:36@Z. Hallo Z.,
prinzipiell stimme ich dir gänzlich zu. Zusätzlich sieht es für mich inzwischen so aus, als ob der Schockprinz einen Drahtseilakt zwischen, der EU, der eigenen Bevölkerung, Milizen und dem braunen Sektor vollzieht. Welche Rolle den Amerikanern zukommt, ist nochmal ein anderes Thema. Man hat ja gesehen, welchen Einfluss der rechte Sektor auf seine Entscheidungsfreudigkeit hat. Mit zunehmenden Einfluss auch private Milizen, die noch nie Gegenstand einer Diskussion waren. Am gefährlichsten sind immer die Leute, die nur Kurzfristig, ausschließlich im Interesse des Machterhaltes, agieren. An folgendem Beispiel wird das offensichtlich:
prinzipiell stimme ich dir gänzlich zu. Zusätzlich sieht es für mich inzwischen so aus, als ob der Schockprinz einen Drahtseilakt zwischen, der EU, der eigenen Bevölkerung, Milizen und dem braunen Sektor vollzieht. Welche Rolle den Amerikanern zukommt, ist nochmal ein anderes Thema. Man hat ja gesehen, welchen Einfluss der rechte Sektor auf seine Entscheidungsfreudigkeit hat. Mit zunehmenden Einfluss auch private Milizen, die noch nie Gegenstand einer Diskussion waren. Am gefährlichsten sind immer die Leute, die nur Kurzfristig, ausschließlich im Interesse des Machterhaltes, agieren. An folgendem Beispiel wird das offensichtlich:
Gestern Nachmittag kündigte Präsident Poroschenko als Reaktion auf die Angriffe Rache im Stil von Israel an. Poroschenko scheint zerrissen zwischen dem Druck vornehmlich aus der EU, den Konflikt ohne blutiges militärisches Vorgehen durch Verhandlungen aufzulösen, und innenpolitischen Falken, die eine schnelle und harte Niederschlagung der Separatisten fordern. Jetzt muss er den innenpolitischen Falken entgegenkommen und droht den für den Angriff mit dem Mehrfachraketenwerfer Verantwortlichen, dass sie ebenso gefunden und eliminiert würden wie diejenigen, die den Kampfhubschrauber mit einem MANPAD abgeschossen hatten: "Die Militanten werden mit Hunderten ihrer Leben für das Leben eines jeden Soldaten von uns zahlen. Kein einziger Terrorist wird vermeiden können, zur Verantwortung gezogen zu werden. Jeder wird bestraft werden." Die ukrainischen Soldaten seien Helden, sie müssten aber auch, nachdem die Städte "befreit" wurden, ein "verantwortliches Verhalten" zeigen, d.h. sie sollen den Einwohnern helfen und sie mit allem Notwendigen versorgen. Das ist ein Spagat zwischen aggressiver Rache und Zurückhaltung, die von den Soldaten, noch eher von den Mitgliedern der Nationalgarde und den Milizen, kaum gewahrt werden dürfte.
Neben den 30.000 Soldaten befinden sich auch 2000 bewaffnete Milizen in der Ostukraine, die offiziell zur Teilnahme im Krieg gegen die "Terroristen" aufgefordert wurden, nachdem die ukrainische Armee in der ersten Zeit kaum Fortschritte erzielen konnte. Für Andriy Parubiy, der Vorsitzende des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats und zuvor der Chef der sogenannten "Selbstverteidigungskräfte" des Maidan, sind die Milizen entscheidend, um die Armee und deren Kampfkraft zu stärken, wie die Kyiv-Post berichtet: "Die Menschen kamen und fragten nach Waffen und sagten, sie wollten kämpfen. Wir mussten einen Mechanismus finden, um dies zu kanalisieren. Die Tatsache, dass wir es vermochten, diese riesige Energie des Maidan auf den Schutz des Vaterlands zu richten, hat viel geholfen."
Die Bemerkungen geben auch noch einmal einen Hinweis darauf, dass die Maidan-Proteste keineswegs so friedlich waren und Militante aus dem rechtsnationalistischen Spektrum angezogen hatten, die damals von den Oppositionsparteien und dem Westen unterstützt wurden. Die Nationalgarde wurde auch deswegen geschaffen, um einen Teil der Maidan-Militanten zu legalisieren und unter staatliche Kontrolle zu bringen. Viele, darunter auch der Rechte Sektor, wollten dies aber nicht und setzten auch mit der Hilfe der Vaterlandspartei von Timoschenko, der rechtsextremen Swoboda-Partei und Parubiy, der an der richtigen Stelle saß, schließlich durch, dass Freiwilligenbataillone, also Milizen, von Oligarchen und Gruppen legal gebildet, finanziert und vereint mit Armee, Nationalgarde und anderen Sicherheitskräften in den Krieg in den Osten ziehen konnten.
Nach der Kyiv-Post gibt es 22 von diesen Milizen, darunter auch "Bataillone" der Nationalgarde. "Es sind die Männer, die auf dem Maidan standen", sagt Parubiy, der sie als "hochgradige professionelle" Kampfverbände preist. Keine der Bataillone, so versichert er, würde auf Befehl von Oligarchen oder nach eigenem Willen handeln. Die Bataillone der Nationalgarde unterstehen der Polizei und sollen allen voran bei der Wiedereroberung von Slowjansk und Kramatorsk gewesen sein. Parubiy ehrte Mitglieder der Nationalgarde als Helden und sagte: "Es ist symbolisch, dass die Flagge in Slowjansk von Freiwilligen aus der Maidan-Selbstverteidigung gehisst wurde." Besonders hochgerüstet und gut ausgestattet ist das Dnepr-Bataillon, das zumindest vom Oligarchen Kolomoisky, Gouverneur von Dnipropetrovsk, mitfinanziert wird. Der Rechte Sektor ist hier beteiligt, aber auch an anderen Milizen.
http://www.heise.de/tp/artikel/42/42241/1.html