Wohin geht die Türkei unter Erdogan?

Gwyddion schrieb:Da musst Du einen Erdogan-nahen Türken fragen.. wie er Demokratie definiert.

Wäre sicher "interessant".

@vincent

Wenn es auf ein Referendum hinausläuft, muss der türkischen Bevölkerung klar sein, dass sie damit auch darüber abstimmen, ob es weiter in Richtung EU geht oder sie sich den Weg auf Jahrzehnte verbauen (wollen). Kann ja durchaus sein, dass die Mehrheit tatsächlich gar nicht in die EU will.

Zumindest wäre dann mal Klarheit geschaffen.

Nerok schrieb:Erdogans "wichtige Entscheidung" die Morgen bekannt gegeben werden soll ist wohl höchstwahrscheinlich eine änderung des Präsidialsystems um seine Macht weiter zu zementieren..ich sags euch.

Das steht zu befürchten! Tja, für ihn war ja ein Putschversuch, bei dem seine Landsleute starben, ein "Geschenk Gottes". Da war doch eigentlich schon klar, dass er die Situation voll ausnützen würde - deswegen gibt es ja auch nach wie vor sehr, sehr viele Menschen, die das Ganze für einen False Flag halten - nicht nur VTler im Internet, nahezu jede/r Zweite, mit dem man über die Situation spricht, spielt mit diesem Gedanken...

@CurtisNewton
Bezüglich der Todesstrafe, ja. Bezüglich des Präsidialsystems sehe ich da keine Einschränkung. Oder wird das irgendwo in den Aufnahmeverhandlungen thematisiert? Wäre mir neu.
Letztlich ist der EU-Zug aber sowieso abgefahren für lange lange Zeit. Ob man damit bei der Bevölkerung argumentieren kann, ist mehr als fraglich. Und sein wir ehrlich, gewünscht ist es seitens der EU-Mitgliedstaaten schon vor dem Brexit schon nicht gewesen, jetzt eher noch weniger.

Gwyddion schrieb:Mal sehen, bei den Entlassungs- Verhaftungswellen die gerade durchgeführt werden und wohl auch noch zukünftig zu erwarten sind, ab wann die Türkei einen Stillstand erlebt wo nichts mehr geht....

Ich frag mich ob die Menschen in der Türkei das überhaupt mitbekommen mit den ganzen Entlassungen und der Säuberung die Erdogan zur Zeit vornimmt.
Alle die am Samstag noch geschrien haben das sie für ihr Land alles tun würden,sogar sterben,müssten doch inzwischen auf der Strasse sein und dagegen ankämpfen wie ihr Land gerade demontiert wird.
Gestern noch eine Demokratie,Morgen eine Diktatur.

Wird wohl nur wenig lange dauern bis sich Tausende auf den Weg machen um die Türkei zu verlassen,so lange sie noch können bevor der Irre die Grenzen zu macht.

Die jetzige Phase wird tausende Arbeitskräfte kosten,den Tourismus wird der versuchte Putsch empfindlich treffen und mit einem Despoten an der Spitze werden sich wohl schnell Investoren zurück ziehen....
Wie gut das Deutschland eine Willkommens Kultur pflegt.

Chimerer schrieb:würde es heute noch, wenn es nicht vom großteil der Welt geächtet würde und inzwischen teurer ist als sich einfach Lohnsklaven ausm Ausland zu holen.

Eine böswillige Behauptung. Arme Muslime die keine Gastarbeiter beschäftigen können betreiben keine Sklaverei.
Und beim Thema Lohnsklaven solltest du dir sagen wir dein Smartphone anschauen. Viele kritisieren die Golfstaaten wegen den schlechten Bedingungen für die Gastarbeiter, aber gleichzeitig konsumieren die Menschen hier jede Menge Produkte, die durch westliche Konzerne im Ausland unter vergleichbaren schlechten Bedingungen hergestellt wurden.

Chimerer schrieb:Sklaverei gab es übrigends in der "westlichen Zivilisation" auch nur in den Kolonien.

Das stimmt nicht.
Die Einnahmen durch die Kolonien waren eine wichtige Einnahmequelle für die Kolonialherren. Es half den Briten auch beim aufbringen der Finanzmittel für die industrielle Revolution.

Diese Geschichte von den denkend reich gewordenen Europäern ist die halbe Wahrheit und damit beende ich diesen OT.

lukistar schrieb:Eine böswillige Behauptung. Arme Muslime die keine Gastarbeiter beschäftigen können betreiben keine Sklaverei.

Unsinn. Ich hab vorhin nicht umsonst Mauretanien erwähnt.

@lukistar

Bei allem Unverständnis und Abneigung Deiner Sichtweise in 99% der Dinge....hier

lukistar schrieb:Viele kritisieren die Golfstaaten wegen den schlechten Bedingungen für die Gastarbeiter, aber gleichzeitig konsumieren die Menschen hier jede Menge Produkte, die durch westliche Konzerne im Ausland unter vergleichbaren schlechten Bedingungen hergestellt wurden.

hast Du absolut Recht. Hat hier aber nix wirklich zu suchen, sondern gehört nicht nur im Kern zu einem ganz anderen Thema.

@euclid

euclid schrieb:Warum schauen sie zu, wie wichtige Bereiche des Staates derart umgestaltet werden, wodurch die Demokratie gefährdet wird? Sind die Türken doch nicht so schlau, wie sie tun? Oder ist es einfach schon zu spät?

Ich kann mir vorstellen, dass viele Türken von den Ereignissen völlig überrumpelt sind und aus Angst vor dem gewalttätigen und in Fahrt gekommenen Erdogan-Mob, der Blut geleckt hat, wie gelähmt sind und völlig fassungslos zuschauen, was aktuell in ihrem Land abgeht.

Kaum ein Erdogan-Gegner wird sich im Moment trauen, offen und deutlich Position gegen Erdogan und seine Machenschaften zu beziehen oder gar dagegen zu demonstrieren.

Was mit Erdogan-kritischen Personen passiert, wird ja seit Tagen in den türkischen Medien rund um die Uhr demonstrativ und plakativ verkündet.

buntervogel schrieb:Was mit Erdogan-kritischen Personen passiert, wird ja seit Tagen in den türkischen Medien rund um die Uhr demonstrativ und plakativ verkündet.

Dann ist es zu spät. Der Demokratie wurde das Messer in den Rücken gestoßen und nun fällt sie zu Boden.

euclid schrieb:Dann ist es zu spät. Der Demokratie wurde das Messer in den Rücken gestoßen und nun fällt sie zu Boden.

sieht leider so aus auch wenn sich das viele nicht vorstellen können ist so, was bedauerlich ist.
Wären jedoch Menschen immer erfolgreich um Gerechtigkeit walten zu lassen würden die Geschichtsbücher anders aussehen. Tun sie aber nicht.

Eben auch auf NTV das die Todesstrafe über eine Hintertür sehr wahrscheinlich ist

lukistar schrieb:Viele kritisieren die Golfstaaten wegen den schlechten Bedingungen für die Gastarbeiter, aber gleichzeitig konsumieren die Menschen hier jede Menge Produkte, die durch westliche Konzerne im Ausland unter vergleichbaren schlechten Bedingungen hergestellt wurden.

Jetzt denk aber mal einen Schritt weiter. Wenn die westlichen Konzerne woandern genauso viel Bezahlen müssen wie bsp. in Europa. Warum sollten sie dann überhaupt in ein anderes Land gehen? Sie könnten dann ja genauso gut vor Ort produzieren und somit ihre Lieferwege auf ein Minimum senken. Das Ergebnis davon wäre, das keine finanziellen Mittel in diese Ländern fließen würde, keine Fabrike aufgebaut würden und somit der Aufbau einer eigenen Wirtschaft/Industrie in den betreffenden Ländern ewig dauern würde, wenn überhaupt und anstatt schlecht bezahlter Arbeitsplätze gäbe es überhaupt keine Arbeitsplätze. Das Länder in Fernost wie China und Co immer weiter Aufschließen ist genau diesem Prozess zu verdanken. Im Zug dieses Prozesses steigt auch der Lebenstandart die Löhne vor Ort immer weiter. Inzwischen wandern Firmen auch in Nachbarländer Chinas ab, weil es dort allmählich schon nicht mehr rentiert und auch diese werden dann wirtschaftlichen Aufschwung erleben. Übrigens als in Europa so im 18. -19 Jahrhundert die Industrielle Revolution Einsetzte hat man hier auch 10-12 Stunden für recht wenig arbeiten müssen. Davon konnte man damals auch nicht 2 mal im Jahr in einen Urlaub fahren. Aber das ändert sich mit der Zeit.

Das was da hingegen im arabischen Raum heute abläuft ist nicht viel mehr als moderne Sklaverei.

lukistar schrieb:Die Einnahmen durch die Kolonien waren eine wichtige Einnahmequelle für die Kolonialherren. Es half den Briten auch beim aufbringen der Finanzmittel für die industrielle Revolution.

Mich würde hier ja mal mehr als nur einen Antwort mit ein paar Worten interessieren. Denn ob da abzüglich der Sicherung, Investitionen und Unterhaltskosten für die Kolonien selbst noch soviel übrig geblieben ist würde einen ja schon interessieren.

Das ist übrigends eine Aussage von Bismark zum Thema Kolonien:

„Einerseits beruhen die Vorteile, welche man sich von Kolonien für den Handel und die Industrie des Mutterlandes verspricht, zum größten Teil auf Illusionen. Denn die Kosten, welche die Gründung, Unterstützung und namentlich die Behauptung der Kolonien veranlaßt, übersteigen sehr oft den Nutzen, den das Mutterland daraus zieht, ganz abgesehen davon, daß es schwer zu rechtfertigen ist, die ganze Nation zum Vorteil einzelner Handels- und Gewerbezweige zu erheblichen Steuerlasten heranzuziehen. – Andererseits ist unsere Marine noch nicht weit genug entwickelt, um die Aufgabe nachdrücklichen Schutzes in fernen Staaten übernehmen zu können.

buntervogel schrieb:Kaum ein Erdogan-Gegner wird sich im Moment trauen, offen und deutlich Position gegen Erdogan und seine Machenschaften zu beziehen oder gar dagegen zu demonstrieren.

Abwarten. Das kann auch ganz schnell kippen wenn 50k Leute gefeuert werden.

@Chimerer

euclid schrieb:Dann ist es zu spät. Der Demokratie wurde das Messer in den Rücken gestoßen und nun fällt sie zu Boden.

...ja, und nun wird sie ersetzt durch eine Erdokratie mit Erdogan I. an der Spitze.

@MacLucky

MacLucky schrieb:Wird wohl nur wenig lange dauern bis sich Tausende auf den Weg machen um die Türkei zu verlassen,so lange sie noch können bevor der Irre die Grenzen zu macht

So sieht es wohl aus.... hierzu ein Artikel der zeigt, wie zerrissen so mancher Türkische Staatsbürger nun ist.

http://www.focus.de/politik/ausland/das-ende-der-demokratie-wir-wollen-weg-von-ihm-tuerkin-erzaehlt-wie-der-putsch-ihr-leben-veraendert-hat_id_5740770.html

Oh.. na wenn das kommt könnte es je nach Inhalt noch interessant werden...

WikiLeaks will 300.000 interne türkische Regierungsmails veröffentlichen

Es ist eine Ankündigung, die derzeit auch über die Grenzen Europas hinaus für Aufsehen sorgt: Die Enthüllungsplattform WikiLeaks will am Dienstag im Laufe des Tages rund 300.000 interne E-Mails der türkischen Regierung veröffentlichen.

Das teilte die Organisation über Twitter mit. Fast die Hälfte der Nachrichten sollen dabei aus den höchsten politischen Kreisen der AKP stammen.

Nur wenige Stunden nach dieser Ankündigung berichtet die Plattform von kontinuierlichen Angriffen auf ihre Seite. Die Quelle der Attacken sei nicht bekannt, teilte WikiLeaks mit – auch wenn die Umstände auf eine Fraktion der türkischen Regierung oder deren Verbündete hindeuteten, so Wikileaks. Trotzdem werde man nicht aufgeben und die Dokumente veröffentlichen.

Die Organisation machte deutlich, dass sie weder für noch gegen die AKP sei. Ihr Standpunkt: Die Wahrheit sei der richtige Weg, so Wikileaks. Die geleakten Dokumente seien daher für alle von Nutzen.

http://www.focus.de/politik/videos/angriffe-auf-enthuellungsplattform-wikileaks-will-300-000-interne-tuerkische-regierungsmails-veroeffentlichen_id_5744631.html

@Gwyddion

Freu mich schon drauf....sind eh alles Terroristen da bei Wikileaks (/ironie)

Kurze Bestandsaufnahme.. Stand jetzt ist die Zahl der "Entlassungen" bei insgesamt 50 000. Für insgesamt vier Tage ne ordentliche Bilanz.

@Gwyddion

Gwyddion schrieb:So sieht es wohl aus.... hierzu ein Artikel der zeigt, wie zerrissen so mancher Türkische Staatsbürger nun ist.

Hab da aber auch an Menschen gedacht die plötzlich ihre Arbeit verlieren werde,sollte das in der Türkei so weiter gehen.
Glaub so manch einem "Erdogan-Applaudierer" wird in den nächsten Wochen noch ein Lichtchen auf gehen wenn er erkennt das nicht die Putschisten die "Bösen" waren.

@Gwyddion

Oha. Das ist krass.