schtabea schrieb:Was ich nur nicht verstehe, deswegen habe ich diesen Thread eröffnet : ich höre sehr oft aus wissenschaftlichen Kreisen, daß die Frage " Was war vor dem Urknall ?" keinen Sinn macht, WEIL ES KEIN VOR DEM URKNALL GAB. Keine Zeit, Kein Raum, Keine Materie, Keine Energie.
Wie verträgt sich das mit der Überzeugung, daß es irgendetwas schon immer und ewig gegeben haben muß ?
Eigentlich gar nicht. Und wer meint, dass die o.g. Frage keinen Sinn macht, vertritt diese Überzeugung in der Regel auch nicht.
Unglücklicherweise wird in den einschlägigen Diskussionen der Begriff 'Ursache' auch immer als ein zeitlich vorausgehendes Ereignis aufgefasst, was dann zu genau solch unsinnigen Aussagen führt, wie etwa, dass es keinen Sinn mache, nach einer Ursache für den Urknall zu fragen, weil es kein (zeitliches) Davor gäbe. Aber was ist bspw. die Ursache dafür, dass ein Stein nach unten fällt? Offenbar die Anziehungskraft zwischen Stein und Erde. Aber diese Anziehungskraft ist kein zeitlich vor dem Fall des Steines liegendes Ereignis, sondern eine physikalische Gesetzmäßigkeit. Oder noch ein Beispiel: Warum gibt es unendlich viele Primzahlen? Auch hier lässt sich keine temporale Ursache angeben, d.h. kein zeitlich davorliegendes Ereignis, welches dazu geführt hat, dass es plötzlich unendlich viele Primzahlen gibt. Dennoch lässt sich ein Grund angeben, welcher mathematischer Natur ist.
Was ist nun der Grund für den Urknall? Mag sein, dass es auch hier kein zeitlich davorliegendes Ereignis geben mag, was die genannte Frage aber noch lange nicht sinnfrei macht, auch wenn die leicht variierte Fragestellung
"Was war vor dem Urknall?" es vielleicht sein mag (so wie etwa die Frage, was südlich des Südpols ist). Insofern muss man schon immer ein bisschen aufpassen, wie man gewisse Fragen formuliert, um Missverständnissen, Fehlschlüssen usw. vorzubeugen.
:)schtabea schrieb:Und wenn doch, dann war es kein wirkliches Nichts, weil es ja schon das Potenzial zu Etwas in sich trug.
Ein typischer Fall einer Reifikation. Es scheint irgendwie zum "Volkssport" unter Naturwissenschaftlern und Philosophen geworden zu sein, "nichts" zu gewissen Anlässen permanent großschreiben zu müssen, selbst dann, wenn man sonst von Groß- und Kleinschreibung nicht allzu viel hält. Bereits durch diese Substantivierung wird suggeriert, dass es sich hier um ein Etwas handeln würde. Den Unterschied macht man sich vllt. am besten etwa an folgendem Beispiel klar:
a) Ich habe heute
nichts gegessen...
b) Ich habe heute
Nichts gegessen...
Antwort (b) suggeriert, ich hätte heute etwas gegessen, nämlich (ein) Nichts. Aber nein, ich habe nicht Nichts gegessen, sondern nichts...
:palm: :D