http://derstandard.at/1315005638943/Washington-Jackson-Prozess-beginnt-mit-Auswahl-der-Jury06. September 2011 16:25
Leibarzt wegen fahrlässiger Tötung angeklagt
Washington - Doktor Conrad Murray spielte eine Schlüsselrolle in den letzten Lebensstunden von Michael Jackson. Am Donnerstag beginnt in Los Angeles an der US-Westküste mit der Auswahl der Geschworenen der Prozess gegen den Mediziner wegen fahrlässiger Tötung. Die Anwälte des Angeklagten befürchten, dass ihr Mandant wegen des riesigen Medienrummels kein faires Verfahren bekommen könnte.
Der Leibarzt betreute den "King of Pop" in der Nacht auf den 25. Juni 2009 in dessen Villa in LA und versorgte den über Schlafprobleme klagenden Musiker mit Medikamenten. Jackson starb kurz darauf an einer Überdosis des starken Betäubungsmittels Propofol.
In jenem Sommer 2009 stand der 50-jährige Jackson kurz vor der Rückkehr auf die Bühne, nachdem seine Karriere in den Jahren zuvor von finanziellen Problemen und künstlerischem Niedergang gekennzeichnet war. Von Vorwürfen der sexuellen Belästigung von Kindern wurde der Popstar freigesprochen, der Skandal ramponierte aber nachhaltig sein Image. Mit der groß angekündigten Konzertserie "This is it" in London wollte Jackson es dann noch einmal wissen.
Extradosis
Murray stand dem unter Schlafproblemen leidenden "King of Pop" dabei als Privatarzt zur Seite. Der Mediziner hat zugegeben, Jackson in den Stunden vor dessen Ableben neben anderen Mitteln auch das sonst nur bei Operationen verwendete Propofol verabreicht zu haben. Allerdings besteht Murray darauf, dass dies auf den ausdrücklichen Wunsch des Musikers geschehen sei und die Menge nicht zum Tod habe führen können. Seine Verteidigung argumentiert, dass sich Jackson womöglich selbst eine Extradosis des Narkosemittels gegeben habe, als Murray den Raum verlassen hatte.
Der Prozess gegen den Mediziner hatte ursprünglich schon im Mai beginnen sollen, Murrays Anwälte hatten aber einen Aufschub verlangt, weil sie nach eigenen Angaben mehr Zeit für die Vorbereitung auf das Verfahren benötigten. Nun werden ab Donnerstag mögliche Kandidaten für die zwölfköpfige Jury ausgesucht. Die Eröffnungsplädoyers von Anklage und Verteidigung sind in der letzten Septemberwoche geplant, der im Fernsehen übertragene Prozess soll rund sechs Wochen dauern. Murrays Anwälte rechnen mit einem nie dagewesenen Interesse der Öffentlichkeit und ziehen Vergleiche mit dem spektakulären Mordprozess gegen den früheren US-Footballstar O.J. Simpson Mitte der 90er Jahre.
Angesichts des zu erwartenden Drucks durch die mediale Berichterstattung fürchten Murrays Anwälte um die Unparteilichkeit der Geschworenen. Sie forderten daher eine vollständige Isolation der Jury für die Dauer des Prozesses, wie dies auch im Simpson-Fall geschehen war. Richter Michael Pastor lehnte einen entsprechenden Antrag Ende August jedoch ab. (APA)