Der Prozess Oscar Pistorius und der Tod von Reeva Steenkamp

@Rabenfeder
Wie das mit Frank ablief, hatte ich gar nicht mehr so genau auf dem Schirm. Danke dass Du das nochmal so genau beschrieben hast!
Es gibt so viele Dinge die ungeklärt sind, dafür umso mehr Fragen nach dem WARUM.

"Nachzulesen bei juror13 unter der Zeugenaussage von Van Rendsburg (?)"

Hoffentlich verschwindet dieser Blog nicht auch noch von der Bildfläche. BatGunKick gibts leider nicht mehr. Schade.

Juror13 verschwindet zum Glück noch nicht. Er hat angekündigt, sich zu einem späteren Zeitpunkt mit Masipas Fehlleistung zu beschäftigen, vorher müsse er etwas abwarten, bis das F.....Wort ihm nicht mehr so leicht über die Tastatur rutsche...:-))

Ich habe ihn immer gerne gelesen und seine fachlichen Kommentare geschätzt, wie hier diejenigen von BaroninVonPorz.

@Rabenfeder

Rabenfeder schrieb:Und wir wissen ja auch erst im Nachhinein erst jetzt was sie nicht gewertet hat.

Ja, das stimmt. Allerdings ist der rechtliche Grundsatz ja bekannt. Ich nehme an, dass dann die Anklage abgewogen hat, wieviel Aufwand sich für welche Aspekte lohnt – in Abhängigkeit davon, welchen Wert sie diesen jeweils in Bezug auf die rechtliche Bewertung zumessen.

Die Angelegenheit mit Frank bleibt bisher ein kleines Mysterium. Ich meine auch, irgendwo gelesen zu haben, dass er wegen einer Wasserinstallation im Garten (Teich mit Wasserfall o.ä.) sonst kaum etwas von anderen Geräuschen mitbekommen haben will.
Er wurde ja in jedem Fall zuvor polizeilich und evtl. auch durch die Staatsanwaltschaft befragt. Scheinbar hatte man bei dieser Befragung nicht den Eindruck, dass Frank als Zeuge nützlich sein könnte – auch wenn man ihm nicht geglaubt hat. Evtl. hat er gemauert. Ein ähnliches Verhalten wäre dann auch vor Gericht zu erwarten gewesen – er hat nichts mitbekommen, nichts gehört, kann sich nicht erinnern etc. (das Repertoire an Ausreden kennt man ja bereits von OP). Nel hätte dann unter Erklärungsdruck durch die Richterin geraten können, warum er den Zeugen vorlädt, ohne dass dieser etwas Relevantes zum Tathergang beitragen kann. Selbst wenn er Angaben dazu gemacht hätte, wann Reeva und OP nach Hause kamen u.ä., hätte dies für die rechtliche Bewertung des Falles mMn wohl keinen entscheidenden Erkenntnisgewinn erbracht.

Wie sich nun (allerdings auch erst im Nachhinein) herausgestellt hat, konnten ja nicht einmal festgestellte Lügen, die von OPs eigenen Experten als solche belegt wurden (so z.B. seine falsche Angabe zum Standort des magazin rack), diesem schaden.

Zur Gefahr einer Revision für die Verteidigung: Wenn es bei der Auswahl des Berufungsrichters ein ähnlich glückliches Händchen wie bei der Bestimmung Masipas gibt, dann würde sich das Risiko sicher deutlich reduzieren…Ich glaube ohnehin (nicht mehr), dass ihn ein hohes Strafmaß erwartet. Die Mitleidsmaschinerie wird nochmal auf Hochtouren fahren, emotionale Zeugen werden belegen, was für ein verletzlicher und liebevoller Mensch OP ist, der durch den Verlust Reevas ohnehin schon so sehr leidet und damit bereits hart genug gestraft ist. Ein echter peacemaker, wie Onkel Arnold bestätigt hat.

Es wird ja immer mal wieder diskutiert, warum die Frauen sich das von OP "gefallen" liessen,
eingesperrt zu werden, in rasenden Autos zu sitzen, blaue Flecke zu kassieren usw.usw.
ST war sehr jung und sie hatte Angst, sicher wäre es nicht "ganz einfach" gewesen mit dem
was sie wußte, rechtzeitig an die Öffentlichkeit zu gehen - man möchte da nicht in ihrer Haut gesteckt haben....was dann geschah, sah man ja im Fall der Nachbarin.
Hinzu kommt, ein Mensch der seine Verfassung "switchen" kann zwischen "lieb und romantisch"
und "gefährlich agressiv", dem kommt man im Privatleben nicht so einfach bei, wer sollte ihr das glauben, wenn er seine positive Seite zeigt, dass es auch eine andere gibt...und letztlich hat ST sicher genau wie Reeva gehofft, er würde sich ändern, denn dass er sich "ändern" konnte, bewies er ja des öfteren. Rausgekommen aus der Sache ist ST vermutlich nur, weil er eine andere hatte..
Wenn diese Dinge im Privatleben besser von der Umwelt wahrgenommen und gewertet worden wären, hätte man in dem Fall ein "Tötungsdelikt" verhindern können. Aber das ist genau die Crux der Beziehungstaten gegen Frauen, dass sie ihrem Täter ohne Zeugen ausgeliefert sind, ihn falsch einschätzen und zudem noch mögen oder gemocht haben.

@Rabenfeder
Frank interessiert mich immer noch sehr.
Merkwürdig, dass er untertauchte.
Gibt es ein Bild inzwischen ?
Alter ?

@.lucy.
Nein - man findet nichts....

@BaroninVonPorz
Du hast wohl Recht, leider..

BaroninVonPorz schrieb: Dass Reeva ihre Angst vor OP zum Ausdruck gebracht hat, hatte für die Richterin keine Bedeutung

Und auch ST hält sie für nicht glaubwürdig, da kann man sich schon fragen, wie es sich generell mit ihrer Einstellung zu Frauen (und das in diesem Land) verhält...jedenfalls ist (und war) sie vermutlich nicht diejenige, die dazu beitrug, die Verhältnisse zu ändern. Das müßte in SA doch bekannt sein.
"Beziehungstätern" wird man auf diese Weise nicht beikommen..... indem man den Opfern nicht glaubt.

Nach diesem (etwas älteren) Bericht soll Frank immer noch für die Pistorius-Familie arbeiten. Bilder und sonstige nähere Informationen konnte ich auf die Schnelle nicht zu ihm finden.
http://www.independent.ie/world-news/africa/housekeeper-for-pistorius-slept-through-reeva-killing-30246258.html

Man kann zwar gelegentlich Rechte, nicht aber Meinungen von Menschen verbiegen, zum Glück noch nicht.
Pistorius wird selbst in Südafrika kaum Glauben geschenkt und das Urteil als Fehler aufgefasst:

http://www.theguardian.com/world/2014/sep/12/reeva-steenkamp-family-outrage-oscar-pistorius-verdict

"Across South Africa, there was consternation at the judge's verdict. Many people took to radio phone-ins and social media to vent their bewilderment and the hashtag #Justice4Reeva quickly started trending on Twitter. Some suggested that Pistorius had been given exceptional treatment because of his celebrity, wealth and race.
Eusebius McKaiser, a talkshow host on the Johannesburg-based radio station Power FM, said he had received hundreds of calls and text messages during his morning show and "99% of them think it was a mistake".

McKaiser, an author and columnist, took the same view: "She should have found him guilty of murder. There are good prospects for the state to appeal on a point of law. The higher court might even rebuke her for getting it wrong. The mistake she made really was elementary."

Gesellschaftliche Ächtung, das ist momentan alles, womit man OP strafen kann und muss. Kein umjubelter Blade Runner mehr, sondern ein durch zweifelhafte Manöver und viel Geld (vorerst) freigekommener Frauentöter.
Was bleibt ihm eigentlich noch?? Außer hysterischen Groupies mit weißen Luftballons?

Ich wünsche ihm schlaflose Nächte für den Rest seines Lebens (leider hab ich grad selbst eine, haha).

@Mauberzaus
Das lässt mich hoffen, dass die StA vielleicht doch in Revision geht.

@Mauberzaus
Aus deinem Link:

The national debate quickly drew comparisons to Molemo "Jub Jub" Maarohanye, a black rapper sentenced to 20 years in prison for murder after crashing into a group of boys while drag-racing through the streets of Soweto.

Trevor Noah, one of South Africa's leading comedians, tweeted: "I'm very confused. Jub Jub raced a car high and was found guilty of murder, Oscar went to fetch a gun but he gets less time?"

Another Twitter user, "prince akeem", posted: "Jubjub didn't even mean to kill those kids but he got murder but pointing a gun and shooting four times is an accident."

The conviction of culpable homicide can bring a maximum prison sentence of 15 years, although legal experts pointed to five years as a guideline. The prosecution gave no indication of whether it planned to appeal.

The National Prosecuting Authority said: "We respect the court decision to convict the accused on culpable homicide, which is in fact a serious crime. We are, however, disappointed that we were not successful in securing a conviction on the original charge of premeditated murder.

"NPA will await until the matter is concluded and will then comment on any further legal steps that might be envisaged."

Ein schwarzer Rapper wird zu 20 (!!) Jahren - in anderen Berichten heißt es sogar 25 - wegen MORD verurteilt, weil er mit einem Auto jemand überfahren hat.
OP nimmt eine Knarre und schießt viermal auf einen Menschen und wird wegen fahrlässiger Tötung verurteilt...

http://www.timeslive.co.za/thetimes/2014/08/25/witness-tells-of-oscar-trial-hell

und da ich nett bin auch auf deutsch

http://2010sdafrika.wordpress.com/2014/09/12/vom-hero-zum-zero/#more-29329 (Archiv-Version vom 03.10.2014)

http://www.iol.co.za/capetimes/judge-masipa-wrong-eusebius-1.1749762#.VBLBDRaFC_I (Archiv-Version vom 03.10.2014)

Gestern mitbekommen, dass der Onkel 2/3 des Prozesses bezahlt.

Der Vater scheint ein armer Mann zu sein, oder für seine Sprößling kein Geld übrig zu haben

@TruthLove
Das Beispiel des verurteilten Dunkelhäutigen zeigt, dass Südafrika die Apartheit bis heute nicht überwunden hat.........
Von Seite der Anklage aus ist es sicher vernünftig und richtig, erst das Strafmass abzuwarten, danach kann über eine Berufung, die nach Roux ja gute Chancen hätte, in Ruhe nachgedacht werden.

Über einige hysterische Frauen mit Luftballons solltest du dir keine Gedanken machen, sie sind zwar leider ein Spiegel der heutigen Gesellschaft, welches Gewalttäter verehrt, aber auch hier zum Glück eine grosse Minderheit. Diese Bilder, die man da teils zu sehen bekommt, sprechen für sich. So hat jeder Menschen um sich, die er verdient, bei OP ist es nicht anders.

Hattest du eigentlich im Gerichtssaal das Gefühl, dass ausser seiner family viele Supporter für ihn anwesend waren? Hat Onkel Alfred gelogen, als er von dessen Einsamkeit sprach? Hat der Barbesuch nicht deutlich gemacht, mit wem er sich künftig umgeben wird und was für Konsequenzen sich daraus ergeben könnten? Wird er lernen, ist er überhaupt lernfähig und klug genug, nach seinem Knastaufenthalt solche Auftritte zu vermeiden? Da wäre ich angesichts seines Charakters mit Prognosen vorsichtig.

Hoffentlich hattest du eine gute Nacht! :-))
Ich weiss, dass das Urteil bei sehr vielen auf Empörung und Unverständnis stiess, aber Schlaflosigkeit sollte dies nicht gerade auslösen. Das müsste man demjenigen überlassen, der Reevas Leben auf diese brutale Weise ausgelöscht hat. Frau Steenkamp erwähnte, wie sehr ihre Tochter leiden musste; Reevas besonnene und zurückhaltende Eltern scheuten sich nicht vor einer klaren Stellungnahme. Sie glauben, dass die Wahrheit eines Tages ans Licht kommen werde.

@BaroninVonPorz

BaroninVonPorz schrieb: Scheinbar hatte man bei dieser Befragung nicht den Eindruck, dass Frank als Zeuge nützlich sein könnte – auch wenn man ihm nicht geglaubt hat. Evtl. hat er gemauert. Ein ähnliches Verhalten wäre dann auch vor Gericht zu erwarten gewesen – er hat nichts mitbekommen, nichts gehört, kann sich nicht erinnern etc.

Wenn Nel doch wusste, dass Frank für ihn kein verwertbarer Zeuge ist, warum stand Frank dann trotzdem auf Nels (potentieller) Zeugenliste ? Dann hätte Nel ihn doch gleich weg lassen können, wenn er nichts gehört, nichts gesehen hat (haben will) und man ihn nicht zu einer Aussage "zwingen" wollte.
Und obwohl Carice Stander ausgesagt hatte, Frank stand bei ihrer Ankunft vor dem Haus, heißt es bis heute von Seiten der Richterin, der Anklage und der Verteidigung, es wären nur OP und Reeva im Haus gewesen. Und diese Aussage wurde sogar am Tatmorgen von einer anwesenden Polizeibeamtin gegenüber den Medien verlautbart.
Warum sagt also keiner: OK, außer OP und Reeva war auch OPs housekeeper im Haus, aber der hat geschlafen und nichts gehört ? Stattdessen wird offensichtlich gelogen und das muss einen Grund haben, da kann man mir erzählen was man will.
Zu Frank gab es übrigens ein paar alte Berichte, aber die sind schon sehr schnell nach der Tat aus dem Netz verschwunden. Auch hier kann und muss man sich doch fragen WARUM, wenn dieser Mann so unbedeutend ist ? Nee, ich bleibe dabei ? dieser Fisch stinkt, und zwar ganz gewaltig, und er ist nicht der einzige stinkende Fisch in diesem Haifischbecken.

@Mauberzaus

Ja, da stimme ich dir weitgehend zu.
Die unterschiedliche Bewertung der beiden Fälle - schwarzer Rapper / weißer Promi - empört mich extrem. Bestätigt sie doch wieder altbekannte rassistische und sonstige Mechanismen von Ungleichheit.
(Meine persönliche schlaflose Nacht hing jedoch nicht damit, sondern mit einer sehr schmerzhaften Entzündung im Ellbogen zusammen...)

Im Gerichtssaal waren, denke ich, pro Familie eine bestimmte Anzahl von Plätzen reserviert, der Rest für Journalisten.
OP wird schon weiterhin seine Verehrer / innen haben - aber sicher nicht solche, die für ihn wirklich gut sind. Speichellecker und " Groupies". Der Onkel wird ihm ein finanziell weiterhin halbwegs angenehmes Leben sicher ermöglichen. Sein Bild in der Öffentlichkeit dürfte für alle Zeiten ruiniert sein. Das ist eine Katastrophe für einen Menschen, dessen Selbstbild so sehr mit Ruhm, Erfolg, Bewunderung verbunden ist.
Ich bin wirklich gespannt, wie er sein Leben weiterführen wird. Und wann man vom nächsten "Zwischenfall" hören wird...

Ein guter Bericht aus dem Spiegel:

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/oscar-pistorius-urteil-wegen-fahrlaessiger-toetung-wird-kritisiert-a-991308.html

@fortylicks

Damit ist eigentlich schon alles gesagt:

Diese Frage stellen sich in diesen Stunden viele Menschen in Südafrika, der Urteilsspruch hat in allen Bevölkerungsgruppen Empörung ausgelöst, bei Schwarzen und Weißen gleichermaßen. "Was ist das für ein Rechtssystem?", schimpft ein Postangestellter vor dem Gerichtsgebäude. "Wer Geld hat und sich Staranwälte leisten kann, kann die schlimmsten Verbrechen verüben und kommt ungestraft davon."