@Keysibuna Wenn man die Ursachen für solche Erlebnisse kennt, ist es leichter die "Berichte" zu analysieren.
Ahnenkult ist einer der Grundsteine wie solche Aberglauben an Geister entstanden sind.
Sorry, dass ich nochmal nachfrage. Aber ich kapier's immer noch nicht ganz. Der erste Satz ist ja noch klar: „Wenn man die Ursachen für solche Erlebnisse kennt, ist es leichter die "Berichte" zu analysieren.“ - Logisch. Das Problem ist nur: Kennen wir die Ursachen für solche Erlebnisse? Das kann man nicht pauschal, sondern nur von Fall zu Fall entscheiden, weil verschiedene Erlebnisse höchstwahrscheinlich ganz oder teilweise verschiedene Ursachen haben. Um das zu entscheiden, muss man in der Tat erstmal mögliche Ursachen bedenken und also erstmal kennen (Fehlwahrnehmung, Halluzination, Erinnerungstäuschung etc. pp.). Aber das allein
reicht noch nicht. Man muss dann auch den konkreten Einzelfall untersuchen und schauen, ob und in wie weit in diesem Fall welche mögliche Ursache in Frage käme. In manchen Fällen wird man eindeutig eine bestimmte Ursache feststellen können; in den meisten Fällen allerdings wohl nur mit
Wahrscheinlichkeit urteilen können:
„Wahrscheinlich beruht Erlebnis X auf einer Fehlwahrnehmung; dafür könnten die Gründe a, b, c sprechen; dagegen allerdings die Gründe d und e.“ Andere Fälle mögen ein Rätsel bleiben, und alle naturalistischen Erklärungen unwahrscheinlich erscheinen.
Beim nächsten Satz „Ahnenkult ist einer der Grundsteine wie solche Aberglauben an Geister entstanden sind“ springst Du dann aber auf einmal von „solchen Erlebnissen“ zum „Aberglauben an Geister“. Aber „Erlebnisse“ und „Glauben“ (oder „Aberglauben“, wie Du es auszudrücken beliebst), sind zwei ganz verschiedene Paar Stiefel. Jemand kann zum Beispiel an ein Jenseits glauben, ohne jemals ein Geistererlebnis zu haben; und umgekehrt kann jemand einen Verstorbenen sehen, ohne an ein Jenseits zu glauben. Erst wenn es darum geht, ein solches Erlebnis zu
interpretieren, kommt auch der Glauben ins Spiel: Zum Beispiel kann ich ein solches Erlebnis natürlich nur dann als Begegnung mit der Seele eines Verstorbenen interpretieren, wenn ich auch glaube oder zumindest für möglich halte, dass es so etwas wie die Seele überhaupt gibt / geben könnte usw. Aber Erlebnis – Glaube – Interpretation, das sind drei ganz verschiedene Sachen.
Ich kann Deinen ersten und Deinen zweiten Satz nur dann einigermaßen sinnvoll zusammenbringen, wenn ich vermute, dass Du mit etwas unklaren Worten die Hypothese aufstellen willst, dass der „Aberglaube“ an Geister auf irgend eine nicht näher geklärte Weise eine der Ursachen für Geistererlebnisse ist. (So verstehe ich auch deinen Blog-Beitrag über Ahnenkult – Geisterglaube.
http://www.allmystery.de/blogs/keyvil/ahnenkult__geisterglaube ) Während aber der Zusammenhang zwischen der Interpretation eines Geistererlebnisses und einem bestimmten Glauben ein logisch semantischer Zusammenhang ist (logisch: um X mit Yzu interpretieren, muss ich Y glauben / für möglich halten, sonst wäre die „Interpretation“ nicht schlüssig), besteht ein solcher logischer Zusammenhang zwischen einem Geistererlebnis und einem bestimmten Glauben nicht (ich kann X erleben, ohne an Y zu glauben und natürlich auch umgekehrt: es gibt sicher viele Leute, die ganz fest an ein Jenseits glauben und daran, dass sie ihre innigst betrauerten Verstorbenen wiedersehen werden, die aber dennoch niemals einen Geist gesehen haben). Falls hier ein Zusammenhang besteht, ist er also kein logisch notwendiger, sondern allenfalls ein empirisch feststellbarer. Aber darüber hinaus scheinst du ja nicht nur zu behaupten, dass ein solcher Zusammenhang besteht, sondern dass es sogar ein kausaler ist: Der Glaube sei
Ursache für die Erlebnisse.
Also müsstest Du erst einmal empirisch nachweisen, dass ein solcher Zusammenhang überhaupt
besteht. Das geht vielleicht statistisch, indem man zum Beispiel möglichst viele Leute, die über ein Geistererlebnis berichten, nach ihren Glaubensvorstellungen befragt, und dann noch eine Kontrollgruppe von Menschen, die keine Geistererlebnisse hatten. Vielleicht könnte man dann feststellen, dass Leute, die an ein Jenseits glauben, signifikant häufiger Geistererlebnisse berichten als solche, die nicht an ein Jenseits glauben.
Würde man auf diese – oder eine andere Weise – eine tatsächliche Korrelation feststellen können, bleibt aber immer noch die Frage, ob der so festgestellte Zusammenhang wirklich ein kausaler ist und in welche Richtung die Kausalität geht. (Vielleicht haben ja erst Geistererlebnisse den Jenseitsglauben ausgelöst und nicht umgekehrt: Wenn auf einmal ein Verstorbener vor mir zu stehen scheint, ist es ja nicht ganz unvernünftig zu glauben, dass er in irgend einer Form auch nach dem Tod „weiterexistiert“. Insofern wäre es viel leichter und einleuchtender, die Entstehung des Geisterglaubens aus dem Erlebnis des Geistersehens zu erklären als umgekehrt.)
Jedenfalls: Neben der Korrelation müsstest Du auch noch den kausalen „Mechanismus“ der Verursachung deutlich machen: Wie der kausale, vielleicht sogar neuronale Weg von einem emotionalen Bedürfnis oder Trauer oder einem Glaubensinhalt zu einer Fehlwahrnehmung führt, wäre sicher interessant, aber bestimmt auch höchst kompliziert. (Welche Hirnareale sind beteiligt; wie interagieren sie miteinander; warum lösen sie in manchen Fällen Fehlwahrnehmungen aus, in anderen aber nicht usw. usw.) Mit der Untersuchung dieser Frage könnte man sich sicher in Psychologie oder Neurologie habilitieren. Aber unabhängig davon, ob eine solche kausale Erklärung nun möglich wäre oder nicht: Der entscheidende Punkt für das Geistererlebnis wäre in jedem Fall die Fehlwahrnehmung und nicht der Jenseitsglaube.
Es ist keine Frage, dass die meisten als „paranormal“ interpetierten Erlebnisse auf Trugwahrnehmungen beruhen. (Halluzinationen kommen sicher gelegentlich auch vor, aber viel seltener als Trug- und Fehlwahrnehmungen.) Insofern solltest Du besser Deinen Blog-Eintrag über Wahrnehmungen hier öfter mal verlinken. (
http://www.allmystery.de/blogs/keyvil/wahrnehmung ) Der ist in diesem Zusammenhang nämlich sehr viel nützlicher und aussagekräftiger als irgendwelche unbeweisbaren Spekulationen über die Entstehung des Ahnenkults und Jenseitsglaubens. (Um das klar zu stellen: Ich glaube, dass der größte Teil sogenannter paranormaler Erlebnisse auf Fehlwahrnehmungen und anderen konventionell anerkannten psychologischen Mechanismen beruht; dass es aber einige Fälle gibt, die sich damit nur unzureichend erklären lassen. Es bleibt ein Rätselrest.)