@anonyheathen anonyheathen schrieb:dann entspricht A dem, was ich weiter oben einen „verbohrten Fundamentalisten“
Möglicherweise habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt. Ein Fundamentalist ist prinzipiell jemand, der an etwas glaubt, egal, ob er Belege dafür hat oder nicht.
Jemand, der nicht glaubt, ist keiner. Weil eben „nicht-glauben“ keine Bekenntnis zu irgend einer Sache ist, kann daher auchein Nicht-Glaubender kein Fundamentalist sein.
anonyheathen schrieb:genannt habe, also jemand der, wie Du so schön formulierst, „egal, was passiert“, sich nicht von seiner einmal gefassten Überzeugung abbringen lässt.
Nein, so sagte ich es nicht. Ich sagte, egal, was passiert, der Betreffende wird nicht allein durch das Überwältigende an einer Situation gläubig.
Oder dadurch, dass er nicht weiss, was los ist.
Er kann aber sehr wohl neugierig werden oder/und versuchen, so einer Sache auf den Grund zu gehen. Und zu einer Erkenntnis gelangen. In diesem Falle wäre er dann nicht gläubig, sondern wissend.
Oder auch keine Erklärung finden. Entweder noch nicht oder nie. In diesem Fall wäre er dann unwissend, aber immer noch nicht gläubig.
Was er aber nicht tut, ist ohne Nachforschen sofort etwas annehmen, an das er dann glaubt. Glauben tut man etwas, das man eben nicht wirklich kennt, für das man eben keine überprüfbare, valide, plausible Erklärung hat, die sich ihrerseits überprüfen und reproduzieren ließe.
anonyheathen schrieb:Und weil die unserem hypothetischen A unterstellte Überzeugung nunmal die ist, dass er allgemein nicht an Geister glaubt, so ist offensichtlich, dass er sich auch von dem, was dem Oberst passiert ist, oder von irgend einem anderen Erlebnis („egal, was passiert“) nicht davon abbringen lässt.
Nein. Ein Ungläubiger ist nicht aus Sturheit ungläubig, sondern weil es keine Belege für das gibt, was Glaubende behaupten.
Postulierter A ließe sich jederzeit von der Existenz von Geistern Erklärung überzeugen, wenn es einen Beleg / Beweis für die Existenz von Geistern gäbe.
Ich übrigens auch. Zeige mir einen Geist, der wirklich ein solcher ist, und ich helfe Dir, ihn zu fangen.
Aber so, wie der erwähnte Fall liegt, gibt/gab es keinen Geist. Es gab noch nicht einmal einen Beleg dafür, dass jener Traum auch tatsächlich eine eingetroffene Prophezeiung gewesen wäre.
Wie gehabt: das Phänomen, es war Vorhersehung, ist nicht als solches belegt (es gibt bessere, plausiblere Erklärungen, die ich schon angeführt habe), und die Art und Weise wie, PSI; Geister, URI Geller, … auch nicht.
anonyheathen schrieb:weil er aber, anders als „A“ auch noch die Deutungsmöglichkeit „Geister“ nicht von vorneherein ausschließt, kann und muss er abwägen, was ihm jeweils plausibler erscheint.
Auch wenn er es nicht ausschließt, so kann er es doch erst als Erklärung annehmen, wenn alle anderen bekannten Erklärungen auszuschließen sind. Das sind sie aber nicht.
Außerdem, und jetzt kommt es, selbst wenn dann der Verdacht doch auf Geister fiele, geht es von vorne los: diese Geister müssen eindeutig als solche belegt werden, und es muss geklärt sein, wie sie ihre angebliche Wirkung erreicht hätten, damit man sie als Erklärung in Betracht ziehen kann.
Auch das ist hier nicht der Fall.
Es gilt nach wie vor: wer eine unbekannte Erklärung als Argument verwendet, sollte erst mal diese Erklärung klären, dh, sie von einer unbekannten zu einer bekannten machen. Das geht nur durch Belege.
Ansonsten ist sie keine Erklärung, sondern lediglich eine weitere – unbelegte - Behauptung.
anonyheathen schrieb:Auch der Oberst – um bei diesem Beispiel zu bleiben – kennt die Deutungsmöglichkeit „Geist“
Er hat nur davon gehört, „kennen“ im Sinne von Wissen tut er sie nicht.
anonyheathen schrieb:Bisher hat er nur einfach nicht so recht geglaubt, dass es so etwas wie „Geister“ wirklich gibt. Auch weil er selbst nie Entsprechendes erlebt hat.
Nun, hat er jetzt „Geister“ gesehen oder nicht? Oder nur etwas erlebt, das er nicht erklären kann? Weil er noch nie von Wahrnehmungstäuschungen oder erhöhter Aufmerksamkeit (existieren beide) gehört hat?
Weiss er jetzt, dass er es mit Geistern zu tun hat oder weiss er nach wie vor nicht, was es war? Und begeht den üblichen Fehler von Glaubenden, einfach eine unerklärliche Sache mit unbelegten Erklärungen (wie zB Geistern) zu erklären versuchen?
Nein, der Oberst hat zwar etwas erlebt, das er nie zuvor so erlebte oder empfand, aber er hat nach wie vor null Belege dafür, dass es Geister waren, die ihn das erleben ließen.
Oder was genau hat ihm denn gezeigt, dass Geister am Werk waren? Und nicht nur etwas, das er nicht kannte oder nicht verstand?
Denn, wie gesagt, es ist bekannt, wie die Wahrnehmungen, die der Oberst machte, zustande kommen. Nämlich rein neurologisch.
anonyheathen schrieb:Ein Traum ist es offensichtlich nicht, da er überzeugt ist, wach zu sein und die Vision offenbar auch vollkommen realistisch daher kommt.
Träume erscheinen sehr wohl realistisch. Alleine daraus abzulehnen, dass es ein Traum war, zeigt, wie wenig der Oberst von Träumen weiß. Es belegt immer noch keinen Geist. Aber deutlich, dass der Oberst aufgrund von Wissensmangel anfing, an Geister zu glauben.
anonyheathen schrieb:Später findet er heraus, dass die Todesursache tatsächlich ein Schuss in die Lunge war,
Ich wiederhole meinen diesbezüglichen Post jetzt nicht noch mal, aber dort findest Du eine weitaus plausiblere Erklärung als Geister.
Ich füge aber noch hinzu, dass Menschen dazu neigen, einem diffusen Traum oder eine diffuse Erinnerung im Laufe der Zeit und im Nachhinein so umzugestalten, dass sie zu dem passen, was sie glauben wollen. Nennt man „False Memory“.
Belegen könnte man solche angeblichen Vorhersagen nur, wenn man sich täglich seine Träume aufschreibt. Im gegebenen Fall dann nicht nur nach sieht, und die Details vergleicht, sondern auch zählt, wie oft man richtig und wie oft man da neben lag.
anonyheathen schrieb:ahrscheinlichkeit von „zufällige Halluzination“ mehr in Richtung „Geist“ verschoben,
Es muss keine Halluzination gewesen sein. Ein Traum plus der üblichen nachträglichen Verzerrung der Details durch fehlende Empirie, Wunschdenken und „False Memory“. Die Wahrscheinlichkeit eines Treffers ist auch dadurch gegeben, dass er sich im Kriegsgeschehen befand.
Beeindruckend wäre so ein nachgewiesener präziser Traum, wenn er von jemanden geträumt worden wäre, der sich
- nicht im militärischen Einsatz befand
- sich keine Gedanken um das Opfer machte
- und vor allem andere Menschen von seinen „Vorahnungen“ im Vorfeld des Geschehens hätte wissen lassen.
anonyheathen schrieb:während für A eine solche Verschiebung von vorneherein unmöglich war, weil er die Denkmöglichkeit „Geist“ grundsätzlich nicht zulässt.
Zur Erinnerung. A lässt die Annahme „Geist“ nicht grundsätzlich nicht zu, sondern weil sie sie
- nicht belegt ist
- es andere plausiblere Erklärungen gibt.
anonyheathen schrieb:Um einen Geist in einem bestimmten Fall für möglich zu halten, muss man ihn zunächst einmal grundsätzlich für möglich halten.
Das ist eine Möglichkeit. Und jemand der unbewiesene Geister grundsätzlich für möglich hält, ist jemand, der an sie glaubt. Und zwar bevor er anfängt, sie als Erklärung für eine Situation heran zu ziehen.
So jemand wird daher auch nicht erst durch die Situation gläubig, sondern war es, wenn auch unbewusst, bereits vorher. Die Situation festigt dann nur mehr seinen Glauben.
Die zweite Möglichkeit, grundsätzlich Geister als Erklärung für möglich zu halten, ist die wissende: man weiß bereits, dass sie existieren. Dann kann man sie auch legitim als eine Erklärung von vielen für grundsätzlich möglich halten. Aber nicht, weil man glaubt, sondern weil man weiß.
Ich kann es zwar grundsätzlich für möglich halten, dass die Erklärung etwas ist, das ich noch gar nicht kenne, ja, aber das rechtfertigt nicht, sich jetzt mal ganz schnell etwas auszudenken, dass ich nicht überprüfe.
In einer Welt voller Geister, in der diese auch belegt, sprich: bekannt wären, ist es völlig okay, sie als Erklärungen heranzuziehen, vor allem, wenn sich bisher bereits dieses Verhalten der Geister hätte nachweisen bzw beobachten lassen.
Aber dem war und ist nicht so.
Es ist unsinnig, Geister für möglich zu halten, wenn solche noch nie zuvor belegt wurden. Und es bessere Erklärungen gibt.
Es ist ebenfalls unsinnig, Geister als Ursache für ein Phänomen für möglich zu halten, wenn man noch nicht einmal das eigentliche Phänomen (Vorhersehung) bestätigt/belegt hat.
Aber dieser Zusammenhang ist einfach nicht belegt, auch wenn die Situation emotional aufwühlend war.