Ritskemooi - Die Hexe von Ameland
14.07.2009 um 17:34Hallo zusammen,
in der Tat eine schöne Gruselgeschichte. Mich hat sie so faszniert, dass ich über diese alte Amelandsage und noch eine weitere mit dem schönen Titel "Die Rache des Kapitäns" einen Abenteuerroman für Kinder geschrieben habe. Auch ein Hörbuch gibt's dazu. Alles auf meiner HP zu erkunden. (www.meyer-langenhoff.de). Schaut doch mal rein. (Die Hexe von Ameland).
(Die Kapitänsgeschichte wird übrigens so erzählt: „Vor vielen Jahrhunderten befuhr ein Handelsschiff die Nordsee und versorgte die Bewohner der westfriesischen Inseln mit Gütern. So transportierte es Waren von Ameland nach Terschelling, fuhr nach Texel oder auf die kleine Insel Schiermonnigkoog. Jedenfalls machte der Kapitän all die Jahre immer gute Geschäfte und bezahlte seine Besatzung angemessen.
Eines Tages, das Schiff fuhr gerade vor der Küste Amelands entlang, beobachteten die beiden Matrosen, die gerade Wache hatten, wie der Kapitän in seiner Kajüte eine kleine Truhe öffnete. Zufrieden betrachtete er ihren Inhalt. Neugierig geworden verließen sie ihren Posten und schlichen zum Fenster seiner Kajüte. Was sie sahen, erfüllte sie mit Begierde. Die Truhe war nämlich bis zum Rand mit Münzen gefüllt und der Kapitän ließ sie genießerisch durch seine Hände gleiten. Die beiden Matrosen schauten sich an, sie wollten diese Münzen unbedingt haben. Zwar fuhren sie jetzt schon seit drei Jahren mit dem Kapitän zur See und hatten in dieser Zeit immer eine sehr gute Heuer bekommen, doch jetzt sahen sie die Gelegenheit endgültig auszusorgen.
Leise schlichen sie vom Fenster zur Tür der Kajüte. Der eine Matrose hatte sein Messer gezogen und es sich zwischen die Zähne geklemmt. Der andere nahm ein Netz, das neben dem Steuerrad lag. Vorsichtig lauschten sie an der Tür, sie hörten die Münzen klimpern und den Kapitän leise kichern.
Das war die Gelegenheit. Sie rissen die Kajütentür auf und stürzten sich auf ihn. Er war zu überrascht, um sich zu wehren. Der erste Matrose warf ihm das Netz über den Kopf, jetzt konnte er sich nicht mehr frei bewegen. Zappelnd und brüllend versuchte der Kapitän sich zu befreien. Die beiden Matrosen bekamen Angst. Was würde passieren, wenn es ihm gelänge das Netz wieder abzustreifen? Meuterei und Raub gehörten schließlich zu den schlimmsten Verbrechen, die man auf See begehen konnte. Sie wussten, dass sie zu weit gegangen waren. Aber es gab keinen Weg zurück, sie mussten ihn für immer zum Schweigen bringen.
Der zweite Matrose erhob sein Messer und stach so lange zu, bis der Kapitän sich nicht mehr rührte. Sie ließen von ihm ab und gruben wie von Sinnen mit ihren Händen in der Münztruhe.
Aber was sollten sie mit der Leiche machen? Ihnen blieb nur ein Ausweg, sie über Bord zu werfen. Der erste Matrose fasste sie an den Füßen, der zweite unter den Armen und so trugen sie den toten Kapitän mühsam auf Deck. Sie schleppten ihn an die Reling und wuchteten seinen schweren Körper ins Wasser. Mit einem lauten Klatschen fiel er in die eiskalte Nordsee. „Möge es der Teufel geben, dass derjenige, der ihn auffischt oder am Strand findet, ihn für immer und ewig mit sich herumschleppen muss!“, schimpften sie.
Sie hatten ihren bösen Fluch noch nicht ganz ausgesprochen, da erhob sich ein schrecklicher Sturm. Seine Gewalt war so groß, dass schon nach wenigen Minuten der große Segelmast und das Ruder brachen und das Schiff hilflos auf den Wellen des Meeres trieb.
Entsetzt sprangen sie ins Wasser. Die einzige Chance, die sie hatten, bestand darin, sich schwimmend an den Strand von Ameland zu retten. Die Wellen schlugen so hoch wie Häuser. Nach und nach näherten die Matrosen sich aber der Insel Ameland. Irgendwo am Strand von Ballum wurden sie an Land gespült. Froh und glücklich den schrecklichen Sturm lebend überstanden zu haben, erhoben sie sich. Beim Zucken der Blitze sahen sie, dass große Teile der Ladung des Schiffes am Strand lagen.
„Lass uns nach wertvollen Sachen suchen, die wir vielleicht in Nes verkaufen können“, sagte der erste Matrose. Sie hofften, vielleicht sogar die Truhe mit einigen der Münzen wieder zu finden. Also liefen sie am Strand entlang und hielten nach Dingen Ausschau, die sie noch gebrauchen konnten. In einiger Entfernung lag ein größerer, dunkler Gegenstand. In großer Eile liefen sie zu der Stelle und hofften, etwas Wertvolles zu finden. Gierig streckten sie ihre Hände aus, um ihn umzudrehen. Und dann passierte etwas Schreckliches. Als sie sich vorbeugten, fühlten sie zwei eiskalte Arme an ihren Schultern, Hände, die sich in ihren Jacken festkrallten und nicht mehr loslassen wollten. Schmerzhaft spürten sie die Fingernägel in der Haut. Sie zerrten, zogen und schüttelten sich, aber sie konnten das Wesen, das sich an ihnen festgekrallt hatte, nicht mehr loswerden. Als ein weiterer Blitz den Strand erhellte, sahen sie zu ihrem Entsetzen in das verzerrte Gesicht des Kapitäns, den sie gefunden hatten, und der sie jetzt fest im Griff hatte. Er schaute sie mit gebrochenen, toten Augen an. So oft sie auch versuchten ihn abzuschütteln, er schien sich immer fester an sie zu krallen.
Schließlich wankten die beiden laut klagend, den leblosen Körper zwischen sich, in die Ballumer Dünen. Der Fluch, den sie ausgestoßen hatten, als sie den Ermordeten über Bord geworfen hatten, erfüllte sich nun an ihnen selbst. Angeblich sollen sie bis heute noch irgendwo in den Dünen herumgeistern und den Kapitän von einem Ende der Insel zum anderen schleppen.“)
Grüße, MML
in der Tat eine schöne Gruselgeschichte. Mich hat sie so faszniert, dass ich über diese alte Amelandsage und noch eine weitere mit dem schönen Titel "Die Rache des Kapitäns" einen Abenteuerroman für Kinder geschrieben habe. Auch ein Hörbuch gibt's dazu. Alles auf meiner HP zu erkunden. (www.meyer-langenhoff.de). Schaut doch mal rein. (Die Hexe von Ameland).
(Die Kapitänsgeschichte wird übrigens so erzählt: „Vor vielen Jahrhunderten befuhr ein Handelsschiff die Nordsee und versorgte die Bewohner der westfriesischen Inseln mit Gütern. So transportierte es Waren von Ameland nach Terschelling, fuhr nach Texel oder auf die kleine Insel Schiermonnigkoog. Jedenfalls machte der Kapitän all die Jahre immer gute Geschäfte und bezahlte seine Besatzung angemessen.
Eines Tages, das Schiff fuhr gerade vor der Küste Amelands entlang, beobachteten die beiden Matrosen, die gerade Wache hatten, wie der Kapitän in seiner Kajüte eine kleine Truhe öffnete. Zufrieden betrachtete er ihren Inhalt. Neugierig geworden verließen sie ihren Posten und schlichen zum Fenster seiner Kajüte. Was sie sahen, erfüllte sie mit Begierde. Die Truhe war nämlich bis zum Rand mit Münzen gefüllt und der Kapitän ließ sie genießerisch durch seine Hände gleiten. Die beiden Matrosen schauten sich an, sie wollten diese Münzen unbedingt haben. Zwar fuhren sie jetzt schon seit drei Jahren mit dem Kapitän zur See und hatten in dieser Zeit immer eine sehr gute Heuer bekommen, doch jetzt sahen sie die Gelegenheit endgültig auszusorgen.
Leise schlichen sie vom Fenster zur Tür der Kajüte. Der eine Matrose hatte sein Messer gezogen und es sich zwischen die Zähne geklemmt. Der andere nahm ein Netz, das neben dem Steuerrad lag. Vorsichtig lauschten sie an der Tür, sie hörten die Münzen klimpern und den Kapitän leise kichern.
Das war die Gelegenheit. Sie rissen die Kajütentür auf und stürzten sich auf ihn. Er war zu überrascht, um sich zu wehren. Der erste Matrose warf ihm das Netz über den Kopf, jetzt konnte er sich nicht mehr frei bewegen. Zappelnd und brüllend versuchte der Kapitän sich zu befreien. Die beiden Matrosen bekamen Angst. Was würde passieren, wenn es ihm gelänge das Netz wieder abzustreifen? Meuterei und Raub gehörten schließlich zu den schlimmsten Verbrechen, die man auf See begehen konnte. Sie wussten, dass sie zu weit gegangen waren. Aber es gab keinen Weg zurück, sie mussten ihn für immer zum Schweigen bringen.
Der zweite Matrose erhob sein Messer und stach so lange zu, bis der Kapitän sich nicht mehr rührte. Sie ließen von ihm ab und gruben wie von Sinnen mit ihren Händen in der Münztruhe.
Aber was sollten sie mit der Leiche machen? Ihnen blieb nur ein Ausweg, sie über Bord zu werfen. Der erste Matrose fasste sie an den Füßen, der zweite unter den Armen und so trugen sie den toten Kapitän mühsam auf Deck. Sie schleppten ihn an die Reling und wuchteten seinen schweren Körper ins Wasser. Mit einem lauten Klatschen fiel er in die eiskalte Nordsee. „Möge es der Teufel geben, dass derjenige, der ihn auffischt oder am Strand findet, ihn für immer und ewig mit sich herumschleppen muss!“, schimpften sie.
Sie hatten ihren bösen Fluch noch nicht ganz ausgesprochen, da erhob sich ein schrecklicher Sturm. Seine Gewalt war so groß, dass schon nach wenigen Minuten der große Segelmast und das Ruder brachen und das Schiff hilflos auf den Wellen des Meeres trieb.
Entsetzt sprangen sie ins Wasser. Die einzige Chance, die sie hatten, bestand darin, sich schwimmend an den Strand von Ameland zu retten. Die Wellen schlugen so hoch wie Häuser. Nach und nach näherten die Matrosen sich aber der Insel Ameland. Irgendwo am Strand von Ballum wurden sie an Land gespült. Froh und glücklich den schrecklichen Sturm lebend überstanden zu haben, erhoben sie sich. Beim Zucken der Blitze sahen sie, dass große Teile der Ladung des Schiffes am Strand lagen.
„Lass uns nach wertvollen Sachen suchen, die wir vielleicht in Nes verkaufen können“, sagte der erste Matrose. Sie hofften, vielleicht sogar die Truhe mit einigen der Münzen wieder zu finden. Also liefen sie am Strand entlang und hielten nach Dingen Ausschau, die sie noch gebrauchen konnten. In einiger Entfernung lag ein größerer, dunkler Gegenstand. In großer Eile liefen sie zu der Stelle und hofften, etwas Wertvolles zu finden. Gierig streckten sie ihre Hände aus, um ihn umzudrehen. Und dann passierte etwas Schreckliches. Als sie sich vorbeugten, fühlten sie zwei eiskalte Arme an ihren Schultern, Hände, die sich in ihren Jacken festkrallten und nicht mehr loslassen wollten. Schmerzhaft spürten sie die Fingernägel in der Haut. Sie zerrten, zogen und schüttelten sich, aber sie konnten das Wesen, das sich an ihnen festgekrallt hatte, nicht mehr loswerden. Als ein weiterer Blitz den Strand erhellte, sahen sie zu ihrem Entsetzen in das verzerrte Gesicht des Kapitäns, den sie gefunden hatten, und der sie jetzt fest im Griff hatte. Er schaute sie mit gebrochenen, toten Augen an. So oft sie auch versuchten ihn abzuschütteln, er schien sich immer fester an sie zu krallen.
Schließlich wankten die beiden laut klagend, den leblosen Körper zwischen sich, in die Ballumer Dünen. Der Fluch, den sie ausgestoßen hatten, als sie den Ermordeten über Bord geworfen hatten, erfüllte sich nun an ihnen selbst. Angeblich sollen sie bis heute noch irgendwo in den Dünen herumgeistern und den Kapitän von einem Ende der Insel zum anderen schleppen.“)
Grüße, MML