Ur-Uhr schrieb:Auf dem einen Foto ist das Zelt stark mit Schnee bedeckt.
Aber warum läuft man mehrere 100 Meter vom Zelt weg, wenn es mit dem Verlassen des Zeltes eigentlich getan ist?
Mit dem Verlassen des Zeltes ist es eben nicht getan. Dann fängt der schwierige Teil eigentlich erst an. Die Leute sind zum grossen Teil schlecht gekleidet, es herrschen etwa -25° Celsius und ein kalter Wind bläst erbarmungslos. Es besteht die Gefahr weiterer Schneebretter, zumindest muss die Gruppe so gedacht haben, denn sonst hätte man sehr wahrscheinlich versucht, wärmende Kleidung und weitere nützliche Utensilien aus dem Zelt zu bergen.
Als das Zelt am 26. Februar von der Suchmannschaft gefunden wurde, waren die vom Zelt wegführenden Spuren noch immer gut zu sehen. Offenbar war die Gruppe keineswegs in Hast den Hang hinunter geflüchtet, sondern langsam und mit kleinen Schritten, so als ob sie eine schwere Last zu tragen gehabt hätten.
Das Zelt wird überstürzt verlassen und dann spaziert man den Hang hinunter? Das ist leicht zu verstehen, wenn man begreift, dass einige Gruppenmitglieder zu diesem Zeitpunkt bereits verletzt sind und sich mehr schlecht als recht überhaupt auf den Beinen halten können. Da nur 8 vom Zelt wegführende Spuren gezählt wurden, wäre es natürlich möglich, dass ein verletztes Gruppenmitglied getragen werden musste.
bucchi schrieb:nix gegen dein intensives studium, aber glaubst du wirklich, der fall wäre seit über 50 jahren "unsolved", wenn es schlicht und einfach eine lawine gewesen wäre?
Wie bereits geschrieben, bin ich bei weitem nicht der Einzige, der die Lawinen-/Schneebrett-Theorie favorisiert.
bucchi schrieb:ich stimme insofern überein, dass der druck einer lawine die bekannten verletzungen erklären würde, aber der rest passt vorn und hinten nicht zusammen. das zelt war von schnee bedeckt, aber nicht von solchen massen, dass es von einer lawine hätte stammen, geschweige denn solch schwerwiegende verletzungen hätte verursachen können. eine lawine hätte sowohl die gruppe als auch das zelt unter sich begraben und/oder den berg hinab "gespült".
Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass eine Lawine auf ihrem Weg ins Tal immer alles wegfegt. Deshalb schrieb ich ja auch von einem Schneebrett. Für das Unglück war es ja völlig ausreichend, dass eine Schneeschicht auf das Zelt rutschte. Die Voraussetzungen für ein derartiges Schneebrett waren durch das Anschneiden des Hanges auf jeden Fall begünstigt.
bucchi schrieb:selbst wenn es eine minilawine gegeben hätte, die gerade noch so das zelt erreichte und meinetwegen halb bedeckte, hätte die gruppe nach wenigen metern flucht bemerkt, dass die gefahr wenigstens für den moment schon wieder vorbei war und wäre zumindest solange zum zelt zurückgekehrt, um die wichtigsten sachen zu holen.
Das ist ja auch beinahe so abgelaufen. Die Verletzten wurden zuerst in Sicherheit gebraucht und die drei Stärksten versuchten anschliessend, zu dem Zelt zurückzukehren. Aber offenbar hatte ihnen Wind und Kälte zu diesem Zeitpunkt bereits so stark zugesetzt, dass sie es nicht schafften.
Allerdings ist es aber auch sehr gut denkbar, dass man in die falsche Richtung ging, das heisst, dass man eigentlich zurück zu der Hütte mit den bereitgelegten Vorräten wollte und dann in der Nacht bei Wind, Schnee und Kälte die falsche Richtung wählte.
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