@james1983Was in den Augen des Geistlichen nach einem reinen Freizeitvergnügen aussah, hatte für die Maya durchaus eine tiefere Bedeutung. Im berauschten Zustand, so glaubten sie, würde sich die Seele auf eine Reise zu den Göttern und Ahnen begeben. Diese Seelenreise wird in der Kunst durch schlangenförmige Linien, die aus dem Mund des Angeheiterten ragen, angedeutet. Die Visionen, die die Maya in solch einem Zustand hatten, waren für sie eine Möglichkeit, mit den Göttern in Kontakt zu treten.
Eines der beliebtesten Getränke war Blache, welches aus Rinde, Honig und Wasser gebraucht wurde. Auch der Genuss von Chi, bei dem der Saft der Agave die Grundsubstanz bildete, war sehr verbreitet. Da diese beiden Getränke jedoch nur einen sehr geringen Alkoholgehalt haben, mussten die Maya Unmengen davon konsumieren. Sie „schütteten“ diese Gebräue daher regelrecht in sich hinein. Eine weitere effektive Methode, eine möglichst hohe Wirkung des Alkohols zu erzielen, war die Verwendung eines Klistiers. Dieses Gerät, das aus Ton und Kürbissen hergestellt wurde, leitete den Alkohol in den Enddarm, um einem möglichen Erbrechen durch übermäßigen oralen Trinkgenuss vorzubeugen.
Natürlich hatten die Maya eigens einen Gott für diese Trinkgelage. Sein Name war Akan und er ist wohl am ehesten mit Dionysos/Bacchus gleichzusetzen. Stattgefunden haben diese rauschenden Zusammenkünfte zumeist in Höhlen, da die Maya in ihnen Zugänge zur Unterwelt sahen.
Nicht nur Alkohol versetzte die Maya in tranceähnliche Zustände. Fasten und Musik sowie eine ganze Palette weiterer Rauschmittel taten ein Übriges. Tabak wurde geraucht, gekaut und geschnupft. Auch Pilze, die das Alkaloid Psilocybin enthalten und die man heute unter dem Namen „Magic Mushrooms“ kennt, wurden konsumiert. Daneben war das Gift des Ochsenfrosches, das eine dem LSD ähnliche Wirkung hervorruft, bekannt.
Quelle:
Maya - Gottkönige im Regenwald, herausgegeben von Nikolai Grube
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