Gloomy Sunday
17.12.2005 um 14:41Ich möchte dieses Lied mal wieder ans Tageslicht bringen
Einige berühmte europäische Lieder haben eine sehr seltsame Geschichte. Eines der merkwürdigsten ist jedoch das Lied "Gloomy Sunday". Es wurde an einem Sonntag im Dezember 1932 vom ungarischen Komponisten Reszo Seress geschrieben, einen Tag, nachdem seine Freundin ihre Verlobung gelöst hatte. Seress war zutiefst betrübt, als eine traurige Melodie, die er noch nie gehört hatte, ihm in den Sinn kam. Seress begann die Melodie zu notieren, die er "Gloomy Sunday" nannte. Der Text, den er dazu schrieb, erzählt die Geschichte eines Mannes, dessen Freundin vor kurzem gestorben ist und er überlegt, Selbstmord zu begehen, um wieder mit ihr vereint zu sein. Die ersten Plattenfirmen lehnten das Lied ab, da es zu melancholisch war. Eine meinte sogar, daß es besser wäre, die Menschen würden diese Melodie nie hören - und hatte nicht so unrecht, denn als das Lied schließlich veröffentlicht wurde, erhielt es bald den Ruf, die Menschen zum Selbstmord zu treiben.
Die erste Fall ereignete sich im Frühjahr 1933, als ein Jugendlicher, der in einem Café in Budapest saß, die Band bat, "Gloomy Sunday" zu spielen. Nachdem sie das Lied gespielt hatten, ging er nach Hause und erschoß sich. Tane Jackson gerichtete in The Unknown (Mai 1987) über die unheilvolle Geschichte dieses Liedes und über weitere Fälle, obwohl keiner der betroffenen Menschen namentlich genannt wurde. Unter den Opfern waren sogar Sänger, die diese Melodie in ihrem Repertoire hatten. In einem der aufrüttelndsten Fälle brachen sogar Nachbarn eine Wohnung auf, als sie hörten, daß "Gloomy Sunday" unaufhörlich gespielt wurde. Sie fanden die Leiche der Wohnungsbesitzerin, einer jungen Frau, die eine Überdosis genommen hatte. Das Grammophon spielte diese Melodie. Ende der 30er Jahre hatte "Gloomy Sunday" in der Öffentlichkeit solchen Schrecken ausgelöst, daß die ungarische Regierung empfahl, das Lied nicht mehr öffentlich zu spielen. Viele Musiker waren sehr erleichtert. Viele Radiosender, darunter auch die BBC, überlegten ein Sendeverbot (das von einigen lokalen Stationen in den USA tatsächlich auferlegt wurde) und mehrere Familien, in denen ein Selbstmord mit diesem Lied in Zusammenhang gebracht wurde (mehr als 200 insgesamt), versuchten ohne Erfolg, ein völliges Verbot des Liedes zu bewirken. Die englische Version von "Gloomy Sunday" stammte von Sam Lewis, und 1941 brachte Billie Holliday eine Platte heraus, auf der dieses Lied enthalten war. Um diese Zeit hatte der schlechte Ruf des Liedes jedoch wieder abgenommen: Mit dem Zweiten Weltkrieg waren viel dramatischere Ereignisse ins Leben der Menschen getreten. Dennoch verlohr das Lied seinen schlechten Einfluß nicht vollständig.
Gordon Beck aus Salisbury, Wiltshire, der 1946 mit dem Bataillon 76 am britischen Luftwaffenstützpunkt Yervade in Poona, Indien, stationiert war, erinnert sich kürzlich, daß einer der Piloten immer sehr unruhig wurde, wenn er das Lied Gloomy Sunday" hörte (in der Version des Artie Shaw Orchestra mit einer Sängerin). Beck dachte sich wenig dabei, bis er selbst zu fliegen begann und zu seinem Schrecken feststellte, daß ihm die Melodie des Liedes nicht aus dem Sinn ging. Er hörte sie sogar trotz der dröhnenden Flugzeugmotoren. Beck spielte nie wieder "Gloomy Sunday". Wie kann der unheimliche Effekt dieser gespenstigen Melodie erklärt werden? Vielleicht hatte Seress, wie Tane Jackson meinte, sein eigenes tiefes Trauergefühl so erfolgreich in dem Lied umgelegt, daß es sich bei Zuhörern, die ebenfalls deprimiert sind, noch verstärkt, und sie als einzige Möglichkeit, diese Traurigkeit zu vergessen, den Selbstmord sehen. Diese Annahme ist nicht so abwegig. In The Secret Power of Music schreibt David Tame, daß Musik eine erstaunliche Wirkung auf Menschen haben kann, daß sie Streß, den Herzrythmus, die Verdauung und andere Stoffwechselvorgänge und unser geistiges und seelisches Wohlbefinden beeinflussen kann.
Auch die beiden Menschen, die für das Entstehen von "Gloomy Sunday" verantwortlich waren, konnten sich seinem unheilvollen Einfluß nicht entziehen. Der Komponist Reszo Seress beging 1968 Selbstmord. Er sprang von einem Gebäude, nachdem er festgestellt hatte, daß er nie wieder einen Hit schreiben konnte. Und das Mädchen, das ihn vor all den Jahren sitzen gelassen hatte, hatte bereits früher Selbstmord begangen. Sie wurde tot neben einem Blatt Papier aufgefunden, auf dem sie die Worte Gloomy Sunday" geschrieben hatte. Ein weiteres Lied, das angeblich Unglück bringt, ist "I dream that I Dwelt in Marble Halls" aus der Operette The Bohemian Girl von Rudolf Friml. Dieses Lied bringt angeblich nicht nur denen Unglück, die es hören, auch bei Sängern (die es teilweise nur sehr widerwillig aufführen) verursacht es dasselbe Angstgefühl wie Macbeth bei Schauspielern, die es vorziehen, nur von "dem schottischen Stück" zu sprechen. Niemand weiß, warum dieses Lied zu seinem schlechten Ruf kam. Einige Lieder scheinen, wie zum Beispiel "Gloomy Sunday", nicht bewußt komponiert zu sein. Eines nachts träumte der italienische Komponist Guiseppe Tartini, daß ihm der Teufel eine wunderbare Melodie auf der Violine spielte. Als er aufwachte, versuchte Tarini, die Melodie niederzuschreiben. Daraus wurde sein bekanntestes Werk- Die Sonate mit dem Teufelstriller". Ray Coleman behauptete in Yesterday and Today, daß auch die Melodie zu einem der berühmtesten Lieder der Welt ihrem Komponisten eines Morgens im Jahre 1963 im Traum kam. Der Komponist war Paul McCartney und das Lied Yesterday.
Musik als Hilfsmittel und Medium im suizidalen Umfeld
Generell läßt sich dazu folgendes feststellen:
In Bezug auf jede Art von sogenannten Todesliedern, nicht nur Gloomy Sunday, gibt es bis heute keinerlei wissenschaftliche Erkenntnisse dahngehend, dass je ein solches Lied suizidauslösend war und schon gar nicht allein oder ausschließlich.
Erwiesen ist lediglich, dass immer wieder melancholische Lieder und Texte integraler Bestandteil des Suizidgeschehens waren und sind.
Musik und Schriften dienen dabei vornehmlich fünf Zwecken:
1. als Stimulantia bzw. Emotionsverstärker
2. als Identifikationsmuster
3. als Legitimierungshilfe
4. als Transportmittel/Übertragungsmedium für Emotionen
5. als Ritualisierungsmittel
Letum , A monster which lives in the underworld. The name means 'death'.
Einige berühmte europäische Lieder haben eine sehr seltsame Geschichte. Eines der merkwürdigsten ist jedoch das Lied "Gloomy Sunday". Es wurde an einem Sonntag im Dezember 1932 vom ungarischen Komponisten Reszo Seress geschrieben, einen Tag, nachdem seine Freundin ihre Verlobung gelöst hatte. Seress war zutiefst betrübt, als eine traurige Melodie, die er noch nie gehört hatte, ihm in den Sinn kam. Seress begann die Melodie zu notieren, die er "Gloomy Sunday" nannte. Der Text, den er dazu schrieb, erzählt die Geschichte eines Mannes, dessen Freundin vor kurzem gestorben ist und er überlegt, Selbstmord zu begehen, um wieder mit ihr vereint zu sein. Die ersten Plattenfirmen lehnten das Lied ab, da es zu melancholisch war. Eine meinte sogar, daß es besser wäre, die Menschen würden diese Melodie nie hören - und hatte nicht so unrecht, denn als das Lied schließlich veröffentlicht wurde, erhielt es bald den Ruf, die Menschen zum Selbstmord zu treiben.
Die erste Fall ereignete sich im Frühjahr 1933, als ein Jugendlicher, der in einem Café in Budapest saß, die Band bat, "Gloomy Sunday" zu spielen. Nachdem sie das Lied gespielt hatten, ging er nach Hause und erschoß sich. Tane Jackson gerichtete in The Unknown (Mai 1987) über die unheilvolle Geschichte dieses Liedes und über weitere Fälle, obwohl keiner der betroffenen Menschen namentlich genannt wurde. Unter den Opfern waren sogar Sänger, die diese Melodie in ihrem Repertoire hatten. In einem der aufrüttelndsten Fälle brachen sogar Nachbarn eine Wohnung auf, als sie hörten, daß "Gloomy Sunday" unaufhörlich gespielt wurde. Sie fanden die Leiche der Wohnungsbesitzerin, einer jungen Frau, die eine Überdosis genommen hatte. Das Grammophon spielte diese Melodie. Ende der 30er Jahre hatte "Gloomy Sunday" in der Öffentlichkeit solchen Schrecken ausgelöst, daß die ungarische Regierung empfahl, das Lied nicht mehr öffentlich zu spielen. Viele Musiker waren sehr erleichtert. Viele Radiosender, darunter auch die BBC, überlegten ein Sendeverbot (das von einigen lokalen Stationen in den USA tatsächlich auferlegt wurde) und mehrere Familien, in denen ein Selbstmord mit diesem Lied in Zusammenhang gebracht wurde (mehr als 200 insgesamt), versuchten ohne Erfolg, ein völliges Verbot des Liedes zu bewirken. Die englische Version von "Gloomy Sunday" stammte von Sam Lewis, und 1941 brachte Billie Holliday eine Platte heraus, auf der dieses Lied enthalten war. Um diese Zeit hatte der schlechte Ruf des Liedes jedoch wieder abgenommen: Mit dem Zweiten Weltkrieg waren viel dramatischere Ereignisse ins Leben der Menschen getreten. Dennoch verlohr das Lied seinen schlechten Einfluß nicht vollständig.
Gordon Beck aus Salisbury, Wiltshire, der 1946 mit dem Bataillon 76 am britischen Luftwaffenstützpunkt Yervade in Poona, Indien, stationiert war, erinnert sich kürzlich, daß einer der Piloten immer sehr unruhig wurde, wenn er das Lied Gloomy Sunday" hörte (in der Version des Artie Shaw Orchestra mit einer Sängerin). Beck dachte sich wenig dabei, bis er selbst zu fliegen begann und zu seinem Schrecken feststellte, daß ihm die Melodie des Liedes nicht aus dem Sinn ging. Er hörte sie sogar trotz der dröhnenden Flugzeugmotoren. Beck spielte nie wieder "Gloomy Sunday". Wie kann der unheimliche Effekt dieser gespenstigen Melodie erklärt werden? Vielleicht hatte Seress, wie Tane Jackson meinte, sein eigenes tiefes Trauergefühl so erfolgreich in dem Lied umgelegt, daß es sich bei Zuhörern, die ebenfalls deprimiert sind, noch verstärkt, und sie als einzige Möglichkeit, diese Traurigkeit zu vergessen, den Selbstmord sehen. Diese Annahme ist nicht so abwegig. In The Secret Power of Music schreibt David Tame, daß Musik eine erstaunliche Wirkung auf Menschen haben kann, daß sie Streß, den Herzrythmus, die Verdauung und andere Stoffwechselvorgänge und unser geistiges und seelisches Wohlbefinden beeinflussen kann.
Auch die beiden Menschen, die für das Entstehen von "Gloomy Sunday" verantwortlich waren, konnten sich seinem unheilvollen Einfluß nicht entziehen. Der Komponist Reszo Seress beging 1968 Selbstmord. Er sprang von einem Gebäude, nachdem er festgestellt hatte, daß er nie wieder einen Hit schreiben konnte. Und das Mädchen, das ihn vor all den Jahren sitzen gelassen hatte, hatte bereits früher Selbstmord begangen. Sie wurde tot neben einem Blatt Papier aufgefunden, auf dem sie die Worte Gloomy Sunday" geschrieben hatte. Ein weiteres Lied, das angeblich Unglück bringt, ist "I dream that I Dwelt in Marble Halls" aus der Operette The Bohemian Girl von Rudolf Friml. Dieses Lied bringt angeblich nicht nur denen Unglück, die es hören, auch bei Sängern (die es teilweise nur sehr widerwillig aufführen) verursacht es dasselbe Angstgefühl wie Macbeth bei Schauspielern, die es vorziehen, nur von "dem schottischen Stück" zu sprechen. Niemand weiß, warum dieses Lied zu seinem schlechten Ruf kam. Einige Lieder scheinen, wie zum Beispiel "Gloomy Sunday", nicht bewußt komponiert zu sein. Eines nachts träumte der italienische Komponist Guiseppe Tartini, daß ihm der Teufel eine wunderbare Melodie auf der Violine spielte. Als er aufwachte, versuchte Tarini, die Melodie niederzuschreiben. Daraus wurde sein bekanntestes Werk- Die Sonate mit dem Teufelstriller". Ray Coleman behauptete in Yesterday and Today, daß auch die Melodie zu einem der berühmtesten Lieder der Welt ihrem Komponisten eines Morgens im Jahre 1963 im Traum kam. Der Komponist war Paul McCartney und das Lied Yesterday.
Musik als Hilfsmittel und Medium im suizidalen Umfeld
Generell läßt sich dazu folgendes feststellen:
In Bezug auf jede Art von sogenannten Todesliedern, nicht nur Gloomy Sunday, gibt es bis heute keinerlei wissenschaftliche Erkenntnisse dahngehend, dass je ein solches Lied suizidauslösend war und schon gar nicht allein oder ausschließlich.
Erwiesen ist lediglich, dass immer wieder melancholische Lieder und Texte integraler Bestandteil des Suizidgeschehens waren und sind.
Musik und Schriften dienen dabei vornehmlich fünf Zwecken:
1. als Stimulantia bzw. Emotionsverstärker
2. als Identifikationsmuster
3. als Legitimierungshilfe
4. als Transportmittel/Übertragungsmedium für Emotionen
5. als Ritualisierungsmittel
Letum , A monster which lives in the underworld. The name means 'death'.