Doors schrieb:Natürlich kann man sich selbst in alle möglichen und unmöglichen Angstzustände hinein steigern - aber für die Lebensqualität ist es schon besser, wenn man das lässt.
Wenn man das selber entscheiden könnte, wäre es ja kein Problem. Es ist ja nicht so, dass allen Leuten, die sich vor Dingen fürchten, bei denen sie wissen, dass es die gar nicht gibt, nur langweilig wäre.
sidnew schrieb:KANN man überhaupt Angst haben vor Dingen, an die man nicht (wenigstens ein bisschen) glaubt?
Ja, kann man, wie schon im Eingangspost beschrieben. Denn im Gehirn gibt es rational denkende Regionen und irrational denkende wie ein praktisch autonomes Angstzentrum. Das arbeitet praktisch für sich, weil es im Zweifelsfall extrem nachteilig sein könnte, wenn man erst überlegt, ob die Angst vor dem auf einen zuspringenden Löwen berechtigt ist, weil es hier doch gar keine Löwen gibt, und man schon angeknabbert sein könnte, wenn man sich daran erinnert, dass im Radio kam, dass ein Löwe aus dem Zoo ausgebrochen ist.
Der Nachteil ist, dass das Angstzentrum in tatsächlich harmlosen Szenen eben manchmal überreagiert. Und je mehr man glaubt, keine Kontrolle über eine potentiell gefährliche Situation zu haben (zum Beispiel, weil man nachts nicht alles erkennen kann, was sich am Waldrand oder nahe dem Maisfeld abspielt), umso weniger kann das rationale Gehirnteil dagegen anreden. Also gilt Folgendes:
Stan_Marsh schrieb:Im Flugzeug oder als Beifahrer ist diesen Leuten dann schon mulmiger, weil sie selbst keine Kontrolle und Eingriffsmöglichkeit haben.
Die Situationen, in denen man sich hilflos ausgeliefert fühlt, sollten also möglichst wenige sein, entweder, weil man das meiste selber kann, oder weil man genug Vertrauen zum Fahrer oder Piloten hat bzw. haben kann.
Doors schrieb:Wenn Horrorfilme bei Dir Ängste auslösen, dann guck' Dir doch lieber etwas harmloseres an. Niedliche Katzenvideos vielleicht, obwohl es Leute geben soll, die dann eine Katzenallergie kriegen.
Das ist so eine Sache. Man kann nicht immer voraussagen, wie belastend etwas wirkt. Einmal hätte ich schon fast Alpträume nur aufgrund eines Fotos von einem Horrofilm aus einer Fernsehzeitung bekommen. Da war nur eine nicht mal besonders gruselige Gestalt drauf, die böse guckte und, laut Beschreibung, sowohl "untot" als auch darauf aus war, den Protagonisten zu ermorden. Da war ich allerdings noch jünger.
Und einmal gruselte ich mich bei einer eigentlich harmlosen Dokumentation über das Mittelalter. Da wurden eigentlich nur alltägliche, harmlose Szenen (Familie beim Essen, Marktplatz etc.) gezeigt, und es gab einen Kommentar dazu. Damit man den verstehen konnte, war die Filmszene stumm, auch ohne jede Musik. Die Aufnahmen waren aber so, als ob eine Kamera durch die Straße fahren würde, wirkte also ziemlich "real". Es war also so ähnlich wie ein echter alter Stummfilm. Ich glaube, mein Gehirn war dadurch einfach irritiert, obwohl ich natürlich wusste, dass das alles nur zur besseren Veranschaulichung dienen sollte.
Dagegen fand ich eine Szene aus einem Horrorfilm, in den ich mal zufällig hineingezappt hatte, erst albern und dann langweilig. Da wurde eine Bergwandergruppe von einem menschenfressenden Yeti verfolgt. Man konnte den Yeti, der ein paar hundert Meter weg war, die ganze Zeit sehen. Ich glaube, deswegen fehlte einfach der Anreiz (für mich), um sich zu gruseln. Hätte man ihn z.B. laut atmen gehört, ohne ihn zu sehen, wäre das ganz anders gewesen, selbst bei einer harmloseren Handlung.