Rumo schrieb:Hier sehen die Leute Geister/Dämonen/Monster und Konsorten, befinden sich in absoluter Angst und Ausnahmesituation - und dann ratzen sie weg.
So seltsam ist das gar nicht. Im Gehirn sind immer mehrere Teile gleichzeitig aktiv. Einer davon sorgt naturgegeben für Angst, wenn irgendein Wesen im Raum zu sein scheint (bzw. hineinhalluziniert wird), welches nicht da sein sollte. Diese Angst wird natürlich umso stärker, je weniger dieses angebliche Wesen zu identifizieren ist.
Ohne solche Erwartungshaltungen um das Schlafen herum hätte die Menschheit die Steinzeit (wo man immer mal mit Feinden oder Raubtieren am Schlafplatz rechnen musste) wohl nicht überlebt. Wahrscheinlich wird alle naselang während des Schlafs die Umwelt auf mögliche Gefahren gescannt. Und in bestimmten Situationen, z.B., wenn der Stresspegel ohnehin gerade hoch ist, kann es dann zur Einbildung kommen, da wäre etwas. WAS das ist, wechselt, je nach Kultur und Unterhaltungsprogramm. Früher waren es Vampire (z.B. jüngst Verstorbene aus dem Dorf), später waren es oft Außerirdische. Je nachdem eben, was gerade Zeitgeist ist.
Zu dieser Theorie passen auch die Wahrnehmungen, die derjenige meistens hat: Die halluzinierte Person wirkt meistens bösartig, auch wenn sie nur herumsteht, oder man hört ein lautes Atmen. Bei dieser akustischen Halluzination könnte es sich um die in der Steinzeit noch notwendige Vorbereitung auf das Nähern eines Fressfeindes handeln. Der hungrige Höhlenlöwe in unmittelbarer Nähe wird also schon im Vorfeld wahrgenommen, selbst wenn da gar keiner sein kann. Kein Wunder, dass man da in halbe Panik gerät.
Eine andere Region im Gehirn dagegen überprüft u.a., ob das, was die Sinne wahrnehmen, wirklich der Realität entsprechen kann. Möglicherweise erkennt es in genannten Situationen, dass in Wirklichkeit keine Gefahr besteht. Die Wirkung ist in der Halbschlafsituation aber nicht stark genug, sich bis ins Bewusstsein festzusetzen. Wohl aber stark genug, um den Betroffenen wieder einschlummern zu lassen: Er weiß unbewusst, dass da nicht wirklich etwas ist, auch wenn ihm die Erscheinung real vorkommt und er glaubt, in Panik zu sein.
Das Decke-über-den-Kopf-ziehen also Sich-tot-stellen könnte tatsächlich ein Reflex aus der Steinzeit sein. Es gibt ja auch viele Tiere, die sich totstellen, damit der Feind sie für Aas hält, das er nicht anrühren würde. Auch bei einem Angriff durch menschliche Feinde kann es lebensrettend gewesen sein, sich totzustellen oder nicht-bemerkbar zu bleiben. Wenn man sich (wie als jemand, der sich in seinem eigenen dunklen Schlafzimmer mit dem Bett in eine Zimmerecke gedrängt fühlt, während der angebliche Besucher den Fluchtweg blockiert) in einer ausweglosen Situation befindet, mag mancher das für eine sinnvollere Möglichkeit halten, als sich zu wehren oder laut zu schreien.
Wenn dann unter der Decke die Sinnesreize, die einem ein Wesen vorgaukelten, wegfallen, dann wird der Gehirnteil, der signalisiert, dass gar keine Gefahr besteht, wohl so stark, dass man wieder einschlafen kann, selbst wenn das Furchtzentrum vermutet, dass der Fremde immer noch im Zimmer steht.
Das gilt natürlich alles nur, wenn es sich bei diesem Trugbild um einen Besucher (egal, ob Mensch, Tier oder übernatürliches Wesen) handelt. Wer glaubt, Feuer zu riechen, wird sicherlich nicht vorsichtshalber im Bett bleiben, sondern sofort nach draußen stürmen. Denn hier wäre still-liegenbleiben auf jedem Fall eine falsche Reaktion.