Nachdem ich nun alle Seiten mit interessanten über spaßige bis hin zu haarsträubenden Kommentare gelesen habe, bin ich so frei und gebe meinen Senf dazu.
Allem Anschein nach hat sich ein Keiler auf dein Grundstück verirrt. Dass es Schwarzwild war, dafür sprechen die verbogenen Stellen im Zaun. Hier ist es völlig egal, ob männliches oder weibliches Stück. Die quetschen sich auch nicht drunter durch; die senken den Kopf und schieben den Zaun mit dem Körper hoch. Gehen sie rein, ist der Zaun nach Innen gedrückt; gehen sie raus, dann ist er so wie auf dem Foto nach Außen gedrückt. Die Zaunhöhe an sich stellt für eine Sau auch kein unüberwindbares Hindernis dar. Die Mär von der Wildwutz, die nicht springen und keine enge Kurven flitzen kann, darf man getrost als Schönschwätzerei vergessen. Dem ist nicht so.
Auf einem der Fotos sieht es in der Nähe des Zaunpfostens auf der Außenseite auch so aus, als ob die Sau dort gebrochen hat. Nein, kein Kotzplacken, sondern aufgewühlter Boden. Es mag zwar sein, dass in dem Gebiet das Schwarzwild nicht als Standwild vorkommt, d.h. nicht langfristig heimisch ist, aber Keiler ziehen stets umher und man trifft sie immer wieder in Abschnitten, wo wenig Schwarzwild anwechselt. Aktuell wird es auch keine Bache gewesen sein, da sie aufgrund ihres Nachwuchses in der Rotte unterwegs sind und der Tumult etwas "größer" und "lauter" ausfällt.
Wie kann es zum wackelnden Auto gekommen sein?
Hierzu erstmal was zur Art und Weise, wie Schwarzwild sein Nahrung sucht, sofern sie ihm nicht in Form von weggeworfenen Essensabfällen oder Getreide, etc. serviert wird. Sauen haben eine feine Nase und sind Allesfresser, d.h. von Wurzelknollen über Schnecken und Würmer bis hin zu Kleintieren wie z.B. Rehkitze oder Hasen-"Babies" vertilgen sie alles, was vor ihre Nase kommt. Wenn so ein Wildschwein nun auf Nahrungssuche ist, stochert es mit seiner Nase (wir Jäger nennen es "Wurf") im Boden rum und schiebt das Erdreich vor sich her. Dies geschieht nicht mit Wucht und Anlauf, sondern sieht für den Betrachter saugemütlich und ohne Kraftanstrengung aus. Schön zu sehen z.B. hier in dem YT-Vid:
Steckbrief Schwarzwild Und so wie es ausschaut, so ist es auch für die Sau, sprich: kein Problem. Sie verfügen über eine äußerst starke Nackenmuskulatur und können mühelos in wenigen Stunden etliche Quadratmeter einer Wiese brechen (heißt: umwühlen; aus dem Grund bezeichnen wir die Schnauze des Schwarzwildes auch als Gebrech und den aufgewühlten Boden als Gebräch mit 'ä'). Hat so eine Sau nun unter dem Auto etwas gerochen, was für sie interessant ist, so wird sie versuchen, da ranzukommen. Und nun könnt ihr vorstellen, wie sie mit der Nase auf dem Boden auf die Suche geht und dann auf das Fahrzeug trifft. Oh, ein Hindernis, schau´n wa mal, ob wir es beiseite Schieben können.
Und das Geräusch, dass Holz auf den Boden oder auf Holz schlägt?
Das kann ebenfalls die Sau gewesen sein. Wenn am Wegesrand ein Holzstapel der Forstwirtschaft war und sich Schnecken und anderes Getier drunter getummelt hat, dann versucht eine Sau auch daran zu kommen und schiebt Holz beiseite (nein, keinen kompletten Baumstamm). Eine weitere Möglichkeit, die ich in Betracht ziehe ist, dass das Klappern von einem Kirrkasten kam. Auch wenn der Jäger sagt, dass kein Schwarzwild vor kommt, ist es nicht auszuschließen, dass er eine Kirrung angelegt hat. Kirrungen sind Stellen, die mit geringen Mengen an heimischen Feldfrüchten wie z.B. Mais bestückt werden. Um festzustellen, ob Sauen die Kirrung angenommen haben, wird das Kirrgut (in der Regel Mais) in einen Behälter (Holzkiste, hohler Baumstamm, etc.) gegeben und die Öffnung mit einem Deckel abgedeckt. Der Deckel wird beschwert, um anderes Wild wie Fuchs am Naschen zu hindern. Häufig wird die Beschwerung dann noch so aufgebaut, dass sie, wenn die Sau den Deckel beiseite schiebt, geräuschvoll weg kippt. Die Sau interessiert das nicht und der Jäger auf Ansitz wird damit auf die Sau aufmerksam (man riecht sie eher, als dass man sie hört). Da ich selbst solche Konstrukte zur Schwarzwildbejagung aufbaue, kann ich bestätigen, dass es sich in der Nacht laut anhört, wenn Holz und Pflastersteine beim Beiseiteschieben aufeinanderfallen.
Kann es ein Wolf gewesen sein?
Möglich ist alles, aber ein Wolf würde nicht am Auto rütteln. Da wäre er eher mit den Pranken am Auto hoch und hätte andere Geräusche verursacht. Auch verstummt beim Erscheinen des Wolfes nicht das ihn umgebende Tierreich und der Waldkauz flüchtet auch nicht, da er eh weit oben im Baum sitzt.
Und das Brummen und Schnauben?
Das sind Geräusche, die auch Schwarzwild macht.
Mein Tipp lautet, dass auf der Wildkamera neben Fuchs und anderem Niederwild höchstens eine Sau am Fotoshooting teilnehmen wird. Auf jeden Fall bin ich gespannt wie es weiter geht.