Es geschah im Wald...
13.11.2017 um 05:37
Hallo zusammen, ich war bisher nur stille Mitleserin. Die Wald - Geschichten haben mir zum Teil echt gut gefallen und zwei kann ich selber beisteuern.
Die erste hat vor vielen Jahren ein Arbeitskollege meines Mannes erlebt.
Er ist mit seiner damaligen Freundin zum Winterurlaub nach Schweden gefahren. Die zwei hatten sich eine etwas abgelegene Hütte in einem Wald gemietet, war wohl recht rustikal.
Jedenfalls ist dieser Kollege eines Nachts aufgestanden ( ich weiß nicht mehr genau, warum - sagen wir einfach, er hatte Durst und holte sich etwas zu trinken) und wie er da so in der Küche stand, hörte er, wie etwas von außen am Fenster kratzte und schabte. Die Vorhänge waren geschlossen, so dass er nicht sehen konnte, wer oder was dieses Geräusch, das immer wieder kam, verursachte. Ihm ist, wie er erzählte, ganz schön die Düse gegangen. Einsam gelegene Hütte mitten im Wald, er alleine mit seiner Freundin, draußen nur Schnee und Dunkelheit - guter Stoff für den persönlichen Horrorfilm.
Irgendwann konnte er sich halt doch überwinden nachzusehen, lugte vorsichtig hinter den Vorhang - und schaute einem Elch ins Gesicht, der die Eiskristalle, die sich von außen an der Fensterscheibe gebildet hatten, ableckte.
Die zweite Geschichte habe ich diesen Sommer zusammen mit meinem Sohn erlebt.
Wir haben Urlaub im Bayerischen Wald, ganz in der Nähe der Tschechischen Grenze, gemacht.
Mein Sohn (16) und ich hatten schon lange vor, mal draußen im Wald zu schlafen, und da es wettertechnisch passte, haben wir die Gelegenheit genutzt.
Dazu muss ich sagen, dass Dunkelheit nicht so ganz mein Ding ist... Probieren wollte ich es aber trotzdem.
Wir sind also eine gute Weile vor Sonnenuntergang losgegangen, da wir uns in Ruhe ein geeignetes Plätzchen suchen wollte.
Begleitet hat uns einer unserer Hunde; ein Rüde, großer, kräftiger Kerl mit einem ausgeprägten Schutzinstinkt der seinen "Job" sehr ernst nimmt. Unbemerkt würde also niemand an uns heran kommen. Tja.
Die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz gestaltete sich doch etwas schwieriger als gedacht, da der Waldboden überwiegend eher feucht - sumpfig war. Außerdem wollte ich nicht ganz so tief im Wald verschwinden für den Fall, dass mich nachts das Grausen packt und es mich in die Zivilisation zurück zieht. Daher sind wir letztendlich doch eher am Waldrand geblieben. War eine schöne Stelle, gut versteckt, Bäume nicht zu dicht, ein leise murmelnder Bach in der Nähe.
Kurz bevor es gänzlich dunkel wurde, hat mein Sohn sich noch für einen "Spatengang" abgesetzt. Bei seiner Rückkehr berichtete, frisch umgewühlte Erde gesehen zu haben. Das sei aber kein Problem, da er (!) ja in einer Hängematte schlafen würde. Gut, würden die Schweine also über mich herfallen, da ich am Boden schlief, easy, kein Problem.
Unseren Hund hatten wir an einer 10-Meter-Leine an einem Baum fest gemacht, er hatte sich einen Laub- und Zweighaufen zusammengescharrt und lag da gemütlich und friedlich dösend drin.
Joa, und dann kam die Dunkelheit. Es war einerseits wirklich unheimlich schön zu erleben, wie das Licht und die Geräusche im Wald sich veränderten, andererseits bin ich, wie erwähnt, bei Dunkelheit eine Schisserin. Ich lag da halt so, konnte durch die Baumwipfel den wunderschönen Nachthimmel beobachten, fror so vor mich hin und versuchte die Erinnerungen an sämtliche Horrorfilme, die ich je gesehen hatte, zu verdrängen. Neben meinem Kopf trampelte eine Maus über meinen Rucksack und machte ganz allgemein für ihre nicht vorhandene Größe einen unglaublichen Lärm. Irgendwann bin ich dann aber doch eingedöst, denn die Stimmung im Wald war unglaublich friedlich.
Bis dann ohne jegliche Vorwarnung unser Hund ausgerastet ist! Von gleich auf jetzt war er hellwach und im Kampfmodus, war so weit vorgeprescht, wie seine Leine es zuließ und bellte irgend etwas völlig hysterisch an.
Und ich sah - genau: nichts! Da es einfach verdammt dunkel war.
Bis mein Sohn nach einer gefühlten Ewigkeit seine Taschenlampe angefummelt hatte und wir uns versichern konnten, dass da kein axtschwingender Irrer oder die lokale Spukgestalt standen, hab ich mir fast in die Hose gemacht.
Die Nacht verlief jedenfalls recht schlaflos, da unser Hund ständig in die Dunkelheit knurrte, über Stunden immer mal wieder.
In dieser Nacht war mein Puls bestimmt nie unter 150. An schlafen war für mich einfach nicht mehr zu denken.
So gegen vier Uhr haben wir es dann aufgegeben, inzwischen war es auch einfach so kalt, dass unsere Zähne klapperten.
Tja, Städter nachts im Wald ;)
Das war aber definitiv nicht die letzte Nacht, die wir im Wald geschlafen haben. Jetzt erst recht :D aber nächstes Mal definitiv ohne Wachhund.