Grundsätzlich ist gerade die Pubertät eine Zeit, in der Fragen zur eigenen Identität eine wichtige Rolle spielen: Was geschieht mit meinem Körper, wo ist mein Platz in der peer group, wie sehe und verstehe ich die Welt. Aber auch Überlegungen zu den Geheimnissen des Lebens und Sterbens, wie z.B. die Frage, was nach dem Tod geschieht, kommen in dieser Entwicklungsphase verstärkt auf.
Fühlen sich Jugendliche mit diesen Fragen und Problemen allein gelassen oder haben sie tatsächlich keinen Ansprechpartner, der ihnen in dieser Zeit zur Seite steht, so kann es unter bestimmten Umständen zu einer intensiven Beschäftigung mit dem Okkultismus kommen.
Denn okkulte Praktiken bieten vermeintlich schnelle Antworten, die überdies von angeblich übernatürlichen, wirkmächtigen Wesen kommen. Diese Antworten können dann als Bewältigungsstrategie für innere Konflikte gesehen werden, die aus Lebenssituationen und -fragen entstehen, die aus der Sicht der betreffenden Jugendlichen problematisch oder unlösbar erscheinen.
Sind Jugendliche stark von okkulten Praktiken fasziniert, liegen die Ursachen in der Regel im familiären Umfeld. Auslöser können der Tod eines Freundes oder Verwandten, die Trennung der Eltern, Gewalt in der Familie oder auch die emotionale Vernachlässigung des Jugendlichen, in Verbindung mit den o.g. Konflikten, sein.
Untersuchungen Anfang der 90er Jahre haben ergeben, dass v.a. Jugendliche gefährdet sind, die sich isolieren, die orientierungslos sind oder ihr Leben aus den verschiedensten Gründen als sinnlos ansehen (vgl. Barz, 1992). Diese Ergebnisse werden durch eine Studie Jenaer Psychologen aus dem Jahr 1994 bestätigt.
Diese zeigt, dass v.a. Jugendliche, die zwischen traditioneller Religiosität und Okkultgläubigkeit schwanken, eine besonders starke Ausprägung psychischer Probleme aufweisen. Es wurde deutlich, „daß die familiäre Situation, das Problemlöseverhalten der Jugendlichen und die Einbindung in die Gruppe der Gleichaltrigen wichtige Antezendenzbedingungen sind, die in Kombination mit paranormalen Überzeugungen zu einer problematischen Verarbeitung von Erfahrungen im Zusammenhang mit Okkultpraktiken führen können“ (Hellmeister, Straube, Wolfradt 1996, S. 63).
http://www.sekten-info-essen.de/texte/okkultismus.htm