anonyheathen schrieb:
Beweisen kann ich es natürlich nicht. Aber wo gibt es schon 100-prozentige Sicherheit?
Und in einem solchen Fall sollte man immer die plausibelste Lösung nehmen.
-Gibt es Magier die diesen Trick beherrschen? Ja, zu 100% gesichert.
-Gibt es Telekinetiker die Tische schweben lassen? Nein, vollkommen unbewiesen.
Siehst Du: Das ist der Unterschied zwischen uns. Ich kann mit bloßen Wahrscheinlichkeiten und Unsicherheiten leben, während Du offenbar 100 Prozent Eindeutigkeit brauchst und diese dann „per ordre de Mufti“ künstlich herstellst, indem Du einfach das für Dich Plausibelste zur Wahrheit erklärst. Dann hast Du aus einer uneindeutigen Situation eine scheinbar eindeutige hergestellt. Allerdings nur mittels einer gewissen intellektuellen Gewalt, indem Du ein tatsächliches Nicht-Wissen zu einem vermeintlichen Wissen erklärst, weil es Dir so plausibel erscheint. Das ist dann aber auch nur Deine persönliche Entscheidung, Dein Weltbild sozusagen, das eventuell nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt.
Außerdem gehst Du in Deiner Kalkulation von einer Unwahrheit aus, nämlich davon, dass die Existenz von Telekinetikern, die Tische schweben lassen, „völlig unbewiesen“ sei. Das ist falsch.
Woher wissen wir denn so „100 Prozent“, dass es Zauberkünstler gibt, die so einen Trick beherrschen? Nur dadurch, dass wir sie auf der Bühne diesen Trick ausführen sehen. Und woher wissen wir, dass das ein Trick ist und keine paranormale Psychokinese? Die meisten von uns „wissen“ es bloß daher, weil es der Zauberkünstler selbst explizit oder implizit zugibt, und wir ihm das glauben. Nur ein paar, die sich selbst berufs- oder hobbymäßig mit der Kunst der Magie beschäftigen, brauchen das nicht nur zu glauben; sie bringen vielleicht selbst so einen Trick zuwege oder haben ihn von einem anderen Zauberkünstler gelernt, oder können dessen Tricks durchschauen.
Wie kann der Zauberkünstler einen Tisch zum Schweben bringen? Offenbar nicht durch Telekinese. Wie dann? Offenbar durch mechanische Hilfsmittel. Am einfachsten mit dem eigenen Körper, indem er zum Beispiel den Tisch mit einem Bein unter der Tischplatte anhebt. Eine Voll-Leviation aller vier Tischbeine bräuchte auf diese Weise aber schon verdammt viel Kraft und Geschicklichkeit. Vor allem aber bräuchte es ein verdammt leichtgläubiges Publikum, das nicht einfach mal kurz unter die Tischplatte schauen (was die intuitiv natürlichste, fast schon „reflexartige“ Reaktion wäre) und den Trick entdecken würde.
Wenn er sich also nicht auf die extreme Leichtgläubigkeit oder Ablenkbarekeit seines Publikums verlassen kann, muss unser Trickkünstler weniger plumpe Methoden wählen. Um den Tisch ohne direkte Körperberührung mechanisch oder eventuell durch starke Magnete bewegen zu können, muss er den Tisch und/oder seine Umgebung irgendwie präparieren. Dazu muss er natürlich Gelegenheit haben, was aber meist kein Problem ist, weil solche Zaubertricks ja meist auf einer Bühne oder einer anderen vom Künstler präparierten und kontrollierten Umgebung aufgeführt werden.
Und woher wissen wir jetzt, dass es psychokinetische Tischlevitationen gibt? Aus dem gleichen Grund, aus dem wir wissen, dass es Zaubertricks gibt: Weil Beobachter sie sehen. Und woher wissen diese Beobachter, dass das Gesehene in diesem Fall kein Zaubertrick war (der es doch in einem anderen Fall gewesen ist)? Sie wissen es daher, weil niemand den Tisch berührt (oder zumindest nicht so, dass er oder alle zusammen ihn anheben könnten), und auch keiner die Gelegenheit hatte, den Tisch vorher entsprechend zu präparieren. Und auch das ist immer wieder, auch unter experimentellen und von den Experimentatoren kontrollierten Testbedingungen, beobachtet worden, etwa bei William Crookes, Cesare Lombroso, Charles Richet oder in verschiedenen von Forschern und Trickexperten kontrollierten Séancen.
Natürlich „kann es sein“, dass irgendwelche relevanten Parameter, die doch einen Trick ermöglicht hätten, dabei übersehen wurden. Aber eben deshalb, weil sie nicht bekannt sind, darf der Experimentor sie auch nicht in die Bewertung der Situation eingehen lassen (oder nur als Anmerkung). Der Experimentator kann und muss sagen (und William Crookes, Charle Richet und andere haben die intellektuelle Ehrlichkeit und den Mut gehabt, dies so ähnlich zu sagen): Nach allem was wir aufgrund unserer eigenen Prüfung guten Gewissens sagen können, hat sich der Tisch bewegt (kinesis), er bewegt sich offensichtlich nicht durch die klassische Newtonsche Mechanik, aber doch mit einer psychischen Komponente, einer Absicht (der Tisch bewegt sich nicht, wann er will, sondern wenn und weil die Teilnehmer einer Séance es so wollen). Und daher haben wir es mit Psychokinese zu tun.