@Flaky Flaky schrieb:Und niemand möchte in dem Alter (zumindest aus der männlichen Sicht) von den Eltern hören: Also heute reden wir mal über Pornos und den Zusammenhang zu Privat-Bildern. Weder die Kinder noch die Eltern (vermutlich).
Ich unterstelle den Kurzen einmal, dass sie ihr erstes Mal an sich schon allein hinbekommen. Scham und Schüchternheit haben sie nach wie vor. Denn unter allen Klamotten und hinter aller Kosmetik steckt nach wie vor ein junger Mensch.
Von den Eltern erwarte ich auch nicht, dass sie sich mit ihren Kindern hinsetzen und irgendeinen Elternratgeber von vorn bis hinten durchsprechen. Aber ich erwarte schon, dass man ihnen Angebote macht, damit sie wieder das Gefühl bekommen, dass man für sie da ist, wenn es einmal wirklich brennt.
Manche kommen ja auch gut allein zurecht, aber offensichtlich sind das bei weitem nicht alle.
Die Kurzen und ihre Erlebniswelt verändert sich nun einmal und da sollten die Eltern, die am Wohl ihrer Kleinen interessiert sind, auch flexibel werden.
Die Erziehungsmaßstabe an der eigenen Jugend festzumachen mag zwar natürlich sein, aber wenn man sieht, wie sich unsere Kulturen gewandelt haben und wie schnelllebig vieles geworden ist, wie viel kann man dann noch von vor 20-30 Jahren direkt übernehmen?
Ich muss zugeben, dass ich es sehr geschätzt habe als ich mit 13 einen eigenen PC und Internet zu Hause bekam und diesen lustigen Webfilter bekam ich, wie beschrieben, auch schnell in den Griff.
Da wollte ich größtenteils auch nicht drüber reden. Webseiten zur Sexualität fand man damals schon zu Genüge an jeder Ecke. In wenigen Sekunden gab es Informationen zur Verhütung, zu Geschlechtskrankheiten und ihrer Prävention. Man musste nicht einmal mehr die Bravo o.ä. kaufen, um etwas über die erste Beziehung oder das erste Mal zu lesen und sich Ratschläge zu holen. Das hat sich alles verlagert und ist neben der Pornografie, gleichermaßen leichter abrufbar geworden.
Aber trotz aller Selbstständigkeit, so habe ich mir doch oft einen Ansprechpartner gewünscht. Weil man eben doch nicht alles sofort versteht, was man dort sieht oder liest oder manche spezielle Fragen gar nicht beantwortet werden konnten.
Man muss die Kurzen ja nicht von A bis Z anlernen, aber wenigstens als Berater sollte man zur Verfügung stehen.
Wenn sie erst einmal mit Pornografie in Kontakt gekommen sind, dann ist es einfach zu spät, um noch irgendetwas verbieten zu wollen. Das ist einer dieser Momente, die man für sich nutzen sollte, bevor sie sich bei dem Thema völlig verschließen.
Wir wissen doch bestens Bescheid. Wir wissen, was sie dort sehen können und was sie offenbar regelmäßig anschauen. Auf jedem 0815 Werbeplakat sehen wir doch mit eigenen Augen, woran sie sich orientieren. Aber irgendwie seh ich keine Reaktion darauf?
Ja, sie müssen lernen alleine klar zu kommen, aber wir wissen doch selbst, dass man manches einfach nicht sofort versteht oder nicht sofort so klappt, wie man sich das vorstellt.
Mancher der hier Anwesenden wird im Netz anfangs sicher auch den ein oder anderen Blödsinn gemacht haben. Wird sich blauäugig Viren und Trojaner eingefangen haben oder irgendwelche privaten Informationen von sich Preis gegeben haben, ohne die heutige Weit- und Vorsicht besessen zu haben.
Die Kurzen mögen manchmal völlig weltfremd wirken, aber wenn man sich einmal mit ihnen unterhält und sich einen Einblick in ihre Weltsicht und ihre Probleme verschafft, dann hören sie zwar immer noch merkwürdige Musik und haben ein völlig anderes Modeverständnis, aber bei so einigen hatte ich dieses Gefühl, da sitzt einer, der in seinen jungen Jahren genau die Gedanken ausspricht, die mir damals auch durch den Kopf gegangen sind. Da sitzt jemand, der eben nicht einer anderen Dimension entsprungen ist, sondern den fast genau die gleichen Probleme und Fragen plagen, die ich in dem Alter auch hatte.
Wenn man nun aber genau weis, welche Probleme man selbst hatte und wann man schlichtweg überfordert war, dann kann man diesen Erfahrungsschatz doch nutzen, um dieser ständig kritisierten Werbeerziehung und medialen Verblödungsmachinerie entgegenzuwirken.
Von allein wird sich da nichts bessern.