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Was bedeutet für dich Heimat?

330 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Heimat, Wurzeln ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Was bedeutet für dich Heimat?

08.12.2019 um 12:22
Als Heimat bezeichne ich die Region, Stadt, den Ort, an dem ich einen Großteil meines Lebens verbracht und mich zu Hause gefühlt habe.

Selbst wenn ich demnächst umziehe wird es immer meine alte Heimat bleiben, an die ich zwar auch negative, aber überwiegend positive Erinnerungen habe.


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08.12.2019 um 12:34
Zitat von WardenWarden schrieb:Letzten Endes glaube ich, haben "wir" mehr davon in einem geeinten Land zu leben als in der Bedeutungslosigkeit der Kleinstaaterei (in Provinzform) zu verschwinden. Viel Spaß, moderne Errungenschaften wie den Sozialstaat so anzubieten wie hier wenn alles kleine Miniprovinzen sind die miteinander nicht viel zutun haben wollen.
Hör mal, es handelt sich dabei um eine eher zynische Polemik mit dem Ziel den einen ein wenig zu belustigen und den anderen vllt ein wenig zu provozieren.
Die "Balkanisierung Deutschlands" ist ein Topic der APPD...der ja von manchen die Ernsthaftigkeit abgesprochen wird.

Die Reaktionen auf sowas sind aber meist bezeichnend bis entlarvend.
Zitat von WardenWarden schrieb:Wie definierst du das
Als mehr oder minder selbstgewählte (vermutlich wäre "selbstverschuldete" das bessere Wort) Identität, die man primär auf Basis von Abstammung konstruiert und somit zur quasi "natürlichen" Eigenart von "deutschen" Menschen verklärt.

@knopper s Beitrag war dafür schon bezeichnend aber du kannst es auch hier sehen:
Zitat von AlienpenisAlienpenis schrieb:als Biodeutscher mag ich meine Bioheimat sehr!
Fehlt nur noch das "Rassismus!!!"-Geschrei.
Zitat von WardenWarden schrieb:wieso bräuchte man je nach nachfolgender Definition dagegen Hilfe?
Zitat von EyaEya schrieb:Was ist an "Deutschsein" verkehrt?
Weil eine kollektive Identität bzw ein Gemeinschaftsgefühl, was primär auf Abstammung, mythologischen bzw traditionalistischem Unfug, der Überkompensation von Minderwertigkeitskomplexen und Grünkohl basiert nicht nur blind macht für gesellschaftliche Widersprüche sondern das Individuum zu "ein Teil von" degradiert und damit konträr zu jeglicher Emanzipation steht und zudem noch antizivilisatorisches Potenzial birgt.
Zitat von abberlineabberline schrieb:Warum sollte man nicht Deutsch sein wollen? Scheinbar wollen das sehr viele Menschen, sogar aus anderen Ländern.
Da das nichts mit der Staatsangehörigkeit zu tun hat, wage ich das zu bezweifeln.
Anhänger dessen würden auch vehement verneinen, dass Menschen "aus anderen Ländern" "deutsch" sein könnten.
Das sehe ich persönlich zwar anders, aber na ja :D


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Was bedeutet für dich Heimat?

08.12.2019 um 12:43
Zitat von FiernaFierna schrieb:Weil eine kollektive Identität bzw ein Gemeinschaftsgefühl, was primär auf Abstammung, mythologischen bzw traditionalistischem Unfug, der Überkompensation von Minderwertigkeitskomplexen und Grünkohl basiert nicht nur blind macht für gesellschaftliche Widersprüche sondern das Individuum zu "ein Teil von" degradiert und damit konträr zu jeglicher Emanzipation steht und zudem noch antizivilisatorisches Potenzial birgt.
Gerade dieses Gemeinschaftsgefühl hat doch erst die Zivilisation hervor gebracht mit ihren zahlreichen Unterschieden und Gemeinsamkeiten. In diesem Sinne empfinde ich einen gewissen Nationalstolz nicht anstößig noch kritikwürdig. Eine Überkompensation von Komplexen sehe ich darin nicht, sich zu etwas dazugehörig zu fühlen und das auch noch gut zu finden.


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08.12.2019 um 12:46
@Fierna

Das liest sich fast schon so als seien Kultur, Heimat, Historie, andere Gemeinsamkeiten und mehr eine komplette Eigenart der Deutschen. Bei ca. 193-195 Nationen / Staatsgebilden auf der Erde und nochmal mehr Untergruppen, die ähnliche kulturelle und andere Verbindungen und Vorläufe haben.

So sind Gesellschaften eben nunmal mit der Zeit gewachsen. Ich verstehe gerade heute die Kritik nicht. Wo man früher quasi noch in einer kleineren Welt reingeboren wurde und "feststeckte", ist man heute umso ungebundener denn je (im Vergleich zu vorherigen Zeiten).

Ich mutmaße mal fröhlich, dass du "Polnischsein" oder "Französischsein" jetzt anders etikettieren würdest.

Ansonsten sehe ich ferner eine schlicht negative Schablone. Ich kann jetzt auch wie @Eya die positiven Aspekte hervorheben.
Zitat von EyaEya schrieb:Gerade dieses Gemeinschaftsgefühl hat doch erst die Zivilisation hervor gebracht mit ihren zahlreichen Unterschieden und Gemeinsamkeiten. In diesem Sinne empfinde ich einen gewissen Nationalstolz nicht anstößig noch kritikwürdig. Eine Überkompensation von Komplexen sehe ich darin nicht, sich zu etwas dazugehörig zu fühlen und das auch noch gut zu finden.
Wer hat jetzt recht, wenn man mal von der Subjektiviät ablassen würde? Schwer zu sagen, hm? Ich komme aber zu der Erkenntnis, dass man es nicht einseitig darstellen kann, weil es positive wie negative Aspekte bietet. Wir reden aber von einer "gesunden Prise" und keiner überdrehten Form, die folglich verbindend und sinnstiftend und nicht unbedingt teilend und konftliktreich sein kann oder muss.


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08.12.2019 um 13:24
Zitat von EyaEya schrieb:Gerade dieses Gemeinschaftsgefühl hat doch erst die Zivilisation hervor gebracht mit ihren zahlreichen Unterschieden und Gemeinsamkeiten.
Tatsächlich? Inwiefern?
Zitat von EyaEya schrieb:Eine Überkompensation von Komplexen sehe ich darin nicht, sich zu etwas dazugehörig zu fühlen und das auch noch gut zu finden.
Ist dennoch ein historischer Fakt, dass man die große Kulturnation aufgrund von Minderwertigkeitskomplexen gegen über Nationalstaaten wie England und Frankreich erdacht hat.
Zitat von WardenWarden schrieb:Das liest sich fast schon so als seien Kultur, Heimat, Historie, andere Gemeinsamkeiten und mehr eine komplette Eigenart der Deutschen.
Ne, es geht um das Verständnis dessen und die Konstruktion einer Identität.
Es hat z.B. sonst niemand hinbekommen, das Wort "Kultur" als Antonym zu "Zivilisation" zu nutzen.
Zitat von WardenWarden schrieb:Bei ca. 193-195 Nationen / Staatsgebilden auf der Erde und nochmal mehr Untergruppen, die ähnliche kulturelle und andere Verbindungen und Vorläufe haben
Eine absurd unsinnige Pauschalisierung.
Aber das bestätigt ja nur, was ich sagte. Anstatt irgendwas zu reflektieren, wird die Bildung von Kultur, Nation und die daraus resultierende Identität als "natürlicher" Prozess angenommen, der restlos überall identisch abläuft.
Das Paradoxe daran ist, dass man sich damit ja eig von anderen "Völkern" abgrenzt, wenn aber genau das dann Gegenstand der Kritik ist, ist alles plötzlich "gleich".
Zitat von WardenWarden schrieb:Ich mutmaße mal fröhlich, dass du "Polnischsein" oder "Französischsein" jetzt anders etikettieren würdest.
Nicht zwingend. Kommt auf das explizite Bsp an.
Der Volksbegriff der französischen Revolution hatte im Gegensatz zu den später in Deutschland aufkommenden "völkischen Bewegungen" etwas emanzipatives.
Das sind halt völlig unterschiedliche Dinge.


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08.12.2019 um 14:41
Gerade bei den historischen Bezügen (Gründung, etc) stellt sich mir spontan die Frage: Wie lange will man sich eigentlich auf jene beziehen? Also ausschließlich? Während diese zwar wichtig und Teil der Geschichte sind und immer irgendwo im Gesamtkontext Beachtung finden, stelle ich mal die provokante Frage:

Was ist denn mit "heute"? Ich denke, man kann durchaus auch (irgendwann) die Neuzeit wie aktuelle Geschehnisse, Mentalitäten und auch Politik in jene Begriffe einweben, oder nicht? Krähen oft nur kaum Leute nach, so scheint mir.

Kultur, Identität, Mentalität. Das sind Dinge die auf Dauer auch nicht statisch bleiben sondern sich verändern.

Ich erwähne das um eben den Kontrast zu den beiden Beispielen herzustellen, ob es nun der große deutsche Nationalstaat war oder die Franzosen mit ihrer Revolution. Das sind Bezüge auf Fixpunkte die zwar prägend fürs jeweilige Volk oder die Nation waren, aber seit dem hat sich ja auch einiges verändert. Von daher ist es aus meiner Sicht ein wenig "wankelmütig", fast nach Cherrypicking-Manier diesen Fixpunkt als subjektives Negativbeispiel rauszupicken wie im Zitat und weiter oben geschehen und dann damit allgemeingültig zu argumentieren, wie hier:
Zitat von FiernaFierna schrieb:Weil eine kollektive Identität bzw ein Gemeinschaftsgefühl, was primär auf Abstammung, mythologischen bzw traditionalistischem Unfug, der Überkompensation von Minderwertigkeitskomplexen und Grünkohl basiert nicht nur blind macht für gesellschaftliche Widersprüche sondern das Individuum zu "ein Teil von" degradiert und damit konträr zu jeglicher Emanzipation steht und zudem noch antizivilisatorisches Potenzial birgt.
Ich kann nicht nur positive Aspekte aus der Vereinigung subsumieren, sondern auch ganz anders argumentieren könnte. Nämlich mit "heute". Ein Fokus auf genereller Völkerverständigung, verankert in der Verfassung, Politik die sich (Aktionismus hin oder her) um erneuerbare Energien bemüht, ein im Schnitt weitaus offeneres Verständnis für andere Kulturen und Personenkreise (trotz Neonazis und so weiter) im Vergleich zu so manch anderen, wie z.B. slawischen Ländern und Kulturen, und und und.

Wenn das zu kompliziert war, hier nochmal in Kurzform was ich sagen will: Es werden also scheinbar Fixpunkte in der Vergangenheit als Negativbeispiel herangeführt. Meine Gegenfragen wären: Wie lange ist das im jeweiligen Fall her und hat sich seit dem nicht einiges verändert? Und was ist mit der Mentalität von heute?

Von daher kann jemand der mit "Deutschsein" kein Problem hat oder auch überhaupt nur an das Wort denkt oder davon spricht etwas ganz anderes meinen oder abgrenzen wie du. Vielleicht fußt es eben nicht für manche auf alter Abstammung oder traditionellen Aspekten sondern einer modernen Politik oder Sicht auf Dinge.


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08.12.2019 um 16:33
Zitat von WardenWarden schrieb:Gerade bei den historischen Bezügen (Gründung, etc) stellt sich mir spontan die Frage: Wie lange will man sich eigentlich auf jene beziehen? Also ausschließlich? Während diese zwar wichtig und Teil der Geschichte sind und immer irgendwo im Gesamtkontext Beachtung finden, stelle ich mal die provokante Frage:

Was ist denn mit "heute"? Ich denke, man kann durchaus auch (irgendwann) die Neuzeit wie aktuelle Geschehnisse, Mentalitäten und auch Politik in jene Begriffe einweben, oder nicht? Krähen oft nur kaum Leute nach, so scheint mir.
Du bist ja nun derjenige, der das auf diese beiden Beispiele reduziert, ich habe sie ja sogar explizit als "Beispiele" bezeichnet.
Die Definition, die du wolltest, war hingegen relativ zeitunabhängig. Die Absolutheit, die du da jetzt rausgelesen haben willst, ist da viel eher "Cherry-Picking".
Zitat von WardenWarden schrieb:fast nach Cherrypicking-Manier diesen Fixpunkt als subjektives Negativbeispiel rauszupicken wie im Zitat und weiter oben geschehen und dann damit allgemeingültig zu argumentieren, wie hier:
In dem folgenden Zitat existiert kein "Historischer Fixpunkt".
Zitat von WardenWarden schrieb:Ein Fokus auf genereller Völkerverständigung, verankert in der Verfassung, Politik die sich (Aktionismus hin oder her) um erneuerbare Energien bemüht, ein im Schnitt weitaus offeneres Verständnis für andere Kulturen und Personenkreise (trotz Neonazis und so weiter) im Vergleich zu so manch anderen, wie z.B. slawischen Ländern und Kulturen, und und und.
Das hat weder mit der Verfassung zu tun noch mit der aktuellen Politik, ich weiß nicht, was daran unverständlich ist.
Wenn du aber schon darüber reden willst, dann frag dich mal, warum das ius sanguinis nur ganz allmählich aufweicht, man Statistiken über Migrationshintergründe führt und Leute - wie vorhin - von "Biodeutschen" quatschen....und ob das nicht nur Resultat ist sondern vllt auch wiederum prägt.
Zitat von WardenWarden schrieb:Von daher kann jemand der mit "Deutschsein" kein Problem hat oder auch überhaupt nur an das Wort denkt oder davon spricht etwas ganz anderes meinen oder abgrenzen wie du. Vielleicht fußt es eben nicht für manche auf alter Abstammung oder traditionellen Aspekten sondern einer modernen Politik oder Sicht auf Dinge.
Was soll jetzt dieser unsinnige Hinweis darauf, wenn ich dir bereits definiert habe, was ich damit meine?
Es geht doch genau darum und nicht um den Begriff. Wenn du damit glücklicher bist, kannst du das von mir aus auch Bananenschnitzellalabingbong nennen


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08.12.2019 um 17:04
Mir scheint, wir schreiben ggf. aneinander vorbei - oder kommen auch bei Beseitigung von potentiellen Unklarheiten letztendlich nicht auf den oder einen grob vergleichbaren gemeinsamen Nenner.

Du hast auf die Frage nach Deutschsein letztendlich (auch) den historischen Kontext als primären Grund dafür gebracht, was dich daran stört. Ich will im Kern entgegen, dass es relativ ist, was jemand darunter verstehen kann, und dass man meiner Meinung nach auch andere eigene Definitionen heranführen kann die auch nicht in einem negativen Lichte dargestellt werden. So wie du historische Beispiele gebracht hast wie "Kompensation von Minderwertigkeitsgefühlen, die anderen hatten ja schon ihre tollen größeren Nationalstaaten" (als Beispiel), so kann jemand auch andere Beispiele aus der Neuzeit heranführen. Wieso auch nicht?

Ist halt fast so relativ wie der Begriff Heimat bzw. die Bedeutung von diesem Begriff, wie ich finde.


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08.12.2019 um 17:46
Zitat von FiernaFierna schrieb:Ist dennoch ein historischer Fakt, dass man die große Kulturnation aufgrund von Minderwertigkeitskomplexen gegen über Nationalstaaten wie England und Frankreich erdacht hat.
Bitte in Idiotendeutsch, ich habe nämlich keinen Plan was du meinst oder sagen willst.


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08.12.2019 um 18:05
Zitat von WardenWarden schrieb:Du hast auf die Frage nach Deutschsein letztendlich (auch) den historischen Kontext als primären Grund dafür gebracht, was dich daran stört. Ich will im Kern entgegen, dass es relativ ist, was jemand darunter verstehen kann, und dass man meiner Meinung nach auch andere eigene Definitionen heranführen kann die auch nicht in einem negativen Lichte dargestellt werden. So wie du historische Beispiele gebracht hast wie "Kompensation von Minderwertigkeitsgefühlen, die anderen hatten ja schon ihre tollen größeren Nationalstaaten" (als Beispiel), so kann jemand auch andere Beispiele aus der Neuzeit heranführen. Wieso auch nicht?
Ok, ich versuche das mal ausführlicher zu erläutern, selbst wenn das nur ein einziger Aspekt war, der jetzt nicht unbedingt primär-auschlaggebend ist.

Wir sind uns wohl einig, das sich gegenwärtig dieses - ich nenne es mal weiter "Deutschsein" - eher weniger aus "Oh man, England und Frankreich hatten vor uns einen Nationalstaat" speist und das eher keine Rolle spielt.
Dieses Konstrukt aus "Dichter und Denker", Kultur und Abstammung lebte aber fort und ist auch gar nicht so unaktuell.

Ob man sich des Ausgangspunktes dessen bewusst ist, spielt da erstmal keine Rolle.

Aber selbst wenn man mal annimmt, dass das nun weniger aktuell wäre, schließt das das eingängliche Postulat ja nicht aus.
Ich würde sogar sagen, dass Komplexe aufgrund der NS-Vergangenheit da mittlerweile eine viel größere Rolle spielen.

Das zeigt sich nicht nur in "Oh man, wie lange will man uns das noch anhängen...hier darf man gar nichts gegen 'Ausländer' sagen....ich will auch mal wieder stolz sein....blablabla" sondern auch auf ganz "konträrer Seite".
Weil man ganz doll Verantwortung für die Vergangenheit übernimmt, ganz doll "Niiiiiie wieder" brüllt und sowieso wegen Ausschwitz in die Politik gegangen ist, ist man nun Aufarbeitungs- und Moralweltmeister. Das nennen einige den "Wieder-gut-gewordenen-Deutschen".
Was habe ich nun für ein Problem damit?

Na ja, bei vielen Punkten, bei denen man das nicht vermuten würde, liegt es nahe, dass es im Endeffekt ja doch nur um "deutsche Befindlichkeiten" geht - selbst wenn dabei auch partiell "Gutes" herauskommt.

Wenn man z.B. jedes Mal den Zentralrat der Juden zitiert, wenn der was gegen "Nazis sagt" und sich dann doll auf die Schulter klopft, aber die Klappe hält, wenn Leute mit Kippa von Menschen aus Syrien mit Gurteln verprügelt werden, kann wohl kaum eine fundamentale Opposition zu Antisemitismus zugrunde liegen, oder?

Und ist der fanatische Antiamerikanismus, der sich natürlich als Kritik an Imperialismus und Krieg versteht, sich dann aber mit den menschenverachtendsten Diktaturen solidarisiert, solange es "gegen den Westen" geht, nicht eine 1:1 Projektion....Amerikaner, Besatzung, Diktatur...mmmh.
Aber jetzt stellen wir sie mal an den Pranger, so wie sie uns. Ihr habt auch....ihr macht auch...
Oder der Antisemitismus, der sich als Israelkritik gibt. Existieren nicht Leute, die sich über Antifaschismus selbst davon freizusprechen versuchen? Und ist das nicht auch wieder von "Ihr habt auch", ihr macht auch" motiviert?

Genauso wie "Wir haben uns aus allem rauszuhalten und dann nachher nur rumzumoralisieren" als Lehre aus der Geschichte verkauft wird, aber im Endeffekt doch nur ein Ausdruck von Isolationismus ist.

Man könnte ewig weitermachen.

Der Fokus der obigen Aufzählung lag jetzt bewusst nicht bei "rechts", da das da wohl jedem klarer sein sollte.
Er steht aber auch nicht pauschal für "links", bevor mir das jemand unterstellt.
Zitat von EyaEya schrieb:Bitte in Idiotendeutsch, ich habe nämlich keinen Plan was du meinst oder sagen willst.
In Deutschland (oder was mal Deutschland werden sollte) gab es bis Anfang des 18 Jhr kein Nationalbewusstsein.
Diese Identität konstruierte man aus einem Minderwertigkeitskomplex gegenüber Frankreich und England, weil das eben Nationalstaaten waren, während man selbst nur einen Haufen zersplitterte Reichsstände hatte.

Man musste sich nun ausdenken, warum man denen trotzdem überlegen war...und da kam man darauf, dass man eine große "Kulturnation" sei, von "Hermann" dem Cherusker abstamme, Dichter und Denker sei und deshalb ja viel toller als England und Frankreich.

Was im Englischen und Französischen als Zivilisation bezeichnet wurde, konnotierte man als "schlecht", unnatürlich, mechanisch, dekadent und stellte dem als deutsche Eigenart die "Kultur gegenüber.
Die letzte Phase einer Kultur nennt Spengler „Zivilisation“, ein Begriff, der in der deutschen Tradition als Antonym zu Kultur verwendet wurde. Spengler ordnet die beiden Zustände erstmals historisch an. Zivilisation sei der Tod der Kultur, genauer: Der Kulturtod vollziehe sich, indem Kultur in Zivilisation übergeht.
Wikipedia: Der Untergang des Abendlandes

"Zivilisation" als Untergang einer Hochkultur.

Edit: Das endete mehr oder minder im "Arier"


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08.12.2019 um 18:08
@Fierna
So ein Quark. Mit England und Frankreich hat das nichts zu tun und selbst wenn das mal vor 200 oder 800 Jahren so gewesen sein sollte, interessiert das heute wahrlich niemanden mehr. Deutschland war vor öchzig Jahren noch kein vereintes Land, dennoch gab es Deutsche mit gleicher Sprache, ähnlichen Traditionen, Überlieferungen uswusw. Und dass u.a. im Zuge von 30jährigem Krieg, der Besetzung durch Napoleon oder der Revolution 1848 etc etc eine Sehnsucht nach einer Einheit entstand, war wohl damals nicht verwerflich. Heutzutage ist Deutschland nun einmal ein Land wie alle anderen auch..beliebt in grossen Teilen der Welt... mit dem Unterschied, dass eine winzig kleine Minderheit an Deutschen an allem diesbezüglich was zu meckern hat. Das sind Luxussorgen, mit denen sich ein Normalbürger weder befassen will noch muss. Und über die die Menschen in anderen Ländern nur den Kopf schütteln.
Und über Spengler schüttelte schon Stefan George den Kopf.


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08.12.2019 um 18:22
Zitat von FiernaFierna schrieb:Wenn du dich selbst tatsächlich über Weihnachten, den-Lidl-kennen, dass in den meisten Orten irgendwo 'ne Kirche steht und Bockwurst definierst und dich darüber mit den restlichen Menschen in Deutschland identifizierst, dann finde ich das eher hochgradig erschreckend als differenziert...
Das mit den Einkaufsmärkten waren wie gesagt nur Bespiele.
Ich meinte damit lediglich, dass das so eine Sache ist die in ganz Deutschland größtenteils einheitlich ist, bene genauso wie manche Bräuche.
Es ist ja nun nicht so dass der Ostfriese Weihnachten im Sommers feiert und der Bauer im bayrischen Wald halt im Dezember.
Uns verbindet schon eine Kultur und Identität, selbst in den 40 Jahren zwischen Ost und Westdeutschen.
Zitat von FiernaFierna schrieb:Vllt hilft das gegen Deutschsein.
Aber selbst wenn nicht, ist man zumindest einer potenziellen Besatzung relativ hilflos ausgeliefert.
Also ich sehe darin nur Vorteile.
ja ganz toll .Alle anderen dürfen ihren Nationalstolz ausleben aber wir dürfen bitte schön nicht deutsch sein! Nie mehr! bzw. "nie wieder", nicht wahr?
Zitat von AlienpenisAlienpenis schrieb:diese meinung wird tatsächlich von einigen vertreten.
so mein eindruck...
ja da hast du recht.
Zitat von FiernaFierna schrieb:In Deutschland (oder was mal Deutschland werden sollte) gab es bis Anfang des 18 Jhr kein Nationalbewusstsein.
Ein Nationalbewusstsein nicht, nein. Es war aber auch nicht so dass diese kleinen Staaten jetzt eine komplett unterschiedliche Kultur besaßen.
Es gab schon viele Gemeinsamkeiten untereinander, und deshalb sah man sich ja auch bald als ein Volk.
diese "wir deutschen waren nie ein Volk"-Argumentation ist doch nur immer ein Abwerten gegenüber den anderen Nationen wie halt Frankreich oder England.
Nein wir sind eine Nation...wie gesagt, Demonstrationsrufe 1990 "wir sind ein Volk"...das ist ja nicht aus Zufall entstanden.
Zitat von abberlineabberline schrieb:Deutschland war vor öchzig Jahren noch kein vereintes Land, dennoch gab es Deutsche mit gleicher Sprache, ähnlichen Traditionen, Überlieferungen uswusw
richtig! mein Reden. Es waren immer deutsche, egal ob nun Bayern, Preußen, Ostfriesen oder später halt "Ost und Westdeutsche".


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Was bedeutet für dich Heimat?

08.12.2019 um 18:26
Zitat von abberlineabberline schrieb:So ein Quark. Mit England und Frankreich hat das nichts zu tun
Seit Germaine de Staëls De l’Allemagne (1813) kompensierten viele Deutsche ihre Unterlegenheitsgefühle gegenüber den westlichen Nationalstaaten damit, dass sie sich als „Land der Dichter und Denker“ unter Verweis auf Goethe und Immanuel Kant kulturelle Überlegenheit zuschrieben. Kant hatte dabei den Begriff der Kultur als einer moralischen Lebenshaltung gegen den der an materiellem Wohlbefinden orientierten Zivilisation abgegrenzt. Dabei wurde Kultur als die geistigere, seelisch tiefergehende Form des Zusammenlebens angesehen und der als oberflächlich abgewerteten Zivilisation gegenübergestellt. Besonders zugespitzt vertrat diese Vorstellung während des Ersten Weltkrieges Thomas Mann in seinen Betrachtungen eines Unpolitischen.
Wikipedia: Deutscher Sonderweg

Obwohl ich betonen möchte, dass ich die These vom "Deutschen Sonderweg" nur partiell für richtig halte.
Meinecke sah in den kulturellen Gemeinsamkeiten neben gemeinsamem „Kulturbesitz“ (z. B. die Weimarer Klassik) vor allem religiöse Gemeinsamkeiten. Von Volkstum ist bei ihm noch nicht die Rede. Damit bekommt der Begriff deutsche Kulturnation einen wertenden, und zwar die Deutschen aufwertenden Unterton (vgl. den Topos von den Deutschen als dem Volk der Dichter und Denker). Wolfgang Thierse schrieb 2005 über die Zeit vor der Gründung des Deutschen Reichs: „Die deutsche Nation entstand, als der deutsche Nationalstaat historisch noch in weiter Ferne lag. Die Deutschen konnten nicht auf feste Grenzen zurückgreifen, wenn sie einen Begriff von sich als Nation entwickeln wollten. Was sie gemeinsam hatten, waren Sprache, Traditionen und Nationalsymbole, die Erinnerung an einige große Köpfe wie Martin Luther oder Johannes Gutenberg oder die Erinnerung an das versunkene Alte Reich.“[12]
Wikipedia: Kulturnation#Der Begriff Kulturnation im deutschen Sprachraum des 19. und 20. Jahrhunderts
Die Vorstellung einer ethnisch-kulturellen Einheit der Deutschen ist ab etwa Beginn des 19. Jahrhunderts, seit den Freiheitskriegen gegen die napoleonische Herrschaft, die wichtigste Grundlage deutscher Nationskonzepte. Da kein deutscher Nationalstaat existierte, konstituierte sich das Konzept der Volksgemeinschaft nicht über einen Staat, sondern über Vorstellungen kultureller (insbesondere auch sprachlicher) Identität und gemeinsamer Abstammung.[11] Dies prägt das deutsche Nationalverständnis bis in die Gegenwart und äußert sich etwa in den Bestimmungen über die deutsche Staatsangehörigkeit.[12] Nach Friedrich Meinecke wird eine solche Nation als Kulturnation von Staatsnationen auf der anderen Seite abgegrenzt,[13] wonach die deutsche Nation neben der italienischen eine der ersten primär kulturell und ethnisch konzipierten Nationen sei.
Wikipedia: Deutsche

Es steht eig überall.
Zitat von abberlineabberline schrieb:Das sind Luxussorgen, mit denen sich ein Normalbürger weder befassen will noch muss.
Dafür triggert dich das aber hart. Du bist allerdings auch das Auf-einer-Tastatur-herumtippende-Deutschsein :D
Zitat von knopperknopper schrieb:Ein Nationalbewusstsein nicht, nein. Es war aber auch nicht so dass diese kleinen Staaten jetzt eine komplett unterschiedliche Kultur besaßen.
Sieh die Aktualität, @Warden :D


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08.12.2019 um 18:28
Zitat von FiernaFierna schrieb:In Deutschland (oder was mal Deutschland werden sollte) gab es bis Anfang des 18 Jhr kein Nationalbewusstsein.
Diese Identität konstruierte man aus einem Minderwertigkeitskomplex gegenüber Frankreich und England, weil das eben Nationalstaaten waren, während man selbst nur einen Haufen zersplitterte Reichsstände hatte.
Was spricht denn dagegen diese zu vereinen? Zudem sind die jüngeren Generationen in der BRD aufgewachsen und nicht in den zersplitterten Reichsständen, somit ist deren "Deutschsein" wohl weniger einem Komplex geschuldet. Die Geographie unterliegt genauso dem Wandel wie auch die Geschichte, da kann man nicht ewig über Jahrzehnte oder Jahrhunderte zurückblättern.


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08.12.2019 um 18:31
@Fierna
Triggern tut mich das gar nicht. Ich versuch nur zu verstehen, wie man so Probleme mit der eigenen Nationalität oder der anderer Menschen haben kann.


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08.12.2019 um 18:38
Zitat von EyaEya schrieb:Was spricht denn dagegen diese zu vereinen?
Nichts, die Basis auf der man das tat, ist das Problem
Zitat von FiernaFierna schrieb:Seit Germaine de Staëls De l’Allemagne (1813) kompensierten viele Deutsche ihre Unterlegenheitsgefühle gegenüber den westlichen Nationalstaaten damit, dass sie sich als „Land der Dichter und Denker“ unter Verweis auf Goethe und Immanuel Kant kulturelle Überlegenheit zuschrieben.
Zitat von FiernaFierna schrieb:Damit bekommt der Begriff deutsche Kulturnation einen wertenden, und zwar die Deutschen aufwertenden Unterton (vgl. den Topos von den Deutschen als dem Volk der Dichter und Denker).
Zitat von FiernaFierna schrieb:Da kein deutscher Nationalstaat existierte, konstituierte sich das Konzept der Volksgemeinschaft nicht über einen Staat, sondern über Vorstellungen kultureller (insbesondere auch sprachlicher) Identität und gemeinsamer Abstammung.[11] Dies prägt das deutsche Nationalverständnis bis in die Gegenwart und äußert sich etwa in den Bestimmungen über die deutsche Staatsangehörigkeit.[12]
Siehst du nicht, dass das vllt problematisch sein könnte?
Die Historie hat das eig schon bewiesen.
Zitat von abberlineabberline schrieb:Triggern tut mich das gar nicht. Ich versuch nur zu verstehen, wie man so Probleme mit der eigenen Nationalität oder der anderer Menschen haben kann.
Du scheinst nicht zu verstehen, dass das gar nichts mit der Nationalität zu tun hat...vllt kannstbdu das auch gar nicht differenzieren.
Es geht um Identität. "Ideologiekritik" ist das Zauberwort.


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08.12.2019 um 18:59
@Fierna
Verstehen tu ich das sehr wohl, aber ich hab kein Problem mit der Identität 😉 gleiche Sprache, Bräuche, Traditionen...
Stellt man sich deshalb über jemand anderen? Nein... kurzum, ich hab mit diesem Verständnis kein Problem, so lange man andere nicht abwertet.
Mit dem Begriff Heimat hat das alles aber nur am Rande zu tun. Den muss man weder politisieren noch großartig analysieren, da das immer was persönliches ist. Um zum Thema zurückzukommen.


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08.12.2019 um 20:02
Sehr schöne Kommentare hier gelesen!
Als hier in Thüringen über Gebietsreformen gesprochen wurde, ging ein großer Aufschrei los. Von "Identitätsverlust"war die Rede. Was für eine Bezeichnung!
Wenn man die vorwiegend CDUer*INnen fragte, ob sie die eigene Identität meinten kamen sie ins Straucheln ;)
Möglichst soll alles so bleiben, weil so gewohnt und Veränderungen sind ganz übel ;) ...
Bereicherungen werden nicht wahrgenommen, Chancen nicht gesehen.
Im ländlichen Raum haben viele die AfD gewählt. Das eröffnet keine Perspektiven für die Zukunft, das ist rückwärtsgewandt.


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10.12.2019 um 06:42
Heimat ist der Ort für mich, an dem ich aufgewachsen bin und der mich geprägt hat. Dort, wo ich die Insider verstehe bzw. sie mir bekannt sind und wo mich wohl fühle.


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10.12.2019 um 09:39
@kiki1962
Warum sollte dort, wo man gerne lebt, nicht alles bleiben, wie es ist? Wobei es ja immer drauf ankommt, was sich denn erneuern soll. Gegen einen neuen Supermarkt, schnelles Internet, eine neue Firma, meinetwegen ein kleines Neubaugebiet, besseren ÖPNV oder irgendwas, das die Lebensqualität verbessert, wird ja hoffentlich niemand was haben. Was meinen die mit Gebietsreform? Dass Dörfer zb zu einem größeren Landkreis als zuvor gehören sollen? Das kann sich durchaus negativ auswirken. Nur versteh ich den Zusammenhang mit Heimat, CDU oder AfD hier nicht.
Identitätsverlust hiesse ja zb, dass es ganz anders aussieht, als vorher. Autobahn durch das Dorf gebaut und dicke Fabrik daneben und der Wald weg.. oder sowas.


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