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Was bedeutet für dich Heimat?

330 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Heimat, Wurzeln ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Was bedeutet für dich Heimat?

22.12.2016 um 04:03
Heimat ist für mich, wo ich mich heimisch fühle, jener Ort, wo ich verstanden werde, wo ich verstehe und wo ich mich wohl fühle. Wo ich mich zu Hause fühle.

In vielen Fällen wird dies auch dort sein, wo man geboren wurde und wo man aufgewachsen ist. Man kennt die Leute, die einen umgeben (oder glaubt es vielleicht auch nur), denn man war von klein auf von ihnen umgeben. Man kennt ihre Gesichter, ihre Mimik, jede Geste, all dies ist wie selbstverständlich. Man spricht nicht nur die gleiche Sprache, man spricht die selbe Sprache. Man versteht nicht nur die Worte, die man hört, sondern kann sie auch fühlen, mit allen Fasern empfinden, das Verständnis dringt bis in unser Innerstes vor und es umfasst nicht nur die Bedeutung der einzelnen Worte oder auch der Sätze, sondern man schwingt mit dem, was zwischen den Wörtern und Sätzen ist auf einer Wellenlänge. Man kann sich geborgen fühlen, weil es nur wenig gibt, dass man nicht abschätzen könnte. Man hat Zeit für anderes und ist nicht ständig damit beschäftigt, die simpelsten Dinge ergründen zu müssen.

Man kennt den Weg zu den Geschäften, zu den Lokalen, zu den Schulen, Ärzten, Freunden. Oder auch zu jenen, die einem nicht ganz so am Herzen liegen und die einen auch nicht so ganz mögen, ja, warum sollte es das nicht auch zu Hause geben, dass gibt es überall, nur, man weiß, wo sie sind und kann sich entsprechend wappnen.

Man kennt die Gerüche, weiß, wie es riecht, wenn es bald regnet oder bald schneit, und hebt man seinen Blick in den Himmel, dann weiß man, welches Wetter kommt oder geht. Man kennt sich und man kennt sich aus.

Für manche mag das langweilig klingen, fade, öde und vielleicht auch provinziell. Manche mögen es, wenn sie ständig überrascht werden. Ich mag auch Überraschungen, aber ich mag auch manchmal Stille und Entspannung und den Rückzug. Ich will nicht ständig geblendet werden von immer neuen Sensationen, denn ich fürchte, dass ich dann irgendwann nichts mehr sehe, ich will nicht betäubt werden vom Geschrei unaufhörlich auf mich einprasselnder, immer lauter, immer sensationeller werdender Musik, weil ich dann taub werde. Ich will nicht die Welt als Hedonist erleben müssen, der immer Neues, immer Größeres, immer Wilderes braucht, um seinen Ansprüchen Befriedigung zu verschaffen, weil irgendwann der Punkt kommt, an dem keine Steigerung mehr möglich ist und man die Täuschung durchschaut, an der man sein Leben aufgehängt hat, im wahrsten Sinne enttäuscht wird von dieser Welt, die doch so voller Überraschungen war und doch jetzt genauso langweilig ist, als hätte es niemals auch nur eine Überraschung gegeben.

Ich lasse gerne jedem sein Wollen, sich sine Heimat als etwas Anderes zu wünschen als ich mir meine Heimat wünsche. Möge er oder sie sein oder ihr Glück finden auf seine Weise. Ich versuche es auf meine Weise. Und wenn Heimat ein Teil des Glücks ist, auf dass man zustrebt oder das man sucht, dann ist es für mich ein Platz, den ich kenne, wie langweilig das auch klingen mag. Dann sind das Menschen, die ich voll und ganz verstehe, auch wenn sich mir manchmal die Zehennägel aufrollen und ich vor lauter Kopfschütteln einen Muskelkater befürchten muss.

Denn natürlich ist auch meine Heimat nicht perfekt. Oh, meine Güte, ganz sicher nicht. Es gibt Momente, da habe ich nicht genügend Tischplatten zu Hause (ich habe nur 2 Tische) um mit meinem Schädel an einem Tag nicht zweimal die selbe Stelle zu treffen. Manchmal könnte ich verzweifeln, manchmal frage ich mich, bin ich verrückt oder doch meine Umgebung. Aber so ist das halt. Wenn einem "etwas" am Herzen liegt, empfindet man jede Abweichung von der selbst konstruierten Perfektion, die das Herz um dieses "Etwas" webt, als schmerzhaft und als Zumutung.

Aber trotz all dieser kleinen oder auch größeren Mängel würde ich nicht ums verrecken wo anders leben wollen. Ich habe schon einige Plätze dieser Welt gesehen, einige Länder besucht, und es waren fantastische Orte dabei, und ich habe dort und anderswo wunderbare Menschen getroffen.

Und dann kam ich zurück aus diesen märchenhaft schönen, berauschend faszinierenden, bis zum Erschauern spannenden und elektrisierend interessanten Ländern, Städten und Dörfern, Stränden, Bergen, Seen, Flussläufen und Ebenen mit ihren oftmals so inspirierenden Menschen, warf mich zu Hause erstmal in meinen Lieblingsfauteuil oder auf die Couch oder legte mich in mein Bett, schnaufte durch und war froh, dass alles vorüber war.

Denn ich war wieder zu Hause. In meiner engen, eher kleinen Wohnung in dieser engen - wenn auch großen - Stadt mit ihren engstirnigen Menschen und ihrer verstaubten, falschen Moral, und nach einer Weile wusste ich, dass ich einer von ihnen war und habe mich nicht mal geschämt. Okay, das mit dem Schämen war spätestens nach der ersten Nachrichtensendung mit lokalen Nachrichten erledigt, aber immerhin.

Vielleicht bin ich verrückt, mag sein. Aber glaubt mir, Freunde, um nichts in der Welt möchte ich woanders leben als hier, in meiner Heimat, in meiner Heimatstadt. Bitte verzeiht.

Ich kann nicht anders.


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Was bedeutet für dich Heimat?

22.12.2016 um 05:57
@Blues666
Das kann man weitgehend unterschreiben. Selbst ich, der viele Wohnorte in verschiedenen Ländern hatte.

Bei dem Begriff "Heimat" fällt mir immer Nietzsches depressives Gedicht ein:
Die Krähen schrei'n
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnei'n –
Wohl dem, der jetzt noch – Heimat hat!

Nun stehst du starr,
Schaust rückwärts ach! wie lange schon!
Was bist du, Narr,
Vor Winters in die Welt – entflohn?

Die Welt – ein Tor
Zu tausend Wüsten stumm und kalt!
Wer Das verlor,
Was du verlorst, macht nirgends Halt.

Nun stehst du bleich,
Zur Winter-Wanderschaft verflucht,
Dem Rauche gleich,
Der stets nach kältern Himmeln sucht.

Flieg', Vogel, schnarr'
Dein Lied im Wüsten-Vogel-Ton! –
Versteck' du Narr,
Dein blutend Herz in Eis und Hohn!

Die Krähen schrei'n
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnei'n –
Weh dem, der keine Heimat hat!
Friedrich Nietzsche, "Vereinsamt" (und andere 5 Titel)


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22.12.2016 um 06:19
@Rick_Blaine

Danke! :)
Wer Das verlor,
Was du verlorst, macht nirgends Halt.
Ein Satz, den heute Millionen nachfühlen können, und das ist ein Jammer. Wir können es nicht nachvollziehen, weil uns der Verlust der Heimat erspart geblieben ist, und jene unserer Vorfahren, die es erlebt haben, sind meist schon tot oder man fragt sie nicht. Oder sie werden von den Falschen gefragt, bedauerlicherweise.

Wobei der Mensch ja auch schon immer ein wandernder Nomade wahr. Mit einem Revier, wohlgemerkt, das "abgewandert" wurde. Weggezogen ist er - meines Wissens - nur, wenn er sich dazu gezwungen sah.

Wie viele Wörter wurde auch das Wort "Heimat" von Demagogen missbraucht und hat dadurch einen schalen Beigeschmack mit auf den Weg bekommen. Zu Unrecht, meine ich. Vielleicht liegt es aber an diesen Missbräuchen (die ja nach wie vor - von den selben Gruppierungen - erfolgen), dass viele Menschen den Begriff abwinken und sich bemüssigt fühlen, lieber keinen Bezugspunkt als ihre Heimat zu definieren. Dies nicht nur geographisch und politisch, sondern auch sozial.

Ich habe irgendwie kein gutes Gefühl dabei, aber vielleicht ist das die Zukunft der Menschheit, bezugslos zu sein. Allerdings auch frei. Na, mal abwarten, vielleicht erleben wir ja noch, ob sich diese Art der Freiheit durchsetzt und wie sich das auf uns auswirkt. Vielleicht werden die Konflikte ja doch weniger?

Wir werden sehen...

Schönes Gedicht. Ich sollte Nietzsche doch mal lesen, dürfte dann doch mehr sein als Weib und Peitsche...


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Was bedeutet für dich Heimat?

22.12.2016 um 06:24
@Blues666
Die allermeisten Menschen legen Wert auf Heimat. Das heisst nicht, dass sie diese ihr ganzes Leben lang an dem selben Ort verorten.

Beruflich habe ich jeden Tag mit Migranten zu tun. Menschen, die eine "Heimat" verlassen und eine neue "suchen." 99% dieser Menschen können im Gespräch mit mir durchaus eine Heimat benennen: entweder da, wo sie her kommen, oder, oft nachdem sie einige Zeit hier gelebt haben, der neue Ort, an dem sie sich niedergelassen haben. Aber eine "Heimat" zu haben, das scheint schon ein Bedürfnis zu sein.

Und diejenigen, die mir sagen, dass sie keine Heimat haben, scheinen das immer zu bedauern.


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Was bedeutet für dich Heimat?

22.12.2016 um 06:54
@Rick_Blaine

Der Mensch ist halt ein Gruppentier (um nicht die Herde zu bemühen), er möchte wo "dazugehören", das hat ihm in grauer Vorzeit auch das Leben erhalten. Nur als - zusammenarbeitende - Gruppe waren die Frühmenschen in der Lage, in einer Natur zu überleben, in der sie in vielen Belangen anderen Wesen unterlegen waren.

Der Frühmensch war (meines Wissens), nachdem er vom Wald in die Savanne ziehen musste - abgesehen von seiner Intelligenz, die sich aber wohl erst entwickelte - wohl ein recht guter Langstreckenläufer, aber das wars dann auch schon. Fleisch bekam er nur, wenn er Aas fand oder in Form von Kleintieren (die sich aber auch nicht so gerne fangen, töten, und verspeisen lassen wollten, die Mistviecher), pflanzliche Kost war zwar vorhanden, aber nicht immer genießbar (nicht umsonst entwickelte der Australopithecus Robustus ein Gebiss mit einem Kaudruck wie Bolle, denn Gräser sind eine harte Kost), und dann waren da Raubtiere, die stärker, schneller und besser bewaffnet waren als er.

Die Gruppe bot Schutz. Und sie bot Wissen, das geteilt werden konnte. Es war schon besser, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Gemeinsam gegen Raubtiere, gemeinsames Wissen um Futterplätze und Heilkräuter, Versorgung durch die Gruppe bei Krankheit und Verletzung, ja, so eine Gruppe kann schon hilfreich sein.

Das liegt uns wohl auch heute noch in den Genen. Und vermutlich wird dieser Wunsch nach Gemeinschaft dort auch noch geraume Zeit bleiben. Der aktuelle Trend, sich als Teil der Weltgemeinschaft zu sehen und seine Heimat mit "überall und nirgends" zu definieren, mag ja löblich sein, widerspricht aber meiner Meinung nach unserer Natur.

Wie weit dieser Trend von ominösen Eliten initiiert wurde, um uns zu entwurzeln und dadurch besser manipulieren zu können, damit mögen sich die VTler hier auseinandersetzen. :)

Ich habe bei dem Szenario einer Menschheit ohne Bezugspunkt deswegen ein etwas ungutes Gefühl, weil dieses Verhalten unnatürlich ist und - so befürchte ich - zu sozialen und psychischen Problemen führen könnte. Möglicherweise in einem Ausmaß, dass die aktuellen Auswirkungen unnatürlicher Lebensweisen, wie wir sie heute beobachten können (z. B. Megametropolen, dadurch Anonymisierung des Individuums, Vereinsamung, etc.) noch übertreffen könnten.

Aber...

Falls es irgend jemanden gibt, der es noch nicht bemerkt haben sollte: da will ich mich nicht festlegen. :D


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Was bedeutet für dich Heimat?

22.12.2016 um 07:17
@Blues666
Da hast Du völlig Recht.

Und was diejenigen angeht, die grosspurig behaupten, Weltbürger zu sein und überall in der Welt ihre Heimat zu haben - ich kenne einige davon und finde es dann irgendwie witzig, wenn sie bei Advent- und Weihnachtsveranstaltungen der deutschen community in New York Rotz und Wasser vor Heimweh in der Weihnachtszeit heulen und keinen dieser events auslassen. :)


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Was bedeutet für dich Heimat?

22.12.2016 um 10:37
@Grymnir
Zitat von GrymnirGrymnir schrieb:Sorry, aber das ist Käse. ,,Heimat" gab es schon vor 1933, überraschenderweise.
Rechts-Populismus und Nationalismus die solche Begriffe missbrauchen auch.

Rechtes Gedankengut, Faschismus und Nationalismus sind keine Erfindung der NSDAP, das alles gab es schon vorher.


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Was bedeutet für dich Heimat?

22.12.2016 um 12:27
@King_Kyuss

Natürlich wird der Begriff Heimat von den Rechten und allen möglichen Gruppierungen, die da dazu zählen, missbraucht. Aber deswegen ist noch lange nicht jeder, der einen Ort oder eine Region seine Heimat nennt ein Faschist. Das ist doch Blödsinn, mit Verlaub.
Aber auch du wirst einen Grund haben, diese Meinung zu vertreten und den darfst du gerne mal erläutern.

@BackToLife

Das klingt ja nicht so toll. Vor allem, wenn zu widrigen Wohnsituationen auch noch Kinder hinzu kommen, die auch darunter leiden. Ich hab natürlich keine Ahnung, wie das ist, wenn man vom Jobcenter abhängig ist (war bei mir nie der Fall und in meiner nächsten Familie auch nicht), aber es gibt Wohnberechtigungsscheine und es gibt (zumindest in vereinzelten Bundesländern) sozialer Wohnungsbau, der auch nicht immer zwingend schlecht ist.
Hoffentlich klappt das und deine neue Wohnung wird besser und du kannst einen Job finden, dann bist du die Abhängigkeit auch wieder los. ;)


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Was bedeutet für dich Heimat?

22.12.2016 um 12:30
@AthleticBilbao
Zitat von AthleticBilbaoAthleticBilbao schrieb:Aber deswegen ist noch lange nicht jeder, der einen Ort oder eine Region seine Heimat nennt ein Faschist. Das ist doch Blödsinn, mit Verlaub.
DAS habe ich auch nicht gesagt, sondern nur was der Begriff für MICH bedeutet.
Zitat von AthleticBilbaoAthleticBilbao schrieb:Aber auch du wirst einen Grund haben, diese Meinung zu vertreten und den darfst du gerne mal erläutern.
Das HATTE ich bereits getan siehe den unten stehenden Link :merle:

Beitrag von King_Kyuss (Seite 11)


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Was bedeutet für dich Heimat?

22.12.2016 um 12:34
@King_Kyuss

Das ist aber das, was du für dich als Heimat siehst. Das ist doch völlig in Ordnung. Nur... wieso hast du das Recht, ganz unfaschistisch zu definieren, was Heimat für dich bedeutet, aber andere nicht, weil...
Zitat von King_KyussKing_Kyuss schrieb:Heimat ist für mich ein Begriff den rechts-populistische Parteien nutzen um über Gefühle und Angst zu vermitteln.
...?

Vielleicht versteh ich dich auch bloß einfach falsch, kann ja durchaus möglich sein. Deshalb frag ich ja nach.

Edit:
Oder willst du einfach nur kritisieren, wie genau diese Rechtspopulisten den Begriff besetzen? Dann wäre ich natürlich bei dir.


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Was bedeutet für dich Heimat?

22.12.2016 um 12:48
@AthleticBilbao
Zitat von AthleticBilbaoAthleticBilbao schrieb:Vielleicht versteh ich dich auch bloß einfach falsch, kann ja durchaus möglich sein. Deshalb frag ich ja nach.
Das alles erscheint mir so wirr.....das ich wirklich nicht verstehe was du von mir willst...???


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Was bedeutet für dich Heimat?

22.12.2016 um 12:54
@King_Kyuss

Och, ne, ernsthaft? Ich fürchte wohl, dass wir tatsächlich aneinander vorbei reden. :D

Du hast geschrieben, dass Heimat für dich ein Begriff sei, den Rechte nutzen, um Angstgefühle zu vermitteln (wenn ich das richtig verstanden habe). Später schreibst du aber eine persönliche, völlig nachvollziehbare Definition, was denn Heimat für dich bedeute. Wo die Rechten gar keine Rolle spielen.
Ich muss zugeben, dass ich es zuerst so aufgefasst hatte, dass du diejenigen, die eine Heimat ihr Eigen nennen, als Rechte kritisieren willst. Ich schätze, das war Blödsinn meinerseits (hoffe ich zumindest).

Übrigens hab ich den Beitrag editiert, hast du das gesehen?
Zitat von AthleticBilbaoAthleticBilbao schrieb:Edit:
Oder willst du einfach nur kritisieren, wie genau diese Rechtspopulisten den Begriff besetzen? Dann wäre ich natürlich bei dir.
Da würde ich dir nämlich definitiv recht geben.


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Was bedeutet für dich Heimat?

22.12.2016 um 13:00
@AthleticBilbao
Zitat von AthleticBilbaoAthleticBilbao schrieb:Ich muss zugeben, dass ich es zuerst so aufgefasst hatte, dass du diejenigen, die eine Heimat ihr Eigen nennen, als Rechte kritisieren willst. Ich schätze, das war Blödsinn meinerseits (hoffe ich zumindest).
Zu erst schrieb ich wie ich es empfinde was rechte Parteien mit dem Begriff Heimat und ihrem sonstigem Vokabular bezwecken. Später schrieb ich was für mich Heimat ist. ;)


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Was bedeutet für dich Heimat?

22.12.2016 um 13:08
@King_Kyuss

Ja, das macht vollkommen Sinn! :)
Da hätte ich eigentlich auch selbst drauf kommen können... seufz.

Allerdings finde ich es tatsächlich komisch, wenn zum Beispiel rechte Deutsche davon erzählen, dass Deutschland ihre Heimat sei... wie gesagt, bin vor kurzem 500 km weit weg gezogen, innerhalb Deutschlands natürlich, und hier sieht alles so dermaßen anders aus, landschaftlich, geologisch, der Baustil des ländlichen, als auch städtischen Raums... null Gemeinsamkeiten, sogar die Sprache ist gravierend anders. SO anders, dass ich tatsächlich die alte Region, in der ich gelebt habe, etwas vermisse.
Wie kann ganz Deutschland als Heimat gesehen werden? Ich finde das diffus.

Ich bin ja Baske, gell, aber Gipuzkoa (eine baskische Provinz) wäre trotzdem nicht meine Heimat, das kann nur die Provinz Bizkaia sein (und da am ehesten die Gemarkung "Gran Bilbao").


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Was bedeutet für dich Heimat?

22.12.2016 um 13:13
@AthleticBilbao
Zitat von AthleticBilbaoAthleticBilbao schrieb:wie gesagt, bin vor kurzem 500 km weit weg gezogen, innerhalb Deutschlands natürlich, und hier sieht alles so dermaßen anders aus, landschaftlich, geologisch, der Baustil des ländlichen, als auch städtischen Raums...
Liegt vlt. daran das Deutschland schon immer ein Vielvölkerstaat war und erstmal eine gemeinsame Sprache finden musste :)

Dieses denken des homogenen Deutschen wurde auch erst durch die Nazis geschaffen, wir sind keine einheitliche "Rasse" oder so ein Unfug. Germane war auch nur der Oberbegriff für die hier in der Region Deutschland siedelnden Stämme. Es gab nie einen Vercingetorix wie bei den Kelten der "alle" anführte oder sowas.

Man muss ja nur auf die Dialekte innerhalb Deutschlands hören die auch wenn man Brocken versteht teilweise eigenständige Sprachen sind.

Bzw. merkt man es auch daran, dass sich die Bayern gerne vom Rest Deutschlands gesellschaftlich abgrenzen in dem sie ihr "Bayer sein" jedem vor die Nase halten.....


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Was bedeutet für dich Heimat?

22.12.2016 um 13:20
@King_Kyuss

Naja, eigenständige Sprachen würde ich jetzt nicht unterschreiben. Wenn man Baskisch und Kastilisch miteinander vergleicht, DANN hat man zwei eigenständige Sprachen, aber wenn man jetzt Hessisch mit Fränkisch vergleicht, dann ... würde man schon zu dem Schluss kommen, dass es sich doch eher um Dialekte handelt. Aber Dialekte können ebenfalls heimatprägend sein!

Ansonsten, ohne auf das "ethnische Gedöns" eingehen zu wollen, finde ich dieses "ganz Deutschland ist Heimat" Dingen verwirrend. Denn der Großraum München beispielsweise sieht VÖLLIG anders aus als der Großraum Köln.
Zitat von King_KyussKing_Kyuss schrieb:Bzw. merkt man es auch daran, dass sich die Bayern gerne vom Rest Deutschlands gesellschaftlich abgrenzen in dem sie ihr "Bayer sein" jedem vor die Nase halten.....
Hach ja, die Bazis. Aber es gibt da auch Schwaben, Franken... und zumindest Letztere wollen keine Bayern sein. Bei den Schwaben würde ich das wohl nur bedingt unterschreiben, dass die keine Bayern sein wollen.


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Was bedeutet für dich Heimat?

22.12.2016 um 13:40
Zitat von AthleticBilbaoAthleticBilbao schrieb: Ansonsten, ohne auf das "ethnische Gedöns" eingehen zu wollen, finde ich dieses "ganz Deutschland ist Heimat" Dingen verwirrend. Denn der Großraum München beispielsweise sieht VÖLLIG anders aus als der Großraum Köln.
Ich denke in der Praxis können auch die "ganz Deutschland ist meine Heimat" Vertreter eher was mit Lokalpatriotismus anfangen denn je Großräumiger und Vielfältiger ein bestimmtes Gebiet wird desto schwieriger wird es sein mit diesem Heimatgefühle aufzubauen.

Für viele ist der "Ganz Deutschland Patriotismus" auch eher ein Mittel zum Zweck, besonders wenn es um politische Statements geht.


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Was bedeutet für dich Heimat?

22.12.2016 um 14:11
Zitat von LibertinLibertin schrieb:Für viele ist der "Ganz Deutschland Patriotismus" auch eher ein Mittel zum Zweck, besonders wenn es um politische Statements geht.
Das stimmt wohl. Vor allem wenn es darum geht "Andere" draußen haben zu wollen... das ist doch dann nicht mehr wirklich Heimat, sondern Ausgrenzung, da wird der Begriff dann ganz schön fehlgedeutet.

Am ehesten kann ich das noch nachvollziehen, wenn man komplett weg aus Deutschland ist, also in einem anderen Land lebt. Dann kann ich es mir sogar vorstellen, dass man dann das ganze Land vermisst und sich freut, wenn man jemandem begegnet, der auch Deutsch spricht - selbst wenn der von voll weit weg kommt.
Selbst ich freue ich ja wenn ich Basken seh, selbst wenn sie Real Sociedad Fan ( :{ ) sind, und ergo aus der Nachbarprovinz kommen. :D


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Was bedeutet für dich Heimat?

22.12.2016 um 14:23
Zitat von AthleticBilbaoAthleticBilbao schrieb: Am ehesten kann ich das noch nachvollziehen, wenn man komplett weg aus Deutschland ist, also in einem anderen Land lebt. Dann kann ich es mir sogar vorstellen, dass man dann das ganze Land vermisst und sich freut, wenn man jemandem begegnet, der auch Deutsch spricht - selbst wenn der von voll weit weg kommt.
Das ist dann auch immer Situationsbedingt, in einem fernen Ausland z.B. ist man dann schon froh wenn man jemanden trifft der zumindest die gleiche Sprache spricht, selbst wenn es für einen Friesen ein etwas unverständlicher bayerischer Dialekt ist sein sollte. Aber dann könnten selbst im härtesten Kosmopoliten durchaus schon mal "patriotische" Heimwehgefühle aufkommen. ;)


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22.12.2016 um 17:30
Zitat von LibertinLibertin schrieb:selbst wenn es für einen Friesen ein etwas unverständlicher bayerischer Dialekt ist sein sollte.
Seit wir Touristen nach Nordfriesland reinlassen, sprechen wir notfalls auch finsterstes niederbayrisch.

In Nordfriesland werden im Alltag fünf Sprachen gesprochen: Friesisch, Süderjütisch, Plattdeutsch, Hochdeutsch und Dänisch.

oder aber auch:

"Önj Nordfraschlönj wårde önj e warkeldäi fiiw spräke brükd: friisk, sönerjüsk, plååttjüsch, huuchtjüsch än dånsch."

Das war jatzt aber nicht niederbayrisch, sondern friisk.


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