Satiremagazin Titanic steigt in Mohammed-Karikaturen ein. Muss das sein
09.01.2015 um 17:23@RoseHunter
Teil 2
Lauscht man Politikern (schon klar, dass die als moralische Instanz wenig taugen) dann wird parteiübergreifend schnell klar, dass die es auch nicht wissen. Jeder schnitzt sich willkürlich etwas zusammen (zumindest mutet es manchmal willkürlich an). Alle reden über das gleiche Wörtchen "Werte" und alle meinen was anderes. Das ist gruselig. Ganz absurd wird es, wenn "unsere" (gemeint sind Politiker) dem Amsterdamer Bürgermeister Nachhilfe in europäischen Werten geben wollen. Da haut´s mir die Schädeldecke weg.
Grob gesagt, mit den Schlagworten Freiheit, Solidarität, Gemeinwohl, Demokratie, freie Bildung usw kann ich mich schon identifizieren, ohne dass ich ob des IST-Zustandes in Jubelarien ausbrechen würde. Das ist an vielen Ecken Verbesserungsbedarf.
Schlagworte wie Wirtschaftsliberalismus, Libertärismus, Sozialabbau wecken in mir Träume der Marke Alp. Auch solche Dinge sehen manche als traditionell westliche (manchmal "zivilisierte") Werte (oder zumindest Merkmale).
Ich habe ein stark humanitär geprägtes Weltbild und ein eben solches Wertesystem würde mir wünschen, wobei ich mir schon bewusst bin, dass nicht alles, was man sich so ausdenken kann, letztlich realisierbar oder möglich ist oder überhaupt breite Zustimmung fände. Ist also eine rein private "Wunschsache" und wird es auch bleiben, weil ich in diesem Leben keine Laufbahn als Politiker anstrebe.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was das manchmal soll.
Da kesselt ein gewisser Mattusek, der sich wohl für den letzten Kreuzritter hält, im TV (also öffentlich) gegen Homosexuelle, dass man meint die apokalyptischen Reiter sind schon am Horizont sichtbar und die Antwort lässt nicht lange auf sich warten. Sogenannte Humanisten sprechen Kirchen Meinungs- und Entfaltungsrechte ab. So manch ein Pinsel meint sogar (zumindest anonym) anderen das Recht auf Glauben verwehren zu müssen. Also so richtig scheinen wir dem Mittelalter noch nicht entkommen zu sein, hab ich manchmal das Gefühl.
Da hakt´s bei einigen wohl kräftig aus - manchmal zumindest.
Ich würde Satire niemals verbieten wollen (sieht man ja am Ava), doch ich muss Tucholsky widersprechen.
Nicht alles was Satire treibt, ist erlaubt. Besser gesagt: manches das als Satire daherkommt, ist gar keine.
So gesehen gestern im Hebdo Thread wo eine "satirische Karikatur" von wohlbekannten Islamhassern auftauchte. Dieser Mist, anders kann ich es nicht nennen, ließ so ziemlich alles vermissen, was Satire ausmacht. Sie war nur anklagend, herabwürdigend und beleidigend. Und so etwas ist für mich längst keine künstlerische Ausdrucksform mehr, das ist schlicht eine Manipulationstechnik. Kunst ist kein Instrument für (ekelige) Propaganda. Da braucht mir auch keiner mit "künstlerischer Freiheit" zu kommen. Nur weil ich farbige Spuren in den Schnee pinkeln kann, bin ich noch lange nicht der nächste Dali. Dürfte klar sein.
Nun, ja nein, keine Ahnung. Einerseits nein, denn die Antwort auf den Terrorismus kann wohl kaum zurückstecken lauten. Dann hätten diesen Knotenköpfe ja sogar einen Erfolg verbucht. Nein, das kann und darf nicht die Antwort sein.
Was ich mir wünschen würde, hat dasewige vorhin mal als Blick über den Tellerrand bezeichnet. Nahezu allen Kontroversen, die heutzutage ausgefochten werden, eint ein entscheidendes Merkmal. Kaum einer macht sich die Mühe, sich mal gedanklich auf die andere Seite zu teleportieren um die Beweggründe des anderen "zu fühlen". Klar scheitert man oft, wenn man nach Logik, stringenter Argumentation, Konsistenz sucht. Das ist wenig verwunderlich, nicht umsonst hockt man normalerweise auf der anderen Seite des Zauns. Doch selbst irrationale Beweggründe kann man zumindest ansatzweise erahnen.
Aber dazu muss man sich selbst schon mal zum "Feind" machen. Das fehlt mir völlig, nicht nur im "Karikaturen-Streit".
Der nächste Punkt ist die angebliche oder scheinbare Überlegenheit, sei sie intellektuell oder moralischer Natur. Seltsamerweise sieht man davon häufig nicht viel, das ist verwunderlich. Was man in allen Arenen sieht, sind die Agenden der Protagonisten. Die sind immer klar ersichtlich und die Welt immer hübsch in schwarz und weiß separiert (ist klar auf welcher Seite man sich selbst vermutet) Jeder weiß ganz genau, was der andere falsch macht, auch klar. Nur Lösungen findet man fast nie. So löst man aber keine Konflikte auf friedlich Art. Hat man noch nie, wird man wohl auch nie.
Der letzte Punkt ist die einseitige Wahrnehmung. Das bezieht sich weniger auf die Zeichner, mehr auf Gesellschaft und deren "Eichel Obern". Wenn man einerseits sagt, Satire dürfe alles, dann darf man auf diesen Wettbewerb Wikipedia: Internationaler Holocaust-Karikaturen-Wettbewerb auch nicht mit kollektiver Ablehnung reagieren. Da haben wir nämlich genau das Problem der verschiedenen Ansichten auf verschiedenen Seiten. Für die einen darf es kein Prophetenbild sein, die anderen verbieten sich Holocaust-Karikaturen. So läuft das halt, wenn man unterschiedliche Meinungen hat. Es hätte vollkommen ausgereicht, wenn man in den westlichen Staaten die Veröffentlichung dieser Zeichnungen einfach untersagt hätte. Punkt aus. Ohne großes Palaver, denn das wollte die Initiatoren doch nur. Und die "unsrigen" sind dumm genug, ihnen diesen Gefallen zu tun.
The end is near
1 und 2 scheinen wir grob einig. Da spare ich mir mal weitere Predigten, sonst wird das heute nichts mehr.
Finally. Das Ende. Ganz dick.
Teil 2
RoseHunter schrieb:Mal ganz konkret gefragt: Findest du unsere Werte, wenn man sich dran hält und sie nicht verbiegt, prinzipiell gut und schützenswert oder kannst du dich nicht mit ihnen identifizieren.Tja, das muss ich größtenteils leider unbeantwortet lassen. Nicht weil ich faul wäre, oder mich zu wenig damit auseinander gesetzt hätte. Einfach deshalb weil es mir überhaupt nicht klar ist, was diese "unsere Werte" im einzelnen überhaupt sein sollen.
Falls Lezteres, welches Wertesystem bevorzugst du?
Lauscht man Politikern (schon klar, dass die als moralische Instanz wenig taugen) dann wird parteiübergreifend schnell klar, dass die es auch nicht wissen. Jeder schnitzt sich willkürlich etwas zusammen (zumindest mutet es manchmal willkürlich an). Alle reden über das gleiche Wörtchen "Werte" und alle meinen was anderes. Das ist gruselig. Ganz absurd wird es, wenn "unsere" (gemeint sind Politiker) dem Amsterdamer Bürgermeister Nachhilfe in europäischen Werten geben wollen. Da haut´s mir die Schädeldecke weg.
Grob gesagt, mit den Schlagworten Freiheit, Solidarität, Gemeinwohl, Demokratie, freie Bildung usw kann ich mich schon identifizieren, ohne dass ich ob des IST-Zustandes in Jubelarien ausbrechen würde. Das ist an vielen Ecken Verbesserungsbedarf.
Schlagworte wie Wirtschaftsliberalismus, Libertärismus, Sozialabbau wecken in mir Träume der Marke Alp. Auch solche Dinge sehen manche als traditionell westliche (manchmal "zivilisierte") Werte (oder zumindest Merkmale).
Ich habe ein stark humanitär geprägtes Weltbild und ein eben solches Wertesystem würde mir wünschen, wobei ich mir schon bewusst bin, dass nicht alles, was man sich so ausdenken kann, letztlich realisierbar oder möglich ist oder überhaupt breite Zustimmung fände. Ist also eine rein private "Wunschsache" und wird es auch bleiben, weil ich in diesem Leben keine Laufbahn als Politiker anstrebe.
RoseHunter schrieb:Letztlich ja, wir haben hier rechtlich Religionsfreiheit, bei Religionen die meinen, sie stünden über dem Recht, ist der rechtlich erlaubte Rahmen auch überschritten.Religionsfreiheit. Ja. Hmm. Also das nehme ich als ziemlich seltsam wahr, ehrlich gesagt. Da gibt es nämlich auf allen Seiten Leute, die diesen Begriff wohl gänzlich fehlinterpretieren. Die einen meinen die Religionsfreiheit würde ihnen jedwede Freiheit zugestehen, andere wiederum meinen gern mal, dass es angemessen wäre dieses Grundrecht im Zuge eines "radikal ausgelegten" Humanismus einschränken zu müssen (oder Religionen gleich ganz zu verbieten). Also Hornochsen hat es wohl überall. Es steht außer Frage, dass hier Religionen nicht (mehr) über dem Gesetz stehen, dass Institutionen diesbezüglich keine weltliche Instanz sind und gleichzeitig gebietet es der Humanismus anderen ihre Entfaltungsmöglichkeit nicht zu verwehren.
Moralisch glaube ich auch, dass es uns gut zu Geschicht stünde auf gläubige Menschen zuzugehen, statt sie zu verhöhnen.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was das manchmal soll.
Da kesselt ein gewisser Mattusek, der sich wohl für den letzten Kreuzritter hält, im TV (also öffentlich) gegen Homosexuelle, dass man meint die apokalyptischen Reiter sind schon am Horizont sichtbar und die Antwort lässt nicht lange auf sich warten. Sogenannte Humanisten sprechen Kirchen Meinungs- und Entfaltungsrechte ab. So manch ein Pinsel meint sogar (zumindest anonym) anderen das Recht auf Glauben verwehren zu müssen. Also so richtig scheinen wir dem Mittelalter noch nicht entkommen zu sein, hab ich manchmal das Gefühl.
Da hakt´s bei einigen wohl kräftig aus - manchmal zumindest.
RoseHunter schrieb:Absolut d'accord, weshalb ich auch dafür plädiere nicht mit dem Holzhammer auf das Thema loszugehen, wo Fingerspitzengefühl gefragt ist.Wie viel Fingerspitzengefühl haben Hornochsen eigentlich? Man weiß es nicht. Das Problem ist, und das wissen wir nicht erst seit dieser Woche, dass die Waffen beider Seiten scharf sind. Die einen schießen zwar nur mit Bleistift und Papieren (oder Texten), die anderen gehen auf Nummer sicher und nehmen Vollmantelgeschosse - scharf blieben dennoch alle Waffen.
Ich würde Satire niemals verbieten wollen (sieht man ja am Ava), doch ich muss Tucholsky widersprechen.
Nicht alles was Satire treibt, ist erlaubt. Besser gesagt: manches das als Satire daherkommt, ist gar keine.
So gesehen gestern im Hebdo Thread wo eine "satirische Karikatur" von wohlbekannten Islamhassern auftauchte. Dieser Mist, anders kann ich es nicht nennen, ließ so ziemlich alles vermissen, was Satire ausmacht. Sie war nur anklagend, herabwürdigend und beleidigend. Und so etwas ist für mich längst keine künstlerische Ausdrucksform mehr, das ist schlicht eine Manipulationstechnik. Kunst ist kein Instrument für (ekelige) Propaganda. Da braucht mir auch keiner mit "künstlerischer Freiheit" zu kommen. Nur weil ich farbige Spuren in den Schnee pinkeln kann, bin ich noch lange nicht der nächste Dali. Dürfte klar sein.
RoseHunter schrieb:Meine Meinung ist nicht erst seit dem Anschlag, dass man da mehrfach hinschauen und nicht unablässig provozieren sollte. Manche nennen das Appeasement, nur die Irren nicht reizen, aber das ist nicht das, was ich meine und offenbar auch du nichtDamit sind wohl die Zeichner gemeint, die sich etwas zurücknehmen sollen.
Nun, ja nein, keine Ahnung. Einerseits nein, denn die Antwort auf den Terrorismus kann wohl kaum zurückstecken lauten. Dann hätten diesen Knotenköpfe ja sogar einen Erfolg verbucht. Nein, das kann und darf nicht die Antwort sein.
Was ich mir wünschen würde, hat dasewige vorhin mal als Blick über den Tellerrand bezeichnet. Nahezu allen Kontroversen, die heutzutage ausgefochten werden, eint ein entscheidendes Merkmal. Kaum einer macht sich die Mühe, sich mal gedanklich auf die andere Seite zu teleportieren um die Beweggründe des anderen "zu fühlen". Klar scheitert man oft, wenn man nach Logik, stringenter Argumentation, Konsistenz sucht. Das ist wenig verwunderlich, nicht umsonst hockt man normalerweise auf der anderen Seite des Zauns. Doch selbst irrationale Beweggründe kann man zumindest ansatzweise erahnen.
Aber dazu muss man sich selbst schon mal zum "Feind" machen. Das fehlt mir völlig, nicht nur im "Karikaturen-Streit".
Der nächste Punkt ist die angebliche oder scheinbare Überlegenheit, sei sie intellektuell oder moralischer Natur. Seltsamerweise sieht man davon häufig nicht viel, das ist verwunderlich. Was man in allen Arenen sieht, sind die Agenden der Protagonisten. Die sind immer klar ersichtlich und die Welt immer hübsch in schwarz und weiß separiert (ist klar auf welcher Seite man sich selbst vermutet) Jeder weiß ganz genau, was der andere falsch macht, auch klar. Nur Lösungen findet man fast nie. So löst man aber keine Konflikte auf friedlich Art. Hat man noch nie, wird man wohl auch nie.
Der letzte Punkt ist die einseitige Wahrnehmung. Das bezieht sich weniger auf die Zeichner, mehr auf Gesellschaft und deren "Eichel Obern". Wenn man einerseits sagt, Satire dürfe alles, dann darf man auf diesen Wettbewerb Wikipedia: Internationaler Holocaust-Karikaturen-Wettbewerb auch nicht mit kollektiver Ablehnung reagieren. Da haben wir nämlich genau das Problem der verschiedenen Ansichten auf verschiedenen Seiten. Für die einen darf es kein Prophetenbild sein, die anderen verbieten sich Holocaust-Karikaturen. So läuft das halt, wenn man unterschiedliche Meinungen hat. Es hätte vollkommen ausgereicht, wenn man in den westlichen Staaten die Veröffentlichung dieser Zeichnungen einfach untersagt hätte. Punkt aus. Ohne großes Palaver, denn das wollte die Initiatoren doch nur. Und die "unsrigen" sind dumm genug, ihnen diesen Gefallen zu tun.
The end is near
1 und 2 scheinen wir grob einig. Da spare ich mir mal weitere Predigten, sonst wird das heute nichts mehr.
RoseHunter schrieb:Dann muss man sich für einige entscheiden.Richtig. Dann kann es schon mal doppelmoralisch werden.
RoseHunter schrieb:Das tut dann weh, wenn man um die Beliebigkeit der Werte weiß...Hmm. Nein, nicht zwingend. Ein solches Dilemma muss nicht an unzulänglichen oder beliebigen Werten liegen. Manchmal hat man schlicht und ergreifend Zielkonflikte, wodurch zwar ein Idealergebnis außerhalb des möglichen liegt, allerdings bedeutet das nicht, dass unsere Prämisse Schrott wären oder gar kein Ergebnis möglich wäre. In der Wirtschaft und Politik hat man solche Problemstellungen am laufenden Band. Damit muss man umgehen lernen, da muss man einfach versuchen, das beste draus zu machen.
RoseHunter schrieb:So interessant das evolutionsbiologisch ist, so grauenhaft dämlich ist der Biologismus den oft die finstersten Vertreter des organisierten Atheismus vertreten. Wenn ich nur Sam Harris höre, schmeiße ich mich schon freiwillig auch den Boden. :DDen Zusammenhang und die Aussage verstehe ich jetzt gar nicht. Habe Schmerzkopp und muss mir etwas nikotinschwangere Frischluft gönnen. Schau später noch mal rein.
Hat man diesen Anspruch nicht, bleibt man bei der Vernunft und der aktuellen sozialen Perspektive der Wertegemeinschaft in der man lebt.
Finally. Das Ende. Ganz dick.