@saba_key Bei mir war das Tetravitol und der Hustensaft - wenn der überhaupt nötig war, weil wir kaum erkältet waren, wurde von Oma selber gemacht: Rettich aushöhlen, Kandis einfüllen und ein paar Stunden später hatte sich dann der Sirup im Rettich gesammelt.
Ich bin ein 50er Jahrgang und habe noch Plumpsklo über den Hof erlebt (was besonders im Winter bei minus 20 Grad lustig war).
Montags war Waschtag, der morgens um 5 Uhr damit begann, den Ofen anzuheizen, damit man heißes Wasser für die beiden Zinkwannen hatte, die im Tisch eingelassen waren. Kernseife, Ruffelbrett, Wurzelbürste und - vornehm wie wir schon waren - gab's eine "Auswringmaschine" mit zwei Walzen und einer großen Kurbel, bei der man anschließend kein Hanteltraining mehr brauchte. "Lustig" war das Wäschewaschen natürlich auch im Winter, wenn man die stark verschmutzte Wäsche am Sonntag bereits eingeweicht hatte, die dann am Montag in der Wanne festgefroren war...
Duschen? Baden? Am Samstag war Badetag. Zuerst stieg der Herr des Hauses in die Wanne, dann die Mutter, dann die Kinder, ansonsten hat man sich unter der Woche am Waschbecken mit Waschlappen gewaschen und trotzdem hat keiner gestunken.
Schlafzimmer hatten grundsätzlich keine Heizung! Großmutter hat mir manchmal - wenn's arg kalt im Winter war, einen Ziegelstein, der im Holzofenherd in der Backröhre heiß gemacht wurde, mit Zeitungspapier umwickelt ins Bett gelegt. Morgens waren die Fenster von innen mit Eisblumen zugefroren und die Bettdecke hatte eine Reifkante vom Atmen. Wir waren so abgehärtet, daß wir kaum Erkältungskrankheiten kannten.
Auto? Vonwegen! Fahrräder waren angesagt! 20 Kilometer in die Pedale treten um die Tante zu besuchen.
Was war das für ein Ereignis, als der Nachbar das erste Auto der ganzen Straße hatte: Eine Isetta! Da ging die Tür nach vorne (!) auf.
In der Klasse waren wir 28 Kinder. Wenn der Lehrer reinkam, wurde noch aufgestanden. Frech zum Lehrer? Da gab's noch Ohrfeigen! Dafür konnten wir aber noch Kopfrechnen und brauchten keinen Taschenrechner! Und der deutschen Rechtschreibung war auch noch jeder mächtig.
Im Sportunterricht trugen wir alle einheitlich schwarze Feinripp-Achselhemden mit Schul-Emblem auf der Brust. Die Mädchen hatten Taillenhöschen, die Jungs schwarze Shorts. Im Winter hatten wir alle die gleichen Trainingsanzüge. Da wurde noch jeden Tag Sport gemacht. Im Sommer gab's die Leichtathletik-Wettkämpfe, im Winter das Geräteturnen. Da war man dann stolz auf die errungenen Urkunden und hat sich mit den ganzen Schulen der Hamburger Stadtteile gemessen. Heutzutage kommt Tochter von der Schule nach Hause und sagt: "Mama, wir haben morgen Bundesjugendspiele und ich soll da einen Weitsprung machen. Wie geht denn das überhaupt?"
Wir Mädchen lernten noch Handarbeiten, Nähen und Kochen, während die Jungs lernten mit Werkzeug umzugehen. Heute fragen mich 25jährige junge Frauen in der Gemüseabteilung im Supermarkt, wie man Kartoffeln kocht und woran man merkt, daß die gar sind.
Gezofft wurde sich natürlich auch - ohne daß die Eltern gleich Anzeige wegen Körperverletzung machten, weil's mal ein blaues Auge gegeben hatte. Die Erwachsenen sorgten nur dafür, daß die Kämpfe fair ausgetragen wurden und niemand noch getreten wurde, der bereits am Boden lag. Wenn die Fronten geklärt waren, wurde sich die Hand gereicht und gut war's! Am nächsten Tag hat man wieder zusammen Handball, Fußball oder Faustball gespielt. Wir kannten noch eine Klassengemeinschaft, die wie Pech und Schwefel zusammenhielt. Da hat der Lehrer die Klassengemeinschaft auch noch gefördert und die Petze gleich mitbestraft. Heute spielen die Lehrer die Schüler gegeneinander aus.
Auch hatten wir Heimatkunde-Unterricht und machten jeden Monat einen Ausflug in die Umgebung - meist auf Schusters Rappen. Da lernte man dann die Natur kennen. Wir wußten noch die Namen der Pfllanzen am Wegesrand und daß Tannenzapfen auf dem Waldboden eigentlich Fichtenzapfen sind, weil man Tannenzapfen nicht finden kann, da diese in der Zeit der Samenreife auseinanderfallen und nur die Spindel stehen bleibt. Wir kannten noch die großen Flüsse, die Höhenzüge Deutschlands. Frag mal heute einen Abiturienten, wo die Donau entspringt und wo sie mündet. Da kriegt man dann Antworten wie Achselzuchen auf die Quellfrage und auf die Mündungfrage hört man "Spanien" als Antwort. Auch wußten wir noch, daß die DDR nicht der Osten Deutschlands ist, sondern Mitteldeutschland und die Ostgebiete immer noch besetzt sind. Wir hatten auch noch Lehrer, die Soldat gewesen waren und die Wahrheit über die NS-Zeit kannten. Wir wurden noch nicht mit den Lügen indoktriniert wie die Schulkinder heute. Bei uns griff die Reeducation der Alliierten noch nicht!
Auch hatten wir noch eine echte Schulmittelfreiheit. Die Eltern mußten nur den Ranzen und einen Füller kaufen - alles andere hat die Schule gestellt, einschließlich Schulhefte, Tuschkasten, Buntstifte, Bleistifte, Wachsmalkreiden und der Blockflöte!!!
Wir hatten weniger Schulstunden als die Kinder heute, haben aber trotzdem mehr gelernt.
Fernseher? Mitnichten! Den konnte sich kaum eine Familie leisten. Man hat einem Hörspiel im Radio gelauscht. Abends hat die Familie zusammen am Tisch gesessen und Karten oder Brettspiele gespielt. Großmutters Stricknadeln klapperten und Vater / Mutter las aus einem Buch vor. Da wurde zusammen noch musiziert und jedes Kind konnte wenigstens ein Instrument spielen.
Wir hatten zwar nur eine Puppe und einen Teddybär, der nach einiger Zeit seine Holzwolle verlor, aber wir waren glücklicher und zufriedener als die Kids heute. Wir hatten noch wahre Freiheiten, von denen die Kinder heute nur träumen können.
Wir kannten noch Wahrheit, Ehre, Treue und Gemeinschaft. Ich bedauere die Kinder von heute, die um ihre Kindheit betrogen werden, die schon im Kindergarten sexualisiert werden und in der Schule zu braven, hörigen Arbeitssklaven erzogen werden. Selbständiges Denken und kritisches Hinterfragen wird heute bereits in der Schule bestraft.