Ossis & Wessis - Der Thread zur Völkerverständigung

Krim mit Palmen etc. ist bestimmt verlockend, so was haben wir in ganz Gesamtdeutschland nicht, jedenfalls noch nicht Klimakatastrophe etc.). Ist aber ein bisschen weit, da würde ich trotz des mediterranen Flairs doch lieber Rügen behalten wollen oder das kleinste Mittelgebirge Deutschlands, das Zittauer Gebirge.

Als gebürtiger Wessi rübergemacht in den Osten und dort hängengeblieben, gewiss nicht, weil es dort so schlimm ist, finde ich es aber schon traurig, wenn da immer noch beiderseits so viele Mauern in den Köpfen sind. Was läuft da schief? Privat kann ich das nicht nachvollziehen. Natürlich sind die beiderseitigen Befindlichkeiten komplex, aber man kann es an- und aussprechen, das dauert, aber so kann auch Vertrauen entstehen.

Ein ehemaliger Stasi-Mitarbeiter wohnt Tür an Tür mit einem Beamten, der vor seinem Umzug in den Osten im Bundesverteidigungsministerium tätig war und nach der Einheit mithelfen musste, die NVA in die Bundeswehr zu überführen. Beide Nachbarn duzen sich heute und trinken nach getaner Gartenarbeit ihr Bier auf der Terrasse des einen oder des anderen.

Nur ein Beispiel aus dem Bekanntenkreis. Aber anscheinend läuft es zwischen ehemaligen Klassenfeinden nicht immer so,, leider bis heute nicht….

Noch ein Punkt:

Als rübergemachter Wessi musste man ja damals sein Umfeld im Osten finden. Bei mir ging es damals um einen Zahnarzt, und mir wurde einer empfohlen, den ich als nicht schlechter empfand als einen West-Zahnarzt auch.

Damals hatten niedergelassenen Ärzte im Osten das neue System insoweit nach meinem Eindruck noch nicht ganz begriffen (die kamen ja alle aus den Polikliniken der DDR, wo es für alle gleiches Gehalt gab), dass sie abrechnungstechnisch ein Minus machten, wenn sie sich zu viel mit Patienten unterhielten. West-Ärzte wussten das, Ost-Kollegen noch nicht.

Mein Zahnarzt redete also viel mit mir, wir kamen auch ins Politisieren. Er erzählte mir, dass sein Sohn demnächst zum Grundwehrdienst (gab es damals noch) müsse. Sohn kam nun zum Grundwehrdienst nach Ostfriesland und lernte dort eine Freundin kennen. Die Schwiegereltern West des weiblichen Teil des jungen Paares luden nun die Schwiegereltern Ost des männlichen Teils des jungen Paares zu Besuch ein, und über den Kulturschock der Schwiegereltern Ost habe ich mich mit meinem Zahnarzt Ost damals ganz köstlich unterhalten. Wie gesagt glaube ich, dass er damals noch nicht verinnerlicht hatte, dass ausgiebiges Reden mit Patienten damals (west-)vergütungsmäßig quasi ein Zuschussgeschäft war. Das gab es so halt in der DDR nicht. Als Patient - und als Wessi - fand ich das aber schon angenehm. Es war auch ein Baustein auf meinem persönlichen Weg zum Verständnis von Ost-West und umgekehrt.

Andante schrieb:Fahre mal ins Mansfelder Land und schaue dir dort den Verfall der Städte und Dörfer an. Dann weißt du, was Armut ist. Ich war letztens da, interessehalber auf Luthers Spuren, und es sieht dort wirklich schlimm aus. Mit gehätschelten Touristenmagneten wie Wittenberg nicht zu vergleichen.

Nachdem der Bergbau im Mansfelder Land vorbei war, hat man die Menschen im Regen stehen lassen und ess hat lange gedauert, eh man den Menschen wieder ein wenig Perspektiven geben konnte. In Eisleben wurde zb. in den letzten 2 Jahrzehnten gut Geld in die Hand genommen und saniert, da auch der Tourismus nicht unwichtig ist. Häuser bleiben in der Regel nicht lange leer, da es einen regelrechten Boom auf Eigenheime gibt. Bei manchen Objekten ist aber auch der Besitz nicht endgültig geklärt oder die Besitzer sitzen im Westen und interessieren sich nicht dafür, die zerfallen halt.


DAS war der Verfall

DDR 1990 Folge 2: Lutherstadt Eisleben 1.Teil

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Doors schrieb:Nun, so viel scheinen sich Ost und West im Leistungsbezug nicht zu nehmen. Armut ist eben nicht an ehemalige Staatsgrenzen gebunden:

Kochen halt alle nur mit Wasser.
Was mir aufgefallen und ein Vorurteil gänzlich vom Tisch gefegt hat, ist, dass sich die jeweiligen Generationen West/Ost eigentlich mehr gleichen als ich dachte. Die sind sich so dermaßen ähnlich im gesamten Verhalten. Die Kinder sind im Prinzip alle gleich aufgewachsen, nur gab es im Westen buntere Filzstifte als im Osten, da hätte man schon mal neidisch werden können. Dafür schwärmten die Besucherwessis eben für andere gute Dinge aus dem Osten.
Und warum ist das so? Weil wir schon immer zusammengehören.

Ich finde den Spruch ,,Es wächst zusammen, was zusammengehört" derart sinnfrei, in den Köpfen war das immer klar, dass man zusammengehört.
Man kann jetzt sagen, dass die Siegermächte Schuld an der Entfremdung sind, wie hätte sich Deutschland ohne Teilung entwickelt? Wir wissen es nicht.

Charakterlich nehmen sich -nach meinen Beobachtungen- die meisten West-/Ostbürger gar nicht so viel. Manche Regionen wie bspw. in Niedersachsen sind sogar sehr herzlich, da wird spontan mit ,,Moin" 24/7 gegrüßt.

@Kies-Richard

Gern möchte ich mit dir über die hier im Forum veröffentlichte Karte Post von Kies-Richard diskutieren, leider fehlt mir die Herkunftsangabe. Zu jeder statistischen Auswertung von Daten und deren Darstellung gehört eine Erläuterung zu Herkunft, Verfahren der Datenerhebung bzw. Quelle der Daten, Betrachtungszeitraum etc. pp. Leider sind die Angaben in der Bilddatei zu sparsam und es hilfreich, wenn Du einfach dem Link auf die Herkunftsdatei setzt. Danke!

Oberflächlich betrachtet, mehr gibt die Darstellung der o.g. Karte leider nicht her, ist es offensichtlich, dass sich der Verlauf der früheren Staatgrenze der ehemaligen DDR anhand des verfügbaren Einkommens je Einwohner im Bereich bis unter 22 000€ bis unter 23 000€ nachvollziehen lässt. In einem (!) Landkreis im Beitrittsgebiet, südwestlich von Berlin, liegt das Einkommen bei herausragenden bis unter 25 000€.

Kies-Richard schrieb:Die Karte ist nicht gut, sie hat zu wenig Varianz, denn das Verfügbare Nettoeinkommen in Deutschland ist je nach Region sehr unterschiedlich, deutlich unterschiedlicher als dieser Karte das erfasst. Man bräuchte wohl eine Karte mit 10 Farbtönen um das genauer darzustellen.

Offensichtlich sind die Defizite bereits aufgefallen, warum nicht nachbessern?

Kies-Richard schrieb:Man erkennt dann auf der Karte dass z.B. Duisburg deutlich ärmer ist als Dresden.

Genau dies gibt die gezeigte Karte eben nicht her! Nach der Darstellung liegen beide Städte im Einkommensbereich von bis unter 22 000€!

Eine schnelle Recherche zeigte mir folgende Ergebnisse:

Duisburg liegt mit 20.057€ leicht hinter Dresden mit 21.300€

https://www.allmystery.de/i/fclypff5mkjm_EK_Dresden.png, dem gegenüber steht https://www.allmystery.de/i/75hvdhid7xpi_EK_Duisburg_-_Kopie.png


Aber möglicherweise meinst du ja auch etwas ganz anderes.

Kies-Richard schrieb:Der Osten weiß nicht was Armut ist.

Du meinst mit diesen Bilden die ach so große Armut im Westen zu zeigen? Sry aber da könnte ich ganz andere Bilder heraussuchen. Halbe Stadtteile die leer stehen und verfallen sind. Ganze Industrieruinen, die seit den frühen 90ern vor sich hinrotten.
Armut gibt es hüben wie drüben.

Hier mal ein paar Imressionen aus meiner Heimstadt.

Fangen wir mal beim Bahnhof an, da drin ist nur noch eine private Reiseagentur(Fahrscheinverkauf), ansonsten gibt es nichts, nichtmal Toiletten:



Gegenüber vom Bahnhof die Industrieruine der Gellsdorfhütte:

Original anzeigen (0,3 MB)

Beide Gebäude sollen aber saniert werden. Dennoch prägen sie seit Jahrzehnten das Bild was die Menschen sehen, wenn sie am Bahnhof aus dem Zug steigen.

Plattenbau unsaniert wie damals in der DDR gebaut. Keine Ahnung ob die mal saniert oder abgerissen werden.
Link zu Google Street View:
https://maps.app.goo.gl/xaGnsypbDepGynzV6

Die Ruine des Volkshaus mitten in der Stadt:

Original anzeigen (0,7 MB)

Stand vorher schon über 10 Jahre leer, wurde vor zwei Jahren angezündet und steht nun als abgebrannte Ruine in der Stadt.

Wohnhaus an der Berliner Straße:
Link zu Google Street View:
https://maps.app.goo.gl/ZKkNuC9iKpwSRDh78

Natürlich gibt es aber auch viele schön sanierte Gebäude. Es ist sicherlich schon einiges an Geld in diese Stadt geflossen. Dennoch ist der Strukturwandel enorm. Von einst knapp 40.000 Einwohnern gibt es heute nur noch knapp 15.000 Einwohner. Und der nächste große Umbruch steht bereits vor der Tür.
Weißwasser ist nur eine von sehr vielen Städten, denen es ähnlich geht. Große Abwanderung, Verfall, kaum Geld. Ich habe schon viele Regionen in Deutschland besucht. Aber einen solchen Verfall und die Dichte an Industrieruinen habe ich nirgendwo so vorgefunden, wie in den neuen Bundesländern. Da täuschen auch die bunten Fassaden der sanierten Gebäude nicht darüber hinweg. Und ja, auch hier in Weißwasser ist der Großteil der Wohngebäude saniert und sie tragen zu einem schöneren Stadtbild bei. Aber nur weil es bunte Fassaden gibt, heißt das nicht gleich es gäbe auch viel Reichtum und weniger Armut.

Ich denke mal dir würde es gut tun den Osten Deutschlands zu besuchen und nicht nur zu durchfahren. Abseits der Autobahnen, weit weg von Leuchttürmen wie Leipzig, Dresden oder Stralsund.
Fahre mal in die sächsische Schweiz, nach Eberswalde, Zerbst oder Hoyerswerda.

Ich wünsche allen einen schönen Tag der Deutschen Einheit!

Bone02943 schrieb:Ich wünsche allen einen schönen Tag der Deutschen Einheit!

Bester Tag ever in unserer deutschen Geschichte!
Schönen Tag der Deutschen Einheit uns allen!

behind_eyes schrieb:Bester Tag ever in unserer deutschen Geschichte!
Schönen Tag der Deutschen Einheit uns allen!

Westdeutschland feiert heute 33 Jahre Aufbau-Ost, Neonazis und Fremdenfeindlichkeit, Russlandfreundschaft, Alt-Kommunisten und Jammerei.

ps: Und 16 Jahre Merkel

@Kies-Richard

Dann wird es ja mal Zeit das Jammern nach 33 Jahren im Westen endlich einzustellen. ;)
Und ja, auch wenn viele Probleme in den neuen Bundesländern deutlicher zu Tage treten und stärker sind. So sind es keine rein Ostdeutschen Probleme. Mölln, der NSU und co. zeigen das Fremdenfeindlichkeit ein gesamtdeutsches Problem ist. Denn auch Neonazis gibt es nicht nur im Osten. Auch im Bezug auf Russland findest du sicher auch bei dir ums Ecke Menschen mit einer anderen Ansicht zu diesem Land und Menschen.

Aber sei doch froh, all den Mist einfach gegenüber dem Osten abladen zu können. Dann musst dir auch wegen den Problemen vor deiner Haustür keine Gedanken machen. Ist schon fein so ein Sündenbock, gell.

Bone02943 schrieb:der NSU

Ein Ostdeutsches Problem

Bone02943 schrieb:Dann wird es ja mal Zeit das Jammern nach 33 Jahren im Westen endlich einzustellen. ;)

Es wird Zeit dass der Westen zu Jammern anfängt.

Bone02943 schrieb:zeigen das Fremdenfeindlichkeit ein gesamtdeutsches Problem ist

Nö, das ist Unsinn und das weiß jeder.

Bone02943 schrieb:Ist schon fein so ein Sündenbock, gell.

Die "Wessis" waren lang genug Sündenbock.

Kies-Richard schrieb:Die "Wessis" waren lang genug Sündenbock.

Für was denn das?

Kies-Richard schrieb:Nö, das ist Unsinn und das weiß jeder.

Also gibt es weder Fremdenfeindlichkeit in den alten Bundesländern, noch Neonazis, Rechsextreme, Rechtsextremisten,... nichts dergleichen?
Du redest Unsinn und das weißt du bestimmt auch. Nur ist mir schleierhaft warum du sowas schreibst.

Kies-Richard schrieb:Es wird Zeit dass der Westen zu Jammern anfängt.

Kies-Richard schrieb:Die "Wessis" waren lang genug Sündenbock.

Du jammerst doch stellvertretend, wie viele andere auch, schon laut genug. Sowas können wir uns doch seit der Wende anhören. So fremd können sich Menschen beider Seiten der ehemaligen Grenze gar nicht sein. Jammern auf hohem Niveau, früher war alles besser und an was auch immer sind die anderen Schuld, oder es war Merkel, bzw. jetzt die Grünen.
Die die am stärksten daran glauben wir hätten die Einheit noch längst nicht erreicht, sind sich so nah wie kaum jemand anders.
Herzlichen Glückwunsch dazu. Als Jammer-Wessi kannst du dem Jammer-Ossi die Hand schütteln. Ihr begegnet euch auf Augenhöhe.

Bone02943 schrieb:Also gibt es weder Fremdenfeindlichkeit in den alten Bundesländern, noch Neonazis, Rechsextreme, Rechtsextremisten,... nichts dergleichen?

Im Großen und Ganzen muss man heute sagen dass es sowas bei uns nicht mehr gibt.

Was für ein Bullshit.

Ich freue mich jetzt auf das Spiel der Lausitzer Füchse aus Weißwasser, zu Gast beim EC Bad Nauheim. Ein Spiel welches es ohne die Wiedervereinigung nicht hätte gegeben.
Den Jammerern viel Spaß beim weiter jammern.

Kies-Richard schrieb:dass es sowas bei uns nicht mehr gibt.

Dieser Spruch zeigt zurecht das es sowas wohl doch noch gibt... Und btw. SS-Sigi und Konsorten sind nicht im Ruhrpott beheimatet sondern in der Lausitz, war mir bisher nicht bekannt.

sooma schrieb:Für was denn das?

Wir haben mit der AfD gerade eine Partei im Osten die voll auf "Anti-West" Propgaganda setzt. Das merken viele Leute im Westen aber überhaupt nicht. Dann hatte man noch lange Jahre "Die Linke" und bald kommt Wagenknecht mit ihrer Ostpolitik.

Ich sag ja nur.

Anscheinend zieht es mittlerweile viele westdeutsche Rechtsextreme in den Osten, da scheint das „Biotop“, auch grundstücksmäßig, besser.

https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/verfassungsschuetzer-neonazis-ziehen-von-west-nach-ostdeutschland-17826582.html

Kies-Richard schrieb:Ich sag ja nur.

Ok, aber die Frage, für was der Westen Sündenbock sei, lässt Du leider unbeantwortet.

Kies-Richard schrieb:Ich sag ja nur.

Ne, du redest nur, sagen tust du nüscht.

Kies-Richard schrieb:Die "Wessis" waren lang genug Sündenbock.

Klar gab und gibt es im Osten Vereinfachungen und Verallgemeinerungen in Bezug auf „den Westen“ oder „die Wessis“. So wurde kolpiert, dass die Wessis, die im Osten irgendwelche einflussreicheren Stellungen hatten, es im Westen zu nichts Vergleichbarem gebracht hätten und dass der Westen dem Osten personalmäßig nur seine dritte Garnitur geschickt habe, die es nicht draufhabe.

Wie bei allen Verallgemeinerungen ist da teilweise ein Körnchen Wahrheit dran, teilweise ist das Unsinn. Mir ist zB ein inzwischen verstorbener Staatsanwalt bekannt, der es im schönen Baden-Württemberg vor der Einheit zum Chef seiner Staatsanwaltschaft gebracht hatte, schöne Stadt, Haus in Stadtrandlage im Grünen, Kinder dort aufgezogen, gesellschaftlich integriert, alles schick.

Nun kam die Einheit, und was machte der Betreffende, der nur noch ein paar Jahre bis zum Ruhestand hatte? Entschloss sich mit seiner Frau, beim Aufbau der Justiz im Osten mitzuwirken, und wurde dann Chef einer Staatsanwaltschaft im Osten, gleiches Gehalt, das Haus im Westen wurde verkauft und ein neues im Osten gekauft, Lebensmittelpunkt wurde der Osten. Also nicht wie viele West-Pendler, die im Osten bloß arbeiteten und am Wochenende heim in den Westen fuhren, ohne viel Ahnung vom Osten zu bekommen.

Und warum machte dieser Staatsanwalt das? Weil er in dieser Stadt im Osten geboren und als Kind mit seinen Eltern in den Westen geflohen war. Nun wollte er zu seinen Wurzeln zurück. Später, als Pensionär, engagierte er sich als Fraktionsvorsitzender im Stadtrat seiner Heimatstadt und war auch sonst ehrenamtlich aktiv. Bei Kommunalwahlen wurde er regelmäßig mit hoher Stimmenzahl gewählt. Von wegen dritte Garnitur….