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Gleichnisse, Allegorien, Sinnbilder

191 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gesellschaft, Bibel, Licht ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Gleichnisse, Allegorien, Sinnbilder

25.05.2012 um 16:18
@Dude

Interessanter thread ;)

Zu Allegorien/Sinnbilder gehören ja auch bildliche Darstellungen, und mir kamen spontan die "drei Affen" in den Sinn dabei: nichts hören wollen, nichts sehen wollen und nichts sagen wollen :

monkey2


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Gleichnisse, Allegorien, Sinnbilder

26.05.2012 um 04:38
@all

Danke für die Teilnahme. :)

@elfenpfad
Ja, das passt perfekt. Die Symbolik geht dabei sehr tief.

Mir kam als Gedanke dazu Platon's Höhlengleichnis in den Sinn, das ich hiemit präsentiere. :)

Youtube: Das Höhlengleichnis Teil 1/2
Das Höhlengleichnis Teil 1/2
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Youtube: Das Höhlengleichnis Teil 2/2
Das Höhlengleichnis Teil 2/2
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______________________________________

"Die Matrix und Platons Höhlengleichnis

Einige kennen das sogenannte Höhlengleichnis von Platon (427 bis 347 v.Chr.) aus einem seiner Werke genannt „La Politeia“, doch ist der Kern dieser Geschichte - analog zur inneren menschlichen Verwandlung - bewusst?

In diesem Gleichnis wird die gewöhnliche Existenzweise des Menschen mit einer Höhlenwohnung verglichen, in der die Menschen seit ihrer Kindheit an Schenkeln und Hals gefesselt bewegungslos auf eine Felswand der Höhle starren. Auf dieser Felswand werden lediglich SCHATTENbilder - jener wirklichen Gegenstände, die vor dem Höhleneingang, den Höhlenbewohnern unsichtbar vorbei getragen werden - projeziert. Die Schatten entstehen dadurch, dass sich gegenüber dem Höhleneingang ein Feuer befindet.

Diese Höhlenbewohner - sie gleichen uns, den schlafenden, unbewussten Menschen - halten die Schatten für die einzige Wirklichkeit und alle ihre Erkenntnisse beziehen sich auf diese Schattenergebnisse. Was diesen Höhlenbewohnern als angeblich gesicherte Erkenntnis gilt, ist lediglich das InterpreTIERen dieser Schatten. Die Höhlenmenschen wissen nicht einmal, dass sie in einer Höhle, also in einer geschlossenen und damit von einer größeren Wirklichkeit abgeschiedenen Eingrenzung leben. Sie erfahren die Höhle als eine bergende und Sicherheit gewährende Freiheit. Reine Illusion. Ihre Fesselung sind sie sich nicht bewusst.

Um diese Illusion bzw. Scheinhaftigkeit dieser Höhlenexistenz aufzuheben, muß ein Höhlenbewohner diese Existenz hinterfragen und den Mut fassen, sich von den Fesseln befreien und sich gleichzeitig dem hellen Eingang zuwenden. Doch das Schauen auf den lichtvollen Ausgang assoziiert der Höhlenmensch mit Schmerz, da er an das Dunkel gewöhnt ist, das Licht ihn blendet und er nur blendende Helligkeit wahrnimmt, welche er unwissend mit Schmerzen assoziiert. Allmählich aber kann der Entfesselte sich an die Helligkeit gewöhnen und die Wirklichkeit im Licht der erhellenden Sonne (Sohne) vernehmen, wodurch er Freiheit gewinnt.

In Platons Gleichnis kehrt der befreite Höhlenmensch mit dieser neuen Erkenntnis in die Höhle zurück und berichtet den anderen von der Unwirklichkeit dieser Schatten. Aber er stösst bei seinen Mitmenschen auf Unverständnis und Ablehnung. Die Gefesselten sehen ihn sogar als bedrohlich an, da er durch das Licht als ver-rückt angesehen wird (was ja auch stimmt, er ist der alten Situation ent-rückt), wodurch die Umkehrung in das Licht als surreal und verderblich, ja sogar als ketzerisch angenommen wird.

Dieses Gleichnis ist ein sehr gutes Beispiel FÜR UNSERE DERZEITIGE TRAUMEXISTENZ, die wir unsere Realität nennen. Der unwissende Menschen ist der göttlichen der Wahrheit – dem Licht – abgewandt, hält die Erscheinungen für wahr, sieht nur mehr die Materie als Ursprung des Seins und vergisst dabei die Existenz seines Geistes.

Jener jedoch, der die Höhle verlässt, erkennt das wahre Wesen der Dinge, kann die Zusammenhänge sehen und begreifen, wodurch sich seine "Persönlichkeit" verändert, indem er die Masken der Persona ablegt und durch ihn das höhere SELBST zu wirken beginnt. Er durchschaut seine frühere Existenz, entlarvt die Scheinwelt durch Erkenntnis und Ein-Sicht. Die von außen herangetragene Erkenntnis einer lichten und wahren Welt bedroht das bestehende Wirklichkeitsbild der weiterhin gefesselten Höhlenbewohner und damit den von ihnen illusorisch geglaubten Frieden der Höhlengemeinschaft.

Somit ist durch dieses Gleichnis ziemlich klar, das der befreite Höhlenbewohner dem inneren Weckruf gefolgt ist, sich von den Fesseln des bisherigen Vermutungswissens zu befreien und mittels Eigenverantwortung und Mut den Schritt in seine eigene Freiheit gegangen ist, wissend, dass ihn das Licht blenden und auch schmerzen kann, aber getragen in der Zuversicht, dass das Neue ihn dennoch befreit.

Daher kann der ›Weg aus der Höhle‹ mit dem ›Weg aus der Krise‹ assoziiert werden, welcher in weiterer Folge als Prozess (Prozessionsweg) bezeichnet wird. Das Problem kann gelöst werden, sobald der Mensch dem Weckruf seines Geistes folgt, seinen Weg zum „ERWACHEN“ beschliesst und die erforderlichen Schritte ge-wissen-haft durchführt.

Wer in dieser alten Matrix nicht mehr mitspielen möchte und sich bereit erklärt, den SCHMALEN EIGENEN WEG anstatt den breiten Weg der Masse zu gehen, erfährt eine Veränderung, ungeachtet was die Welt (die anderen Höhlenbewohner) meinen, denn das ist ein natürliches Gesetz – der Befreite rückverbindet (religio) sich aus der Höhle (alten Matrix) in die Freiheit mit der kosmischen Ordnung und erkennt dadurch das Wirken des Grössere Ganzen - GOTT !!!

Dazu ein geniales Video erstellt aus der Kombination von Platons Höhlengleichnis mit Passagen aus dem Film Matrix: "

http://www.youtube.com/watch?&v=9396F0PbGpA

http://www.youtube.com/watch?&v=yvwSIdoVLZc
_____________________


Für mich persönlich ist dies eins der genialsten, je kreierten Gleichnisse überhaupt. :)

Ps. Ja, der Beitrag ist jetzt vielleicht etwas gar überladen, doch werde ich wohl die nächsten Tage keine Zeit finden, hier weiteres beizutragen, also so schonmal alles vorab. :)


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26.05.2012 um 23:22
@Dude
Zitat von DudeDude schrieb:@elfenpfad
Ja, das passt perfekt. Die Symbolik geht dabei sehr tief.
Ja, denn im Prinzip stellen die drei Affen die gesellschaftliche MANGELNDE ZIVILCOURAGE dar.
Zitat von DudeDude schrieb:Mir kam als Gedanke dazu Platon's Höhlengleichnis in den Sinn, das ich hiemit präsentiere.
Platons Höllengleichnis ist allerdings genial, ja. Interessant und spannend, es wieder einmal zu lesen :)



Eine interesante Allegorie/Sinnbild ist auch das der Lorelei.

Rheingruss Loreley Alter unbek  bunt

" Die Motivik der Lorelei hat die Dichter seit jeher fasziniert. Heinrich Heine bringt in seinem Gedicht insbesondere das dämonische Bild über das biologisches Pendant des Mannes zum Vorschein.

Das Bild der Frau personifiziert hier nach C. G. Jung Hure und Hexe. Der Tiefenpsychologe würde das Bild der Lorelei einen Archetyp nennen, da es tief im männlichen Unterbewusstsein eingraviert ist. In der Begegnung mit der Frau tritt dieser Archetyp zutage und warnt den Mann vor der Bedrohung der Weiblichkeit. Besonders Frauen, die ihre Reize (rotes Haar, Geschlechtsmerkmale) freizügig präsentieren, alarmieren seine irrationalen Ängste vor der kastrierenden Frau."


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27.05.2012 um 16:49
Zitat von elfenpfadelfenpfad schrieb:Platons Höllengleichnis
Ist das jetzt Absicht oder ein Gruss von Siggi? ;)

Die Problematik bezüglich Lorelei gründet hauptsächlich darin, dass hier auf Erden schon viel zu lange patriarchalische Herrscharftssysteme an der Macht sind - die Hexenverbrennungen sind nur ein Beispiel von vielen -, und jede Einseitigkeit die Ganzheitlichkeit zerstört und die Gleichwertigkeit der Individuen untergräbt.


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27.05.2012 um 21:13
@Dude
Die Geschichte mit dem Hengst ist eins meiner liebsten Gleichnisse. Sollte jeder mal gelesen haben.

Das hab ich letztens auf der Arbeit gelesen:
http://jungschar.untermais.net/wissen/waldmaerchen.htm
Hoffe das war noch nich dran :)


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27.05.2012 um 21:25
@Ahiru
Dies zeigt doch einfach die Diversität in der Einheit, und die unendlich vielen relativen Betrachtungsweisen, die im Absoluten enthalten sind. :)

Aber mir gefällt es persönlich nicht, weil...
so ist das Leben der Anbruch der Ewigkeit.
... die Ewigkeit sich ja eben genau dadurch charakterisiert, dass es weder Anfang noch Ende, also auch weder Anbruch noch Abbruch, gibt, sondern alles Jetzt (Leben) IST. :)


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27.05.2012 um 21:28
@Dude
Zitat von DudeDude schrieb:... die Ewigkeit sich ja eben genau dadurch charakterisiert, dass es weder Anfang noch Ende, also auch weder Anbruch noch Abbruch, gibt, sondern alles Jetzt (Leben) IST. :)
Ich glaube das ist eher so als Sinnbild für das Bewusstsein, weil das Bewusstsein des Menschen quasi erst "beginnnt", wenn er geboren wird. Aber es endet nicht nach dem Tod, zumindest nicht für religiöse Menschen.


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27.05.2012 um 21:36
Ja, ich sehe den Punkt schon, aber...
Zitat von AhiruAhiru schrieb:weil das Bewusstsein des Menschen quasi erst "beginnnt", wenn er geboren wird.
...gilt für mich eben nicht, weil Bewusst Sein das ewige Leben ist, und Anfang und Ende, sowie ein Zeitablauf an sich, ohnehin nur illusionären Charakter haben.

Anders gesagt: Dasjenige, was den Menschen ursprünglich ausmacht, ist wirklich wahrhaftig und ganzheitlich erst dort wieder vollumfänglich bewusst, wo die illusionäre Erscheinung der Vergänglichkeit bewusst erkannt wird, was - früher oder später (nach Ablegen der vergänglichen, materiellen Körperlichkeiten) - wieder zum Eingehen in den ursprünglichen Bewusstseinszustand, jenseits von materieller Bedingtheit führt.


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28.05.2012 um 03:39
Die Liebe in dir wächst, wenn du verstehst, dass das Leben in dir dasselbe ist wie das Leben in jedem anderen, wobei es nicht darauf ankommt, ob dieser andere deine Schwester oder ein Fremder, ein menschliches Wesen oder ein Tier ist. Das Leben ist in allen dasselbe.

Verletzt du dich selbst? Wünschst du dir Unglück, Sorge und Leiden? Willst du, dass man dich schlägt? Willst du dein Leben beenden? Du willst nichts von all dem, warum? - Weil dir dein Leben lieb ist, und weil das Leben in dir und den anderen dasselbe ist, deshalb solltest du das Leben in anderen in gleicher Weise behandeln und lieben, wie dein eigenes.

Veritatis


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30.05.2012 um 03:56
Ein Investmentbanker stand in einem kleinen mexikanischen Fischerdorf am Pier und beobachtete, wie ein kleines Fischerboot mit einem Fischer an Bord anlegte. Er hatte einige riesige Thunfische geladen. Der Banker gratulierte dem Mexikaner zu seinem prächtigen Fang und fragte wie lange er dazu gebraucht hatte. Der Mexikaner antwortete: "Ein paar Stunden nur. Nicht lange."

Daraufhin fragte der Banker, warum er denn nicht länger auf See geblieben ist, um nach mehr zu fangen. Der Mexikaner sagte, die Fische reichen ihm, um seine Familie die nächsten Tage zu versorgen. Der Banker wiederum fragte: "Aber was tun Sie denn mit dem Rest des Tages?" Der mexikanische Fischer erklärte: "Ich schlafe morgens aus, gehe ein bisschen fischen, spiele mit meinen Kindern, mache mit meiner Frau Maria nach dem Mittagessen eine Siesta, gehe in das Dorf spazieren, trinke dort ein Gläschen Wein und spiele Gitarre mit meinen Freunden. Sie sehen, ich habe ein ausgefülltes Leben."

Der Banker erklärte: "Ich bin ein Harvard Absolvent und könnte Ihnen ein bisschen helfen. Sie sollten mehr Zeit mit Fischen verbringen und von dem Erlös ein größeres Boot kaufen. Mit dem Erlös hiervon wiederum könnten Sie mehrere Boote kaufen, bis Sie eine ganze Flotte haben. Statt den Fang an einen Händler zu verkaufen, könnten Sie direkt an eine Fischfabrik verkaufen und schließlich eine eigene Fischverarbeitungsfabrik eröffnen. Sie könnten Produktion, Verarbeitung und Vertrieb selbst kontrollieren. Sie könnten dann dieses kleine Fischerdorf verlassen und nach Mexiko City oder Los Angeles und vielleicht sogar New York umziehen, von wo aus Sie dann Ihr florierendes Unternehmen leiten."

Der Mexikaner fragte: "Und wie lange wird dies dauern?"
Der Banker antwortete: "So etwa 15 bis 20 Jahre."
Der Mexikaner fragte: "Und was dann?"

Der Banker lachte und sagte: "Dann kommt das Beste. Wenn die Zeit reif ist, könnten Sie mit ihrem Unternehmen an die Börse gehen, Ihre Unternehmensteile verkaufen und sehr reich werden. Sie könnten Millionen verdienen."

Der Mexikaner fragte: "Millionen, und dann?"

Der Banker antwortete: "Dann könnten Sie aufhören zu arbeiten. Sie könnten in ein kleines Fischerdorf an der Küste ziehen, morgens lange ausschlafen, ein bisschen fischen gehen, mit Ihren Kindern spielen, eine Siesta mit Ihrer Frau machen, in das Dorf spazieren gehen, am Abend ein Gläschen Wein genießen und mit Ihren Freunden Gitarre spielen."

(Quelle unbekannt - Heinrich Böll erzählt jedoch eine ähnliche Geschichte: „Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral“ )

Eins meiner liebsten Sinnbilder. ;)


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03.06.2012 um 00:17
@Dude

Diese Geschichte kenn ich auch, sie ist wirklich genial. Zeigt sie doch, wie absurd unsere Gesellschaft im Grunde ist. Eine zufriedene vorhandene Einfachheit wird suspekt dargestellt und als das angezweifelt. Vernebelte Sichtweise eines Investmanbankers, die zum Schluss der Geschichte vollends ins Absurde führt.
Ich kenne diese Geschichte übrigens so, das der Fischer ihm auf den letzten Satz kopfschüttelnd und verständnislos sagt: "aber das hab ich ja alles bereits schon"



Eines meiner Lieblings Sinnbildgeschichten ist diese :

Die Bettlerin und die Rose

Rainer Maria Rilke ging in der Zeit seines Pariser Aufenthaltes regelmäßig über einen Platz, an dem eine Bettlerin saß, die um Geld anhielt. Ohne je aufzublicken, ohne ein Zeichen des Bittens oder Dankens zu äußern, saß die Frau immer am gleichen Ort.

Rilke gab nie etwas, seine französische Begleiterin warf ihr häufig ein Geldstück hin. Eines Tages fragte die Französin verwundert, warum er nichts gebe. Rilke antwortete: "Wir müßten ihrem Herzen schenken, nicht ihrer Hand."

Wenige Tage später brachte Rilke eine eben aufgeblühte weiße Rose mit, legte sie in die offene, abgezehrte Hand der Bettlerin und wollte weitergehen. Da geschah das Unerwartete: Die Bettlerin blickte auf, sah den Geber, erhob sich mühsam von der Erde, tastete nach der Hand des fremden Mannes, küßte sie und ging mit der Rose davon.

Eine Woche lang war die Alte verschwunden; der Platz, an dem sie vorher gebettelt hatte, blieb leer. Nach acht Tagen saß sie plötzlich wieder wie früher an der gewohnten Stelle. Sie war stumm wie damals, wiederum nur ihre Bedürftigkeit zeigend durch die ausgestreckte Hand. "Aber wovon hat sie denn in all den Tagen gelebt?" fragte die Französin.

Rilke antwortete: "Von der Rose."


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03.06.2012 um 22:01
Die Sage von Sysyphos

Sisyphos war der Gründer und Erbauer von Korinth und herrschte als König in der herrlichen Stadt. Da wagte er in seinem Übermut, den Unwillen des Zeus auf sich zu ziehen: Er verriet den Göttervater, als dieser des Flussgottes Asopos Tochter , die liebliche Nymphe Aigina, entführt hatte, an den tiefbetrübten Vater.
Zeus beschloss, den Fürwitzigen zu bestrafen, und schickte Thanatos, den Tod. Aber der listige Sisyphos zeigte sich stärker als der Allüberwinder Tod. Er zwang ihn in seine Gewalt und legte ihn in so starke Fesseln, dass seine Macht gebrochen war. Auf Erden entstand nun große Verwirrung, weil niemand mehr sterben konnte, und erst als der starke Ares, der Gott des Krieges, den Tod aus der Gewalt des Listigen befreit hatte, konnte Thanatos wieder seines Amtes walten. Sisyphos aber wurde vom Kriegsgott ins Schattenreich geführt. Doch der korinther König hatte sich eine neue List ersonnen, um seine
Erdenfreiheit wiederzugewinnen. Ehe er zum Hades geführt wurde, hatte er seiner Gemahlin verboten, Totenopfer für ihn zu halten. Wie aber sollte Hades eine Seele in der Unterwelt dulden, der die schuldigen Opfer auf Erden versagt blieben? So ließen er und seine Gemahlin Persephone sich von Sisyphos bereden, ihn freizulassen: Er wolle zur Menschenwelt zurückkehren, um die Gattin an ihre Pflicht zu erinnern.
Natürlich dachte der Arglistige nicht daran, wieder in die Unterwelt zurückzukehren. Unbekümmert genoss er an der Seite seiner Gattin die Freuden der Oberwelt, die ihn mit Trinkgelagen und üppigen Gastmählern festhielt. Wie lachte er über den Gott der Unterwelt, den er so listig betrogen hatte!
Doch inmitten der Festesfreuden stand plötzlich wieder Thanatos vor ihm.
"Diesmal wirst du mich nicht überlisten", sagte er grollend und zerrte den hilflosen Sisyphos, der plötzlich ganz schwach und klein geworden war, erbarmungslos in die Unterwelt.
Schrecklich war die Strafe, die Zeus dem Frevler bestimmt hatte. Ihm wurde die Aufgabe gestellt, einen mächtigen Marmorstein einen Hügel hinaufzuwälzen. Unter unsäglicher Mühe ging der Verurteilte ans Werk, stemmte sich mit aller Kraft seiner Hände und Füße dagegen und zwang den ungefügen Stein auch wirklich bis zur Höhe. Schon glaubte er, ihn auf den Gipfel gewälzt zu haben, da - im allerletzten Augenblick entrollte der tückische Felsblock seinen Händen und stürzte in die Tiefe! Von neuem musste der Arme sich ans Werk machen, wieder zwang er den Stein bis zur Höhe, und wieder entwich der Marmorblock gerade in dem Augenblick, als der geplagte Sisyphos glaubte, die Höhe erneut erreicht zu haben.
Immer wieder, Jahrhundert um Jahrhundert, musste Sisyphos den Stein die Anhöhe hinaufwälzen, doch niemals sollte es ihm gelingen, seine Aufgabe zu erfüllen.
sisyphus


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03.06.2012 um 23:59
Zitat von elfenpfadelfenpfad schrieb:Ich kenne diese Geschichte übrigens so, das der Fischer ihm auf den letzten Satz kopfschüttelnd und verständnislos sagt: "aber das hab ich ja alles bereits schon"
Nunja, für mich hat sich dieser letzte Satz, der in meiner Version nicht steht, im Gleichnis an sich, von selbst gelüftet... ;)

Wozu sich abrackern, und immer irgendwelchem Zeug hinterherrennen, wenn man ja eigentlich schon alles hat, was man zum glücklichen Leben braucht?
:)

Die Bettlerin und die Rose gefällt mir auch sehr gut. :)
Die Rose erinnert mich übrigens an King's "Der dunkle Turm", in welchem eine Rose - real und symbolisch - eine sehr wesentliche Rolle einnimmt.

Vielen Dank @napistum für Sysiphus! Auch ein sehr vielsagendes Gleichnis. Ich habe dazu mal einen Artikel geschrieben, den ich hier aber nicht posten kann. Die Gründe dafür behalte ich für mich.

Herzlichen Dank für eure Beteiligung, die Sammlung wird immer besser! :)


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04.06.2012 um 00:15
@Dude
Zitat von DudeDude schrieb:Die Bettlerin und die Rose gefällt mir auch sehr gut. :)
Was mir so gut an der Geschichte gefällt, ist die echte Mitmenschlichkeit und die Achtung der Würde der Bettlerin, sie als gleichwertig anzusehen als Mensch, mit der Rose als Geschenk

Ein Geldstück zu geben, ist oft mit einer gönnerischen Einstellung zu beobachten, eine Rose zu schenken, kommt ganz sicher von Herzen in diesem Fall :)


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04.06.2012 um 00:17
@elfenpfad
Ja, schön gesagt! :)

Aber das kommt glaub noch ein wenig draufan, ob man ein Bankier oder ein Rosenhändler ist... ;)


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04.06.2012 um 00:25
Zitat von DudeDude schrieb:Aber das kommt glaub noch ein wenig draufan, ob man ein Bankier oder ein Rosenhändler ist... ;)
Ich denke, das können wir bei dieser Geschichte getrost ausser Acht lassen, denn sonst würde sie ihre Sinnbildlichkeit verlieren ;)


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04.06.2012 um 00:48
@elfenpfad

Ja, da hast Du natürlich recht. Aufgrund der doch sehr ansehnlichen Länge, welche die Seite hier bereits hat, hab ich gedacht, ein kleines Witzlein dazwischen eingesträut, sei auch mal nicht verkehrt am Platze... ;)

Und in tiefsinnigem Humor findet man ja, bei genauem Hin-sehen/hören, auch sehr viele Gleichnisse. :)


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04.06.2012 um 14:02
@Dude

Du meinst, wenn ein Banker eine Rose schenken würde, dann würde er als Geizhals gelten, im Gegenzug der Rosenhändler, der Geld schenkt als grosszügig angesehen ;)


@napistum

Zu Deiner Sysyphos Allegorie könnte man zum Troste sagen: "der Weg ist ja das Ziel " also was soll`s ;D


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08.06.2012 um 03:12
@elfenpfad
Präzis! :)

Und hier für euch alle mal wieder ein Gleichnis. Heute reiche ich ein kürzeres von Nietzsche in seinem Meisterstück "Also sprach Zarathustra". Es ist also mitnichten eine leicht knackbare Nuss. (vgl. Wilhem Busch :)) ;)
Ausschnitt aus "Von der verkleinernden Tugend"

Ihr werdet immer kleiner, ihr kleinen Leute! Ihr bröckelt ab, ihr Behaglichen! Ihr geht mir noch zu Grunde -
- an euren vielen kleinen Tugenden, an eurem vielen kleinen Unterlassen, an eurer vielen kleinen Ergebung!

Zu viel schonend, zu viel nachgebend: so ist euer Erdreich!

Aber dass ein Baum gross werde, dazu will er um harte Felsen harte Wurzeln schlagen!

Auch was ihr unterlasst, webt am Gewebe aller Menschen-Zukunft; auch euer Nichts ist ein Spinnennetz
und eine Spinne, die von der Zukunft Blute lebt.
http://www.gutenberg.org/cache/epub/7205/pg7205.html

Erhebendes Entschlüsseln! :-)


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08.06.2012 um 06:11
Zitat von DudeDude schrieb: Es ist also mitnichten eine leicht knackbare Nuss
naja kommt drauf an wie man es sieht/versteht :)

ich interpretiere es so:
Zitat von DudeDude schrieb:Ihr werdet immer kleiner, ihr kleinen Leute! Ihr bröckelt ab, ihr Behaglichen! Ihr geht mir noch zu Grunde -
- an euren vielen kleinen Tugenden, an eurem vielen kleinen Unterlassen, an eurer vielen kleinen Ergebung!

Zu viel schonend, zu viel nachgebend: so ist euer Erdreich!
die menschen sind zu faul, zu behaglich an statt sich selbst zu fordern, sich weiterzuentwickeln geben sie sich zufrieden mit dem was sie haben. sie passen sich an die gesellschaft an und werden zu ja sagern, sind zu bequem geworden um gegen den stom zu schwimmen und entwickeln dadurch nicht wirklich weiter in ihrer eigenen persönlichkeit.
Zitat von DudeDude schrieb:Aber dass ein Baum gross werde, dazu will er um harte Felsen harte Wurzeln schlagen!
wahre größe kann nur erreicht werden indem man sich seines ichs bewusst wird, zu sich selbst findet und darauf aufbaut. unser denken, der wille ist die wurzel um großes zu erreichen, unser fundament auf das wir aufbauen sollten weil nur jemand der fest im leben steht, weiss was er will , sein leben selbstverantwortlich und unerschütterlich in die richtigen bahnen lenken kann.
Zitat von DudeDude schrieb:Auch was ihr unterlasst, webt am Gewebe aller Menschen-Zukunft; auch euer Nichts ist ein Spinnennetz
und eine Spinne, die von der Zukunft Blute lebt.
wir sollten uns bewusst werden das alles was wir nicht tun aber tun könnten auch nachteile mit sich bringt, wir versperren uns dadurch selbst in unserer erfahrungen die wir erziehlen könnten.
wir sollten immer alles geben und uns beteiligen am leben um mitgestalter an der zukunft zu sein für uns, für unsere nachkommen um nicht eines tages in unseren eigenen spinnenetz das aus angst und bequemlichkeit gesponnen wurde zu verhungern.


sorry für die kleinschreibung ich hatte nur 15 minuten zeit für diesen text ... ich bitte daher um nachsicht :) ... muss gleich in die arbeit fahren, ich danke dir für dein verständniss


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