Lufu schrieb:die Hühner als Babys alle unter gleichen Bedingungen aufgewachsen sind, heisst das nicht, dass sie nicht dem Determinismus & der Kausalität unterliegen.
Eigentlich nicht, denn wo sollten der Antrieb unterschiedlich zu handeln denn herkommen?
Lufu schrieb:Wie sie sich entwickeln wird auch durch das Erbgut bestimmt, den Moment an dem sie zur Welt gekommen sind etc.
Wie gesagt, alles Vollgeschwister, gleiche Henne, gleicher Hahn und da Küken sich vor dem Schlüpfen miteinander absprechen, sind sie auch alle in einem recht kleinem Zeitfenster geschlüpft.
Da die Henne beim Schlüpfen nicht hilf und es im Ei keine echte Bewegungsfreiheit gibt, gibt es auch genau eine Abfolge von Bewegungen mit denen man sich auf die Welt "würmt", wenn man aus dem Ei raus ist, dann merkt man, dass man klein ist und direkt nach dem Schlupf die Daunen auch noch "verpackt" sind (deswegen sehen die nachm Schlupf so nass aus obwohl sie total trocken sind).
Deswegen verkriecht man sich unter Mama und bleibt da bis Mama entscheidet, dass jetzt das Netz verlassen wird und es Zeit ist, dass die Zwerge Essen, Trinken und Rumhuhnen lernen.
Und von dem ersten Verlassen des Nestes an sieht man bereits Unterschiede.
Manche rennen stur Mutti nach und gucken sich alles von ihr ab, wieder andere wuseln erstmal drauf los und schauen sich alles an, die gucken sich Essen und Trinken dann von den Anderen ab, wieder andere versuchen sich vom ersten Moment an im Fliegen fangen usw.
Komm ich dann in den Stall, dann ruft Muttihuhn alle mit einem Warnruf zu sich und während manch sofort hören gibt es immer ein paar, die mich eher interessant als furchterregend finden und die Entscheidung treffen, dass man für lecker Weissbrot das Risiko Mutti zu ignorieren schon mal eingehen kann.
Das sind keine Handlungen, die nur dem Muster: "Determinismus & Kausalität" folgen.
Das sind kleine, individuelle Persönlichkeiten, die vom ersten Ausflug an entscheiden ob sie ganz persönlich auf vorsichtig und sicher zu machen oder sich diese spannende Welt trotz ihrer Gefahren anschauen und alle Abstufungen dazwischen.
Das ist übrigens sogar bei Laborratten, die aus einer Inzuchtlinie kommen um die genetischen Abweichungen so klein wie möglich zu halten und die in so einer Makrolonbox geboren werden und aufwachsen, da gibt es nun wirklich keinerlei Varianz, die irgendwelche Verhaltensunterschiede erklären könnte.
Setzt Du aber dann ein paar dieser auch optisch absolut identischen Tierchen aus dieser Konservendose raus und in einen größeren Käfig, der Abwechslungen bereit hält, dann muss man nicht lange warten um deutliche Unterschiede im Verhalten zu sehen und wenn man sie eine Weile kennt, dann kann manschnell einschätzen, wer welche Entscheidungen treffen wird wenn man neue Elememente, Spielzeug oder unbekanntes Futter ins Spiel bringt.
Außerdem kann das "Determinismus-Kausalität-Modell" wie gesagt auch nicht wie gleich aufgezogene Geschwister sich so unterschiedlich entwickeln können wie meine Schwester und ich, wie mein Mann und ich ticken können als habe man uns das gleiche Uhrwerk eingebaut obwohl nicht nur unsere Eltern nichts gemeinsam haben, sondern wir auch in völlig anderen Ecken von Deutschland unter gänzlich unterschiedlichen Umständen aufgezogen wurden und auch die Einstellung unserer Eltern zum Thema Erziehung hätte kaum noch unterschiedlicher sein können.
Während mein Mann im Grunde
laissez-faire erzogen wurde stand bei mir Disziplin, Prinzipienreiterei, Benimmkurse, Sonntagsschule und Co auf dem Plan, außerdem wurde er von Atheisten erzogen, ich streng christlich.
Und trotzdem ticken wir wie ein Uhrwerk.
Als wir uns kennenlernten, da hatte er lediglich noch so einen Hauch von Arroganz an sich, der nicht nur mir sauer aufstieß, sondern auch in meinem Umfeld nicht gut ankam. Bei einem Gespräch darüber kam, dass sein Umfeld diese Seite an ihm auch nicht grad liebte und er selbst damit auch nicht zufrieden war.
Also hat er die absolut freie Entscheidung getroffen daran zu arbeiten, dass abzumildern und hat dann genau das getan.
Es gibt noch massenweise andere Beispiele, die mit der "Determinismus & Kausalität-These" gehörig kollidieren, da muss man sich nur sehr wenige allgemeine Verhaltensstudien durchlesen und in seinem Umfeld die Augen aufmachen.
Warum entscheiden sich Zwillinge, die zusammen aufgewachsen sind und deren Eltern und Umfeld sie nicht immer unbedingt wie eigene Individuen behandelt haben so oft in ihrer Jugend dazu nun genau "gegenteilig" zu sein, wählen andere Frisur, Kleidungsstil, eigenen Freundeskreis, während Zwillinge die nach der Geburt getrennt wurden und völlig unterschiedlich aufgezogen wurden ganz häufig erhebliche Ähnlichkeiten zwischen den eigenen Vorlieben und denen des Zwillings erkennen?
Das kann man alles nur damit erklären, dass individuelle Charaktere täglichen massenweise Entscheidungen treffen die von einem genetischen und erfahrenen Hintergrund beeinflusst werden aber nicht ausschließlich damit zu erklären sind.
Solche Aussagen solltest Du hingegen vorsichtiger verwenden:
Lufu schrieb:Schon seit längerem sind Wissenschaftler auf der Suche nach der Antwort, ob es den freien Willen nun gibt - oder nicht.
Ein Großteil behauptet nein, wiederrum andere sagen ja - oder bedingt.
Bzw solltest Du zu solch einer Aussage immer ein paar Quellen verlinken, die erklären was das denn nun für "Wissenschaftler" sind und mit welchen Studien sie zu dem von Dir angepriesenen Ergebnis kommen.
Es macht nämlich einen ganz erheblichen Unterschied, ob ein Philosoph oder ein sonstiger Geisteswissenschaftler eine These aufstellt oder ob ein Ethologe oder sonstiger Naturwissenschaftler aussagekräftige Studien zu seiner Theorie vorlegen kann.
Lufu schrieb:Ich gehe jetzt hier in dieser Diskussion davon aus, dass wir keinen freien Willen haben und unser Verhalten durch kausal-determinierte Vorgänge bestimmt wird.
Dann erklär doch mal, wie Du zu diesem Schluss kamst.
Hast Du einen Artikel gelesen und fandest die Idee interessant oder hast Du einschlägige Studien zu dem Thema gelesen, die Dich überzeugt haben und die solltest Du dann hier einstellen.
Jeder kann jede Idee gut finden, aber wenn Du von "Wissenschaftlern die diese Ansicht vertreten" schreibst um Deinen Standpunkt zu unterstreichen, dann muss da ein bisschen mehr kommen.
Lufu schrieb:Das heisst: die Neuronen in unserem Gehirn bestimmen, unabhängig davon ob wir das was wir tun "wollen oder nicht", wie wir schlussendlich handeln.
Neuronen bestimmen erst einmal gar nichts, dazu sind sie physiologisch gar nicht in der Lage.
Sollte unser ZNS so verschaltet sein, dass es im Grunde ganz ohne unseren Einfluss irgendwelche Entscheidungen trifft.
Wozu wäre denn dann diese krasse Trennung zwischen dem vegetativen und dem somatischen Nervensystem notwendig?
Auf das vegetative Nervensystem haben wir keinerlei willkürlichen Einfluss.
Natürlich gibt es die Möglichkeit bestimmte Bereiche des vegetativen Nervensystems pharmakologisch zu beeinflussen, aber das ist eine andere Geschichte.
Das vegetative Nervensystem sammelt an allen möglichen Arten von Rezeptoren Informationen, die werden dann über Neuronen und Synapsen zur jeweils zuständigen "Schaltzentrale" geleitet und die Antwort wird der passenden Effektorzelle zugestellt und die geht an die Arbeit, ohne uns zu fragen.
Wir haben kein willkürliches Mitspracherecht bei Darmmotorik, Ausschüttungen von Enzymen, Transmitter und Hormonen.
Niemand fragt uns ob wir die Funktion der Muskelschicht in den Arterien nochmal überdenken wollen.
Ist der CO2 Anteil im Blut zu hoch wird "Atemproblem" gemeldet, ohne uns zu fragen.
Warum also diese Trennung zum somatischen Nervensystem?
Warum uns entscheiden lassen ob wir den Arm heben wollen oder nicht, wenn doch alles intern geregelt wird?
In der Natur hat üblicher Weise alles seinen Sinn, jede Verschwendung wird von der Evolution schwer bestraft.
Im Hinblick auf die Energiebilanz ist das willkürliche Nervensystem sehr teuer, warum sollte das existieren, wenn im Grunde alles was wir tun unwillkürlich wäre?
Das ergibt nicht einmal Sinn.