@Anja-Andrea das tut mir leid....
Überhaupt erstmal allen hier meinen Respekt...ist nicht einfach über sowas zu reden...und alle die so etwas erlebt haben kennen das Gefühl denke ich...
Bei mir war es so dass mein Vater gestorben ist als ich 4 war...ist jetzt nicht soooo schlimm, lieber in der Kindheit als jetzt sage ich mir immer. Aber das Problem war dass ich mit einem Herzklappenfehler auf die Welt kam, die Ärzte (damals noch in der DDR 1988), sofort entscheiden mussten ob sie mich operieren oder nicht...ich wurde mit einem Hubschrauber direkt aus derm Brutkasten nach Berlin geflogen wo mir ein Homograft eingesetzt wurde, damals noch ziemlich unerforschtes Gelände sagte mir der damals behandelnde Oberarzt(mitlerweile Chefarzt) zu dem ich bis heute ein sehr freudnschaftliches Verhältnis habe...natürlich totaler Stress für meine Mutter weil mein Dad damals bei der Armee war und sowieso kaum Zeit hatte uns zu besuchen.
Es folgten dann diverse Kuren, imemr wieder checks im Krankenhaus, das zog sich so 3 Jahre hin und als ich endgültig über den Berg war wollten meine Eltern dann heiraten aber so weit kam es nie...
Mein Dad war auf Besuch zuhause, es gab irgendwo eine Feier mit freunden...als er mit seinen Leuten nach hause wollte, sind sie zu viert ins Auto gestiegen und hatten einen Unfall. Jemand hat auf einer Landstraßenkreuzung nicht hingesehen und ist ihnen bei 100 Sachen von der Seite ins Heck gefaren. Alle haben überlebt, bis auf meinen Vater.
Der verantwortliche musste dann auch zur Gerichtsverahndlung, war sich aber keinerlei Schuld bewusst und hat sich bis heute weder bei meiner Familie entschuldigt noch sonst wie gemeldet...mit seiner Tochter bin ich dann auch zusammen in die Schule gegangen...
Meine Mutter hat das alles nicht verkraftet, sie ist dem Alkohol ziemlich verfallen, angesichts eines kranken Sohnes und einer rebellischen Tochter (meiner schwester, 10 jahre älter als ich und damals mitten in der Pubertät), dazu das Haus das sie allein bis heute mehr schlecht als recht halten kann...
Oft erinnere ich mich wie das war, als ich mit 5,6 Jahren aufgewacht bin weil das Bett leer war (hab damals öfter bei meiner Mutter im ehebett geschlafen) und in die Stube getrapst bin wo sie dann auf der couch lag und manchmal total weggetreten war.
Das sind so erinnerungen die mich bis heute sehr prägen und ich habe es (trotz der Tatsache dass ich das schon irgendwie verstehen kann) meiner Mutter nie wirklich verzeihen können, obwohl sie sonst eine sehr liebevolle Mutter war/ist. Ich hab heut noch oft das Gefühl sie will die Sachen von damals wieder gut machen aber dem Wein spricht sie nach wie vor noch mehr als gern zu...wenn auch in einem kleineren Maße.
Sorry wenn ich jetzt so weit ausgeholt hab aber das gehört irgendwie für mich alles dazu...es ist ja nicht nur die Person die auf einmal weg ist sondern auch das ganze Leben was man bis dahin kannte, man wird durch so etwas sehr sehr stark in der Persönlichkeit verändert, zumindest manche Leute, hab ich das Gefühl.
Ich kam eigentlich ganz gut damit klar dass ich keinen Vater habe, hab aber auch nie viel dran gedacht, bzw. versucht es auszublenden. Heute beschäftige ich mich mehr damit, dadurch dass ich so klein war als er gestorben ist kenne ich ihn eigentlich fast nur von Fotos, und oft lese ich die Briefe die er meiner Mutter aus der Kaserne geschrieben hat, also im Grunde lerne ich den Menschen der mein Vater war erst jetzt richtig kennen...
Auch sehr schlimm war als vor fast 2 Jahren mein Opa Väterlicherseits gestorben ist, denn dort habe ich sehr sehr viel zeit als Kind verbracht...er hat mir alles beigebracht was ich so können musste, schwimmen, schuhe binden, fahrrad fahren....all so Zeug was einem halt die Eltern eigentlich beibringen sollten....da meine Mutter nicht in der Lage war hat er und meine Oma sich sehr gut um mich gekümmert und bis heute denke ich dass ich auf ihrem Hof (sone Art gehöft mit haufen scheunen und so, in nem kleinen Dorf) die beste Zeit meiner Kindheit verbracht habe...ich glaube er dachte auch er war es meinem Vater schuldig sich um mich zu kümmern und er hat auch nie ein böses Wort zu mir gesagt, war einfach der liebste Mensch den ich kannte.
Und das obwohl auch er mit dem Saufen angefangen hat als mein Dad gestorben war, eine Sache die er bis zu seinem Tot nicht lassen konnte....jedenfalls, habe ich ihn auch oft besucht als ich erwachsen wurde, bin oft mit dem Auto hingefahren, um zu sehen wie es ihm geht, weil er dann auch öfter ins Krankenhaus musste...irgendwann habe ich mich allerdings mit meiner Oma, also seiner Frau, verkracht weil sie meinte ich komme nur um mir Geld zu holen, da sie sich immer verpflichtet gefühlt hat mir etwas zu geben wenn ich mal da war. War eigentlich quatsch, ich wollte einfach nur meine Oma und meinen Opa besuchen. weiter nichts....das Geld nahm ich dann aber trotzdem an weil es mir ja auch geholfen hat, als Lehrling.
Trotzdem hat die tatsache dass sie das gesagt hat dazu geführt dass ich irgendwann immer seltener dorthingefahren bin, einfach weil ich keine Lust auf Stress und Streit hatte.
Irgendwann bin ich dann so gut wie gar nicht mehr dort aufgetaucht...Lehre, Freundin, Umzug vom Dorf in die Stadt....keine Zeit mehr. Und dann ruft mich meine Mutter an und erzählt mir mein Opa sei gestorben, vor einer Woche schon.
Meine Oma hielt es nicht für nötig uns zu informieren, und meine Mutter hatte es auch nur in der Zeitung gelesen...unfassbar für mich, bis heute.
Jedenfalls hat mich das sehr tief getroffen und ich glaube seit dem bin ich auch nicht mehr der selbe wie damals, weil mir einfach noch so viele Bilder im Kopf rumschwirren, und an sein Grab hab ich mich bis heute auch nicht getraut...teils aus Schuldgefühlen weil ich mich am Ende so wenig gemeldet habe, teils aus Angst meiner Oma zu begegnen weil ich nicht weiss wie ich dann reagieren würde, vor allem nachdem ich erfahren habe dass sie einen Liebhaber hatte (WTF?), auch schon als Mein Opa noch gelebt hatte, aber sie hat ihm immer vorhaltungen gemacht dass er sie belügt wegen der Sauferei und so....
Irgendwie weiss ich nicht so recht damit umzugehen, selbst jetzt nach 2 Jahren nicht, aber ich hab halt auch totale Schuldgefühle ihm gegenüber weil ichs nichtmal packe sein Grab zu besuchen...schon bescheuert.
Tut mir leid dass es so viel Text geworden ist aber es muss ja niemand lesen. Tat jedenfalls gut es mal runterzuschreiben.