Rechtsextremistische Einstellungen sind weniger Ergebnis der Aneignung einer politischen Programmatik denn das Verinnerlichen einer Weltanschauung. Etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Bevölkerung verfügen nach Umfragen über eine solche Einstellung und ein entsprechendes politisches Weltbild. Bei der Frage nach ihrer Entstehung lautet die Antwort: Prägende Erfahrungen in der Familie und ihrem Umfeld und später in Gleichaltrigen-Gruppen sind ausschlaggebende Faktoren. Soziale Ängste um praktische Fragen wie Arbeit, Wohnung und Lebensperspektiven können solche Einstellungen verfestigen. Heute spricht man von "Modernisierungsverlierern", die den Kern rechtsextremer Einstellungen auf sich ziehen: Menschen, die besonders stark unter der Konkurrenz um Arbeitsplätze leiden und die formal eher schlecht ausgebildet sind. Es sind mehr Männer als Frauen, bezogen auf das Wahlverhalten besonders die jüngeren männlichen, eher schlecht ausgebildeten Wähler mit prekären Positionen am Arbeitsmarkt.
http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/41889/rechtsextremismusvielleicht sollte geklärt werden, von was wir hier sprechen, wie der Titel des threads sagt, geht es um rechtsEXTREME Menschen......
und hier mal ein Entstehungsweg:
Martin ist neun Jahre alt, als er in die Szene rutscht. Im Unterschied zu seinen Freunden fällt ihm Lesen und Schreiben sehr schwer. Seine Eltern können sich um den Jungen nicht kümmern. Sie arbeiten im Schichtsystem. Meistens sind sie nicht zu Hause, und wenn doch, sind sie müde. Statt mit den eigenen Eltern übt Martin mit einem Bruder seines Klassenkameraden. Der 16-Jährige zeigt erstaunlich viel Einsatz. Nachmittags, wenn die Eltern schlafen, setzt sich der Teenager mit Martin hin und lässt ihn aus einem Buch vorlesen. Es handelt von der deutschen Wehrmacht.
"Damals habe ich nicht mitbekommen, dass ich gesteuert werde. Ich habe es auf mich einrieseln lassen", sagt Martin. Das Buch ist der Einstieg in den Rechtsextremismus. Martin liest immer mehr einschlägige Literatur, der Bruder seines besten Freundes weicht ihm nicht mehr von der Seite, er rutscht immer tiefer in die Szene. Neben der Hausaufgabenbetreuung gibt es Fußballturniere. Die Jungs angeln, bauen Gartenlauben, feiern und jagen. Mit echten Waffen, in Tschechien. Dort lernt Martin den Umgang mit Gewehren, Pistolen und Handgranaten. "Ich war 14 Jahre alt, als ich das erste Mal eine MG in den Pfoten hielt", sagt er.
Dem Teenager gefällt das. "Dieses Wir-Gefühl ist unbeschreiblich. Das kannte ich von zu Hause nicht", sagt er. Martin hat nun eine zweite Familie, wird ernst genommen, hat eine Beschäftigung in der Freizeit. Für Spaß und Abenteuer nimmt er ohne zu murren die Pflichten in Kauf. Regelmäßig hört er nach der Schule Vorträge von älteren Kameraden über Geschichte, Politik, Deutsch und Gemeinschaftskunde. "Die haben uns von Anfang an geschult, ganz bewusst", sagt Martin.
Und seine Eltern? Die dachten bis zu seinem 16. Lebensjahr, dass ihr Sohn lediglich einem Hobby nachginge. "Dass es mein ganzes Leben bestimmt hat, haben die nicht mitbekommen."
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/ein-neonazi-berichtet-von-seinem-ausstieg-aus-der-rechten-szene-a-905625.html