@Dr.Thrax Dr.Thrax schrieb:Menschenhass und Rassismus, und damit nichts anderes als eine Abwertung andersartiger Menschen, und eine Aufwertung der eigenen "Rasse" als Inhalt hat.
So pauschalisierend, ideologisierend und eindimensional, wie du die Weltsicht vermeintlich Rechter siehst, so pauschalisierend, ideologisierend und eindimensional ist zugleich auch deine Weltsicht zu dieser Thematik. Das geht schon damit los, dass du Rechts (light-Rechte oder politisch Rechte) mit Rassismus und Menschenhass gleichstellst. Das ist eine recht stereotypische und höchst indifferente Wahrnehmung... im Prinzip keine recht viel differenziertere, als du sie hier rechterseits kritisierst.
Ich bin der Auffassung, dass die Thematik Rechts(extrem) doch wesentlich komplexer ist, als sie auf das Bild des platten, stereotypischen, menschenverachtenden und rassistischen Neonazis runterzubrechen. Letztere dürften eine zwischenzeitlich recht seltene Spezie hierzulande darstellen.
Wesentlich (und mit steigender Tendenz) verbreiteter hingegen ist die bürgerliche Rechte, also die light-Rechten. Aber selbst die lässt sich wiederum auch nicht simpel klassifizieren, sondern ist doch recht facettenreich... angefangen von Frustration aufgrund gefühlter und realer Ausländer-/Migrantenkriminalität, über diffuse bis reale Überfremdungseindrücke bis hin zu beinharten Nationalismus oder gar Rassismus.
Diese bügerliche Rechte kann ich persönlich durchaus bis zu einem gewissen Grad verstehen und stimme ihr in gewissen Teilen sogar zu.
Und um in diesem Bezug deinen Argumenten mal etwas entgegenzubringen:
Dr.Thrax schrieb:Es sind doch nicht die Einwanderer oder hier arbeitenden Ausländer daran Schuld, dass ihr keine Arbeit findet. In dieser Hinsicht von Schuldzuweisungen Gebrauch zu machen, halte ich sowieso für völlig unangebracht.
Das halte ich in der Form für eben eine dieser stereotypischen Sichtweisen auf Rechte. Diese Schuldzuweisung mag noch dem typischen Rechtsradikalen der 80er entsprochen haben, wird aber dem Komplex der Gegenwart längst nicht oder nur sehr bedingt gerecht. Insbesondere differenzierst du mit diesem Vorwurf nicht. Ein politischer Unmut über die Auswirkungen der Einwanderung auf den hiesigen Arbeitsmarkt ist nicht gleichbedeutend mit einem Hass auf Einwanderer oder gar Rassismus, sondern auf die in dem Zusammenhang stehende Einwanderungspolitik.
Dr.Thrax schrieb:Auch die Einwanderer sind doch wohl nur Menschen, die Familien haben, die sie irgendwie ernähren müssen.
Hier stellt sich erstmal die Frage, wie du darauf kommst, dass ihnen das Menschsein abgesprochen würde, nur weil sie ihre Familien ernähren wollen. Zudem ist dem entgegenzuhalten, dass Deutschland primär nicht verantwortlich für den Umstand ist, dass Menschen außerhalb unseres Landes ihre Familien nicht ernähren können. Erst auf dieser Grundlage lässt sich eine vernünftige Humanität aufbauen.
Dr.Thrax schrieb:Und es ist nicht so, als hätte man die gering qualifizierten und damit billigen Arbeitskräfte nicht in Deutschland, noch vor einigen Jahrzehnten mit offenen Armen, dem Wirtschaftswachstum zuliebe, hier aufgenommen.
Nein, so ist es nicht, wenn man nur mal ein wenig hinter diese Fassade blickt. Zum Teil war das ein Politikum - insbesondere, was die
Gastarbeiter außerhalb der EU anbelangt. Und zum anderen haben davon durchaus BEIDE Seiten gleichermaßen satt profitiert.
Man sollte vielleicht einmal hinterfragen, weshalb die Menschen, die man so verteufelt, eigentlich hier sind. Und wenn man das wirklich tut, dann wird man auch verstehen, weshalb diese Einwanderer bzw. Ausländer so gereizt darauf reagieren, wenn man es ihnen zu Vorwurf macht, dass sie den deutschen Bürgern nun die Arbeitsplätze klauen.
...
Diese Menschen kamen nach Deutschland weil sie Familien hatten und für diese besser sorgen konnten, indem sie hierzulande Jobs annahmen. Das war für die deutsche Wirtschaft auch ein Segen, da man so viele billige Arbeiter erhielt. Die Politik trug das ebenfalls mit.
Diese Menschen sind aber in den seltensten Fällen die Gastarbeiter aus der Wunderwirtschaftszeit. Du hängst in dieser deiner Argumentation in einer längst vergangenen Ära fest.
Dr.Thrax schrieb:Man kann aber nach wie vor nicht erwarten, dass diese Einwanderer ihre religiösen Anschauungen in irgendeiner Weise verändern oder dass sie unsere Kultur annehmen.
Dann stellt sich die Gegenfrage, warum sie dann nicht in ihrer geliebten Heimat oder in andere Länder gehen, wo sie ihre ach so wichtigen religiösen Anschauungen und Kulturen eher vorfinden. Ergo muss man daraus schlussfolgern, dass sie hier nur wirtschaftliche Vorteile suchen und den Rest ihrer neuen Heimat ablehnen. Solche Gäste würde ich mir nicht einladen und solche Leute würde sich auch keine Firma anstellen. Niemand erwartet von Einwanderern eine totale Umkrempelung, aber durchaus eine gewisse Integration... wobei wir beim nächsten Punkt wären:
Dr.Thrax schrieb:Ich finde das Wort Integration immer wieder furchtbar. Integration einer Kultur bedeutet doch dass man sie Teil der bereits bestehenden Tradition werden lässt
Das kommt auf die Perspektive an. Integration ist in dem Zusammenhang jedenfalls definitiv NICHT so zu verstehen, wie du es tust. Es geht nicht darum, dass Deutschland seine Identität und Kultur zu erweitern sucht, indem es Einwanderung zulässt, sondern andersrum wird ein Schuh draus: Integration bedeutet in dem Zusammenhang, dass sich die Einwanderer hierzulande zu integrieren haben. Können oder wollen sie das ob unserer anderen Kultur nicht, sind sie hier definitiv falsch am Platz!
Dr.Thrax schrieb:...und nicht dass man ständig versucht sie zu diskreditieren und den Einwanderern das eigene Kulturbild aufzudrücken. Und ich habe gelegentlich das Gefühl, dass genau das geschieht.
Zu Recht, soweit es um unsere Grundwerte und um unsere Rechts- und Gesellschaftsordnung geht.