Gefühlskälte
11.02.2015 um 00:10
Ich kann deine Situation komplett nachvollziehen. Um mal kurz aus meiner eigenen Erfahrung zu sprechen: Ich habe mehrere Male eine "Abhärtung" meiner Persönlichkeit durchgeführt, aus besagten Gründen. Ich war als Kind (5-12) sehr emotional, habe nicht zu selten über die kleinsten Kleinigkeiten geweint, die es so auf diesem Planeten gibt. Ich konnte kaum ansehen, wie Tiere schlecht behandelt wurden, und meine Empathie war dermaßen stark, das sie auf mich furchteinflößend und psychotisch rüberkam, öfters auch auf andere. Da mich diese Emotionalität auffraß, habe ich beschlossen, etwas zu ändern.
Ich habe damit angefangen, mich zu fragen, weshalb ich überhaupt Gefühlskälte erreichen will. Dazu habe ich mir sehr hochgestochene gesetzt, die ohne Gewissen Egoismus und Rücksichtslosigkeit nicht leicht erreichbar wären. Die Ziele waren wirklich nahezu unerreichbar, aber das brachte mir mehr Motivation. Ich habe mich zudem zusätzlich in das Umfeld von sehr attraktiven Leuten begeben (was aber mit da. 16-18 Jahren geschah), und habe die ganze Zeit damit verbracht, mir einzureden, wie egal mir Ihre Attraktivität ist (ich habe einen stark ausgeprägten Sinn für Ästhetik und deshalb konnte ich mich allein durch das Aussehen einer Person zu ihr enorm hingezogen fühlen). Zudem habe ich mir strengstens verboten, über Liebe u.ä. nachzudenken. Ich habe mir eingeredet, dass ich ohne das Erreichen meiner Ziele praktisch wertlos bin, was mir Antrieb zur Verfolgung meiner Ziele gegeben hat. Später habe ich mir auch viel Wissen über Psychologie angesammelt durch diverse Bücher, um besser mit meiner und der Psyche von anderen hantieren und klarkommen zu können.
Eine wichtige Sache dabei ist, kompromissbereit zu sein. Es war einmal bei mir so, dass ich schrecklich in eine Person verliebt war, der Gedanke an diese Person hat mich einfach Tag und Nacht konsumiert. Als ich erfahren hatte, dass diese Gefühle erwidert wurden, habe ich im Sinne des Zwecks meine Gefühle verleumdet (Dies ist aber allein meiner Einstellung zu verdanken; Beziehungen, geschweige denn Ehe und vor allem Kinder sind für mich eine Plage und Zeitverschwendung. Das ist allein Ansichtssache, also musst du schauen, wie du mit Beziehungen umgehst).
Jetzt mögen viele meinen, ich sei unglücklich. Doch ich kann nur erwidern, dass ich mittlerweile das Leben in vollen Zügen genieße, da ich alles, also die 'unerreichbaren' Ziele, erreicht habe, was ich hätte nie ohne diese Übungen bewältigen können. Ich habe das ausgewogenste Sozialleben von allen meinen Bekannten, wurde nie missbraucht, ich wurde nie seitdem verletzt, aus dem Grund, dass ich Sehr sorgfältig Freunde auswähle und nur die hinter die Gefühlskälte lasse, die ich es für Wert halte. Meine Gefühle sind nicht unterdrückt, sie sind einfach nur privat, manche Aspekte sogar so sehr, dass nur ich sie kenne. Aber das ist o.k., denn ich bin so komfortabel.. Ich weiß exakt, wann ich mein Pokerface aufsetzen muss, und wann ich ausgelassen sein will und es angebracht ist, ich habe mich selbst als Person noch nie so gut gekannt und war noch nie so in Kontakt mit eigenen Gefühlen. Meine Bekannten Fragen mich öfters, was ich eigentlich gemacht habe, dass ich so erfolgreich bin in "Allem". Ich lächle dann nur.
Allein das Zeichen, dass du etwas ändern willst an deiner Emotionatität, zeigt, dass es dir jetzt momentan nicht so gut geht. Und in solchen Momenten sollte man das tun, was man selbst für vorteilhaft hält.
Im Allgemeinen will ich sagen, dass es Schwachsinn ist, seinen Gefühlen immer freien Lauf zu lassen. Wenn man die Nötigen Tricks hat, und dennoch realistisch bei der Sache ist und im vollen Bewusstsein, dann hat man eben ein besseres Leben als die restlichen 90% der Menschheut, die ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Dabei ist der Erfolg, der durch Arbeit entsteht, die Kompensationsleistung. Dennoch ist mit Vorsicht zu genießen: Jede Psyche reagiert anders. Deshalb ist die Kenntnis über seine eigenen Grenzen essenziell. Durch die Kontrolle seiner Gefühle entsteht Kontrolle über das eigene Leben.
Ich schreibe das aus dem Grund, weil mich die minderbemittelten Dummköpfe, die mit nutzlosen Kommentaren antworten, aufregen, und ich diese alternative Möglichkeit darstellen will, von der ich überzeugt bin, aber vor allem, weil ich gerne selbst eine Unterstützung zu dieser Zeit gehabt hätte, statt mir immer wieder denselben Mist anhören zu müssen, von wegen, Gefühle seien so übermenschlich und ach so toll. Gefühle sind einerseits sehr schön, andererseits kälter und zerstörerischer als es jemals Gleichgültigkeit sein könnte.
Bittersehr.