Kontaktabbrüche
21.07.2019 um 15:52ich habe mich extra bei allmystery angemeldet, um meine geschichte aufzuschreiben und bin sehr auf eure meinungen gespannt.
es geht um eine ehemalige kollegin. sie war in einer anderen abteilung, wir hatten gelegentlich miteinander zu tun, am telefon und persönlich, wie es im job eben ist. ich empfand sie als lieb und nett, sie wirkte immer eher still und zurückhaltend. dann war sie über ein jahr krank und es hieß, sie hätte psychische probleme oder burn-out.
nach ihrer rückkehr telefonierten wir wieder einmal dienstlich, dann fing sie aber recht unvermittelt an, mir ihre leidensgeschichte zu erzählen. sie hätte aber durch die psychotherapie viel verstanden und verarbeitet und sei jetzt auf dem absprung zu einer tochterfirma. dort hätte sie ihren traumjob ergattert. ich wunderte mich, dass sie mir das erzählte, freute mich aber für sie. kurze zeit später kam eine rundmail mit ihrer neuen e-mail-adresse und so hätte die geschichte zu ende sein können.
ein halbes jahr später aber - mitten im sommerloch -, räumte ich meinen posteingang auf und stieß auf ihre e-mail. sehr spontan entschloss ich mich, ihr zu schreiben und mich zu erkundigen, wie es ihr so ergangen war. nach paar minuten kam schon eine antwort, sie hätte sich sehr gefreut, von mir zu hören, und es wäre so viel passiert, dass sie das unmöglich aufschreiben könnte, ob wir uns nicht auf einen kaffee treffen wollten und schlug auch schon das cafe vor. ich war über den vorschlag überrascht, dachte aber, warum nicht und stimmte zu.
wir trafen uns und ich erlebte sie so, wie ich sie vom job her kannte: eher leise, zurückhaltend und lieb. es war ihr schlecht ergangen, sie war sehr geknickt, weil sie im neuen job nicht hatte bestehen können und gerade ein auflösungsvertrag verhandelt wurde.
auf dem nachhauseweg dachte ich, manche erwischt es aber auch wirklich hart, schrieb ihr, dass das kaffeetrinken schön gewesen sei und wünschte ihr alles gute für die zukunft. keine 5 minuten später hatte sie mir schon geantwortet und mir eine veranstaltung geschickt mit der frage, ob wir nicht zusammen hingehen wollten. ich war sehr überrascht, dachte mir aber nichts weiter und sagte ab, weil ich an dem tag schon verplant war. sofort kam erneut eine e-mail, diesmal mit einer anderen veranstaltung, sie fände das thema ganz toll und wenn ich wollte, könnte sie karten reservieren.
das war der zeitpunkt, an dem in mir eine einzige große irritation entstand. ich wusste nicht warum, fühlte mich aber unwohl und überrumpelt und sagte auch dafür ab. es folgten viele lange lange e-mails, in denen sie mich immer aufforderte, zu telefonieren oder mich mit ihr zu treffen. ich schrieb immer weniger und seltener zurück, zum schluss gar nicht mehr. ich verstand das alles nicht, sie hatte familie und freundinnen, war also nicht sichtbar einsam, weswegen ich dieses bemühen nicht nachvollziehen konnte.
dann hörte ich ein paar wochen nichts von ihr, bis sie wieder schrieb, wir hätten ja so lange nichts mehr voneinander gehört, ob wir uns nicht mal wieder treffen wollten. sofort kam bei mir abwehr auf, woraufhin ich mich fragte, was ist eigentlich los mit dir? die frau hat dir nichts getan. ich las nochmal alle e-mails durch und dachte, geschrieben wirkt vieles missverständlich, vielleicht überreagierst du, du sagst jetzt einfach mal zu.
so trafen wir uns wieder. der mensch, den ich da traf, hatte nichts mit dem menschen zu tun, den ich auf der arbeit kennengelernt hatte.es war, als hätte sie eine maske abgenommen. ich saß einer selbstgerechten, rechthaberischen, anmaßenden und sehr verbitterten frau gegenüber. sie klagte über ihren ex, über ihre kinder, über das leben, einfach über alles und jeden. sie stellte indiskrete fragen über mich und meine familie, übersah deutliche signale, dass ich z.b. nicht über mein liebesleben reden wollte, wurde regelrecht verbal übergriffig und plante mich für irgendwelche vorhaben ein ("da können wir ja zusammen hin"). kurz und gut, ganze 2,5 stunden(!) saß ich auf der stuhlkante und musste meinen fluchtreflex unterdrücken.
als nach 2,5 stunden mein handy "lautlos" aber dennoch klingelte, bekam ich einen strafenden blick, als wäre ich ein unerzogenes kleinkind, und den spruch dazu, ihres wäre ja ausgeschaltet und in der handtasche. mir reichte es, ich beendete sehr schnell das kaffeetrinken, fuhr weg und dachte: NIE WIEDER!
mein eindruck aus den e-mails hatte sich leider als richtig erwiesen. ich konnte nicht verstehen, weshalb meine menschenkenntnis mich so im stich gelassen hatte, ob es nicht schon eher anzeichen für ihren wahren charakter gegeben hatte, die ich übersehen hatte. ich beriet mich mit anderen darüber, kam aber zu keinem ergebnis. letztlich nur zu dem, dass ich auf meinen bauch hätte hören sollen, als die erste irritation aufkam. und dass menschen uns täuschen können, wenn sie wollen. oder sich in extremsituationen verändern.
es folgten immer wieder e-mails von ihr, immer drängend uns zu treffen oder zu telefonieren. ich schrieb höflich aber sehr kurz zurück, manchmal gar nicht. ich wollte den kontakt ausschleichen lassen, denn man sagt menschen nicht ins gesicht, dass man sie furchtbar findet. das hat nicht ganz funktioniert. ich bekam wieder eine sehr lange e-mail, auf die ich nicht antwortete. einige wochen später kam eine weitere, diesmal empörte e-mail, ob die erste mich denn nicht erreicht hätte, oder weshalb ich mich nicht gemeldet hätte. ich schrieb sehr kurz angebunden zurück, sie hätte mich wohl erreicht. ich würde ihr für die zukunft alles gute wünschen, habe kein "viele grüße" oder ähnliches drunter gesetzt, sondern nur meinen namen und habe sie verschickt.
dann war endlich ruhe.
seitdem frage ich mich immer wieder mal, ob das der richtige weg gewesen ist, und ob es nicht auch andere möglichkeiten gegeben hätte, als den kontaktabbruch. aber man kann niemandem sagen, "du, ich finde dich schrecklich und unsympathisch". wenn menschen die in der gesellschaft allgemein üblichen signale ignorieren, wie kommt man dann aus so einer nummer raus? aus reiner höflichkeit den kontakt bestehen lassen ist für mich keine lösung. wie kann man also mit einer solchen situation noch umgehen? wohlgemerkt mit diesen eckdaten, also nicht in der familie oder im freundeskreis.
es geht um eine ehemalige kollegin. sie war in einer anderen abteilung, wir hatten gelegentlich miteinander zu tun, am telefon und persönlich, wie es im job eben ist. ich empfand sie als lieb und nett, sie wirkte immer eher still und zurückhaltend. dann war sie über ein jahr krank und es hieß, sie hätte psychische probleme oder burn-out.
nach ihrer rückkehr telefonierten wir wieder einmal dienstlich, dann fing sie aber recht unvermittelt an, mir ihre leidensgeschichte zu erzählen. sie hätte aber durch die psychotherapie viel verstanden und verarbeitet und sei jetzt auf dem absprung zu einer tochterfirma. dort hätte sie ihren traumjob ergattert. ich wunderte mich, dass sie mir das erzählte, freute mich aber für sie. kurze zeit später kam eine rundmail mit ihrer neuen e-mail-adresse und so hätte die geschichte zu ende sein können.
ein halbes jahr später aber - mitten im sommerloch -, räumte ich meinen posteingang auf und stieß auf ihre e-mail. sehr spontan entschloss ich mich, ihr zu schreiben und mich zu erkundigen, wie es ihr so ergangen war. nach paar minuten kam schon eine antwort, sie hätte sich sehr gefreut, von mir zu hören, und es wäre so viel passiert, dass sie das unmöglich aufschreiben könnte, ob wir uns nicht auf einen kaffee treffen wollten und schlug auch schon das cafe vor. ich war über den vorschlag überrascht, dachte aber, warum nicht und stimmte zu.
wir trafen uns und ich erlebte sie so, wie ich sie vom job her kannte: eher leise, zurückhaltend und lieb. es war ihr schlecht ergangen, sie war sehr geknickt, weil sie im neuen job nicht hatte bestehen können und gerade ein auflösungsvertrag verhandelt wurde.
auf dem nachhauseweg dachte ich, manche erwischt es aber auch wirklich hart, schrieb ihr, dass das kaffeetrinken schön gewesen sei und wünschte ihr alles gute für die zukunft. keine 5 minuten später hatte sie mir schon geantwortet und mir eine veranstaltung geschickt mit der frage, ob wir nicht zusammen hingehen wollten. ich war sehr überrascht, dachte mir aber nichts weiter und sagte ab, weil ich an dem tag schon verplant war. sofort kam erneut eine e-mail, diesmal mit einer anderen veranstaltung, sie fände das thema ganz toll und wenn ich wollte, könnte sie karten reservieren.
das war der zeitpunkt, an dem in mir eine einzige große irritation entstand. ich wusste nicht warum, fühlte mich aber unwohl und überrumpelt und sagte auch dafür ab. es folgten viele lange lange e-mails, in denen sie mich immer aufforderte, zu telefonieren oder mich mit ihr zu treffen. ich schrieb immer weniger und seltener zurück, zum schluss gar nicht mehr. ich verstand das alles nicht, sie hatte familie und freundinnen, war also nicht sichtbar einsam, weswegen ich dieses bemühen nicht nachvollziehen konnte.
dann hörte ich ein paar wochen nichts von ihr, bis sie wieder schrieb, wir hätten ja so lange nichts mehr voneinander gehört, ob wir uns nicht mal wieder treffen wollten. sofort kam bei mir abwehr auf, woraufhin ich mich fragte, was ist eigentlich los mit dir? die frau hat dir nichts getan. ich las nochmal alle e-mails durch und dachte, geschrieben wirkt vieles missverständlich, vielleicht überreagierst du, du sagst jetzt einfach mal zu.
so trafen wir uns wieder. der mensch, den ich da traf, hatte nichts mit dem menschen zu tun, den ich auf der arbeit kennengelernt hatte.es war, als hätte sie eine maske abgenommen. ich saß einer selbstgerechten, rechthaberischen, anmaßenden und sehr verbitterten frau gegenüber. sie klagte über ihren ex, über ihre kinder, über das leben, einfach über alles und jeden. sie stellte indiskrete fragen über mich und meine familie, übersah deutliche signale, dass ich z.b. nicht über mein liebesleben reden wollte, wurde regelrecht verbal übergriffig und plante mich für irgendwelche vorhaben ein ("da können wir ja zusammen hin"). kurz und gut, ganze 2,5 stunden(!) saß ich auf der stuhlkante und musste meinen fluchtreflex unterdrücken.
als nach 2,5 stunden mein handy "lautlos" aber dennoch klingelte, bekam ich einen strafenden blick, als wäre ich ein unerzogenes kleinkind, und den spruch dazu, ihres wäre ja ausgeschaltet und in der handtasche. mir reichte es, ich beendete sehr schnell das kaffeetrinken, fuhr weg und dachte: NIE WIEDER!
mein eindruck aus den e-mails hatte sich leider als richtig erwiesen. ich konnte nicht verstehen, weshalb meine menschenkenntnis mich so im stich gelassen hatte, ob es nicht schon eher anzeichen für ihren wahren charakter gegeben hatte, die ich übersehen hatte. ich beriet mich mit anderen darüber, kam aber zu keinem ergebnis. letztlich nur zu dem, dass ich auf meinen bauch hätte hören sollen, als die erste irritation aufkam. und dass menschen uns täuschen können, wenn sie wollen. oder sich in extremsituationen verändern.
es folgten immer wieder e-mails von ihr, immer drängend uns zu treffen oder zu telefonieren. ich schrieb höflich aber sehr kurz zurück, manchmal gar nicht. ich wollte den kontakt ausschleichen lassen, denn man sagt menschen nicht ins gesicht, dass man sie furchtbar findet. das hat nicht ganz funktioniert. ich bekam wieder eine sehr lange e-mail, auf die ich nicht antwortete. einige wochen später kam eine weitere, diesmal empörte e-mail, ob die erste mich denn nicht erreicht hätte, oder weshalb ich mich nicht gemeldet hätte. ich schrieb sehr kurz angebunden zurück, sie hätte mich wohl erreicht. ich würde ihr für die zukunft alles gute wünschen, habe kein "viele grüße" oder ähnliches drunter gesetzt, sondern nur meinen namen und habe sie verschickt.
dann war endlich ruhe.
seitdem frage ich mich immer wieder mal, ob das der richtige weg gewesen ist, und ob es nicht auch andere möglichkeiten gegeben hätte, als den kontaktabbruch. aber man kann niemandem sagen, "du, ich finde dich schrecklich und unsympathisch". wenn menschen die in der gesellschaft allgemein üblichen signale ignorieren, wie kommt man dann aus so einer nummer raus? aus reiner höflichkeit den kontakt bestehen lassen ist für mich keine lösung. wie kann man also mit einer solchen situation noch umgehen? wohlgemerkt mit diesen eckdaten, also nicht in der familie oder im freundeskreis.