@Kashmir Keine Angst, ich rede die Idee nicht "schlecht", ich wage nur Zweifel anzumelden.
Ich denke auch, dass ich schon eine Menge tue, vielleicht nicht genug, mag man einwenden, aber ich habe auch noch familiäre Aufgaben. Ich bin Mitglied einer Partei und eines berufsständischen Interessenverbandes, ich bin in Elternvertretungen aktiv, seit meine Kinder in die Kita und in dieverse Schulen gingen bzw. gehen, ich unterstütze Projekte für Entwicklung und Bildung, beispielsweise für Obdachlose in Irland, misshandelte Frauen in der BRD, illegalisierte Flüchtlingskinder in Frankreich und ein Dorf in Nicaragua, dem ich in gewisser Weise mein Leben verdanke, sowie die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" finanziell und ideell. Ich setze mich gegen die CO2-Speicherung in Nordfriesland ein und gegen die Wiederaufnahme der Grenzkontrollen an das angrenzende Dänemark. Ich schreibe im Netz und auf Papier politische Statements. Ich beteilige mich an Demos, sofern mir die Ziele zusagen und meine Zeit dies zulässt. Nein, wahrscheinlich ist das alles noch nicht genug, aber es ist allemal besser als nichts.
Man kann die Verantwortung für sein Leben nicht einfach an "die da oben" wegdelegieren, in der Hoffnung, sie mögen es schon (hin?)richten, oder damit man wenigstens hinterher meckern kann, wie Stammtischbruder es besser gemacht hätte.
Es kommt darauf an, sich selbst zu engagieren, in Parteien, Gewerkschaften, Bürgerintitiativen. In der Schüler- und Elternvertretung in Schule oder Kita, in der Einwohnerfragestunde in der Gemeindeversammlung, im Betriebsrat, in Stadtteilintitiativen, in Vereinen oder meinetwegen auch Kirchen.
Einfach einsteigen in kommunalpolitischen Entscheidungen oder basisdemokratischen Bewegungen.
Rumsitzen und jammern, und als orgasmischen Höhepunkt des eigenen Demokratieverständnisses alle paar Jahre ein Kreuz zu malen, sind eben einfach nicht genug.
Aber dazu muss man schon mal seinen Arsch aus dem Sessel bewegen, das Maul nicht nur zum Biereinfüllen aufreissen.
Demokratie heisst "Do it yourself" - und es nicht allein überteuerten Pfuschern überlassen. Also nichts anderes, als das Haus, in dem wir wohnen (müssen) instand zu halten.