Was bezwecken Frauen damit, sich freizügig und sexy anzuziehen?
06.10.2011 um 11:59
Es ist wohl so, dass Attraktivität etwas erstrebenswertes ist. Attraktivität schafft Vorteile, jenachdem wie die Gesellschaft, diverse Lebensumgebungen ( Arbeit, Freizeit, bestimmte Anlässe ) und das nähere Umfeld Attraktivität bewertet.
Kleider sind nichts anderes als eine Kodierung für nonverbale Aussagen. Und nein (!), Frauen geht es mit einem Minirock beiweitem nicht nur darum auszusagen, dass sie "leicht zu haben" sind. Denn mit einem freizügigen Outfit, kann eine Frau schliesslich mehrere Reaktionen hervorrufen, wie man hier sieht. Kleidung ist immer im Kontext zu verstehen, ( Dresscodes, wer trägt was, wann , wo ) und wenn sie aus dem jeweiligen Kontext gerissen wird entstehen Irritationen bei den Betrachtern. Was der eine für zu freizügig hält, kommt dem anderen gerade recht.
Wenn eine Person in ihrem Umfeld, sei es durch Bezugspersonen, durch Vorbilder - auch maßgeblich durch Medien den Eindruck erhält Miniröcke seien zum beispiel ein Ausdruck von Selbstbewusstein, Lebensfreude etc. und sie wird dadrin durch Feedback bestätigt, dann wird sie diesen Minirock evtl. auch dort tragen wo Menschen ganz anders darüber denken.
Schliesslich aber glaubt die Minirockträgerin an einen Vorteil für sich wenn sie ihn trägt. Die Nachteile mögen ihr bewusst sein, allerdings setzt hier ein typisch menschlicher Denkprozess ein. Kognitive Dissonanz. Das was wir nicht wahrhaben wollen, weil es sich gewissen Empfindungen oder Erkentnissen in uns selbst wiederspricht, wird negiert, oder relativiert.
Schöne Floskel: Dann sollen sie doch woanders hingucken, oder auch, ich bin eben wie ich bin, oder auch, die anderen haben das Problem, nicht ich. Schliesslich sind es ja die Gedanken des Betrachters, die den nonverbalen Code entschlüsseln.
Aber - wozu dann das alles. Wozu unterwirft man sich der gefahr, von sehr vielen Menschen falsch eingeschätzt zu werden, um einige wenige zu beeindrucken. Nun, entweder sind "die wenigen" die - eigentlich wichtigen. Also diejenigen auf deren Urteil es ankommt, und alle anderen zählen nicht. Oder aber man ist sich der nonverbalen Kommunikation nicht bewusst.
Was ich in dem Zusammenhang auch spannend finde ist, dass die wenigsten Menschen im Alltag begreifen, dass sie ständig Aussagen treffen und sich dessen garnicht bewusst sind. Mit einem Kind redet man nicht wie mit einem Arbeitskollegen, mit einer Schwangeren nicht wie mit einem Trauernden. Aber unsere Kleidung als Mittel der Kommunikation schleppen wir in alle Lebensbereiche, ob sie passt oder nicht.
Was mich überrascht ist, dass sich bislang kaum jemand der Frage der Erwartungshaltungen der Frauen untereinander gegenüber den Erwartungen des anderen Geschlechts angenommen hat. Für Frauen ( für Männer auch, aber vermutlich weniger auf Kleidung bezogen( Kulturelle Prägung ) ist es vlt. wichtiger was Frauen über sie Denken als das was Männer über sie denken. Wenn Frauen glauben Männer hätten besondere Erwartungshaltungen an sie, dann muss das nicht zwangsläufig heissen, dass sie diese auch bedienen. Je nach dem, wie sich die Frau in ihrem jeweiligen Umfeld sieht, zB. unter Arbeitskolleginnen entstehen vereinbahrungen oder Konkurrenzen, in denen geglaubte Erwartungshaltungen ( sogenannte "Erwartungserwartungen" ) erfüllt oder abgelehnt werden. Die Einzelperson muss dann entscheiden ( meist unbewusste Prozesse), wie sie sich in der Gruppendynamik verhält. Zieht sie einen Vorteil aus Ablehnung der geglaubten Erwartungshaltungen der Männer gegenüber der Frauen und zeigt sich im Minirock, so könnte die Frauengruppe gegen sie stehen. Entspricht sie den geglaubten Erwartungshaltungen der Männer nicht, und zieht sich meinetwegen "bieder" an, könnte das ihre potentielle Attraktivität schmälern.
Da gibts jedenfalls einige interessante Überlegungen hinsichtlich von "Kleidung", die aber dann auch über dieses strenge "Mann vs. Frau"-Denken hinausführen.