Stefan1982 schrieb:Aber warum wird der 11. 9 immer so hoch bewertet?
Weil es der erste Anschlag dieser Art und diesen Ausmaßes war, weil alles in kinoartigen Bildern live übertragen wurde und man den Horror ziemlich ungefiltert mitbekam, weil viele irgend etwas mit den Zwillingtürmen Verband, in denen Zehntausende arbeiteten, oder mit New York, und weil die Folgen drastisch und für viele auch unmittelbar spürbar waren, sogar hier in Deutschland.
Es ist ganz normal, dass einen Sachen mehr beschäftigen und berühren, zu denen man irgend einen Bezug hat. Und leider sind auch Bilder wichtig: Hilfsorganisationen kämpfen damit, dass immer erst gespendet wird, wenn es Bilder von Verhungernden gibt und nicht davor, wenn man das Schlimmste noch verhindern könnte.
Ausserdem kommt es auf "einmalige" Bilder an.. so pervers das ist, funktionieren Menschen nunmal leider so. Das x-te Bild seit Jahren von Kindern zwischen Trümmern in Syrien, oder dürr vom Hunger irgendwo in Afrika... oder die brennenden Zwillingtürme vor strahlend blauem Himmel, aus denen Leute "wie Du und ich" springen, die noch eine Stunde davor ein ganz normales Büro - Leben hatten.
Solche Bilder "konkurrieren" um die Aufmerksamkeit und auch Erinnerung.
Mein amerikanischer Freund und ich waren beim Mittagessen, als ein Freund aus den USA ihn immer wieder anrief, erst wegen des ersten Einschlages, dann mit immer neuen Informationen und immer wieder der Frage, ob mein Freund etwas über Bekannte wisse, die zu der Zeit in einem Tonstudio im WTC Aufnahmen machen wollten
(zum Glück waren die noch nicht so früh dorthin unterwegs).
Den Rest des Nachmittags lief das Radio in der Werkstatt.
Noch prägnanter war aber, abends nach Kreuzberg zu kommen... geschockte und weinende Menschen auf der Straße, und zwar die muslimischen Nachbarn. So etwas könnten keine Muslime tun, nur irre Fanatiker könnten das sein... und viele hatten Angst, dass es zu Islamohobie beitragen würde. (Zu Recht, wie sich gezeigt hat.)
Da wurde um alle Opfer getrauert, egal welchen Glaubens, und sich erkundigt, ob mein amerikanischer Freund Verwandte oder Freunde verloren haben könne.
Dann habe ich erst die Bilder gesehen.
Die Tage danach habe ich angefangen, schon morgens Nachrichten anzuschauen, und bis heute beibehalten.