Wie denkt ihr über das Ritzen? (Selbstverletzung)
04.03.2015 um 19:42@Niederbayern88
Dein Vergleich mit dem gebrochenen Bein macht deutlich, dass du dich nicht mit der Materie befasst hast. Aber dennoch hast du viele Vorurteile mitgebracht. :D
Du verstehst nicht, dass es meist nicht um den Schmerz an sich geht, welcher persönliche oder psychische Probleme überspielt. Vielen hilft es einfach nur das eigene Blut zu sehen, um zu erkennen das man überhaupt noch existiert. Somit ist dein Vergleich mit deinem gebrochenen Bein vollkommen sinnfrei.
Bei mir fing es damals an, als ich begann in Problemen zu versinken. Ich war ein junges Mädchen und meine Eltern Alkoholiker, die sich jede Nacht gestritten haben. Ich hatte typische Teenagerprobs, unglückliches Verliebtsein, sowie das Gefühl auf dieser Welt vollkommen alleine zu sein. Ich war damals allein im Bad (und war gerade mit dem Baden fertig) als der Rasierer meines Vaters herunterfiel und mich am Fuß verletzte. Es war nur ein kleiner blutiger Schnitt, aber dieser hat in dem Moment all meine Probleme verschwinden lassen. Ich fühlte mich unsagbar gut und auch ein wenig befreit von der Last all meiner Sorgen.
Ab diesem Moment begann ich mich zu ritzen, wann immer es mir schlecht ging. Den Schmerz mochte ich nicht, und ebenso auch nicht meine Narben heute (ich bin mittlerweile 31), aber in dem Moment wo ich es tat und die blutigen Wunden betrachtete, ging es mir gut. Ich wurde süchtig nach diesem Gefühl und nicht nach dem Ritzen selbst.
Heute verletze ich mich nicht mehr, auch wenn es eine lebenslange Sucht für mich bleibt. Ab und an werde ich rückfällig, so wie auch 2012 als es mir einmal sehr schlecht ging. Meine Arme sind vernarbt und ich finde es nicht schön.
Ich hoffe du kannst es jetzt ein wenig mehr nachvollziehen als nur zu denken:
Viele verarbeiten auf diese Weise Missbrauch, Traumatas, Angstzustände usw. Ein gebrochenes Bein kann da natürlich keine Abhilfe schaffen, und auch nicht sich zu verbrennen oder sonstige Schmerzen zuzufügen. Den eigenen Körper zu zerstören empfinden jedoch viele Menschen (vor allem Vergewaltigungsopfer) manchmal als recht hilfreich.
Natürlich ist all das nicht schön und muss therapiert werden. Da gibt es keine Frage, aber mal eben so nebenbei im Subtext sagen das die alle spinnen, wirft diese Menschen noch ein stückweit mehr in jenes Loch aus welches sie sich mit dem Ritzen zu entkommen erhoffen.
Dein Vergleich mit dem gebrochenen Bein macht deutlich, dass du dich nicht mit der Materie befasst hast. Aber dennoch hast du viele Vorurteile mitgebracht. :D
Du verstehst nicht, dass es meist nicht um den Schmerz an sich geht, welcher persönliche oder psychische Probleme überspielt. Vielen hilft es einfach nur das eigene Blut zu sehen, um zu erkennen das man überhaupt noch existiert. Somit ist dein Vergleich mit deinem gebrochenen Bein vollkommen sinnfrei.
Bei mir fing es damals an, als ich begann in Problemen zu versinken. Ich war ein junges Mädchen und meine Eltern Alkoholiker, die sich jede Nacht gestritten haben. Ich hatte typische Teenagerprobs, unglückliches Verliebtsein, sowie das Gefühl auf dieser Welt vollkommen alleine zu sein. Ich war damals allein im Bad (und war gerade mit dem Baden fertig) als der Rasierer meines Vaters herunterfiel und mich am Fuß verletzte. Es war nur ein kleiner blutiger Schnitt, aber dieser hat in dem Moment all meine Probleme verschwinden lassen. Ich fühlte mich unsagbar gut und auch ein wenig befreit von der Last all meiner Sorgen.
Ab diesem Moment begann ich mich zu ritzen, wann immer es mir schlecht ging. Den Schmerz mochte ich nicht, und ebenso auch nicht meine Narben heute (ich bin mittlerweile 31), aber in dem Moment wo ich es tat und die blutigen Wunden betrachtete, ging es mir gut. Ich wurde süchtig nach diesem Gefühl und nicht nach dem Ritzen selbst.
Heute verletze ich mich nicht mehr, auch wenn es eine lebenslange Sucht für mich bleibt. Ab und an werde ich rückfällig, so wie auch 2012 als es mir einmal sehr schlecht ging. Meine Arme sind vernarbt und ich finde es nicht schön.
Ich hoffe du kannst es jetzt ein wenig mehr nachvollziehen als nur zu denken:
Niederbayern88 schrieb am 27.02.2015:Als ob es mir gut gehen würde wenn ich noch mehr Schmerzen erleideRitzen verursacht btw nicht allzu große Schmerzen. Seelische Schmerzen sind hingegen weitaus schlimmer. Aber zu sehen das man noch existiert und einen Weg gefunden hat - wenn auch einen der Schlechtesten - mit seinen Sorgen und Problemen umzugehen, auf diese Weise alles zu verarbeiten, kann in dem Moment recht tröstlich sein.
Viele verarbeiten auf diese Weise Missbrauch, Traumatas, Angstzustände usw. Ein gebrochenes Bein kann da natürlich keine Abhilfe schaffen, und auch nicht sich zu verbrennen oder sonstige Schmerzen zuzufügen. Den eigenen Körper zu zerstören empfinden jedoch viele Menschen (vor allem Vergewaltigungsopfer) manchmal als recht hilfreich.
Natürlich ist all das nicht schön und muss therapiert werden. Da gibt es keine Frage, aber mal eben so nebenbei im Subtext sagen das die alle spinnen, wirft diese Menschen noch ein stückweit mehr in jenes Loch aus welches sie sich mit dem Ritzen zu entkommen erhoffen.