Das Böse !
02.04.2003 um 23:00
Also mir ist soetwas gottseidank auch noch nicht passiert und als ich es las lief es mir ebenfalls kalt den rücken herunter aber es erinnerte mich auch stark an eine Kurtz geschichte die ich vor kurtzer zeit im net gelesen hatte. vieleicht schildert sie die geschichte ähnlich :
Der Teufel
von
Denny Hellbach
"there is no secret to living, just keep on walking"
Richard Ashcroft
Eine Sache vorweg: Sie können mir glauben oder nicht, im Prinzip ist mir das egal. Wirklich! Warum sollte ich ihnen eine Lüge auftischen, was für einen Grund hätte ich denn, sie für dumm zu verkaufen. Sie werden sich meine Geschichte anhören - und ob es für sie nun wahr ist oder nicht - meine Güte, das müssen sie selber entscheiden. Ich weiß, was ich gesehen habe. Erwarten sie keine Gruselgeschichte, es gibt keine versteckten Monster im Schrank oder mutierte Riesenspinnen. Was ich gesehen habe, war am helllichten Tag, nachmittags, ich kam gerade von der Arbeit. Vorher war ich noch mit einer Arbeitskollegin kurz im Supermarkt etwas einkaufen. Petra und ich haben den gleichen Nachhauseweg, wissen sie. Ich habe für meinen Mann noch ein paar Hähnchenschenkel gekauft, er hat es mit dem Herzen und der Doktor hat gesagt, dass er kein fettes Fleisch mehr essen darf. Das Rauchen hat er ihm auch verboten - na ja - aber das kann ich ihm nicht mehr abgewöhnen, dafür qualmt er schon zu lange und zuviel. Wo war ich stehengeblieben? Ach so - beim Einkaufen. Also - meine Kollegin und ich kommen aus dem Supermarkt und laufen auf dem Kaiserdamm nach Hause. Es war ein relativ sonniger Herbsttag - an die verwelkten Blätter auf dem Weg kann ich mich noch gut erinnern. Und da haben wir den Teufel gesehen. Ja - sie haben richtig gehört. Ich habe den Teufel an einem Herbstnachmittag in Berlin Charlottenburg gesehen, Kaiserdamm, Ecke Danckelmannstrasse. Sie lächeln - und das kann ihnen nicht verübeln. Aber ich sage es ihnen noch einmal: Wir gehen die Kaiserdamm entlang, wir unterhalten uns über dies und das und plötzlich steht da - etwa zehn bis fünfzehn Meter entfernt - ein Mann vor uns. Ich meine, er war einfach so da. Wir haben nicht gesehen, dass er auf uns zugelaufen kam - und wir hätten das sehen müssen, weil der Weg vor uns leer war. Aber wir haben ihn nicht gesehen, er stand plötzlich einfach so da. Das Seltsame ist - wenn mir diese Sache alleine passiert wäre, hätte ich sie schon längst verdrängt oder vergessen. Selbst wenn ich mich an sie erinnern würde, dann würde ich sie niemanden erzählen. Ich würde mich ja selber für völlig verrückt halten. Aber Petra hat ihn auch gesehen, wissen sie.
Nein, ehrlich gesagt kann ich ihn nicht mehr genau beschreiben. Ich weiß aber genau, dass er ganz in Schwarz gekleidet war. Und er schien irgendwie nicht dorthin zu gehören. Er passte irgendwie nicht rein. Das mag sich seltsam anhören, aber er schien nur wie etwas, dass wie ein Mensch aussah. Es ist schwer zu beschreiben, glauben sie mir, aber für mich war er...er war einfach zu präsent, verstehen sie? Wahrscheinlich nicht.
Was mich dazu gebracht hat diesen Vorfall überhaupt jemanden zu erzählen, war ein Artikel in einer Zeitung, den ich vor einiger Zeit gelesen habe. Es ging dort um übernatürliche Phänomene und Erscheinungen. Der Autor des Artikels hat etwas geschrieben, was mich sehr berührt hat. Ich kann mich nicht mehr an den genauen Wortlaut erinnern. Es war etwa: "Was würden sie tun, wenn sie auf einem Weg entlang laufen würden und neben diesem Weg würde sich ein großes schwarzes Loch auftun? Der Autor schrieb, er glaube, die meisten würden einfach vorbeigehen. Einen Blick darauf werfen, weiterlaufen und so schnell wie möglich versuchen es zu vergessen. Dieser Satz hat mich tief getroffen, denn es ist genau das, was Petra und ich getan haben. Dieser Mann - oder was immer es war - stand vor uns und schaute uns an und wir sind einfach auf ihn zu- und dann an ihm vorbeigelaufen. Petra rechts und ich links. Wir haben nicht in unserem Schritt innegehalten, wir sind weder langsamer noch schneller gelaufen, wir haben nicht mal unser Gespräch unterbrochen - es ging, glaube ich, um irgendeine Arbeitskollegin die schon wieder krank war. Als wir dann an ihm vorbei waren hat Petra zu mir gesagt: "Sag mal, hast du das auch bemerkt?" und ich fragte sie: "Was denn?" und sie sagte: "Na - dieser Mann hinter uns. Der stand auf einmal einfach vor uns. Und als ich eben an ihm vorbeigelaufen bin, haben sich mir die Nackenhaare aufgestellt und mir ist eiskalt geworden, eiskalt. Ich habe mich gar nicht getraut hochzuschauen. Ich dachte, mich trifft der Schlag, wenn ich das tue." Da habe ich sie schnell an die Hand genommen und gesagt, dass es mir genauso ergangen ist. Wir haben uns dann beide fast gleichzeitig umgedreht um zu sehen, ob er noch da ist - aber natürlich war er weg. Einfach weg. Puff!
Wie er mich angeschaut hat, fragen sie? Nun, ich habe ihn nur kurz angeschaut. Auf keinen Fall grimmig, wie man es vom Teufel vielleicht erwartet. Eher wie durch mich hindurch - so als ob ich aus Glas wäre, aber auch nicht so, als wäre ich gar nicht vorhanden. Vielleicht hat er sich ja meine Seele angeschaut. Entschuldigen sie, dass ich lachen muss. Es ist schon eine seltsame Geschichte, nicht wahr?! Ich bin zu einer alten Wahrsagerin gegangen, die man mir empfohlen hatte. Na ja - vielleicht war sie auch eine Hexe - keine Ahnung. Ich habe ihr die Sache erzählt und sie hat nur genickt und gefragt, ob dieser Vorfall in der Nähe einer Kreuzung passiert ist. Und das stimmte - es war kurz vor der Kreuzung Reichstrasse Ecke Danckelmannstrasse. Da hat sie wieder nur genickt und gesagt, dass es der Teufel gewesen ist, denn wenn der Teufel jemanden erscheint, dann ist es oft an einer Kreuzung. Warum sollte ich der alten Frau nicht glauben, ich habe es ja selber irgendwie gespürt.
Ob mich das Erlebnis verändert hat?
Nein - eigentlich nicht. Ich kann nicht sagen, dass ich besonders religiös bin. Mit Religion ist schon viel zu viel Unfug betrieben worden! Schauen sie - in meiner Heimat in Bosnien schlagen sich die Leute wegen der Religion die Köpfe ein und tun Sachen, die sich nicht mal der Teufel ausdenken könnte. Ich glaube schon, dass es etwas gibt. Aber ich bin nach diesem Tag nicht tief gläubig geworden und renne jeden Tag in die Kirche. Wissen sie, was mich beruhigt? Wenn das wirklich der Teufel war, den Petra und ich an diesem Nachmittag gesehen haben, dann müsste es ja auch das Gegenstück geben, nicht wahr? Was mich bloß manchmal ins Grübeln bringt, besonders nachts - wenn ich tagsüber zuviel Kaffee getrunken habe und nicht einschlafen kann - ist, dass er gar nicht so einen sonderlich bösen Eindruck gemacht hat. Aber klar kann ich mich da irren. Mal sehen, vielleicht bekomme ich das eines Tages noch heraus. Oder wir alle.
Na - nun gucken sie nicht so erschrocken! Ich habe den Teufel gesehen und das Leben ging weiter. Ich habe meinem Mann am Abend die Hühnerkeulen gemacht und danach meine Tochter angerufen. Die hat nämlich vor ein paar Jahren einen Amerikaner kennengelernt, ihn geheiratet und ist mit ihm in die USA ausgewandert. Aber das erzähle ich ihnen ein anderes mal, ich muss jetzt nach Hause, mein Mann will sein Essen pünktlich auf dem Tisch haben. Danke für den Kaffee und vielleicht sehen wir uns ja mal wieder!