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Menschenhandel, Zwangsprostitution - warum?

407 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Bordell, Menschenhandel, Puff ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Menschenhandel, Zwangsprostitution - warum?

21.05.2011 um 12:39
@akbas

gut, die bedeutung scheint dir durchaus geläufig zu sein, aber weiß du auch, wie es gemeint war & vor allem was ausgemerzt gehört? :)


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Menschenhandel, Zwangsprostitution - warum?

21.05.2011 um 12:40
ist menschenhadel ein emotioneles thema? weil menschehandel tradition ist ? weil einige menschen viel geld machen ? weil es unterschiedliche klassen von menschen gibt ? weil es frauen sind ?


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akbas ehemaliges Mitglied

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Menschenhandel, Zwangsprostitution - warum?

21.05.2011 um 12:41
@Kovu
Nun verstehe ich dich besser. Ja, die neue Generation wird sich nicht in dieses Geflecht einspannen lassen, da bin ich mir sicher und ebenfalls sehr hoffnungsvoll.

Das Rennen und Hecheln nach Luxus und anderem Krimskrams scheinen sich die jungen Menschen tatsächlich zu ersparen.


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Menschenhandel, Zwangsprostitution - warum?

21.05.2011 um 12:47
@akbas
Zitat von akbasakbas schrieb:Nun verstehe ich dich besser.
wunderbar :)
Zitat von akbasakbas schrieb:Ja, die neue Generation wird sich nicht in dieses Geflecht einspannen lassen, da bin ich mir sicher und ebenfalls sehr hoffnungsvoll.
& damit waren bei gott nicht nur unsere kinder gemeint, sondern auch die kinder unserer kinder, usw (liste kann beliebig lange weitergeführt werden)

jetzt hätte ich eine frage an dich:

denkst du, es würde etwas bringen, wenn man öcken abschaffen würde?


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Menschenhandel, Zwangsprostitution - warum?

21.05.2011 um 13:03
Zitat von KovuKovu schrieb:... rein zeitlich gesehen eine sache des unmöglichen.
Was die Unmöglichkeiten dieser Welt anbelangt, magst Du Recht haben, abe sie stellen keine grundsätzlichen Unmöglichkeiten dar. Es gibt keinen Grund, pessimistisch zu sein.
Zitat von KovuKovu schrieb:ich habe selbst kinder & würde ihnen diese last gerne abnehmen (ja, auch meine kinder zählen zum 'ganzen'), aber dafür reicht meine lebensspanne einfach nicht mehr. meine genaration hatte die chance, aber wir haben sie leider gottes nicht am schopf gepackt, daher liegt es jetzt an unseren nachkommen, dies zu tilgen.
Niemand kann die Last eines anderen tragen, selbst wenn es sich um die biologischen Kinder handelt, denn auch sie müssen auf ihrem Weg ihre ganz eigenen Erfahrungen machen und danach entscheiden. Man kann den Kindern aber etwas unschätzbar Wertvolles mitgeben und das ist die Wertschätzung ihrer Selbst, denn das werden sie wieder weitergeben können. Das wird dann den Prozess der Abschaffung der Menschenverachtung zur Folge haben.
Ist es nicht so, dass Dir Deine tatsächliche Lebensspanne noch ganz andere Möglichkeiten an die Hand geben wird? ;)
Jeder tut das was er kann und wenn er es aus tiefstem Herzen für den anderen tut, dann hat er schon sein Bestes gegeben, weil diese Entscheidung immer alle betrifft.

Edit: @Kovu


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Menschenhandel, Zwangsprostitution - warum?

21.05.2011 um 13:21
in norwegen ist der kauf von sexueller handlung strafbar .... sexkjøpsloven ...die freier werden hier bestraft... die zeit wird zeigen ,wo das ent-wickeln (entwicklung) hinfuehrt ... schaden kanns nicht


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akbas ehemaliges Mitglied

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Menschenhandel, Zwangsprostitution - warum?

21.05.2011 um 13:24
Verbote machen erpressbar. In Schweden, wo die Freier ebenfalls bestraft werden, verabredet man sich vor allem übers Internet zu den einschlägigen Treffs. Sogar Jugendliche haben sich darauf spezialisiert, solche Treffs via Chatrooms zu verfolgen und dann, gegen ein kleines Entgelt, auf eine Anzeige zu verzichten.


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Menschenhandel, Zwangsprostitution - warum?

21.05.2011 um 15:53
Hey an alle, danke für die rege Beteiligung...

Viele interessante Beiträge sind hier niedergeschrieben worden :)))

Natürlich gibt es zu wenig freiwillge die das machen wollen (Ich kenne eine persönlich, die keine Lust hat normal ihr täglich Brot zu verdienen und Ihr ding damit macht, wobei sie net auf der Strasse steht.... naja)

Vergessen wir nicht, das es auch noch Edelhuren gibt, die im Escort arbeiten, denke aber das die wohl eher auch einen anderen Kundenstamm haben, als eine normale Prostituierte.

Zwang ist immer widerlich und

Moralisch gesehen is es das widerwärtigste was man Menschen an tun kann, egal ob Frau, Mann od kindern!!!! Ich kann und will diese Täter nicht verstehen, egal wieviele millionen dahinter stehen.


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Menschenhandel, Zwangsprostitution - warum?

21.05.2011 um 17:04
das macht das geld aus menschen ......


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Menschenhandel, Zwangsprostitution - warum?

21.05.2011 um 18:44
Money talks; kein anderer!


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Menschenhandel, Zwangsprostitution - warum?

22.05.2011 um 01:08
@leylani
Zitat von leylanileylani schrieb:Ich kenne eine persönlich, die keine Lust hat normal ihr täglich Brot zu verdienen
davon gibt's ausreichend viele. überhaupt weil's eine arbeit ist, die frau sich gut einteilen kann (soferns auf'm strich steht & nicht in einem bordell arbeitet - in einem bordell müssen die verhältnisse stimmen, damit sie sich alles selbst einteilen kann)
Zitat von leylanileylani schrieb:Vergessen wir nicht, das es auch noch Edelhuren gibt, die im Escort arbeiten, denke aber das die wohl eher auch einen anderen Kundenstamm haben, als eine normale Prostituierte.
jou, das ist natürlich glasklar.
Zitat von leylanileylani schrieb:Moralisch gesehen is es das widerwärtigste was man Menschen an tun kann, egal ob Frau, Mann od kindern!!!! Ich kann und will diese Täter nicht verstehen, egal wieviele millionen dahinter stehen.
kann ich gut nachvollziehen, dass du das nicht verstehen kannst, aber fakt ist, dass den meisten geld eben nicht egal ist. :)


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Menschenhandel, Zwangsprostitution - warum?

22.05.2011 um 21:34
Zitat von interrobanginterrobang schrieb: Nach meinen wissen ist prostitution in thailand verboten. o_O wie kommst du zu der annahme?
Da habe ich wohl ein smiley vergessen zu setzen! Mit "nicht existent" meinte ich, dass es offiziell Prostitution dort gar nicht geben darf, der Anteil am BIP jedoch im zweistelligen Prozentbereich anzusiedeln ist - da darf man sich schon wundern. ;)
Solche Stilblüten gibt es ja auch in anderen Ländern. Wenn per Gesetz jemand nicht bestechlich ist, kannst du ihn ja bestechen, da er ja nicht bestechlich ist, ist es auch keine Bestechung. Alles eine Sache der Auslegung.
@interrobang


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akbas ehemaliges Mitglied

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Menschenhandel, Zwangsprostitution - warum?

23.05.2011 um 11:38
Leider wirken sich ausgerechnet die Verbote so aus, dass die Frauen noch viel leichter erpressbar sind. Sie können sich nicht in der Öffentlichkeit präsentieren und sind auf die diskreten Dienste der männlichen, von den Ordnungshütern meistens unbehelligten, Vermittler angewiesen.

In Spanien werden die Frauen monatelang auf Schiffen außerhalb der Hoheitsgewässer gehalten. Die Taxidienste vom Festland zum Schiff übernehmen die Zuhälter. Denen passiert nichts.


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Menschenhandel, Zwangsprostitution - warum?

26.05.2011 um 03:48
Weil Männer es, oft unwissentlich, unterstützen. Welcher Mann guckt keine Pornos? Welcher Mann würde es in Erwägung ziehen, irgendwann nicht in den Puff zu gehen? Man kann es sich selbst mit "vermutlich die wenigsten" beantworten.
Auch Porno guckende Frauen dürfen sich angesprochen fühlen, obschon hinter all diesen Verbrechen so gut wie ausschließlich Männer stecken.

Ein erschreckender Artikel über Menschenhandel und Zwangsprostitution in den USA, der das Thema eingehend beleuchtet. Er ist sehr lang und auf Englisch aber unbedingt empfehlenswert, auch wenn einiges daran nicht perfekt sein mag.

http://www.vanityfair.com/politics/features/2011/05/sex-trafficking-201105?currentPage=all

Am Anfang wird gleich ein guter Grund genannt, weshalb "moderne" Versklavung so profitabel ist, womit also die Frage im Threadtitel teilweise beantwortet wird:
Criminals have learned, [...] that it’s become more lucrative and much safer to sell malleable teens than drugs or guns. A pound of heroin or an AK-47 can be retailed once, but a young girl can be sold 10 to 15 times a day[...]
Verbrecher haben gelernt, dass es lukrativer und viel sicherer ist, anstatt Drogen oder Waffen, manipulierbare Teenager zu verkaufen. Ein Pfund Heroin oder eine AK-47 kann nur ein mal verkauft werden, ein junges Mädchen hingegen 10 bis 15 Mal am Tag.

Einer der wichtigsten Absätze in meinen Augen:
One 60-ish man, a former Fortune 500–company administrator, bragged, Sergeant McKee says, that his retirement plan consisted of having sex with as many prostitutes as possible. Most of the johns were startled to learn that the girls were not acting of their own free will—75 to 80 percent of prostitutes don’t. The men believed the ads, and the legend of the Happy Hooker. Each of them also assumed they were the one exception to the rule of the repulsive customer. Says Karen Stauss, the former staff attorney for Polaris Project, a D.C.-based not-for-profit anti-slavery-and-human-trafficking organization, “Johns don’t understand what they’re contributing to. It never occurs to them that the woman who is smiling is being abused. They really don’t know what’s going on—and they don’t care.”
Ein Mann um die 60, ehemaliger Administrator eines der "Fortune 500"-Unternehmen, hat damit geprahlt, sagt Sergeant McKee, dass die Planung seines Ruhestandes vorwiegend daraus bestand, mit so vielen Prostituierten wie möglich zu schlafen. Viele der Freier waren erschrocken, als sie erfuhren, dass die Mädchen nicht nach ihrem freien Willen handelten - 75 bis 80 Prozent der Prostituierten tun dies nicht. Die Männer glaubten der Werbung und dem Märchen der Glücklichen Nutte. Jeder von ihnen war des weiteren der Auffassung, sie wären die Ausnahme, die die Regel des abstoßenden Kunden bestätigt. Karen Stauss, ehemalige Rechtsanwältin für die Belegschaft von "Poralis Project", eine gemeinnützigen "Anti-Versklavungs- und -Menschenhandel-Organisation" mit Sitz in D.C. sagt: "Freier verstehen nicht, wozu sie beitragen. Es kommt ihnen nicht in den Sinn, dass die lächelnde Frau misshandelt wird. Sie haben wirklich keine Ahnung, was vor sich geht - und es ist ihnen egal."

Für viele der Freier sind Prostituierte Frauen zweiter Klasse, bei denen es in Ordnung ist, sie zu misshandeln und/oder sie zu vergewaltigen.
Zitat von leylanileylani schrieb am 21.05.2011:Natürlich gibt es zu wenig freiwillge die das machen wollen
Es kann nie zu wenige Frauen geben, die keine Prostituierte sein wollen.


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Menschenhandel, Zwangsprostitution - warum?

26.05.2011 um 08:28
Eins der größten Probleme, durch die Zwangsprostitution und Menschenhandel noch einfacher gemacht, wurden sind die, durch die EU, offenen Grenzen.
Einhergehend auch Einbrüche, Diebstähle und anderes.

"Verbrecher" aus dem Ausland müssen nach Festnahme ausgeliefert werden. Nur wenige Tage später können sie hier erneut festgenommen werden.
Ein kaum aufzuhaltender Kreislauf...
Gerade die Bulgaren machen sich in derzeit stark unbeliebt, vor allem in Dortmund (Thema: Straßenstrich)


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Menschenhandel, Zwangsprostitution - warum?

26.05.2011 um 10:03
Zitat von schimbaaschimbaa schrieb am 21.05.2011:Menschenhandel, Zwangsprostitution - warum?
Böse Menschen verdienen damit viel Geld. Zumal Zwangsprostituierte keine Rechte einfordern. Für die Zuhälter handelt es sich bei diesen Frauen/Kindern lediglich um Humankapital, dass ausgeschlachtet wird.


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Menschenhandel, Zwangsprostitution - warum?

26.05.2011 um 23:14
Zitat von AldarisAldaris schrieb:Zumal Zwangsprostituierte keine Rechte einfordern.
Ich hab nicht kapiert, was du mit diesem Satz sagen willst. Meinst du, die sollten zwischen den Vergewaltigungen noch demonstrieren gehen?


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Menschenhandel, Zwangsprostitution - warum?

26.05.2011 um 23:19
Zitat von SchnurrgerüstSchnurrgerüst schrieb:Meinst du, die sollten zwischen den Vergewaltigungen noch demonstrieren gehen?
Nein, natürlich nicht. Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich wollte damit sagen, dass diese "Sklaven" das tun, was ihnen von ihren Zuhältern vorgeschrieben wird, wenngleich man aufgrund unseres Rechtssystems niemanden so behandeln darf.


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Menschenhandel, Zwangsprostitution - warum?

26.05.2011 um 23:23
@Aldaris
Tja, Frauen bzw. eher junge Mädchen, die immer wieder vergewaltigt werden, haben für gewöhnlich nicht so die Kraft, sich aufzulehnen. Je früher das los geht, bei manchen ja schon mit 12, desto schwieriger wird es auch, da irgendwie herauszukommen. Nicht selten sind ja Drogen im Spiel, die sie von ihren Zuhältern bekommen.


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Menschenhandel, Zwangsprostitution - warum?

28.09.2011 um 14:19
Ein interessanter Artikel auf den ich gerade aufmerksam geworden bin.

Einmal Elend und zurück

Ngozi war begeistert: Für 5.000 Dollar bot ein Freund an, sie aus Nigeria nach Italien zu bringen. Doch aus dem Traum vom besseren Leben wurde ein Albtraum
BENIN CITY taz | Ngozi steht hinter dem Tresen ihres kleinen Ladens. Gut zehn Quadratmeter ist das Geschäft groß, in dem die junge Frau auf unlackierten dunkelbraunen Regalen Instantkaffee, Milchpulver, Spaghetti und Margarine verkauft. Draußen stehen ein paar schiefe Hocker, und auf einem sitzt ein Kunde, der ungeduldig auf seine Cola wartet.

Die schmale Frau, die blauen Stoff um die Hüften geschwungen hat und ein ausgeleiertes T-Shirt trägt, stellt sie ihm auf den kleinen Tisch, sagt etwas zu ihm und verschwindet wieder im Geschäft. Vor ein paar Jahren noch hätte sie ihm keine Cola gebracht, sondern ihren Körper. Er war ihre Dienstleitung und ihr Kapital.

Ngozi, die ihren richtigen Namen gar nicht erst nennen möchte, spricht nicht gerne darüber. Sie ist zurückhaltend und vorsichtig. Denn irgendjemand könnte womöglich erfahren, wie sie an ihr kleines Geschäft gekommen ist und wo sie zuvor gelebt hat.

Etwas später, als sie im Büro der Organisation Society for the Empowerment of Young Persons (SEYP) sitzt, das im gleichen Gebäudekomplex wie ihr kleiner Laden liegt, taut sie dann doch ein wenig auf und erinnert sich, wie es damals war, im Januar 2000. Es war die Zeit des Umbruchs. Nigeria hatte gerade die lange Phase der Militärherrschaft beendet und machte sich auf den Weg, um ein demokratischer Staat zu werden. Auch für Ngozi, die heute 28 Jahre alt ist, war es die Zeit des Wandels.

"Ein Freund der Familie hat uns besucht und von seiner Tochter erzählt, die in Europa zur Schule geht", erinnert sie sich, "und dann bot er an, mich ebenfalls dorthin zu schicken." Eine verlockende Idee, denn er versprach ihr einen Schulabschluss und eine Ausbildung.

Die 5.000 Dollar, die die Reise kosten sollte, könnte sie in Europa zurückzahlen. Ihre Familie war begeistert, witterte die Chance, dass wenigstens ein Kind es zu Geld bringt, und willigte ein.

Für Jennifer Ero, die sich als Leiterin von SEYP um Rückkehrerinnen aus Europa kümmert, ist das normal. "Häufig sind es Verwandte oder Freunde der Familie, die die jungen Frauen ins Ausland lotsen."

Was genau dort passiert, wollen die Familien gar nicht wissen oder sind tatsächlich ahnungslos und glauben an eine gute Ausbildung und an eine Arbeitsstelle, etwa als Frisörin oder Kinderfrau.

Auch Ngozi glaubte daran. Sie wurde auch nicht stutzig, als sie vor der Abreise in Benin City einen Juju-Priester besuchen musste. Juju ist im Süden Nigerias ein weit verbreiteter Glaube an dunkle Mächte.

Mysteriös geht es auch in den kleinen Schreinen zu, die versteckt überall in Benin City zu finden sind.

"Er schnitt mir meine Fingernägel und zupfte mir ein paar Haare aus", erzählt Ngozi in stockendem Pidgin-Englisch. Dann schlachtete er ein Huhn, ließ ein bisschen Blut auf Fingernägel und Haare tropfen und orakelte einen Zauberspruch. Dieser - verbunden mit ihrem Schwur zu schweigen - sollte sie über viele Jahre begleiten.
Angst einflößen

Genau das macht den Menschenhandel in Nigeria einerseits so perfide und lässt andererseits kaum zu, die Drahtzieher überhaupt zu finden und vor Gericht zu stellen. Denn in weiten Teilen Westafrikas ist Aberglaube extrem verbreitet und die Angst vor bösen Geistern riesengroß.

"Mir haben sogar Frauen, die in Europa waren, von ihrem Entsetzen erzählt, wenn sie sich beispielsweise beim Kochen in den Finger schnitten. Dann überlegten sie, ob sie vielleicht doch geredet hätten und die paar Blutstropfen schon ein böses Omen waren", sagt Jennifer Ero.

Ngozi schaut etwas verlegen, so als würde sie sich für ihren Glauben an den Zauberspruch schämen. Dann wandern ihre Gedanken wieder, zuerst ins nördlich von Nigeria liegende Nachbarland Niger und dann in die Wüste von Algerien.

"Dort haben sie uns zwei Wochen nur Brot und Cola gegeben. Zwei von uns sieben Mädchen sind gestorben." Ein Auto gab es nicht mehr, weshalb sie immer nachts durch die Wüste laufen mussten. "Schritt für Schritt, mit unseren eigenen Beinen." Nach Wochen erreichten sie die Grenze zu Marokko, wurden dort von einem anderen sogenannten Patron ausgelöst und fürs Erste in der Hauptstadt Rabat untergebracht.

Es ist eine typische Vorgehensweise, die das Aufspüren der Menschenhändler so kompliziert macht, erklärt Orakwue Arinze. Er ist Pressesprecher von Naptip ("National Agency for Prohibition of Traffic in Persons and Other Related Matters"), der nationalen Behörde zur Bekämpfung des Menschenhandels.

Seit 2003 hat sie in vielen nigerianischen Städten Büros errichtet und versucht, durch ein engmaschiges Netzwerk das Verschleppen der meist jungen Frauen zu verhindern. Wenn es glückt, dann präsentiert die Behörde ihre Erfolge stolz auf ihrer Homepage.

Doch Zahlen darüber, wie oft es misslingt, gibt es nicht. Es wird geschätzt, dass jährlich Zehntausende den Weg in den Norden antreten. "Für uns ist es daher wichtig, eng mit anderen Ländern zusammenzuarbeiten und Daten auszutauschen. Nur so haben wir eine Chance."

Bei Ngozi ist es nicht gelungen. Viele Monate lang war sie in Marokko gefangen und wartete auf die Überfahrt nach Spanien. Mit anderen jungen Frauen saß sie schließlich in einem kleinen Boot, stand Todesängste aus und kam in Europa an.
Papiere abgenommen
Am Flughafen von Madrid wurde sie weiter verkauft und mit dem Flugzeug nach Mailand gebracht. Wer genau ihre Papiere gefälscht hat, weiß sie nicht. Nur noch, dass die neue Madame in Italien diese gleich wieder einkassiert hat.

"Sie ist dann mit mir zu einem Markt gegangen, um neue Kleidung zu kaufen. BHs, Tangas. Alles ,small, small, small'", sagt Ngozi, der plötzlich klar wurde, dass diese knappen Stoffstückchen nur für eins gut sind: um auf dem Straßenstrich von Mailand die 5.000 Dollar zu verdienen, die die Madame von ihr forderte.

So viel hätte schließlich ihre Reise gekostet. Zusätzlich stellte sie ihr jeden Monat 550 Dollar für Unterkunft und Verpflegung in Rechnung. "Wenn ich manchmal abends nach Hause gekommen bin und ihr gesagt habe, ich hätte keinen Freier gehabt, dann hat sie mir nicht geglaubt."

Dass eine junge Nigerianerin, die kaum Italienisch gesprochen hat, in den Straßen von Mailand ihren Körper verkauft hat, verwunderte ihre Freier offenbar nicht. "Einer hat mich mal gefragt, woher ich komme.
Zurück in die Heimat

Er bot mir seine Hilfe an. Ich habe ihn nie wieder gesehen." Ganze neun Monate später war der Spuk vorbei. Die italienische Polizei nahm Ngozi fest und schickte sie zurück nach Benin City. Ausgerechnet Benin City, von wo aus sich täglich junge Frauen auf den Weg nach Europa machen.

Dieser Ruf eilt der Stadt im Süden Nigerias, in der gut eine Million Menschen leben, seit vielen Jahren voraus. Dabei war es einst eine Stadt, die für ihre Geschichte, für den traditionellen Herrscher, den Oba, sowie die imposanten Bronzestatuen, an die überall in der Stadt Nachbauten erinnern, bekannt war. Ein Hauch davon ist noch zu spüren. Aber eben nur ein Hauch.

Doch für Nduka Nwanwene, Leiter der Naptip-Aufklärungsabteilung, kommt der Wandel nicht ganz überraschend. Benin City war schließlich über Jahrhunderte ein wichtiger Handelsstützpunkt, den die Portugiesen bereits Ende des 15. Jahrhunderts für sich entdeckt haben.

Ein Jahrhundert später wurde die Stadt zu einem der Zentren des westafrikanischen Sklavenhandels, ein einträgliches Geschäft - bis heute.
Traum vom besseren Leben
Denn Mitte des 20. Jahrhunderts begannen auch Nigerianer, für Handelsgeschäfte Richtung Norden zu reisen. "Sie entdeckten schnell, dass sich mit Prostitution weit mehr Geld verdienen lässt", sagt Nwanwene. Während es zuerst hauptsächlich Verwandte waren, die die Reisen organisierten, sprechen die Menschenhändler heute oft Schülerinnen an, die vom besseren Leben im Ausland träumen.

Deshalb gehöre es nun zu den Hauptaufgaben von Naptip, Aufklärungsarbeit in den Schulen zu leisten, Flugblätter zu verteilen und in den Dörfern im Bundesstaat Edo auf die Gefahren aufmerksam zu machen.

Im Laufe der Jahre haben die Mitarbeiter aber noch eins gelernt: Wenn die jungen Frauen aus Europa zurückkehren, ist ein zweiter Besuch bei einem Juju-Priester notwendig. "Er muss den Zauber von ihnen nehmen, denn sonst sagen sie weder vor der Polizei noch vor Gericht aus", sagt Nwanwene.
Wieder mit leeren Händen
Ngozi hat den Besuch längst hinter sich. Nur deshalb kann sie einigermaßen über das Erlebte sprechen. Auf ihr lastet allerdings ein neuer Druck: Sie muss den Kredit bezahlen, den ihr SEYP zur Verfügung gestellt hat. Die Organisation gibt den Frauen zweckgebunden Geld, damit sie sich eine Zukunft aufbauen können. Für Ngozi liegt sie in ihrem kleinen Laden, deshalb ist der Druck erträglich.

Ngozi schaut auf ihr Handy. Es wird Zeit, wieder hinter den Tresen zu gehen, sagt sie und lächelt ein wenig. "Irgendwann schaffe ich das schon. Dann ist Europa wirklich Vergangenheit."

Vielleicht bekommt sie dann noch eins hin: Sie will ihre Familie unterstützen, endlich. Denn neben dem Stempel Prostituierte klebt noch ein weiterer an ihr: Versagerin. "Ich habe mich so schlecht gefühlt, als ich mit leeren Händen aus Italien zurück kam."
http://taz.de/Menschenhandel-und-Prostitution-in-Nigeria-/!78944/


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