Mich interessiert, wie Verschwörungentheorien zustande kommen und warum der Mensch dazu neigt, sie zu glauben und zu vertreten, egal wie lächerlich sie sich dabei machen.
1. gestartet wird mit einer generellen Infragestellung
"Es könnte alles ganz anders gewesen sein!"
2. unter Einbeziehung von Erklärungsdefiziten
"mysteriös ist, dass wichtige Fakten ungeklärt ..."
"man wird doch wohl noch fragen dürfen"
"unliebsame Frage ist ..."
3. unter Aufwertung von Nebensächlichkeiten
Auffällig ist, dass ..."
4. unter Einbeziehung von Zufällen
"zur selben Zeit ..."
irgendetwas findet sich immer für die willkürliche
Kontexterweiterung; durch Formulierungen wir
"auffällig" werden Nebensächlichkeiten betont
5. unter Einbeziehung des "historischen Vergleichs"
"es wäre nicht das erste Mal" suggeriert Erfahrung und
Gesetzmäßigkeit des behaupteten Geschehens
6. unter Einbeziehung wissenschaftlicher Autorität
"wie auch eine Untersuchung des renommierten Experten ..."
die Untersuchung kann ruhig einen komplett anderen Kontext
haben, denn der Esel hat auch irgendwie Füße und ist also dem
Goldhamster "vergleichbar".
7. unter Einbeziehung von Gerüchten
"Selbst der jeden Antijudaismus unverdächtige US-Publizist ...."
Die Unverdächtigkeit ist als subjektive Wertung ungreifbar.
8. unter Einbeziehung unsauberer Zitiermethoden/Quellenangabe
"Quellenhinweis: Harry Potter, 1997 London ..."
Es spielt eigentlich keine Rolle, was dort wirklich steht, ob es
aus dem Kontext gerissen ist, denn es entsteht im Augenblick
des Zitats bereits die nächste "Quelle"
9. unter Erweiterung des politischen Kontexts
"Warum gerade jetzt, ..."
10. man bastelt die Legende einer alternativen Motivation
"wer ist der eigentliche Nutznießer dieses Geschehens"
lenkt von der Täterschaft ab und suggeriert eine
Selbstverständlichkeit für "eine Wahrheit hinter der Wahrheit"
11. Ausnutzung der Geheimhaltung
"warum verweigert die zuständige Staatsanwaltschaft ..."
"warum schweigt der CIA ..." (wäre normal für Geheimdienste)
"warum hält die Regierung solche Informationen unter Verschluss"
Dass die Geheimhaltung in der Regel öffentlich und sachlich
begründet wird, ist dieser Argumentationsweise nicht abträglich,
weil die Geheimhaltung von vornherein Teil der Verschwörung sei.
12. Unterstellung der Geheimhaltung
"warum wird die Öffentlichkeit nicht informiert, dass ..."
Alles, was noch nicht geklärt ist, eignet sich für die Behauptung
"unterschlagener Informationen"
13. Schlussfolgerung = Verschwörung
"So wird man unter Berücksichtigung aller Fakten
nicht umhinkommen, ..."
auch wenn die Fakten nur Mutmaßung und Unterstellung waren
14. Viele Gerüchte bleiben unwidersprochen.
"warum beweist dann niemand das Gegenteil"
Regierungen werden es in der Regel nicht nötig haben,
solchen Gerüchten entgegen zu treten, zumal staatliche Dementis
gleichbedeutend sind mit der Aufwertung der Gerüchtekocher.
Auch politisch engagierte Menschen haben zumeist keine
Lust, sich auf die Endlosigkeit der Verleumdungen einzulassen,
in denen Unschuldige zu den "eigentlichen Tätern" gemacht werden.
Wenn die Unschuldigen zudem noch unliebsame Politiker,
Regierungen oder Geheimdienste sind, verringert sich leider auch
bei vielen fried- und gerechtigkeitsliebenden Menschen die
Motivation zum Widerspruch gegen "Verschwörungstheorien".
(das ist natürlich nur aus dem internet geklaut.)