@der_wichtder_wicht schrieb am 13.08.2010:Somit denke ich auch, der Mensch will glauben, egal was die Vernunft sagt
Damit hast du, meiner Meinung nach, des Pudels Kern getroffen.
Wie wir heute wissen, ist nahezu jede menschliche Rasse (oder vielleicht besser soziales Gefüge?) auf die eine oder andere Art religiös. Bei den Naturvölkern sind es vielleicht Bäume, Steine oder Vulkane, in den Buchreligionen irgendwelche unsichtbaren Geister und wieder andere glauben nur noch an den Mammon.
Leider haben es einige Vertreter der Religionsinstitutionen (vulgo Kirchen) übertrieben. Nachdem sie lange Zeite den Menschen diktiert haben, was sie zu glauben haben und was die Wahrheit ist, sind die Menschen durch einfaches Nachdenken dahintergekommen, dass es wohl doch ein paar mehr Menschen gegeben hat, die ihnen nicht erzählt haben, was richtig, moralisch oder ethisch war, sondern schlicht, was für die Erzähler das beste war. Mit dem Ergebnis, dass diesen Institutionen heute mit erheblich mehr Skepsis begegnet wird. Glauben im Sinne der alten und bekannten Religionen ist heutzutage uncool. Die Fehlgriffe sind bekannt - wer weiter daran glaubt unterstützt diese Fehlgriffe auch noch. (So zumindest die Meinung vieler Skeptiker.) Ich will hier jetzt gar keine Diskussion vom Zaun brechen, welche Kritik an welcher Kirche berechtigt ist, oder welcher Glaube der richtige ist. Dies sind Dinge, die nach meinem Verständnis jeder mit sich selber ausmachen muss.
Da der Mensch aber von klein auf lernt, dass es logische Konsequenzen gibt und irgendwelche physikalischen Zusammenhänge (actio=reactio), will der Mensch für alles eine verständliche Erklärung haben. Lautete die früher eben oft: das ist Gottes Wille, wird diese heute nicht mehr akzeptiert. Sie erscheint zu unlogisch, zu oft missbraucht, sie ist nicht mehr state of the art. Damit entsteht, so meine Theorie, ein religiöses Loch. Es fehlen Erklärungen. Und die ganzen VTs machen in meinen Augen nichts anderes, als genau diese Lücke zu füllen. Sie bieten simple Erklärungen für komplexe Probleme. Und während die einen eben der Meinung sind, die Bibel wäre wörtlich auszulegen und alles negieren, was sich damit nicht vereinbaren lässt, so negieren die Gläubigen der VT eben alles, was im Widerspruch zu ihrem Glauben, ihrer Universalerklärung, steht.
Und während früher sich die Köpfe eingeschlagen wurden, wenn es darum ging, wer den richtigen Glauben hat, geht es heute darum, wer der richtigen VT folgt. Gleiches Spiel, nur leicht anderes Vokabular. Schade eigentlich...