@Yeiru Yeiru schrieb:
Ich finde es immer wieder toll wenn Menschen sich auch mal einen Hund aus dem Tierschutz holen. (habt ihr doch oder?)
Ich hab' sie nicht aus dem Tierschutz, sondern sie war in einer Familie, die sie sehr schlecht gehalten haben. Sie war mit 6 Monaten noch nicht stubenrein und die Leute hatten keine bessere Idee, als ihr das Wasser einfach wegzunehmen. Als wir sie zu Hause hatten, hat sie die erste Zeit immer "getaucht", statt zu trinken. Bloß genug von dem Zeug mitkriegen. So verhielt es sich auch mit dem Futter.
Aber das war jetzt erst eine kleine Macke von den vielen. Am übelsten ist und war, daß sie sehr empfindlich auf Anfassen reagieren kann. Ihre Rückseite mit den Hinterläufen z. B. ist immer eine "kritische" Zone. Wir vermuten, daß sie getreten und/oder geschlagen wurde. Sie knurrt manchmal heute noch, wenn man sie da hinten berührt oder streicheln möchte. Aber egal, sie hat ja noch genügend andere Kraulstellen. Wir leben gut damit.
Eigentlich "konnte ich sie gar nicht gebrauchen". Hatte nämlich schon einen Rüden zu Hause. Aber einfach dalassen konnten wir sie auch nicht - so haben wir damals eine verkorkste Mischlingshündin für 700 DM abgekauft.
:) Ein Schnäppchen, wie sich aber erst später herausstellte.
Mit unserem alten Rüden machte sie übrigens sofort "die Molly". Alles war automatisch IHRES, er musste sich unterordnen, obwohl er die älteren Rechte hatte. Nur beim Fressen, da hat er sich durchgesetzt. Da ist sie bei den ersten Versuchen schon gescheitert.
Yeiru schrieb:Das diese oft gebrochenen Seelen eine ganz besondere 'erziehung' brauchen ist da natürlich nicht von der Hand zu weisen.
Ja, da bewegt man sich auf einem schmalen Grat. Zu streng darf man sowieso nicht mit ihnen umgehen. Sie sind ja hypersensibel und würden das Vertrauen sicher nicht aufbauen können - aber trotzdem sollten sie lernen, was man von ihnen will.
:) Dafür müssen sie aber erstmal "zuhören". Dieses Problemchen hatte ich am Anfang: Sie hörte mir garnicht zu. Drehte den Kopf weg, wenn ich mit ihr redete, war schon wieder mit dem Hirn ganz woanders..............Das änderte sich erst, als ich ihr wichtiger wurde.
Yeiru schrieb:Ich wollte euch allerdings auch mal fragen, ob ihr schon mal versucht habt diese kleinen Macken bei euren Hunden auszumerzen? Wenn ja, wie habt ihr das gemacht?
Nur mit viel Liebe.
Das ist meiner Meinung nach die einzige Art zu versuchen, alte Wunden zu versorgen. Ich sagte ja schon, daß ich ziemlich überfordert war am Anfang und selbst nicht genau wusste, wie ich bloß mit ihr umgehen soll. Hab' dann mal die Tierärztin gefragt und obige Antwort bekommen.
War natürlich zweischneidig: Wie soll ich denn abrupt ein Tierchen lieben können, was mir den ganzen Tag über nur Schwierigkeiten macht? Aber das brachte dann die Zeit und die Versuche, ihr Vertrauen zu gewinnen. Heute kann ich echt sagen, daß ich noch nie einen Hund so intensiv geliebt habe wie sie. Eben weil sie auch so intesiv ist und sehr viel Aufmerksamkeit einfordert.
Yeiru schrieb:Ich hatte ja selbst einen Hund aus dem Tierschutz und mir sehr viel mühe gegeben ihn wieder gut in die Gesellschaft integrieren zu können. Doch sooo einfach wie ich es mir vorstellte, war es dann doch nicht.
Du hast recht - einfach ist es wahrlich nicht. Manchmal war ich fix und fertig anfangs. Hab' auch von Zeit zu Zeit gedacht, daß niemals ein halbwegs "normaler" Hund aus ihr werden könnte; war oft der Verzweiflung nahe und hab' mich überfordert gefühlt.
Yeiru schrieb:Ich wollte nicht das er zum super gutelaune Hund wird, und zu jedem fröhlich hinrennt.
Doch die Probleme die er vor allem mit anderen Hunden hatte, haben auch seine Lebensqualität sehr eingeschränkt.
Ja, ich versteh' Dich gut. Oft hab' ich andere Hunde so beneidet, die sich beim Herumtollen miteinander so richtig gut auspowern können. Dann hatte ich schon oft Mitleid mit meiner kleinen Zicke. Ihre Reizschwelle ist sehr niedrig, ein Rangelspiel, auch mit uns, artet bei ihr schnell aus. Sie würde sich auch nie ergeben. Auch nicht im Spiel.