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Adoptionsrecht für Schwule und Lesben?

1.147 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Kinder, Kind, Recht ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Adoptionsrecht für Schwule und Lesben?

26.01.2009 um 06:31
Zitat von HornisseHornisse schrieb:was ist dir da unverständlich?
Ja, dies ist ein mögliches Szenario; ja, einen Unterschied macht es auch ....ich meinte wo bleibt dein Statement dazu, bzw. was willst du damit sagen?
Zitat von HornisseHornisse schrieb:Wessen Mitspracherecht? Natürlich das der Kinder.
Da werden 3-Jährige so ihre Schwierigkeiten mit der Artikulation haben ;)
Aber das ist ohnehin ein Sonderfall, der auch bei heterosexuellen Paaren, Sonderregelungen unterliegt. Dies kannst du nicht zu Lasten von homosexuellen Paaren schieben, welche ein Waisenkind adoptieren wollen.


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Adoptionsrecht für Schwule und Lesben?

26.01.2009 um 07:52
Wer sagt denn dass ein Mann überhaupt in der Lage ist die Liebe einer Mutter zu ersetzen, für das Kind wäre es trotzdem nicht das Selbe wie eine richtige Familie.
Das Heim muss ja echt die Hölle auf Erden sein, so wie es von manchen hier dargestellt wird, aber im Heim hat man doch auch Bezugspersonen und es bilden sich Freundschaften.
Ausserdem lernt ein Heimkind schon früh sich durchzusetzen und Verantwortung zu übernehmen. Ich könnte mir als Kind jedenfalls überhaupt nicht vorstellen dass es mir gefallen würde bei zwei Männern aufzuwachsen, davor hätte ich wohl eher Angst.
Das leben ist kein Schnulzenfilm in dem jedes furchtbar ungeliebte, endlos traurige Heimkind vor Freude Luftsprünge veranstaltet nur weil es von irgendwem adoptiert wird.


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Adoptionsrecht für Schwule und Lesben?

26.01.2009 um 07:58
@vento76

Was ist denn mit den Kindern, die bei alleinerziehenden Muettern oder Vaetern leben? Was ist mit den Kindern, bei denen ein Elternteil verstorben ist?
Bezugspersonen werden Kinder immer finden, sei es ein Onkel oder eine Tante, die Grosseltern, Freunde der Eltern, usw. Wenn zwei Maenner ein Kind adoptieren, heisst das ja nicht, dass das Kind 24/7 nur mit den beiden Maennern hinter zugezogenen Vorhaengen bei verschlossener Tuer zuhause sitzt.
Und ich wette, dass jedes Kind eine Adoptivfamilie, die es liebt und umsorgt und fuer es da ist, dem Heim vorziehen wuerde.


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Adoptionsrecht für Schwule und Lesben?

26.01.2009 um 08:01
Es gibt reichlich homosexuell gewordene Mütter und Väter die ihre Ableger mit ihren neuen Partnern erfolgreich hochzüchten


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Doors ehemaliges Mitglied

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Adoptionsrecht für Schwule und Lesben?

26.01.2009 um 09:19
"Wer sagt denn dass ein Mann überhaupt in der Lage ist die Liebe einer Mutter zu ersetzen, für das Kind wäre es trotzdem nicht das Selbe wie eine richtige Familie."

Was hiesse das im Klartext?
Liebes Kind, nun, da deine Mutter verstorben ist, muss ich Dich an die Wand klatschen!


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Adoptionsrecht für Schwule und Lesben?

26.01.2009 um 09:54
Dann sollen sie das tun, es sind ja dann immernoch ihre Leiblichen Kinder. Es ist ja nun aber nicht so dass ein Kind das von seinen leiblichen Eltern weggeben wurde nicht trotzdem noch hinterfragt warum es seine leiblichen Eltern nicht geliebt haben.
Glaubt ihr eine neue Familie ist das Allheilmittel? Nehmen wir einmal an ein Kind von einer Familie, deren Religion Homosexualität nicht erlaubt kommt ins Heim.
Haben dann die Eltern nicht auch ein Recht darauf, dass das Kind nicht bei homosexuellen aufwächst?
Wer sagt dass eine gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft überhaupt eine Familie ist?
Glaubt ihr im Ernst ein meinetwegen eventuell bereits schulpflichtiger Junge würde freiwillig zu zwei homosexuellen Männern gehen, die er nicht kennt? - Kann ich mir nicht vorstellen.


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Adoptionsrecht für Schwule und Lesben?

26.01.2009 um 09:57
"Wer sagt denn dass ein Mann überhaupt in der Lage ist die Liebe einer Mutter zu ersetzen, für das Kind wäre es trotzdem nicht das Selbe wie eine richtige Familie."

Das zeigt für mich, das alte Rollenbilder leider nach wie vor Anwendung finden? Warum sollten Männer nicht genauso liebevoll mit einem Kind umgehen können wie Frauen?
Und wie schon gesagt wurde, finden sich auch außerhalb der Familie genug Bezugspersonen für das Kind. Da kann ich mich vorbehaltlos Warhead und Doors anschließen.

Habe gerade erst eine Weiterbildung Sexualpädagogik hinter mir, kurz zusammengefasst zum Thema hier:

- Die sexuelle Orientierung der Eltern/Geschwister etc. überträgt sich NICHT auf das Kind
- Homosexuelle verhalten sich oft im Alltag auch nicht anders als Heterosexuelle (die
Schwankung innerhalb dieser Gruppen sind deutlich größer als die Schwankung zwischen
den Gruppen)
- Bezugspersonen zur Selbstfindung der eigenen (Geschlechts-)identität werden nicht nur in
der Familie gesucht; dieser Vorgang findet bei jeder Form von Sozialkontakt statt

usw. Wenn Fragen bestehen, versuche ich gerne diese zu beantworten.

Es spricht halt insgesamt überhaupt nichts objektiv dagegen, dass Kinder bei Homosexuellen Paaren aufwachsen sollten, nur haben viele dabei ein komisches Bauchgefühl....was aber sicher eher mit Vorurteilen zu erklären ist....


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26.01.2009 um 10:12
Zitat von DoorsDoors schrieb:Liebes Kind, nun, da deine Mutter verstorben ist, muss ich Dich an die Wand klatschen!
Schon krass wie einem Manches hier ausgelegt wird, es gibt ja zum Beispiel auch Kindermädchen, eine Grossmutter etc...
Ich finde nur dass eine weibliche Bezugsperson wichtig ist für das Kind und das nicht nur eine Freundin des Hauses, die einmal in der Woche vorbeischaut sein sollte.
Nehmen wir einmal an es wäre ein Kleinkind, wer weiss - eventuell wären Männer damit überlastet, du musst bedenken es ist nicht ihr eigenes und würden es "an die Wand klatschen", wie du es so schön sagst. Ein Mann hat nun einmal nicht die Psyche einer Frau, sicherlich auch nicht jeder Homosexuelle.


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Adoptionsrecht für Schwule und Lesben?

26.01.2009 um 11:13
Und wo genau siehst du den Unterschied zwischen alleinerziehendem Vater und einen Männer Paar?? Mir scheint, du wertest nach zweierlei Maß...


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26.01.2009 um 11:13
ich seh das ein wenig anders, mein dad ist emotional viel "weicher" und sehender als meine mum... jeder hat eine andere erziehung genossen und es obliegt uns, daraus mehr zu machen oder etwas zu verändern - viele stagnieren in sich selbst und werden(wollen) nie verstehen, warum es nicht nur nach dem vorgegebenen schema: vater geht arbeiten und versorgt die familie und mutter macht den haushalt und kümmert sich um das kind, geht.
man kann in meinen augen nie pauschalisieren wie menschen funktionieren und welche werte sie für kinder mitbringen oder welche erziehungsmaßnamen richtig und falsch sind.
nicht jedes homosexuell leben paar eingnet sich für die adoption oder das recht auf adoption kindern ein zuhause zu geben - ebenso ist es bei heterosexuell lebenden paaren. dies sollte nie äußer acht gelassen werden.
kein mensch steht über oder unter einem anderen menschen - und erst recht nicht wenn es ein paar gibt das einem kind eine zukunft ermöglich kann in dieser "gesellschaft".


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Adoptionsrecht für Schwule und Lesben?

26.01.2009 um 11:27
@Doors
schönes beispiel - rüttelt einen "wach"..... ;-D


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26.01.2009 um 11:36
@artemishades

Das kann ich nur unterschreiben! ^^

"nicht jedes homosexuell leben paar eingnet sich für die adoption oder das recht auf adoption kindern ein zuhause zu geben - ebenso ist es bei heterosexuell lebenden paaren"

Genau! Das meinte ich damit, dass die Unterschiede innerhalb einer Gruppe größer sind als zwischen den Gruppen. Ich denke mal ein Großteil des Problems besteht darin, dass viele eine bestimmte Klischee-Vorstellung von Homosexuellen Paaren haben, die aber gerade so kaum zutrifft.


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26.01.2009 um 12:10
@annabea
leider bezieht sich das "klischee" auf den sex ... und zu 99% auf männer die ein paar verkörpern - es ist so traurig das menschen aufgrund ihrer sexualität reduziert werden - na da sollte sich ein jeder mal an die eigene nase fassen -> der sex zwischen heterosexuellen muss auch nicht immer schön und "normal" für andere sein.
aber mich interessiert nur meine beziehung und meine sexualität nicht die der anderen außer diese ist nicht von beiden gewollt! vor allem würde ich mir nie und nimmer mein recht zu lieben wen ich will - nehmen lassen.


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26.01.2009 um 13:33
@james1983
Nein, meist sind es nicht 2 Schwule und eine gute Freundin, sondern sind es meist Schwule, die ihre Empfindungen verdrängen und stattdessen eine Beziehung mit einer Frau eingehen. Diese Beziehung kann natürlich nichts auf Dauer sein und das Kind leidet bestimmt darunter, wenn die Eltern sich nicht so gut verstehen.


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Doors ehemaliges Mitglied

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Adoptionsrecht für Schwule und Lesben?

26.01.2009 um 14:23
@vento76

Nach dem Tode meiner Frau im Libanon 1982 habe ich unsere damals vier Jahre alte Tochter allein grossgezogen. Für ein Kindermädchen fehlte das Geld und Omas waren sehr weit weg und hatten deutliches Desinteresse signalisiert.

Natürlich kann ein Mann ein Kind allein aufziehen. Das haben zu Zeiten, da Mütter im Kindbett an banalen Infektionen zu Hauf verreckten, jede Menge Männer leisten müssen, wie ein Blick in die Geschichte klar macht.

Dass es nicht einfach ist, allein ein Kind grosszuziehen, wenn man nicht mal über ein geregeltes Einkommen verfügt und berufsbedingt höchst mobil sein muss - das steht auf einem ganz anderen Blatt.
Aber wer hätte behaupten wollen, dass es die Aufgabe des Lebens sei, es einem leicht zu machen?

Ich habe nicht den Eindruck, bei der Erziehung meiner Tochter irgendwas falsch gemacht zu haben, weder in ihrer Ausbildung, sie ist inzwischen Ärztin in einer dänischen Klinik, noch in ihrem politischen Engagement, sie war für ein Jahr für Médecins sans frontières in Gaza-Stadt tätig, noch in emotionaler Hinsicht, wenn ich mir beispielsweise ansehe, wie sie mit ihren jüngeren Geschwistern aus meiner zweiten Ehe umgeht.

Was bitte soll ein Mann in der Erziehungsarbeit, im Leben mit Kindern, nicht leisten können?


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Adoptionsrecht für Schwule und Lesben?

26.01.2009 um 16:06
Das Interesse an der Herkunft kommt nicht erst mit der Pubertät auf. Die Identitätsfrage stellt sich für Adoptivkinder lebenslang in verschiedener Intensität und immer wieder anderer Ausprägung, je nach Altersstufe.
Mit den leiblichen Eltern oder einem leiblichen Elternteil aufzuwachsen, ist in unserer Kultur selbstverständlich. Kinder sind Teil ihrer Verwandtschaft, letztes Glied von Generationen. Das Kind sieht jemandem in der Familie ähnlich, „es kommt auf den Vater, die Tante, die Großmutter oder ältere Geschwister heraus.“ Über unsere Eltern, Großeltern, Geschwister, unsere Verwandten, (z.B. wem wir ähnlich sehen) definieren wir uns. Darüber hinaus wird unsere Identität bestimmt über Geschlechtsrolle, soziale Rollen, sozialen Status, Beruf, d.h. über Leistung und soziale Beziehungen, Normen und Werthaltungen. Durch seine Familie weiß ein Kind wie von selbst, wer es ist, bekommt es seine Besonderheit, seine Unverwechselbarkeit, seine Identität.

Fast alle fremdplatzierten Kinder fühlen sich trotz neuer, oftmals dichter und sicherer Bindungen als Teil ihrer Herkunft. Sie definieren sich bewusst oder unbewusst als Kind ihrer Eltern. Das Wort Identität kommt aus dem Lateinischen von Idem und bedeutet derselbe: Ich bin ein neu zusammengesetzter Teil meiner Eltern. Von ihnen habe ich Wesenszüge und meine Konstitution.

Nicht nur adoptierten Kindern, allen Menschen, die ihre Eltern oder einen Elternteil nicht kennen, z.B. Vollwaisen, Kindern mit unbekannten Vätern, bleibt diese Quelle, sich selbst besser zu kennen und zu verstehen, verschlossen. Vollwaisen haben aber in der Regel Menschen, die ihre Eltern kannten, haben von ihnen Fotos, wissen den Namen.

Eine zweite Bedeutung des Wortes Identität kommt von Identifikation. Es bedeutet Wiedererkennen, aber auch Übereinstimmen. Unser Pass (Identitycard) und unsere Identität dienen dazu, unverwechselbar zu sein, wiedererkannt zu werden. Adoptierte leiden oft darunter, dass sie „nicht erkannt“ werden könnten oder dass sie ihren leiblichen Angehörigen begegnen könnten, ohne sie zu erkennen. Wenn sie jemanden sehen, der ihnen ähnlich zu sein scheint, egal wo: auf der Straße, im Zug, auf dem Campingplatz: Dann fragen sie sich: Ist dies meine Mutter, mein Vater? Sind dies meine Geschwister? Dies ist eine sehr beunruhigende Situation.

Die Identitätsfindung

Heute gehört es dazu, dass Adoptiveltern viel wissen und dieses Wissen weitergeben an die Kinder. Im Zusammenhang mit der Biografiearbeit und der Erstellung eines Lebensbuches für das adoptierte Kind tritt für die angenommenen Kinder ein Stück Beruhigung ein. Den Namen, das Geburtsdatum der Eltern zu wissen, zu wissen, weshalb sie von den leiblichen Eltern fort mussten beschäftigt schon drei, vier, fünfjährige Kinder. Heute sind viele Adoptiveltern ein gutes Modell für ihre Kinder, indem sie die Bedeutung der Herkunft und der Identität würdigen. In früheren Jahren fühlten sich Adoptierte oftmals sehr allein, vor allem bei Familienfesten, wenn Verwandte der Adoptiveltern kamen. Die Adoptierten wussten genau: Hier kommen alle zusammen, weil sie miteinander verwandt sind. „Ihr seid nicht meine richtigen Eltern“, bekamen fast alle Adoptiveltern schon zu hören. Die achtjährige Anna erklärte sogar, als sie nicht aufräumen wollte: „Ich gehe zum Jugendamt und besorge mir neue Eltern!“ Manche Adoptionswillige glauben, sie könnten adoptierte Kinder durch das Vorenthalten der Wahrheit vor Schmerz und Kummer bewahren. Doch wird dem Kind die Adoption verheimlicht, so steht etwas zwischen Eltern und Kind. Informationen lassen sich zwar vom Kind fernhalten, nicht aber die Gefühle, die Atmosphäre. Auch wissen in der Regel Großeltern, Verwandte und Nachbarn Bescheid. Kinder spüren und ahnen meist, dass ihnen etwas vorenthalten wird.

Adoptivkinder wollen so werden, wie ihre Adoptiveltern. Zugleich definieren sie sich unbewusst, manchmal ganz offen, als Kinder ihrer Herkunftseltern. Was sie an gefühlsmäßigen Signalen über diese empfangen, ob die Adoptiveltern die Herkunftseltern achten können und dem Kind Erklärungen geben können, weshalb ihre Eltern in ihre jeweilige Notlage kamen, wirkt auf das innere Bild ein, das die Kinder von ihren leiblichen Eltern in sich tragen. Und dieses innere Bild prägt die Identität des Kindes. Wenn Adoptiveltern die Herkunftseltern negativ bewerten und keine guten Seiten an ihnen sehen können, reproduzieren manche Kinder aus unbewusster Identifikation immer wieder vermutete negative Verhaltensweisen ihrer leiblichen Eltern, vor allem in der Jugendzeit.

Wir wissen schon aus dem Trennungs- und Scheidungsbereich, wie belastend es ist, wenn ein Junge z.B. von seiner Mutter gesagt bekommt, sein Vater sei ein Schuft. Wiederholt haben solche Jungen zu mir gesagt: Bei dem Vater kann doch aus mir nichts werden! Bei Adoptierten betrifft diese Selbstablehnung oftmals beide Elternteile. Sie wissen, dass sie Kind dieser geächteten Menschen sind. Ein Zwanzigjähriger ist kein Einzelfall, der eines Tages im Bett liegen bleibt, nicht mehr zur Schule geht und zu seinen erfolgreichen, sozial anerkannten Adoptiveltern sagt: So viel wie Ihr, werde ich nie erreichen. Meine Eltern haben in der Gosse gelebt. Ich werde eher so wie sie.

Kinder, die keine Chance haben, stolz auf ihre Eltern oder Elternteile zu sein, sehen für sich kaum positive Chancen. Dies kann zu Selbstaggression bis hin zum Suizid führen.

Diese Prozesse können sehr subtil ablaufen, auch ohne, dass Adoptiveltern beabsichtigen, den Herkunftseltern einen negativ besetzten Platz zu geben. Der oder die Adoptierte kommt aus einer Familie, die nicht so intakt ist, die gesellschaftlich nicht so anerkannt ist, wie die Adoptivfamilie. Allein, dass die Herkunftsfamilie gegen die gesellschaftliche Regel verstoßen hat, ihr Kind selbst zu versorgen, lastet auf dem Kind. Dies erlebt das Kind als persönliche Niederlage.

Entscheidend ist also: Können die Adoptiveltern emotional anerkennen, dass die Herkunftseltern zum Leben des Kindes dazugehören? Und können Sie ertragen, dass sie dem Kind den Schmerz, von den leiblichen Eltern getrennt worden zu sein, nie werden ganz fortnehmen können, dass das Kind hier immer wieder Trost und Einfühlung braucht?

Reaktionen auf das Adoptiertsein:



Verletzbarkeit bei späteren Verlusten oder Enttäuschungen im Leben und eine höhere Sensibilität für Zurückweisungen und Verlassenwerden
Machtlosigkeit in Bezug auf die Umstände der Adoption
Anhaltende Trauer über den Verlust der leiblichen Eltern
Angst, nicht geliebt zu werden. Angst vor Trennung, Zurückweisung
Gefühle von Einsamkeit und Nichtdazugehören


Die Kränkung, fortgegeben worden zu sein

Wenn Säuglinge von ihren Eltern getrennt werden und zu neuen Menschen kommen, so können sie auf die Menschen ihrer Umgebung Bindung und Vertrauen übertragen. Dennoch haben sie unbewusst den Verlust registriert. Wir wissen aus der Säuglingsforschung (Dornes, der kompetente Säugling), dass Babies ihre Eltern an der Stimme, der Sprache, am Herzschlag und am Geruch wieder erkennen. Die Mutter war ihnen neun Monate lang vertraut. Der Bruch im Leben wird wahrgenommen und registriert. So fühlen sich viele Adoptierte Lebenslang oftmals unsicher, haben unbewusste Ängste vor Trennung. Hinzu kommt mit dem Wissen über die Freigabe zur Adoption die erlittene Kränkung. Von den eigenen Eltern weggegeben worden zu sein, hinterlässt existentielle seelische Wunden, von denen Adoptiveltern oft annehmen, dass sie verheilt seien, wenn das Kind schon länger bei ihnen lebt. Manche Kinder oder Jugendliche verdrängen den Schmerz. Manche Kinder fühlen sich selbst verantwortlich für ihre Fortgabe. Sie fragen sich, ob sie alles getan haben, um die Katastrophe zu verhindern. Viele fremdplatzierte Kinder geben sich selbst Mitschuld oder sogar die Alleinschuld an der Trennung von ihren Eltern. Sie fragen sich: „Was war an mir nicht richtig, dass sie mich nicht gebrauchen konnten?“ Adoptiveltern können bei aller Liebe und allem Einsatz die schmerzliche Tatsache im Leben des Kindes nicht „wiedergutmachen“, von den eigenen Eltern getrennt worden zu sein. Die Trauer und der Kummer, die eigenen Eltern verloren zu haben bzw. nicht mit ihnen leben zu können, bleibt für alle „angenommenen“ Kinder oftmals lebenslang Thema. Manche geben es selbst zu, wie stark die Tatsache, fortgegeben worden zu sein, schmerzt; andere verdrängen und sagen: „Das macht mir doch nichts aus.“ Die Kränkung, von den „eigenen Eltern“ weggegeben worden zu sein, hinterlässt, auch wenn sie nicht wahrgenommen und bewusst gefühlt wird dennoch ein geschwächtes Selbstwertgefühl.

Adoptiveltern können dem Kind den Schmerz, die eigenen Eltern verloren zu haben, über sie traurig, wütend oder beschämt zu sein, nicht abnehmen. Sie können helfen, zu ordnen und zu trösten und sie können anerkennen, dass der Kummer oder auch Ärger und Trauer über die Herkunftsfamilie ein zentrales Thema im Leben der Kinder bleibt. Und sie können dem Kind helfen, sich mit seiner schweren Situation auszusöhnen. Ganz unabhängig, ob ein Kind real Zugang zu seinen Wurzeln hat durch Fotos, Briefe der Herkunftsfamilie oder Kontakte z.B. zu Geschwistern: Adoptivkinder können sich dann wertvoll und seelisch komplett fühlen, wenn ihre Herkunftsfamilie in ihrem aktuellen Leben einen emotionellen Platz bekommt, wenn es seine Herkunftseltern und seine Geschwister als Teil von sich selbst anerkennen darf.

Für jene Adoptiveltern, die nicht genug oder gar nichts über die Herkunft ihrer angenommenen Kinder wissen, ist es besonders schwer, dem Kind die Eltern als existent oder wertvoll zu vermitteln. Ich kenne viele Adoptiveltern von Findelkindern – inländische und ausländische Kinder – und ich weiß, dass einige von ihnen vehemente Gegnerinnen der Babyklappe sind. Sie haben nichts, was sie dem Kind geben und erzählen können. Und es ist schwer, dem Kind etwas über seine Entstehung und seine leiblichen Eltern zu sagen, wenn das Kind es nicht wert gewesen schien, von seinen Eltern die Personalien, die Identität mit auf den Lebensweg zu bekommen.

Die meisten Adoptiveltern bemühen sich um Fotos der Herkunftsfamilie, sie können dem Kind einen Namen nennen: Deine Mutter heißt Marianne, dein Vater heißt Max. So bekommen die Herkunftseltern eine Gestalt. Kinder, die anonym geboren wurden – wir wissen es aus Frankreich – fühlen sich besonders stark seelisch verletzt, entwertet, es lässt sie oft lebenslang nicht mehr los.

Warum Adoptierte nach ihren leiblichen Verwandten suchen


Sie wollen den verlorenen Teil ihrer selbst wieder finden
Sie wollen sich selbst komplettieren, gerade die Suche nach Geschwistern hilft bei der Identitätsfindung
Sie sind neugierig und wollen die Aussagen ihrer Adoptiveltern überprüfen
Sie wollen ihren eigenen Kindern etwas über sich und ihre Herkunft erzählen können
Sie wollen ihr Leben ordnen und damit leben lernen, dass sie seelisch-soziale und leibliche Eltern haben
Sie möchten ergründen und wissen, warum sie fortgegeben wurden.
Sie wollen die Kränkung überwinden, fortgegeben, verstoßen, ausgetauscht worden zu sein.
Sie möchten Informatioen über ihre konstitutionellen, charakterlichen, gesundheitlichen Bausteine.
Sie suchen nach Menschen, denen sie in Teilen gleichen, mit denen sie ähnlich sehen und mit denen sie körperlich verwandt sind.
Es gibt unbewusste oder offene sehnsucht, den Bruch im Leben ungeschehen zu machen.


Wenn es gelingt, die leiblichen Eltern ausfindig zu machen und ihnen zu begegnen, so tritt für viele Adoptierte ein Stück Beruhigung und Entlastung ein. Dennoch lässt sich das besondere Schicksal nie aufheben. Die nicht miteinander gelebten Jahre sind nie mehr aufholbar. Adoptierte müssen herausfinden, wie stark sie sich ihrer „neu gewonnenen“ Verwandtschaft oder ihren Herkunftseltern zugehörig oder sogar verpflichtet fühlen wollen. Leibliche Angehörige zu kennen, gibt vielen Adoptierten dennoch ein Stück emotionale Sicherheit. Manche Adoptierten fühlen sich erneut zurückgewiesen, sie müssen ein weiteres Mal Abschied nehmen, weil ihre Mutter oder ihr Vater nicht dem Bild entspricht, das sie sich gemacht haben. Die Konflikte, die zur Trennung der Lebenswege und zur Adoption geführt haben, werden dann wieder spürbar. Andere Adoptierte können ihren Frieden mit der Situation machen und ihr Schicksal annehmen. Sie stellen keine Erwartungen an ihre Herkunftseltern und sind so oder so zufrieden, endlich zu wissen, wer ihnen die eigenen Bausteine gab. Viele können ihr Schicksal nach einer Begegnung mit Elternteilen oder Geschwistern besser annehmen.

Viele Adoptierte, die ihre Angehörigen niemals ausfindig machen können, reagieren darauf mit bleibender Trauer. Es bleibt ihnen nur, mit der schmerzhaften Lücke leben zu lernen und diese Lücke als Bestandteil ihrer Persönlichkeit anzunehmen. Einen inneren Frieden können viele ehemalige Findelkinder dennoch nie finden.

Klarheit über Rolle, Status und Auftrag

Adoptiveltern haben zwei Aufträge: Zum einen für das Kind Eltern zu sein und zum anderen ihm seine Geschichte zu bewahren, mit dem Kind zu bearbeiten und damit verbunden, die leibliche Elternschaft zu würdigen. Die Herkunftseltern gehören zum Leben des Kindes dazu, ohne sie gäbe es das Kind nicht. Und ohne ihr Nicht-soziale-Elternseinkönnen hätten die Adoptiveltern kein Kind. Gleichzeitig ist die emotional-seelische Elternschaft wertvoll und die wichtigste Elternschaft. Adoptiveltern müssen an sich arbeiten, hier nicht zu zweifeln. Beide Elternschaften – die biologische und die soziale – haben ihre Berechtigung und ihren Stellenwert. Die leibliche Elternschaft ist ebenso wie die soziale nie mehr aufhebbar. Wenn die Adoptiveltern beide Elternschaften als wertvoll einstufen, ihre emotional-rechtliche Elternschaft und die Herkunftselternschaft, wenn sie dem Kind das Gefühl vermitteln, das aus beiden ein wertvolles Ganzes wurde, dann können Kinder ihr Adoptionsschicksal gut bewältigen.

Die vier Dimensionen von Elternschaft

In dem sehr empfehlenswerten Buch von Ryan und Walker „Wo gehöre ich hin“ werden nach Vera Fahlberg drei Bereiche der Elternschaft aufgezeigt: Die leibliche Elternschaft, die nie mehr aufhebbar ist, die soziale Elternschaft, die nach Jahren der Bindung und des Zusammenseins ebenfalls nicht mehr austauschbar ist und die rechtliche Elternschaft. (Vergl. Ryan und Walker, 1997, S.85). Fahlberg ordnet die ökonomische Elternschaft der rechtlichen Elternschaft zu. Doch dies ist meines Erachtens ein vierter zentraler Bereich der Elternschaft. Adoptiveltern haben (außer der Dimension der leiblichen Elternschaft) alle drei anderen Anteile von Elternschaft. Bei Pflegekindern sind oft alle vier Dimensionen auf verschiedenen Menschen oder Institutionen aufgeteilt.

Ein Kind kann dann beruhigt aufwachsen, wenn alle vier Anteile in seiner Lebenswirklichkeit einen angemessenen Platz bekommen. Dies kann geschehen, indem dem Kind beispielsweise über die leiblichen Eltern gesagt wird: „Sie haben dir das Leben gegeben und bleiben immer deine leiblichen Eltern.“ Derjenige, der die rechtliche Verantwortung für das Kind trägt, sollte dem Kind ebenfalls klar beschrieben werden: „Wir sind deine rechtlichen Eltern und bestimmen in wichtigen Sachen des Lebens, was mit dir geschieht.“ Über die soziale Elternschaft kann dem Kind gesagt werden: „Weil wir schon solange als Adoptiveltern und Kind zusammenleben, ist unsere Jeden-Tag-Eltern-Kindschaft nicht mehr austauschbar. Auch sie kann nie mehr rückgängig gemacht werden. Die gelebten Jahre haben uns miteinander verbunden.“ Wird dieser Satz verinnerlicht, so bekommen die Herkunftseltern emotional, ideell oder real (durch Kontakte) einen Platz im Leben des Kindes. .Die Klarheit über seine Rolle und seinen Status gibt Kindern Orientierung, Sicherheit und Stärke.

Adoptierte müssen das schwere vollbringen, die Trennung zwischen leiblicher und seelisch sozialer Elternschaft zu vollziehen. Wir alle müssen im Lauf unseres Erwachsenwerdens und unserer Reifung lernen, dass unsere Eltern uns das Leben gaben, dass sie aber möglicherweise ihre seelisch-soziale Elternrolle nicht immer in unserem Interesse ausgeübt haben. Zu ertragen, von den Eltern nicht alles bekommen zu haben, was wir gebraucht hätten, muss jeder Mensch mehr oder weniger lernen. Jeder Mensch muss im Laufe seines Erwachsenwerdens aushalten, von den Eltern vieles an Zuwendung oder Verständnis nicht mehr zu erwarten. Adoptierte müssen diesen Prozess in einer sehr radikalen Weise vollziehen. Sie müssen sich damit abfinden, dass sie von ihren Eltern das Leben bekamen, aber keine Anteile von seelisch-sozialer Zuwendung. Bei offenen Adoptionen ist dies ganz anders. Hier spürt das Kind, dass die Mutter noch Zeit, Interesse, Kraft aufbringt. Dieses Kind muss nicht in so radikaler Weise Abschied nehmen. Wieder wird deutlich, wie extrem die Situation der Menschen ist, die nicht einmal wissen, wer ihre Eltern sind, wer ihnen das Leben gab. Die nur mit dem Wissen aufwachsen, fortgelegt oder anonym geboren zu sein. Dies bleibt eine lebenslange Verletzung: zwar das Leben bekommen zu haben, aber ansonsten gar nichts, nicht einmal die Identität, den Namen oder das Alter der Eltern.

Wenn bisher in getrennten Familien lebende Geschwister einander suchen und treffen

Viele Adoptierte geraten in Euphorie, wenn sie erfahren, dass sie noch Geschwister haben und dass diese nach ihnen suchen.

Für die Identitätsentwicklung und die Verarbeitung des Adoptionsprozesses ist das Zusammentreffen von Geschwistern eine große Hilfe. Zu wissen, dass es andere Kinder derselben Eltern oder derselben Mutter gibt, die ähnliche Bausteine haben, meist sogar ein ähnliches Schicksal, ist für die Adoptierten sehr entlastend und psychisch beruhigend. Leibliche Geschwister kennen zu lernen, bedeutet für Adoptierte sich nicht mehr allein auf der Welt zu fühlen, Verwandte, Schicksalsgenossinen zu haben und Menschen die einem konstitutionell ähnlich sind. Kaum vorstellbar wieder, was es bedeutet, wenn auch dieser Weg der Selbstfindung für immer versperrt bleibt.

Wenn Adoptierte nicht nach ihren Wurzeln suchen wollen

Wenn Adoptierte es ablehnen, nach ihrem Ursprung zu suchen, so kann dies unterschiedliche Ursachen haben.


Loyalität zu den Adoptiveltern, Sorge die Zuneigung der Adoptiveltern zu verlieren, den Adoptiveltern nicht weh tun zu wollen, sich ihnen verpflichtet fühlen
Unsicherheit, wie mit zwei Familien umzugehen ist, wie sie zu handhaben sind. Es gibt kein Modell, zwei Familien zu haben. Sorge vor Ansprüchen und Verpflichtungen nach beiden Seiten.
Die Fortgabe hat die Adoptierte oder den Adoptierten so tief und nachhaltig verletzt, dass sie/er Angst vor neuer Verletzung, neuer Niederlage und neuer Zurückweisung hat.
Angst vor der ganzen Tragweite der Realität, Angst, die Situation nicht zu ertragen, Angst, einem Menschen gegenüber zu treten, der Macht über einen bekommt.
Bedürfnis, zu verdrängen und nichts zu tun, was die bisherige Sicherheit und den bisherigen Lebensweg belasten könnte. Wunsch, die Adoptionsfreigabe nicht mehr wahrhaben zu wollen, so sein wollen, wie alle anderen Menschen.
Bedürfnis nach Rache und Bestrafung der Herkunftseltern: Ihr habt mich machtlos und ohnmächtig gemacht, über mich verfügt, ohne, dass ich Einfluss hatte. Nun will ich Einfluss nehmen und Macht haben. Ihr habt mir weh getan, nun tute ich euch weh, indem ich nichts mehr mit euch zu tun haben will.“


Wenn adoptierte Menschen große Abwehr entwickelt haben, so ist es oberstes Gebot, diese zu respektieren. Die Suche nach der Herkunftsfamilie kostet Adoptierte oftmals viele Jahre ihres Lebens enorme seelische Energie, die anderen Lebensbereichen entzogen wird. Manche Adoptierte benötigen viele Jahre, bis sie sich für eine Suche stark genug fühlen.

Aber auch Adoptierte, die aus Angst vor neuer Verletzung oder aus Bestrafungswünschen heraus eine Begegnung ablehnen, benötigen oft viel seelische Energie für diesen Weg. Dennoch kann niemand sie zu einem anderen Weg bewegen. Sie benötigen oft viele Jahre Zeit. Andere entscheiden sich, nie nach Angehörigen zu suchen. Der Adoptionsprozess ist ein konflikthafter Start ins Leben und diese Konflikte lassen sich oftmals lebenslang nicht mehr vollständig bereinigen oder bewältigen.

Wenn der Weg zum Ursprung abgeschnitten ist

Dennoch bleibt es ein tiefer Unterschied, ob ich als adoptierter Mensch selbst beschließe, meine Herkunftsfamilie nicht zu suchen oder ob ich dieser Möglichkeit, hier eine eigene Entscheidung zu treffen, von vornherein beraubt worden bin. Auch haben die Menschen, die sich gegen eine Suche entscheiden, oftmals ein bestimmtes Wissen über ihre Herkunftsfamilie. Anonym geboren oder in eine Babyklappe gelegt worden zu sein, bedeutet für diese Menschen eine besonders radikale Form des sich Unerwünschtfühlens, des Verstoßenwordenseins. Das kann durch noch so liebevolle Aufklärung, dass die Mutter einen verantwortlichen Schritt getan haben soll, nicht aufgehoben werden. Eine beliebte Bewältigungsstrategie von annehmenden Eltern – gerade bei den X-Kindern in Frankreich heißt: Wir sagen dem Kind am besten nichts. Wer so handelt belastet sein angenommenes Kind möglicherweise noch stärker, als jene, welche die Wahrheit sagen: Informationen lassen sich verbergen (Imber-Black, Tisseron), nicht aber die dazugehörigen Gefühle. Die Kinder ahnen sie, bleiben jedoch damit alleingelassen.

Die Menschen, von denen sie abstammen, denen sie gleichen, von denen sie ein Teil sind, nicht zu kennen, überhaupt nichts zu wissen, bedeutet für die betroffenen Menschen eine bleibende nie schließbare Lücke im Leben, damit verbunden eine nie endende Trauer einerseits sowie tiefe Selbstunsicherheit und Selbstzweifel andererseits. Einige junge Adoptierte aus Indien berichteten mir von ihren schweren Prozessen. Sie sind froh, das Kinderheim in Indien zu kennen. Eine von ihnen kam kürzlich von einer Reise aus Indien zurück und war überzeugt, sie hätte sich in einem bestimmten Stadtteil vertraut und heimisch gefühlt. Nie wird sie überprüfen können, ob ihre Gefühle der Realität entsprechen. Viele Adoptierte, die ihre Abstammung nicht kennen, leiden unter mangelndem Realitätsbezug, können die Welt um sich herum viel schwerer einordnen, weil ihnen die Grundlagen hierzu fehlen. Im Lauf der Jahre gelingt es manchen „entwurzelten“ Menschen in einem langsamen Prozess, die bleibenden schmerzhaften Lücken als zu ihrem Leben dazugehörig anzunehmen. Andere können ihr gesamtes Leben nicht gut bewältigen. Wieder andere können durch das am Beginn ihres Lebens stehende Nein, nie mehr lebensbejahend sein und sind suizidgefährdet. Ich kenne mehrere annehmende Familien, in denen jugendliche Adoptierte oder Pflegekinder Suizid begingen, weil sie mit der schweren Verletzung, die am Anfang ihres Lebens stand, nicht weiterleben konnten.

Wenn nur ein einziges Baby gerettet wird, dann haben sich Babyklappe und anonyme Geburt schon gelohnt ist ein beliebtes Argument der BefürworterInnen. Mit größter Wahrscheinlichkeit war ein Kind, das zur Babyklappe gebracht wird, aber nie wirklich in Lebensgefahr. Der Preis: Es werden in Zukunft tausende von Menschen mit einem lebenslangen Schmerz belastet. Und einige werden nicht stark genug sein, diesen dauerhaft auszuhalten und sich später möglicherweise das Leben nehmen. Langfristig gesehen schützen wir also mit Babyklappe und anonymer Geburt nicht Leben sondern wir belasten und gefährden Leben.



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26.01.2009 um 16:11
bin ja mal gespannt ob sich jemand die Mühe macht.


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26.01.2009 um 16:13
und nochmals wiederhole ich mich gerne,
die Natur gibt jedem Kind vor das es eine Mutter und einen Vater hat. Daran gibt es nichts zu rütteln. Für das Kind ganz sicher eine nichtwegzudenkende lebenswichtige Bedeutung.


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26.01.2009 um 16:24
Der Text oben dreht sich um Adoption allgemein...

die Natur gibt jedem Kind vor das es eine Mutter und einen Vater hat.

Wenn man hier mit Idealbildern argumentiert, muss man gegen alle Adoptionen sein.


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26.01.2009 um 16:25
ja ich halte allgemein die Adoption für nicht so dolle.


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