Zivilcourage noch up to date?

@diabolinchen
... die ganze Zeit anstellen und mit Sicherheit auch noch in Zukunft anstellen werden ...

@x-ray-2

leider ...
Es sind zuwenige die aufbegehren - und die spielen mit ihrem Leben

Aus dieser Sicht hat Zivilcourage eine neue Bedeutung gewonnen

Hier ein Artikel zum Thema, der mir gerade untergekommen ist:

http://oe1.orf.at/highlights/144718.html (Archiv-Version vom 13.10.2009)

Auszug aus dem Artikel:

Kein Patentrezept, aber viele Möglichkeiten

Das Problem, sagt die Zivilcourage-Trainerin Susanne Bali, ist: Die Menschen glauben, das Einzige, was sie tun können ist, sich wie ein Held zwischen Täter und Opfer zu werfen. Die meisten Menschen fühlen sich aber nicht wie Helden und trauen sich das nicht.

Wer sich zwischen Täter und Opfer stellt, läuft Gefahr die Aggression ab zu bekommen. Ruhig bleiben, ist die Devise, und andere mit ins Boot holen, sich zusammen schließen. Einer allein kann wenig ausrichten. Je mehr Leute sich für den Konflikt interessieren, desto besser, betonen Polizisten und Psychologen.

Verwirrung stiften

Statt in den Kampfring zu treten, soll man Verwirrung stiften. "Singen Sie eine Arie, fragen sie nach der Uhrzeit oder nach dem Weg, immer wieder", sagt Susanne Bali. Sie trainiert Menschen in Zivilcourage und erzählt von einem Vorfall: Einmal hat eine Frau beobachtet, wie vier Glatzköpfe ein Mädchen mit Kopftuch in der U-Bahn beschimpft und angerempelt haben. Sie hat sich auf den Boden fallen lassen, einen epileptischen Anfall vorgetäuscht und wild gezuckt und gespuckt. Binnen kürzester Zeit waren die Täter aus dem Konzept, wussten nicht mehr, was sie tun sollten und sind geflohen.

@Ashitaka

Ich sehe diesen Artikel ist als einen sehr guter Ansatzpunkt.

Jedoch:

Was bringt mir das, wenn ich helfe?
Aber nicht bei jedem öffentlichen Konflikt sind alle Beobachter gelähmt vor Angst, können die Wirklichkeit nicht mehr beurteilen und sind unfähig Verantwortung zu übernehmen und trotzdem wird nicht geholfen. Der Polizist und Ausbildner Günther Berghofer erklärt: "Jeder macht eine Abwägung, eine Kostenfrage: Was bringt mir das, wenn ich da bleibe? Was habe ich für Einbußen, für Verluste? Was gewinne ich davon auch?"

Wird diese Denkweise nicht laufend vermittelt bzw. wird es in jungen Jahren nicht bereits geschult ?

Vielleicht fehlt vielen eine spontane Entschlussfähigkeit. Viele sind es vielleicht auch nicht gewohnt, selbstständig und eigenverantwortlich zu handeln.

x-ray-2 schrieb:Vielleicht fehlt vielen eine spontane Entschlussfähigkeit. Viele sind es vielleicht auch nicht gewohnt, selbstständig und eigenverantwortlich zu handeln.

Ich glaub das liegt eher daran das der Mensch wie ein Huhn (Herdentier) ist. Er füllt sich nur bei Menschenmengen sicher. Da gab es mal eine Dokumentation warum keiner versucht hat die Terroristen in der 9/11 Maschine aufzuhalten.

@kidnapkiller

kidnapkiller schrieb:Da gab es mal eine Dokumentation warum keiner versucht hat die Terroristen in der 9/11 Maschine aufzuhalten.

Interessant - bloß wer will wie eine US-Regierung aufhalten?

@diabolinchen

Stimmt. Es ist in solchen Fällen sehr schwer biologi(sti)sche Aspekte von sozialwissenschaftlichen Einflüssen, Prägungen etc. abzugrenzen. Deshalb ist es wohl nötig unerwünschten Faktoren aus beiden Bereichen soweit dies möglich ist mit adäquaten Methoden entgegen zu wirken. D.h. in dem Fall: Bewusstseinsbildung und kritischer Diskurs, lernen, mit den "instinktiven" Reaktionen des Körpers / Unterbewusstseins (whatsoever) umzugehen.

Gerade die interdisziplinären Erkenntnisse sind in diesem Bereich sehr spannend aber auch oft erst wenig erforscht, (aufgrund der strikten gegenseitigen Abgrenzung und teilweise scheinbar (?) diametralen Paradigmen dieser Wissenschaftsbereiche) unzulässige Pauschalisierungen sind besonders heikel.

@Ashitaka

Ashitaka schrieb:... aufgrund der strikten gegenseitigen Abgrenzung ....

ME entsteht aus der Ursache "sozialwissenschaftlicher Einfluß und Erziehung" die Wirkung "biologische Reaktion". Eines kann das andere nicht ausschließen bzw. muss sich ergänzten.

Diese Abgrenzung, dieses Schwarz-Weiß-Sehen, ist vielleicht eine gewollte Sache?

Das grösste Problem ist einfach die Angst.. "Mir könnte etwas dabei passieren. Warum soll ich mich also einmischen?" - Ich denke nicht, dass man sich diese Frage bewusst stellt. Das passiert unterbewusst. Ich kann sogenannten "Gaffern" nur begrenzt einen Vorwurf machen.

Ich arbeite öfter mal als Türsteher, ab und zu auch als Bodyguard. Das Erste, was wir in der Ausbildung gelernt haben ist, wie man Personen begegnet, die gewaltbereit sind (also Pöbeleien, Schlägereien, etc.). Ich musste auch erst lernen den "Mut" zu haben, einzuschreiten.

Es gibt schlichtweg kein Patent-Rezept. Wenn ich Tips zum richtigen Vorgehen geben müsste gäbe es zwei unterschiedliche Ausgangslagen:

Bei einem Streit, der zu eskalieren droht:

- Mann, gross und breit gebaut:
Selbstbewusstes Auftreten ist das A und O. Aggresives Auftreten bringt gar nichts, also ruhig bleiben. Am Besten das Opfer ansprechen, nicht den Täter. So tun als ob man das Opfer kennen würde, irgendwas belangloses fragen ("wie gehts deiner freundin, was macht der und der" etc.). Das reicht oft schon um eine Eskalation zu verhindern - der Täter merkt, dass das Opfer nicht allein ist.

- Frau / Mann, eher schmächtig
Ähnliche Vorgehensweise. Möglichst versuchen, das Opfer unter einem Vorwand vom Täter wegzuziehen - Distanz schaffen. Oft stiftet das genug Verwirrung um eine Eskalation zu verhindern.


Streit, der bereits eskaliert ist / Schlägerei:

- Mann, gross, breit gebaut
Möglichst forsch auftreten - nach dem Prinzip Bauch rein, Brust raus. Wichtig ist ein selbstbewusstes Auftreten. Laut sprechen, Befehle geben. Sich auf die Seite des Opfers stellen (NICHT! zuschlagen!) gegebenenfalls Täter wegstossen, sich neben das Opfer stelllen.
Das reicht oft schon, eine Schlägerei zu beenden.

- Frau / Mann, eher schmächtig
Als ERSTES! Polizei rufen (möglichst sichtbar für den Täter, das schüchtert ein). Andere Passanten aufmerksam machen (gilt natürlich auf für breiter gebaute Männer, um so mehr um so besser). Selbstbewusstes Auftreten. Laut um Hilfe rufen. Ein dazwischen gehen ist dem Fall eher nicht anzuraten.


Natürlich ist das kein Erfolgsrezept. Es kann sein, dass ein "grösserer" Mann trotzem angegriffen wird. Es kann auch sein, dass eine Frau damit die Aufmerksamkeit auf sich zieht und so den Täter noch mehr provoziert.

Ein Risiko ist bei sowas immer vorhanden - niemand kann voraussehen, wie sich so ein Mensch verhält. Deshalb würde ich auch jedem empfehlen, einen Selbstverteidigungskurs zu besuchen. Nicht, weil man dann "jeden umhauen kann". Ein solcher Kurs stärkt das Selbstbewusstsein. In solchen Kursen wird einem das richtige Verhalten in Extremsituationen beigebracht.

Sendung zum Thema:

Webradio http://oe1.orf.at/

(gratis und ohne Werbung)

läuft noch zehn Minuten...

@kidnapkiller:
Eines der Flugzeuge wurde doch zurückerobert.

@horusfalk3
Ja, dort haben nur ein paar versucht die Terroristen aufzuhalten und nicht alle.

@kidnapkiller:
ok zählt man alle zusammen ist wohl katastrophal wie viele lieber sterben als sich zu wehren. Da hast du Recht.

Brühler greift beherzt ein


Feuerwehrmann hilft Frau nach Unfall und wird geschlagen und bedroht. Der Mann kann mit Hilfe von zwei Müllwerkern die Täter stellen. Zuvor hatte er vier Bürger vergeblich um Unterstützung gebeten.

André Bach eilte den Tätern über einen schmalen Weg hinterher, bevor er einen der beiden Männer zu fassen bekam.
André Bach eilte den Tätern über einen schmalen Weg hinterher, bevor er einen der beiden Männer zu fassen bekam. (Bild: Beißel)Brühl - André Bach schält gerade eine Zwiebel, als er am Dienstagmittag eine aufgeregte und hilflose Frau vor seinem Küchenfenster auf dem Fahrrad sieht. Als der Brühler ihr Hilfe anbietet, ruft die Frau: „Die haben mich überfallen und meine Tasche geklaut.“ Der 41-Jährige zögert keinen Moment. Er läuft den beiden jungen Männern hinterher, während die Frau die Polizei verständigt. Zunächst rennen die beiden Täter in einen Garten, klettern über eine Mauer und glauben ihren Verfolger losgeworden zu sein.

Doch der Familienvater lässt sich nicht abschütteln. Nach mehreren Hundert Metern sieht er das Diebesduo auf der Kaiserstraße. Vier Passanten spricht er an: „Bitte helfen Sie mir, die Jungen haben eine Frau überfallen.“ Doch nichts passierte. Drei drehten sich einfach um. Der Vierte erwidert flapsig: „Ist mir doch egal“. Bach gibt nicht auf. „Ich dachte nur, wenn du jetzt aufgibst, war alles umsonst.“ In der Höhe einer Fahrschule bekommt er einen der beiden Männer zu packen. Der wehrt sich, schlägt Bach ins Gesicht und in die Rippen. Als er den Mann trotz Gegenwehr fest im Griff hat, wird es dem Feuerwehrmann Bach mulmig. Er sieht, wie der zweite Täter zurückkommt, an seine Hosentasche greift und sagt: „Wenn ich das heraushole, mache ich dich kalt.“ Im gleichen Moment hält ein Lastwagen der Abfallbetriebe.

Bach brüllt die Mitarbeiter an und bittet sie um Hilfe. Sie Männer erkennen die Situation und handeln beherzt. „Die haben ohne zu zögern geholfen. Ohne deren Hilfe wäre ich machtlos gewesen“, berichtet der Familienvater. Den Müllwerkern und Bach gelingt es, die beiden Täter festzuhalten, bis die Polizei eintrifft.

Zwiebel in der Hand

Erst als die Beamten den beiden Jugendlichen Handschellen anlegen, lässt die Anspannung bei Bach nach. „Da habe ich erstmals gemerkt, dass ich noch die Zwiebel in der Hand hielt.“ Bei der Durchsuchung der 17 und 19 Jahre alten Männer finden die Polizisten ein langes Butterfly-Messer. „Ich kenne jetzt dein Gesicht, ich werde mich rächen“, droht der Ältere dem Feuerwehrmann. Dann wird das Duo zur Wache abgeführt. Ermittlungen ergeben, dass die beiden Männer bereits um 12.30 Uhr einer 75-Jährigen die Handtasche aus dem Fahrradkorb gerissen hatten. Nach der Feststellung der Personalien muss die Polizei die Täter mangels Haftgründen wieder laufen lassen.

Bach ärgert sich über die mangelnde Hilfsbereitschaft so mancher Bürger und appelliert: „Fasst euch ein Herz und helft anderen Menschen. Denn jederzeit kann man selbst in eine Notsituation geraten.“

Jederzeit würde er es nochmals tun. Auch wenn es im Nachhinein nicht ungefährlich war. Aber es gehe nicht darum, den Helden zu spielen, sondern um die Wertschätzung eines Menschen.

http://www.deutschlandwoche.de/2009/09/17/zivilcourage-in-bruhl-feuerwehrmann-stellt-kriminelle-gericht-last-ihn-laufen/

Nr. 1:

chshadow84 schrieb:Möglichst forsch auftreten - nach dem Prinzip Bauch rein, Brust raus. Wichtig ist ein selbstbewusstes Auftreten. Laut sprechen, Befehle geben.

Nix homosapiens, sondern Zoo pur / Affenkäfig!
Ehrlich - wir sind nicht mal mehr Affen!
Selbst das müssen wir WIEDER erlernen!

Nr. 2:

Outsider schrieb:Bach ärgert sich über die mangelnde Hilfsbereitschaft so mancher Bürger und appelliert: „Fasst euch ein Herz und helft anderen Menschen. Denn jederzeit kann man selbst in eine Notsituation geraten.“

Guter Spruch, doch ohne Nr. 1 geht Nr 2. schon gar nicht!

Die Frage stellt sich: Welche Kategorie gehören wir jeder für sich an?

Drei Mädchen prügeln Mann aus der U-Bahn
... und zwanzig Passanten sahen zu


Es ist wieder passiert: Streit unter Jugendlichen (17, 19) in der U-Bahn, ein Fahrgast (51) will schlichten – und liegt jetzt schwerverletzt im Krankenhaus. Einziger Unterschied: die Schläger sind Mädchen!

Mittwoch, 19.40 Uhr, in der U1 von Heddernheim nach Ginnheim: zwei 17-Jährige und eine 19-Jährige brüllen sich an. Kurz vor der Haltestelle Zeil-­ weg versucht ein Fahrgast zu schlichten – vergeblich. Ein anderer Mann (51) kommt dazu, fasst ein Mädchen am Arm.

Daraufhin rasten die volltrunkenen Frauen aus, treten, schlagen, beißen den Mann. Als der Zug am Zeilweg hält, schleudern sie ihn aus dem Waggon. Er knallt mit dem Kopf gegen einen Mülleimer, bricht sich die Rippen, bleibt wehrlos liegen – dort treten sie weiter auf ihr Opfer ein.

Etwa 20 Fahrgäste und Passanten sehen tatenlos weg! Bis auf eine Person, die den Zugführer ruft und die Polizei alarmiert. Kurz darauf sind die Schlägerinnen gefasst, der Mann kommt ins Nordwestkrankenhaus.

http://www.bild.de/BILD/regional/frankfurt/aktuell/2009/10/09/u-bahn-rauswurf/drei-maedchen-werfen-einen-mann-raus.html

@diabolinchen
gute frage .. was meinst du den dazu?

@Outsider

Beim Lesen des ersten Artikels dachte ich mir, dass (nichtreräsentative ) runde 33% Hilfsbereitschaft ja akzeptabel sind.

Der Bericht über die Attacke der Mädchen stehen dann wieder 20 Gaffer in der Headline.

20 !! Passanten trauen sich nicht an drei durchgeknallte Mädels ran, das ist unglaublich.

@diabolinchen

Deine abschliessende Frage verstehe ich nicht. Welche Kategorien meinst du ?