Habt ihr was gegen Homosexualität?
02.03.2014 um 11:27
Ich sehe gewisse Fehlentwicklungen in der Gesellschaft im Umgang damit. Nehmen wir jetzt z.B. mal an, ich bin nicht so interessiert an Frauen oder enttäuscht von ihnen, beschließe aber, mit einem guten Freund zusammen in eine Wohnung zu ziehen, vielleicht in der Erwartung, dass irgendwann die Richtige kommt und es eben solange mit dem Freund gutgehen muss.
Nun aber ist das Verhältnis mit ihm so positiv, dass sich daraus auch mehr entwickeln könnte. Ja, genau dann, bin ich schwul. Nun geht dieser ganze Homohype heute aber schon so weit, dass es schon als unmöglich gelten könnte, mit einem Freund zusammen in eine Wohnung zu ziehen, ohne dass der Verdacht auf einen fällt. Wenn man dann "mutig" ist, outet man sich, was andere z.T. von einem auch erwarten, andererseits bleibt das Gerücht und es kann sein, dass man sich damit zunehmend unwohl fühlt und so quasi sich zum Outing gezwungen sieht.
In den 70ern, da waren wir sicherlich noch weit von einer Gleichstellung entfernt, aber da wäre es wohl kein Problem gewesen, mit einem Freund zusammen zu ziehen, das wäre dann einfach als WG durchgegangen, und niemand hätte sich groß dafür interessiert, was die so machen. Die hätten einfach gesagt, ja so früh braucht auch nicht jeder ne Frau, und es kriegt auch nicht jeder eine. In den 60ern wäre das sicherlich auch kein Problem gewesen, in den 50ern war man noch prüde, und da wäre es vielleicht schwierig gewesen, wenn zwei Männer zusammenziehen.
Und das Gerücht, schwul zu sein, war zu früheren Zeiten nicht schlimm, sondern das galt als angesagt, solange sich niemand outet, und dieses Outing hat damals auch wirklich niemand gemacht. Ich meine, ich oute mich ja auch nicht als heterosexuell.
Etwas anderes ist es, wenn Schwule viele Geschlechtspartner gleichzeitig haben, und auch gezielt nach solchen "Abenteuern" suchen. Da kann ich schon verstehen, dass es massive Vorbehalte gegen Schwule gibt, und das als "Abart" oder Störung aufgefasst wird. In dem Fall kann man sich natürlich drüber streiten. Es ist aber nur so, dass heutzutage oft alle Homos in einen Topf geworfen werden. Schwul ist schwul, heißt es heute. Dabei können sich diejenigen, die nur auf der Suche nach homoerotischen Abenteuern sind, ruhig outen. Das andere Beispiel, wenn sich da etwas zwischen guten Freunden entwickelt, sollte Privatsache bleiben, so wie ja auch heterosexuelle Paare ihren Sex nicht öffentlich machen.
Und genau so war es ja auch angedacht, als Ende der 60er der Paragraph abgeschafft wurden, wonach homosexuelle Handlungen strafbar waren. Man wird sich damals gedacht haben, dass damit jetzt alles gesagt ist und die Schwulen nicht mehr anecken würden. Weit gefehlt, die Schwulenbewegung ging jetzt erst richtig los.
Sie wollten nun Gleichstellung in allen Lebensbereichen erreichen, provozierten aber dadurch auch die Aufmerksamkeit in einer breiten Gesellschaft. Nun ist man mit dieser Gleichstellung schon weit vorangekommen, braucht sich aber nicht zu wundern, oft massivem Mobbing und Anfeindungen ausgesetzt zu sehen, nur wenn der Verdacht besteht schwul zu sein.
Dieses Schulhof-Mobbing gegen vermeintliche "Homos" wird es sicherlich in den 60er und 70er Jahren noch nicht gegeben haben. Als letzte Forderung, nachdem der Wunsch nach Gleichstellung erfüllt wurde, verlangt die Schwulenbewegung umfassende Akzeptanz, und dass jegliches Mobbing und Diskriminierung aufhören möge. Meiner Meinung nach lässt sich das aber gar nicht durchsetzen, weil alles was diese Bewegung zuvor schon durchgesetzt hat, eben eine breite Öffentlichkeit provoziert hat. Nun wird es immer Menschen geben, die Homosexualität ablehnen. Und Schwule sollten eben nicht versuchen, das zu ändern. Hass auf Homos konnte es also zu früheren Zeiten gar nicht geben, weil gar nicht bekannt war, wer schwul ist, und die Öffentlichkeit davon weitgehend unberührt blieb.
Wenn wir uns jetzt aber anschauen, dass es diesen Hass gibt, und dieser auch nicht völlig überwunden werden kann, dann wäre ich auch schon zufrieden damit gewesen, wenn die Homos die Veränderungen, die es seit dem ersten "Christopher Street Day" 1969 gab, akzeptiert hätten ohne weitere Forderungen zu stellen. Man hätte vielleicht kompromissbereit sein sollen und nicht die Gleichstellung in allen Lebensbereichen durchsetzen sollen, wenn man dadurch massive Anfeindungen verhindern hätte können.
Denn man muss eben auch akzeptieren, dass die Leute geteilter Meinung über das Phänomen sind, es aber trotzdem Privatsache bleibt, und das würden ihnen die Gegner auch zugestehen, solange sie nicht ihre Propaganda verbreiten. Außer natürlich, es wird ihnen vom Staat nicht erlaubt. Wir müssen aber gegen jegliche staatliche und private Diskriminierung sein.