Was passiert im Sarg?
18.06.2004 um 09:29
also in meiner ehemaligen nebenberuflichen tätigkeit als totengräber (weil der friedhof an nem berg lag, haben wir da sogar noch mit hacke und schaufel gearbeitet), kann ich zwar net sagen, was im sarg passiert, dafür aber sehr wohl, dass z.b. ein familiengrab auch nicht sehr viel grösser als ein normales grab is. das geht nämlich einfach: grab aufschaufeln, alles was schon drin is in den container rein, container abdecken, neuen sarg reinlassen, alten dreck wieder drüber und halt aufpassen, dass nix verfängliches in ner tiefe von 20 zentimetern rumliegt. wär ja schlecht, wenn so ne oma mit der hacke das grab schön zurechtmachen will und plötzlich den unterkiefer ihres mannes anner hacke hängen hat.
und damit gleich zum thema "humor & tod". der in dieser beziehung krasseste mensch, dem ich je begegnet bin, war eben der totengräber mit dem ich gearbeitet hab. sowas nennt man "verarbeiten" und das geht mit humor nunmal am besten. das hab ich auch sofort zu spüren bekommen. als ich da am ersten tag dabei war und mit angehört hab, wie er in seinem häuschen rumhockt und rumschreit "macht schon! der is im arsch, den juckt das nix mehr und ihr müsst net rumstehen und hier rumheulen, ich hab ne arbeit zu machen, verpisst euch, scheiss kuttenbrunser, mach schneller, kommt schon, der hat doch schon gestunken, als er noch gelebt hat usw usw", war ich auch bissl schockiert, vor allem, weils ihn nicht gejuckt hat, dass das fenster von dem schuppen offen war und einige trauergäste das mitbekommen haben.
als mir dann jedoch der schädel des vorherigen grabbesetzers ausm container abgehauen und den friedhofsweg runtergekullert is (glaubts mir oder nich, is mir piep), hat ich auch nix besseres zu tun, als eben den schnellsten weg zu wählen, n rundes teil in ein rechteck zu befördern. nämlich mitm fuss. was willste machen, wenn die schaufel irgendwo oben am grab rumliegt, man selber noch zu viel respekt/ekel hat, nen frisch ausm grab gehobenen schädel mit der nackten hand anzufassen und grade mehrere omas den weg raufwackeln?
jaha, da kannste dir überlegen ob du dich für die würde eines verstorbenen oder 3 ohnmächtigen oder rumschreienden omas entscheidest.
2 tage später war ich schon soweit, nem kumpel, der einfach ma zuschauen wollte, nen schädel vors gesicht zu halten und mitm unterkiefer "sprechender schädel" zu spielen. ohne handschuhe.
und die nächste überleitung is geschafft. der/die threaderöffner/in hat behauptet der tod wäre was unwürdiges. quatsch. es is eines menschen ünwürdig, ihn mit medikamenten vollzupumpen, an tausend geräte anzuschliessen und dafür zu sorgen, dass er sich noch paar tage mehr durch, gelinde gesagt, scheisse durchzuquälen hat. die persönlichen erfahrungen in ehren, aber auch ich hab solche oder ähnliche erfahrungen gemacht und bin immer nur zu dem schluss gekommen: besser wärs gewesen, wenns schneller gegangen wäre und nicht noch künstlich verlängert. ich kenn einige krankenschwestern und hab schon tausendmal von denen die geschichte von der alten person, die an lungenmaschinen und allem dreck angeschlossen ein halbes jahr lang ohne besuch, den ganzen tag im bett liegend vor sich hinvegetiert, gehört. was kann unwürdiger sein, als sich jeden tag den arsch von jemand fremden abwischen lassen zu müssen, immer nur im bett zu liegen, niemanden haben, der einen mal besucht und vor allem der gleichgültigkeit der krankenschwestern ausgesetzt zu sein. denn die MÜSSEN dafür sorgen, dass sie das nicht juckt, denn sonst gehts denen wie einer bekannten, die immer heulend ausm krankenhaus gekommen is und den job nach paar tagen wieder geschmissen hat.
der nächste punkt wäre, dass du mit deinem tod leben spendest! oder wenigstens die grundlage dafür. du latscht jeden tag über todes, du isst todes (jetzt bitte nicht das "ich bin vegi"-kommentar!) und nur irgendwelche vor jahrtausenden verreckte echsen lassen dich mitm auto durch die gegend brausen!
am tod is nix unwürdiges. die umstände vielleicht, aber die hat sich unsere zivilisation in 80% aller todesfälle selbst zuzuschreiben.
um ma zum thema zurückzukommen: im sarg passiert net viel, ausser dass die haare noch bissl weiterwachsen.
was mich aber auch nicht davon abhalten wird mich verbrennen zu lassen, da ich sowieso schon bissl platzangst hab. ich muss mir nur im dunkeln vorstellen, wie es wär in nem sarg aufzuwachen. nach ner minute hab ich son schiss,dass ichs licht anmachen muss und mind. ne stunde net einschlafen kann. denn was ein scheintoter (und von denen gibts auch heute noch genug!) im sarg macht is ja bekannt. sollte er nicht "glück" haben und in boden liegen, der wenig luft durchlässt, gibt der net auf, isst seine kleidung oder die sargpolsterung, kratzt sich die finger blutig, rammt sich den kopf am sargdeckel ein, usw...
oh mann, mir wird scho mulmig wenn ich nur davon schreib.
jetzt weis ich nimmer weiter... viel text, wenig aussage