Darwins Alptraum
23.04.2008 um 14:12
hier ein kurzes statement aus wiki zum thema desaster viktoriasee allgemein
In den 1960ern wurde der Nilbarsch als allochthone Art gezielt im Viktoriasee angesiedelt, um einen kommerziell gut verwertbaren Speisefisch zu züchten. Auf seine rasante Vermehrung folgte zwar der erwartete Aufschwung der Fischindustrie, sie endete allerdings in einem unerwarteten Desaster, da der Nilbarsch für das Aussterben eines Großteils der Buntbarscharten mitverantwortlich war. Heute ist der Nilbarsch als Viktoriabarsch im internationalen Fischhandel erhältlich. Die Hintergründe dieser Entwicklung thematisiert der Film Darwin's Nightmare.
Ein weiteres Problem ist die ebenfalls nicht natürlich im Viktoriasee vorkommende Wasserhyazinthe, die heute weite Flächen überwuchert. 1995 war 90 % der ugandischen Küste mit dieser Pflanze bedeckt.
Durch die dichte Besiedlung an seinen Ufern hat der See heute mit massiven Umweltproblemen wie z. B. Verschmutzung und Sauerstoffmangel zu kämpfen. Diese Krisenerscheinungen bewogen den Global Nature Fund, den Lake Victoria zum „bedrohten See des Jahres 2005“ zu erklären.
und hier nocheinmal ein wikiauzug über den film ... ich hoffe das ist genug hintergrundinfo für jmd. der den film noch nicht gesehen hat
Darwins Alptraum (Originaltitel: Darwin's Nightmare) ist ein französisch-belgisch-österreichischer Dokumentarfilm des österreichischen Regisseurs Hubert Sauper aus dem Jahr 2004. Der vielfach preisgekrönte Film dokumentiert die ökologische und wirtschaftliche Katastrophe am ostafrikanischen Viktoriasee durch das Aussetzen des Nilbarsches. Der Titel Darwins Alptraum wurde lediglich in Deutschland verwendet, in Österreich und der Schweiz lief der Film unter seinem Originaltitel Darwin's Nightmare. Filmpremiere war am 20. Januar 2005.
In Österreich lockte der Film nur rund 45.000 Besucher in die Kinos. International konnte Darwins Alptraum, obwohl nur Zahlen für Frankreich, Schweden, Spanien und England vorliegen, jedoch zumindest eine halbe Million Besucher verzeichnen.[1] Der Film ist einer von 50 Filmen, die in der Edition „Der österreichische Film“ als DVD veröffentlicht wurden.
Handlung [Bearbeiten]In den 1960er Jahren wurden als Experiment 35 Nilbarsche im Viktoriasee ausgesetzt, eine Raubfischart, die nicht in diesem See heimisch ist. Ziel war es, durch diesen vermehrungsfreudigen Speisefisch die regionale Fischwirtschaft zu fördern. Doch die Folgen dieses Eingriffes in die Natur waren ungeahnt katastrophal für die Fauna des Sees – innerhalb von 30 Jahren wurden durch den gefräßigen Räuber über 400 verschiedene Fischarten ausgerottet. Weil es keine algenfressenden Fische mehr gibt, ist der See stark eutrophiert und die Sauerstoffkonzentration in tieferen Seeschichten sinkt ständig.
Aus wirtschaftlichen Interessen wurde und wird von den Anliegerstaaten nichts gegen dieses Massensterben unternommen, da der Verkauf des Nilbarsches unter dem Namen Viktoriabarsch äußerst profitabel ist. Dies scheint der heimischen Bevölkerung aber keineswegs zugute zu kommen. Der Film dokumentiert, dass von dem Exportgewinn nur wenige profitieren, während zehntausende Menschen arbeitslos werden bzw. unter absolut unmenschlichen Bedingungen dahinvegetieren. Auch wenn der Film keine direkten Hinweise auf diesen Zusammenhang liefert, so erweckt er den Anschein, dass der Profit für den Ankauf von Waffen ausgegeben wird. Wiederholt wird angedeutet, dass die Transportflugzeuge mit den wertvollen Fischfilets nach Europa fliegen und am nächsten Tag mit Waffen beladen nach Tansania zurückkommen. Zunächst bestreiten die Piloten, zu wissen, was sie aus Europa liefern, doch endlich gesteht ein russischer Pilot unter Tränen, dass Waffen transportiert wurden. Wissen tun sie es alle schon von Anfang an.
Sauper interessiert sich in dem Film nicht nur für die politischen Zusammenhänge, sondern ist ergreifend nahe an den beteiligten Menschen. Seine Hauptpersonen sind russische Piloten, arbeitslose Fischer und die Menschen, die aus dem Hinterland kommend ihr Glück versuchen. Viele Frauen zwingt die sich oft schnell einstellende wirtschaftliche Notlage dann zur Prostitution, was wiederum eine große Anzahl von HIV-Neuinfektionen, mit erschütternden Sterberaten unter den Fischern, zur Folge hat. Die örtlichen Behörden scheinen bei all dem machtlos zu sein, Korruption steht an der Tagesordnung, und die Vertreter der UN, EU und Weltbank sind entweder ahnungslos oder desinteressiert.
Hintergrund [Bearbeiten]Eine Geschichte über Menschen im Norden und Süden, über Globalisierung ... und über Fische.
Sauper stieß auf diese Geschichte bei der Arbeit an einem Dokumentarfilm über den Bürgerkrieg in Ruanda im Jahr 1997. Er beobachtet, wie gleichzeitig auf einem Flugfeld in Mwanza, Tansania, Lebensmittelhilfe der UN für die ruandischen Flüchtlinge ausgeladen und frische Fischfilets für europäische Verbraucher in ein anderes Flugzeug eingeladen wurden. Erschüttert von dieser zynischen Realität ging Sauper der Sache nach und drehte innerhalb von drei Jahren sein nach seinen eigenen Worten „bisher größtes persönliches und filmisches Unterfangen.“
Nur mit einem persönlichen Assistenten und seiner Handkamera gelang es Sauper, nahe an den beteiligten Menschen zu bleiben. Er freundete sich mit einigen Piloten an, die ihm bereitwillig von ihren brisanten Flügen erzählten. Die größte Schwierigkeit bei den Dreharbeiten, die oftmals im Verborgenen stattfanden, war der Umgang mit der lokalen Polizei und dem Militär. So musste der größte Teil des Filmbudgets für Bestechungsgelder ausgegeben werden, mit denen Sauper sich und seinen Begleiter freikaufen konnte.
In Frankreich gab es hitzige Debatten zu diesem Film. Ob das Szenario, das der Film entwirft, der Wirklichkeit entspricht ist jedoch strittig. Auf der Basis von Feldforschungen wurde behauptet, dass die Veränderungen, die mit der Aussetzung des Nilbarschs in Gang gesetzt wurden, durchaus auch einige positive Auswirkungen für die örtliche Bevölkerung haben.[2]
Im Lauf dieser Debatte zitierte die Zeitung Le Monde einen nicht näher benannten "Spezialisten des afrikanischen Waffenhandels", der den "Dreieckshandel" um Fisch und Waffen bekräftigte: Die russischen Transportmaschinen verließen Osteuropa mit Waffen an Bord und lieferten ihre Ladung an afrikanische Regierungen. Dann flögen sie nach Libyen, in den Sudan oder nach Ägypten, um die Maschinen dort preiswert aufzutanken, und schließlich nach Mwanza, um dort Fische oder Blumen zu laden. Diese letzte Etappe finanziere die Rückreise, die 40.000 Dollar Treibstoff koste. In Mwanza selbst sehe man nichts von dem Handel, da die Operation bereits abgeschlossen sei, wenn die Maschinen dort landeten.[3]
Kritik [Bearbeiten]Im August 2006 behauptete die tansanische Regierung, dass Darwins Alptraum das Image von Tansania geschädigt und einen Einbruch des Fischhandels verursacht hätte[4].
Der deutsche Journalist Roland Brockmann schrieb unter dem Titel „Rehabilitierung eines Fisches“[5] in Die Welt: „Der Filmemacher verwandelt die «seltsame Success-Story» eines «erfolgreichen Tiers» in eine Allegorie, die «die neue Weltordnung» reflektierte. [...] Der Fisch als perfekte Metapher für die Ungerechtigkeit der Welt, in der wenige vom Elend vieler profitieren.“ Brockmann zitiert unter anderem den Evolutionsökologen Ole Seehausen von der Universität Bern und der Eidgenössischen Anstalt für Wasserforschung (EAWAG), demzufolge die Darstellung der ökologischen Folgen im Film „nicht sehr zutreffend“ sei. Demnach sei der See „nie wirklich gekippt“ und das Verschwinden von etwa 200 im Viktoriasee heimischen Arten nur indirekt durch den Viktoriabarsch verursacht. Als Hauptgründe nennt er die Nährstoffanreicherung durch den Bevölkerungsanstieg rund um den See sowie die Ansiedlung von Industrie und Intensivierung der Landwirtschaft, die der Vermehrung des Viktoriabarsches erst den Boden bereitet hätten; eine Entwicklung, die bis in die 1920er-Jahre zurückreiche. Der Viktoriabarsch würde mit dem nährstoffreichen Gewässer besser zurechtkommen als die anderen Arten. Zudem schätzt Seehausen die Anzahl der Buntbarsch-Arten im tiefen Wasser des Sees, wo 1989 nur eine Art gefunden wurde, im Jahr 2004 auf etwa 30 Arten. Nach Brockmann sind auch die im Film gezeigten Zusammenhänge zwischen Fischindustrie und sozialem Wandel in der Region um Mwanza falsch dargestellt: „Die Stadt lebt vielmehr von der Goldindustrie; im nahegelegenen Geita etwa befindet sich eine der größten offenen Goldminen der Welt. Die Prostituierten [...] werden weniger durch die russischen Piloten oder Arbeiter der Fischfabriken angelockt als vielmehr durch eben jene Goldminen.“ Dazu zitiert er auch Seehausen: „Einen Zusammenhang zwischen Prostitution und Viktoriabarsch herzustellen ist totaler Quatsch.“
Der Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx bezeichnet den Film als „gewichtiges Monument der Betroffenheitskultur und ein geradezu ideales Beispiel für die Strategien des moralisch-ideologischen Alarmismus.“ Horx zufolge sei der Film voll von „falschen Verknüpfungen, die mit betörenden Bildsequenzen in Szene gesetzt sind. Alles ist eine gigantische, perfekte Verschwörung dunkler Mächte.“[6]
Auf Kritik angesprochen, erklärte Sauper, seine Geschichte hätte er auch in Sierra Leone erzählen können, „nur wäre der Fisch ein Diamant, in Honduras eine Banane und in Angola, Nigeria oder im Irak schwarzes Öl.“[5]
Aurélien Ferenczi, Redakteur des französischen TV-Magazin Télérama, verteidigt Saupers Ansatz „die Realität“ zu filmischen Zwecken „zu inszenieren“ als das Recht eines engagierten Künstlers. Sauper nutzte seine These demnach zu narrativen Zwecken, weil das das beste Mittel sei zu mobilisieren und Reaktionen zu provozieren. Ferenczi wertet den Film als Kunst, was durch die künstliche Seite und die Symbolkraft deutlich spürbar werde[3].