Wünsche, wünschen
05.02.2008 um 11:11
Reinhard Mey:
Danke, liebe gute Fee
Danke, liebe gute Fee, daß du mich nicht erhört hast,
Als ich mir mit neun wünschte, daß vom Polterabend dicht,
Herr Hinz am Hochzeitsmorgen in die Brotmaschine reinfaßt
Und sich auf dem Weg zum Altar den Oberschenkel bricht.
Dann könnte ich mit seiner Frau die Hochzeitsnacht verbringen
Und müßte nicht die Schleppe tragend hinter ihr hergehn.
Ich würd’ Madame schon irgendwie über die Schwelle schwingen -
Na, da hätt’ ich aber trotz meiner Jugend alt ausgeseh’n!
Nee, nee, nee, nee, danke, liebe gute Fee!
Danke, liebe gute Fee, daß ich sitzen geblieben
Bin und nicht versetzt wurde, worum ich dich so bat.
Sonst wär’ ich meinem Kumpel Christian und zwei großen Lieben
Nicht begegnet, deren gute Fee auch versagt hat.
Sonst wäre ich - Gott behüte - Vorstand in Wolfsburg geworden
Und wär’ bei allen Nutten in allen Whirlpools bekannt,
Als der umständliche Freier mit den Spesenrekorden
Und dann hätte man auch noch ’ne Scheißreform nach mir benannt.
Nee, nee, nee, nee, danke, liebe gute Fee!
Danke liebe gute Fee, daß du mich nicht erhört hast,
Als ich ein Mädchen sein wollte, weil die besser ausseh’n
Und an dem Kerl vorbeikommen, der vor der Disco aufpaßt.
Sonst müßt ich heute Bunte lesen und auf Stöckeln gehen.
Dann würd’ ich für die gleiche Arbeit das halbe Geld kriegen.
Ich fände Hausputz toll und hätte Frauenkleider an,
Ich müßte sabbernd vor George Clooney auf den Knien liegen
Und heiraten, igitt, müßt’ ich wohl auch noch einen Mann!
Nee, nee, nee, nee, danke, liebe gute Fee!
Liebe gute Fee! Die wahre Weisheit liegt
In Dankbarkeit, für das, was man nicht kriegt.
Ich jammer’ nie mehr rum, zieh nie mehr einen Flunsch:
Nur wen die Götter strafen wollen, dem erfüll’n sie jeden Wunsch!
Danke liebe gute Fee, daß mein Chemiebaukasten
Nicht die Substanz enthielt, um die ich dich gebeten hab,
Danke, daß meine Murmeln nicht in mein Nasenloch passten
Und daß Charly mir nicht seinen Mopedschlüssel gab.
Dank dir, liebe Fee, hab ich nie im Lotto gewonnen.
Ich hätt’ das Geld doch nur mit Halunken durchgebracht,
Oder ’ne Geschäftsbeziehung mit dem Papst begonnen *
Und in Wuppertal eine Herrenboutique aufgemacht!
Nee, nee, nee, nee, danke, liebe gute Fee!
Du darfst mir auch in Zukunft nicht immer genau zuhören,
Denn hätte dich, als ich zwölf war, mein Herzenswunsch erweicht,
Dann hätt’ ich heute nämlich, und das würde doch sehr stören,
Tatsächlich einen Pillermann, der bis zum Boden reicht!
Nee, nee, nee, danke liebe gute Fee!