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Früh, wenn´s dir leid tut schon aufgewacht zu sein, sage dir gleich, du seist erwacht, dich menschlich zu betätigen. Um der Tätigkeit willen bist du geboren und in die Welt gekommen, und du wolltest verdrießlich sein, daß du ans Werk gehen mußt? Oder bist du dazu geschaffen, in den Federn liegend dich zu pflegen? Freilich ist dies angenehmer; aber bist du um des Vergnügens willen da, nicht vielmehr um etwas zu schaffen und dich anzustrengen? Sieh alle Kreaturen, die Sperlinge, die Ameisen, die Spinnen, die Bienen, wie jedes sein Werk vollbringt und jedes in seiner Weise an der Aufgabe des Ganzen arbeitet! Und du wolltest das deinige nicht tun? nicht den Weg laufen, den die menschliche Natur dir vorschreibt? — Man muß doch auch ausruhen, sagst du. Freilich muß man. Doch in dem Maße, das die Natur dir selbst an die Hand gibt, ebenso wie für das Essen und Trinken. Darin aber willst du die Grenzeüberschreiten und mehr tun als nötig ist, nur in der Tätigkeit zurückbleiben? Da sieht man, daß du dich selbst nicht lieb hast, sonst würdest du die menschliche Natur und deren Willen lieb haben. Andere, die mit Liebe die Kunst betreiben, die sie gelernt haben, sind oft so versessen darauf, daß sie darüber vergessen, sich zu waschen oder zu frühstücken. Du aber ehrst die Menschheit in dir nicht einmal so hoch wie jene ihre Kunst, wie der Drechsler seine Drechselei, der Tänzer seine Sprünge, der Geizhals sein Geld, der Ehrgeizige seinen Ruhm. Denn sobald solche Leute ihrem Beruf mit Eifer hingegeben sind, liegt ihnen am Essen und Schlafen weit weniger, als daran, daß sie´s weiter bringen in dem, was ihres Amtes ist. Und du bist imstande, das für andere Tätigsein niedriger zu stellen und eines solchen Eifers nicht für wert zu halten?<<