Ozma schrieb:Ich war noch nie wegen einem Notfall irgendwo. Obwohl ich es mir Leisten könnte Privat Patient zu sein. Jetzt bin ich 40 und hätte ich vor 20 Jahren eingezahlt wäre das absolut Sinnlos gewesen.
Ich passe jeden Tag auf das mir nichts geschieht.
Aber das ganze Krankensystem ist sowieso wie aus dem letzten Jahrhundert. Wenn echte Notfälle 50-100 Euro auf den Tisch legen müssten (direkt vor Ort) um überhaupt eine Behandlung zu bekommen dann würden die ganzen Millionen Simulanten von einem auf den anderen Tag verschwinden. Und echte Patienten mit echten Notfällen bekämen die vollen Kapazitäten.
Dann bräuchte man keine Gesetzliche und Private Versicherung mehr. Die Spreu von dem Weizen trennen eben.
Damit kann man auch keinen Minister Spahn beauftragen, das ganze muss wirklich Radikal umgesetzt werden.
Die ganzen "ich hab Probleme mit meiner Psyche aber ansonsten bin ich Topfit" Menschen verstopfen doch nur das System.
Nix für Ungut, das klingt auf mich wie eine Milchmännchen- oder Stammtischrechnung / Lösung.
Das ist mir irgendwie in weiten Teilen zu plakativ oder überspitzt. Kann man Dinge überspitzt ausdrücken? Jo. Stellt überspitzte / pauschalisierte Darstellung immer adäquat die Realität oder andere wichtige Fälle dar? Oft eher nicht.
Würde man das wie oben praktizieren, so würden vielleicht tatsächlich einige Personen die "simulieren" (und körperliche Beschwerden implizieren, wo keine sind und sie das auch genau wissen) wegfallen. Und andere, die notwendige Untersuchungen, ggf. im Notfall bräuchten, aber das Geld nicht haben weil nicht jeder 'im System' mit viel Geld gesegnet ist, ob allgemein oder gerade temporär?
Sollen die im Zweifel lieber verzichten?
Ich hab mich neulich noch ins KH geschleppt. Und nicht aus Spaß an der Freude sondern weil eine Kombination an Symptomen, die zusammen ziemlich übel war und gewisse Implikationen birgte, dafür sorgten, dass ich noch um kurz vor Mitternacht hin bin und Stunden da ausharrte nur um auf der sicheren Seite zu sein, dass ich in der Nacht nicht abnippel, weils was Kritisches ist. Es wurde eine Reihe an Tests gemacht. Zum Glück war es dann doch nichts Kritisches, es klang ab und über einen Facharzt konnte dann die Kombination der Symptome wie auch die Ursache definiert werden. Dann kam die Rechnung: der Spaß kostete an die 200 Euro. Und da ist der Facharzt noch nicht bei, der kommt separat. Ach ja: Da ich mich selbst hingeschleppt habe entfiel eine potentielle Krankenwagenfahrt. Die durfte ich vor Jahren aber mal genießen, da war es ein akuter Notfall wo ich dann wochenlang im KH am Schlauch hängen musste. Allein die Krankenwagenfahrt kostete 300 Euro, das Zimmer um die 650 und der Rest bzw. insgesamt alles mehrere tausend Euro. Das war wie gesagt ein lebensnotwendiger Fall.
Das "Schöne" an der Privaten ist, du siehst was da für Kosten zusammenkommen - vielleicht noch durch diesen Faktor etwas aufgeblasen, sicher, aber man sieht die groben Hausnummern. Bei der Gesetzlichen war mir das nie so geläufig was zumindest kleinere Arztrechnungen usw. angeht, da musste ich ja nie selbst zahlen bzw. in Vorleistung treten. Klar, das kann ich jetzt alles einreichen und wiederbekommen, ich bleibe nicht drauf sitzen.
Der Punkt der Beispiele oben ist aber, dass anteiliges Umwälzen der Kosten (das meintest du doch, oder?) auf alle darin enden wird, dass wir in Teilen ggf. "amerikanische Verhältnisse" bekommen wo Armut weniger Gesundheitsversorgung bzw. -vorsorge bedeuten wird, wo ggf. hier und da auf Kontrolltermine oder möglicherweise notwendige Untersuchungen verzichtet und nur im absoluten Notfall gehandelt wird.
Ach und psychische Probleme würde ich auch nicht unterschätzen. In was das in letzter Instanz münden kann, zeigen ausreichend Fälle wo Personen 'es beenden' (ihr wisst was gemeint ist) ... oder andere angreifen/töten. Es kann aber auch weniger dramatisch sein: Burnout, wobei der auch schon Existenzen materiell und sozial zerstört hat.
Ja, lange Rede kurzer Sinn, ich weiß nicht was das für ein Gesundheitssystem sein sollte. Soll jeder jetzt einen Anteil oder eine Pauschale zahlen doch der Rest bleibt beim Alten? Selbst dann tritt schon das oben genannte mit dem Verzicht ein, was einer Bevölkerungsmasse schadet. Soll jeder alles selbst zahlen? Gleicher Effekt. Oder nur anteilig? Wo kommt dann der Rest des Geldes für die Kosten her?
Gesetzliche und Private, darüber streitet man sich oft. Ich denke aber insgesamt, dass unser Gesundheitssystem mit all seinen Fehlerchen zugleich etwas ist, wofür uns andere Länder beneiden. Auch einige vermeintlich moderne, "1. Welt-Länder". Dafür zahlen wir natürlich entsprechend die Steuerlast, die wir nun mal haben.
Aber wie hieß es doch so schön? "Freedom doesn't come for free" - für gewisse kollektive Standards muss man halt irgendwie was tun oder blechen. Ich würde mit keinem "minderwertigen" Gesundheitssystem tauschen wollen, solange wir eben unsere Standards beibehalten können.