Bundeswehr oder Zivildienst?
26.05.2007 um 01:32
mehr muss ich nicht sagen!^^
Spass bei der Musterung
Also los ging dieganze Sache so ca. 2 Monate nach meinem 17. Geburtstag. Da bekam ich auf einmal nichtnurPost von nervigen Leuten mit DNS-Ähnlichkeiten sondern auch noch vom Ministerium fürAbenteuerspielplätze in Entwicklungsländern. Die meinten also, ich sollte denanbeiliegenden Bogen wahrheitsgemäss ausfüllen. Naja, zu diesem Zeitpunkt war mirwahrscheinlich alles sooo egal, dass ich mich wirklich gefreut habe. Da will jemand mitmir spielen? Sag' ich nicht nein zu. Erstmal angerufen und gemeint, ich könnte nichtlesen & hätte den Brief eh nicht bekommen. Der Sachbearbeiter war verwirrt. Nachdem ichden Bogen dann insgesamt 3x besass, füllte ich alle drei aus. Da mir jeweils noch ein"Empfänger zahlt Porto"-Couvert an's Kreiswehrersatzamt zustand, empfand ich es alsdurchaus patriotisch und durchaus sinnvoll, diese Briefe auch zu nutzen. Nun hatte meinSachbearbeiter diese drei Bögen, einen Liebesbrief und ein Nacktfoto von Mariella Ahrens.Natürlich bekam ich einen vierten Bogen, denn irgendwie kamen diesemilitärisch-souveränen Schlaufüchse dann wohl doch auf die Idee, jemand der bei "Name:"so schicke Sachen wie "Geilsaft Joe" oder "Suckobert Fuck" einträgt und bereits imPhantasialand Wehrdienst geleistet hat, könne wohl auch die restlichen Angaben nurschwerlich wahrheitsgemäss beantworten. Den vierten Bogen habe ich dann in den Mülleimergeschmissen. Nun kam vor ca. 1 Monat mein Musterungsbescheid. Und hier beginnt eigentlichder Hauptspass.
Am Vortag der Musterung hab' ich eigentlich nur zwei Packungenpolnische Zigaretten geraucht, zweieinhalb Sixpacks Bier getrunken und fast nichtsgegessen. Körperlich war ich also am folgenden Morgen ein absolutes Wrack. Dann noch dasFrühstück weggelassen und fertig war die Inkarnation aller Misanthropie, die in meinerBrust tobte. Der Termin war für 7.00 angesetzt, um 10.30 stand ich vor demKreiswehrersatzamt. Sonnenbrille an, nicht geduscht, keine Sportzeug dabei, Digitalkameraauf Bundeswehrgelände. Ich war mir eigentlich ziemlich sicher, die Checklistedurchgegangen zu sein, nichts vergessen zu haben und mich auf den Spass stürzen zukönnen.
Als erstes fing ich an, alles zu fotografieren. Natürlich auf Geländeunserer Freunde von der GeStaPo nicht gern gesehen, aber ich hatte eigentlich vor diesenBericht mit Fotos zu verzieren. Meine Kamera musste ich nach 10 Minuten unter Androhungvon Gewalt abgeben. Schade. Aber die beiden juvenil-trendigen Hippie-Soldatenmäuschen ander Rezeption dieses martialistischen Luxusbordells waren auch lustique, wie derfrankophile Teil meiner Seele zu schreien scheint. Bermerkt jemand die Verdichtung anFremdwörtern? Genauso begann ich meinen "Ich geh euch allen auf die Klöten"-Feldzug gegendas Personal. Sonnenbrille weiterhin auf, schrecklich jovial und so ziemlich dasarroganteste Miststück überhaupt. Ich habe mich geliebt, in diesem Augenblick. Einfachherrlich. Nun die Dialoge an den einzelnen Stationen (auszugsweise):
1.Datenaufnahme:
Soldatenbürschchen1: "Name?"
Ich: "Die Uniform steht ihnen, meinpostlobotomischer Freund!"
Soldatenbürschen 1 & 2 kichern
Soldatenbürschen2: "Wieheissen sie?"
Ich: "WAS GEHT SIE DAS VERDAMMTNOCHMAL AN?"
Soldatenbürschen1: "Äh...Entschuldigen sie, aber wir müssen das wissen."
Ich erzähle ihnen dreimal Blödsinnworaufhin sie dreimal die unendliche Dummheit aufbringen, tatsächlich in ihren Unterlagennach "Brauner, Hans" und derartigen Wortwitzen zu suchen. Ich darf mich schlussendlichsetzen, flirte aber immernoch - ich Päderast ich - mit Soldatenbürschchen 1 & 2. DieseLuder...
2. Ärztliche Untersuchung (Auszüge):
Medizinmann: "Haben sieDrogenerfahrung?"
Ich: "Ja, sie auch?"
Medizinmann (verstört): "Was dennso?"
Ich erzähle von jeder Droge die mir gerade einfällt. Halte Blickkontakt undlächle nicht. Er frisst es. Mir fällt zu spät ein, was ich vergessen habe:
Medizinmann(schluckt): "Auch Heroin?"
Ich: "Hab' ich nur mal verkauft."
Danach hatten wirnoch Spass mit Kniebeugen (ich erwähnte die starken Zigaretten, oder?), einerUnterhaltung über den Natursekt Fetisch des Arztes - "Urin in Pappbechern? Wenn sie mirgesagt hätten, dass sie auf sowas stehen, hätte ich ihnen ein Glas mitgebracht." - undmeine Blutzuckerwerte. Er meinte, ich solle mich anders ernähren. Wirklich klugerMann.
3. Ethisch-moralische Untersuchung (Auszüge):
Miliz-Mama betritt denextrem martialisch dekorierten Raum. Eine absolute Turboemanze im Indio-Look. Mein Pulsmacht sich bemerkbar. Ich muss seit 2h dringend lachen und habe es bisher ausgehalten.Nach dieser Untersuchung ist Pause, aber es wird schwer.
Miliz-Mama: "Könnten sieauf Menschen schiessen?"
Ich: "Ja, ich will!"
Miliz-Mama: "Wie bitte?"
Ich: "Ichmeine... Klingt ja saugeil, wo muss ich unterschreiben?"
Miliz-Mama: "Auch aufunschuldige Menschen?"
Ich: "Klar. Ich glaube sowieso nicht an sowas wie Unschuld.Christlich-dogmatischer Blödsinn."
Die Tante wird allmählich nervös. Ich merkedass ich dringend etwas frauenfeindlicher werden muss. Mein inneres Lachen ist inzwischenverstummt - es hat Blut in der Lunge.
Miliz-Mama: "Welcher Religion gehören siean?"
Ich: "Papiere-technisch bin ich evangelisch, aber konfessionellMormone."
Miliz-Mama (lächelt, will Small Talk anfangen um die Situation abzukühlen):"Ach, Mormone? Die kenne ich nur aus dem Fernsehen... "
Ich: "Naja.. Promiskuität,freier Ephedringebrauch und Frauen ohne Stimmrecht. Was gibt'sbesseres?"
Miliz-Mama hält mir eine feministische Predigt über die Notwendigkeiteines Frauenwahlrechts. Ich kontere und verkneife mir dabei verzweifelt das Lachen.Schrecklich schwer.
Miliz-Mama: "Sind sie rechtsextremer Gesinnung?"
Ich: "Dasist schwer. Ich trauere zwar um den Führer, aber bin ich deshalb gleichNazi?"
Miliz-Mama (schluckt): "Sie halten Adolf Hitler also für eine grossartigePerson?"
Ich: "Wollen sie das etwa bestreiten?"
Miliz-Mama erhält daraufhin 5Minuten Nachhilfe in Führerkunde und entlässt mich dann. Ich gehe draussen vor die Türund lache minutenlang bis ich Angst kriege, mein Zwerchfell könnte reissen. Sollte eseinen Gott geben, hat er mit mir gelacht. Herrlichstes Entertainment seit mittlerweile3h. Göttlich.
4. Abschlussgespräch:
Sachbearbeiter: "Nun, Herr [lalala],sie werden ausgemustert. T5. Sie müssen weder zu Bund noch Zivildienst."
Ich: "Och,schade."
Dies war mit Abstand einer der lustigsten Tage in meinem Leben. Ichdanke der Bundeswehr für soviel Spass zum Nulltarif.