Neue alte Namen
09.01.2007 um 12:18Bescheuerter als "Andreas"???
In Deutschland dominierten seit dem Mittelalter Vornamen christlicher und deutscher Herkunft. Erst seit den 1950er-Jahren änderte sich dies massiv. Besonders anglophone und romanische Vornamen wie Jennifer, Mike oder aber Natalie und Marco gewannen an Bedeutung. Obwohl in beiden Teilen Deutschlands verschiedene Namen die größte Beliebtheit hatten (Peggy, Mandy und Cindy sind oft zitierte Beispiele für die DDR), war die Tendenz in beiden Staaten gleich. Ende des 20. Jahrhunderts besaßen knapp zwei Drittel der Vornamen weder einen christlichen noch einen deutschen Hintergrund.
Vor allem folgende Faktoren sind für diese Änderungen verantwortlich:
* Das Aufgeben familieninterner Traditionen (z. B.: Benennung des ältesten Sohnes nach dem Vater oder Großvater, Erbnamen; Benennung nach den Taufpaten).
* Das Streben nach Individualität: Die Einzigartigkeit der Kinder soll sich auch in einzigartigen Namen widerspiegeln.
* Das Vermeiden von Namen, die für die Eltern- und Großelterngeneration typisch sind.
* Der Bedeutungsverlust des christlichen Glaubens in der Gesellschaft (somit auch unbewusste Verwendung von Namen mit christlichen Hintergrund).
* Der nach Shoa und Zweitem Weltkrieg als problematisch empfundene Rückgriff auf nationale deutsche Traditionen. Seit Mitte der 1980er Jahre kamen jüdische Namen in Mode (zunächst Daniel und Sara/Sarah, später u. a. Hannah, Lea oder Jan).
* Das hohe Prestige der westeuropäischen und nordamerikanischen Länder in beiden Teilen Deutschlands.
* Erhöhter Konsum der Massenmedien, in denen Produktionen aus den USA, Großbritannien und Frankreich dominieren.
* Verstärkte Internationalisierung der Kultur.
* Verstärkte Berücksichtigung phonetischer Kriterien (möglichst vokalreiche Namen für beide Geschlechter, Mädchennamen auf -a, Zurückhaltung gegenüber den Phonemen /p/, /t/ und /k/).